Welche erhabene Naturscenen bietet Irlands nördliche Küste dar! und was sind sie in der Beschreibung? höchstens ein kraftloser Gedankenabsud. Doch wie dem sei, so gut ich's eben vermag, will ich Dir, lieber Vater! vor Allem erzählen von
Dunkerrys-Höhle.29
Westlich vom Hafen Coon Cave and Dyke birgt ein finsterer, steiler Felsen eine eben so tiefe als hohe Höhle, die nur zu Wasser zugänglich ist. Der Eingang bildet die Form eines spitzigen Bogens und ist von merkwürdiger Regelmäßigkeit. Unergründlich ist die innere Tiefe der Dunkerrys-Höhle, und die Eigenthümlichkeit ihres Baues verwehrt und macht gefährlich das Anlanden eines Kahns. Doch tritt auch hier die Natur versöhnend ein, denn längs des starren Felsens erhebt sich über der Wasserfläche ein grüner Kranz von Seepflanzen. Das Aufwogen des Meeres an dieser Küste ist aber besonders betäubend, da jede Welle der andern donnernd in die Höhle folgt. Oft in den Winternächten ist das Getöse so heftig, daß die Hüttenbewohner, wenn auch eine Weile davon entfernt, im Schlafe aufgeschreckt werden. Der Eingang ist sechs und zwanzig Fuß breit, und eingeschlossen zwischen zwei natürlichen Mauern von dunklem Basalt, flößt er Schauer und Bewunderung ein. Nachdem man
Giant's Causeway
Dort erhebt es sich wie weite Brückenpfeiler, schwarz und feierlich, und möchte man doch gerne dem Volk nachglauben, das von diesem Naturwunder erzählt: es hätten einst Riesen diese kolossale Chaussee nach Schottland hinüber zu bauen angefangen, und nur durch Irlands Helden, die sie vertrieben, wären sie, das große Werk fortzusetzen, verhindert worden. Zwischen Port-na-Baw und Port-na-gange erblickt man einige nackte, vorragende Felsen, Stookings genannt. Etwas westlich, nächst der Küste, erhebt sich noch der isolirte Felsen: Sea Gall Isle, und dort in der Mitte zwischen Port-na-gange und Port-Nosser ragt der Riesenweg hinaus in das Meer. Er besteht aus drei Pfeilern von Steindämmen, 400 Fuß hoch, die auf dem Grund einer aufgeschichteten Klippe hervorragen, und aus vieleckigen Säulen von dunkelfarbigem Basalt, die so fest vereinigt sind, daß nicht mehr als eine Messerklinge eingeschoben werden kann; an Genauigkeit übertreffen sie die kunstreichste Bildnerei. Jeder Pfeiler ist an sich selbst ein besonderes Meisterstück, und, trennbar von den angränzenden Säulen, besteht er wieder für sich aus unterschiedenen Theilen, wovon die Absätze so vollkommen sind, als kaum die höchste menschliche Anstrengung sie hätte zu bilden vermocht. Ich muß unwillkürlich in diesen Felsen die Größe des ewigen Baumeisters anstaunen. Dort, an der westlichen Seite, sprudelt zwischen den erhabenen Säulen
Das Land an der Küste hin ist kalkreich und ärmlich genug. Das Volk, zum Theil sehr schön, lebt kümmerlich. In den jähen Klippen, die über den Riesensteg herein hängen, findet man auch eine merkwürdige Substanz, für welche bis jetzt, nach einigen Naturforschern, noch keine technische Bezeichnung konnte ausgemittelt werden; sie gleicht ausgeglühten Kohlen, und ist schwammartig und leicht.
Laugh-Morne!
Lache Morgen!
Auf der Straße nach Larne, erblicke ich erst eine öde Strecke, dann aber zur Rechten den erhabenen See von Laugh-Morne! Es nimmt diese Wasserfläche den
Den Namen Laugh-Morne erklärt das Volk mit einer Legende. Hier, vor Zeiten, lag, wie man sagt, eine große Stadt, wohin eines Abends ein alter Bettler, um Aufnahme bittend, gekommen war. Nachdem man ihn unbarmherzig abgewiesen, rief er ernst und feierlich aus: Laugh-Morne! lache Du Morgen! Er selbst eilte sogleich auf einen der hervorragenden Felsen. Nun sinkt der Boden mehr und mehr, aus den Häusern entschlüpfen Aale in Menge, und bald ist die Stadt hinab in den Abgrund, und drüber hin rauschen die Gewässer, wie noch heute zu sehen ist. Von nun an, sagt die Legende, hieß der See Laugh-Morne, lache Morgen!