Das Celtische, sagt Vallancey, war die Sprache fast aller Alt-Asiatischen Völker! Da nun die Celten, unter mancherley Benennungen
Vallancey hat für die Irische Sprache jene Zuneigung, die uns allen für das eigen ist, worauf wir einen besondern Fleis gewandt haben. Ihm ist die Irische Sprache für den Gelehrten, für den Geschichtschreiber, für den Antiquar von äusserster Wichtigkeit. Er beruft sich auf die Zeugnisse eines Baron von Leibnitz130, Boulets und Lhwyd, die alle das Studium der Irischen Sprache empfehlen, als den reinsten Dialekt der Celtischen, und als den besten Weg, in dieser zu einiger Kenntnis zu kommen.131 Lhwyd (auch Lloyd, Lhuyd, Lhoyd) ein gelehrter Antiquar des sechzehnten Jahrhunderts132, aus Wallis
Vallancey läßt in der Irischen Sprache nicht mehr als zwey Dialekte zu, den bearla Pheni, und den Gnath. Der Phenische (Phönizische) Dialekt war, gleich der Sprache der Mandarinen bey den Chinesern, blos den Gelehrten bekannt, und alle Bücher der Rechtsgelehrsamkeit wurden in diesem Dialekte geschrieben. Der Gnath ist der gemeine Dialekt. Der Phenische Dialekt ist in den Irischen Schriften in seiner ganzen Reinigkeit erhalten; Vallancey nennt ihn die Irisch-Celtische Sprache, und von dieser liefert er eine Grammatick, nicht von der Sprache, die das Landvolk heutzutage redet. Er hält sie für den Schlüssel zur Geschichte aller Europäischen Völker, die man gleich großen Flüssen, nie vollkommen kennen lernt, wenn man ihnen nicht bis an ihre Quelle nachspürt. Sie ist frey von allem, was eine barbarische Sprache ankündigt; sie ist reich, melodisch und bestimmt. Sie hat so viel Ähnlichkeit mit der Punischen, daß man gewissermaßen sagen kann, daß sie
Die Vergleichung, die er zwischen einigen Worten aus den zwölf Tafeln und den Irischen anstellt, ist auffallend. Im Dionyß von Halicarnaß (Sylburgs Ausgabe)133 findet sich folgendes Verzeichnis von Worten aus den zwölf Tafeln, zu denen Vallancey das Irische setzt:
Priscisch der 12 Tafeln | Lateinisch | Irisch |
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ecfert | est efferendum | acbfeart, tragen, bringen |
endeacito | indicito | andachta, ausrufen, im Rath beschließen, proclamiren. |
encommitiato | ito in commitium | an coimhimhthi, versammeln (aktivisch). |
ollus | unerklärt | oll, ein Leichnam, (cadaver). |
Wenn man die Irische Sprache nach der Verwandschaft beurtheilen wollte, die sie mit fast
Es ist schon längst von vielen Reisebeschreibern angemerkt worden, daß es in Nordamerika einen Dialekt gibt, mit dem man sich fast überall verständlich machen kann. Endlich erschien des Baron la Hontan Reise nach Nordamerika (1703),134 worinnen der Verfasser versichert, daß die Algonkin-Sprache die Hauptsprache sey, und daß sie von allen Indischen {indianischen} Völkern, zwey ausgenommen, verstanden werde. Die Algonkins geben sich für den ältesten und edelsten Stamm des festen Landes von Nordamerika aus. Die Irischen Worte algan bedeuten einen edeln Stamm; und die Worte all gain cine bedeuten die berühmte Nation. Diese letzten Worte vergleicht Vallancey mit drey Phönizischen, die das nämliche bedeuten al gand gins.
Algonkin | Deutsch | Irisch |
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kak eli | Alles | cach uile |
na biush malatet | es ist des Handelns nicht werth | na bi fiu se malarta |
ta koucim | komm hierher | tar chuigim |
okima | ein mächtiger Kämpfer | oigh-macht od. oigh-magh |
inis | eine Insel | inis |
bogo | sanft, gelinde | bog |
ga | eine Lüge | gai |
isca | Wasser | uisce, welches iske ausgesprochen wird. |
Nun kann man zwar sagen: es sey nicht schwer, zwischen allen Sprachen der Welt Ähnlichkeit auszufinden, wenn man etliche einzelne Worte mit einander vergleicht! Der Einwurf ist richtig. Wenn man aber von einer Sprache nur wenig Worte kennt und Hontans Wörterbuch ist nicht sehr zahlreich und unter diesen wenig Worten sich nicht nur eine große Ähnlichkeit der Figur findet, sondern auch, daß diese
Vallancey untersucht die Sprache verschiedener Völker in Siberien, und zeigt, durch eine weitläufige Vergleichung mit dem Irischen, nicht nur, daß sie alle Celtischen Ursprungs waren, sondern daß diese Sprache sich auch bis auf unsere Zeiten auf der Nördlichen Küste von Asien erhalten hat, vom Flusse Oby an bis nach Kamtschatka. Hierzu kommt noch die Stelle des Plinius VI, 13,135 welche Vallancey so versteht: daß das Vorgebirge Oby, welches an der Mündung
Aus den auf Befehl der Englischen Admiralität vor kurzem erschienenen Reisen der Hauptleute Cook, Clerke und Gore sieht man, daß es gar nicht schwer ist, selbst in Booten aus Asien nach Amerika überzusetzen. In dem Meere, welches Kamtschatka von Amerika trennt, sahe man an verschiedenen Orten das feste Land der beiden Welttheile. Omiah, der Otaheite {Tahitianer} fand Partheien seiner Landsleute auf Inseln, die viel weiter von Otaheite sind, als die Nord-Östliche Küste Asiens von Amerika.
Auf diese Art nimmt Vallancey verschiedene Reisebeschreibungen vor, deren Verfasser ein kleines Wörterbuch der Landessprache gegeben haben. Aus Dr. Shaw's Reisen durch Afrika136 zieht er eine Menge Showiah Worte aus (so heißt die Sprache der Kabyles) und vergleicht sie mit eben so vielen Irischen. Auch führt er das Zeugnis des Achmet Ben Ali an, eines Gelehrten
Das Vater Unser und den Christlichen Glauben vergleicht er in alten Ersischen, oder Celtischen Dialekten, als alt und neu Wallisisch, Cantabricisch, Cornisch, Armorisch, eigentlich sogenanntem Ersisch (Schottisch), Isländisch, Norwegisch, Mansisch (Insel Man) und Irisch.
Unter allen Sprachen, die mit der Irischen gleichen Ursprungs zu seyn scheinen, hat keine so viel Ähnlichkeit mit ihr, als die Waldensische. Ich meyne hier nicht die Lyoner Waldenser, die von Petrus Waldus ihren Namen haben, sondern die in den Piemontesischen Alpen, die lange vorher, ehe Petrus Waldus existierte, Waldenser hießen. Man hat ganze dicke Bücher über dieses
In einem Werke, worinnen das Vater Unser in mehr als hundert Sprachen steht,138 befindet sich auch das Waldensische; allein es ist dem Irischen so ausserordentlich ähnlich, daß ich fast glaube, es sey ein Irrthum damit vorgegangen,
Waldensisch | Irisch |
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Our narme ata air neambh | Air narm ata air neamh |
Beanich a tanim, | Beanichear t'anim, |
Gu diga do riogda, | Go Higea do rioghacda, |
Gu denta du hoill, air talmhin | Go deantar do thoil, air talmhan, |
Mar ta ar neambh | Mar ta ar neamh |
Tabhair dhim anmiigh ar nasan limbhail | Tabhair dhùin aniugh ar naran laethhamhail. |
Agus mai dhùine ar fiach amhail mear marmhid ar fiacha. | Agus maith dhùine ar fiach, amhail mar maithmidhne or fiacha. |
Na leig sin ambharibh | Na leig sin ambhuaribh, |
Ach soarfa shin o ole, | Acht soarfa sinn on ole, |
Or sletsa rioghta, comhta, agus, gloir gn sibhiri. | Oir is leatsa rioghacta, cumhacta agus gloir go'n siarraidhe. |
Die ältesten Völker Italiens waren Celtischen Ursprungs, als die Sabiner, Etrurier,
Ich würde viel zu weitläufig werden, wenn ich Ihnen von allen diesen Vergleichungen auch nur einige wenige Beispiele geben wollte. Aber etwas kann ich nicht übergehen, weil die Mittheilung desselben auch Ihnen interessant seyn wird.
Da Vallancey beweißt, oder zu beweisen sucht, daß die Pelasger sowohl als die Italier, Celtischen Ursprungs sind, so müssen natürlich beide Sprachen eine Menge Worte haben, denen man noch jezt den Celtischen Ursprung ansehen kann, und die folglich den gleichbedeutenden Irischen Worten ähnlich seyn müssen. Er stellt diese Vergleichung mit nicht weniger als hundert und funfzig Griechischen und hundert Lateinischen an. Die Ähnlichkeit fiel mir nicht wenig auf; ich kam im Lesen auf den Einfall, die nämlichen Worte auch in andern Sprachen, die mir bekannt sind, zu versuchen, und ich fand, mit Erstaunen, daß viele in sieben Sprachen die nämlichen waren. Ich las' nun die Griechischen Worte noch einmal durch, und zog diejenigen aus, die ich in den mehresten andern Sprachen, die mir bekannt sind, fand. Ich that das nämliche hernach mit einigen Lateinischen Worten, und brachte beide in eine Tafel, die ich Ihnen hier beylege.
Griech. | Irisch | Lat. | Engl. | Deutsch | Franz. | Ital |
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(aer) | aer | aer | air | -- | air | aere |
(ankura) | ag-coir | anchora | anchor | anker | ancre | ancora |
(arguros) | airgid | argentum | -- | -- | argent | argento |
(aule) | ala | aula | hall | Halle | Salle | Sala |
(bárbaros) | borb | barbarus | barbarous | barbarisch | barbare | barbaro |
(bakiron?) | bacal | baculus | -- | -- | baton | baculo, bastone |
brachíon | brac | brachium (sic) | -- | -- | bras | braccio |
(bous) | bo | bos | beef (todt) | -- | boeuf | bove |
gála | gal | lac | -- | -- | lait | latte |
glía | gliu | gluten | glu | -- | glu | -- |
(génos) | geine | generatio | generation | -- | generation | generazione |
(édo) | idheadh | edo | eat | essen | -- | -- |
kúon | cu cuan | canis | -- | -- | chien | cane |
(cánnabis) | cnaib | cannabis | -- | -- | chanvre | canapa |
p.372 | ||||||
(keimas) | geim, geimra | hyems | -- | -- | hyver | -- |
(kardia) | croidhe | cor | -- | -- | coeur | cuore |
(gorgura) | carcar | carcar | -- | -- | -- | -- |
(kakodaímon) | cacdemhan | (In | diesen | Sprachen | aufgenommen) | -- |
(kaballos) | caball | caballus | -- | -- | cheval | cavallo |
(koilon) | cel | caelum | -- | -- | Ciel | cielo |
(kámelos) | cam-all | camelus | camel | Kamel | chameau | canmello |
(kókkux) | cuach | cuculus | cuckow | Kuckuck | coucou | cuculo |
(drágon) | drac | draco | dragon | Drache | dragon | dragone |
(hora) | u-air | hora | hour | -- | heure | ora |
-- | caile | calx | chalk | Kalch | chauz | calce, calcina |
-- | canail | canalis | channel, canal | Kanal | canal | canale |
-- | caise | caseus | cheese | Käse | -- | -- |
-- | culiona | culina | kitchen | Küche | cuisine | cucina |
-- | cuinin | caniculus | -- | Kaninchen | -- | coniglio |
-- | die (Licht) | dies | day | Tag | -- | -- |
Wenn Sie diese Tafel untersuchen, so werden Sie bemerken, daß wenn das Englische Wort fehlt, mehrentheils auch das Deutsche fehlt, und daß, in diesem Falle, das Wort in beiden Sprachen das nämliche ist, wie z. E. Winter und Winter, Heart und Herz etc. etc. Ich könnte diese Tafel noch gar sehr vergrößern, allein ich habe mit Fleiß nur diejenigen Worte genommen, deren Ähnlichkeit sogleich in die Augen fällt. Hätte ich Wörterbücher von Sprachen, die ich nicht verstehe, und also nicht vergleichen kann, ich bin gewiß, daß ich die mehresten Worte, die sich in dieser Tafel befinden, auch in einer großen Menge anderer Sprachen finden würde.
So viel ist klar, daß alle mögliche Sprachen von einer einzigen abstammen müssen. Diese einzige Sprache will ich die primitive nennen, d.h. diejenige, welche die ersten Menschen redeten, und mich unbekümmert lassen, ob sie wirklich die primitive war, oder ob sie durch die Zeit ansehnliche Veränderungen erlitten hatte. Von meiner primitiven Sprache also stammen alle andere ab, folglich müssen sie alle der primitiven verwandt seyn, d. h. viele Wurzeln aus derselben haben. Alle Sprachen haben sich durch die Revolutionen der Völker, durch ihre Wanderungen, Verfeinerungen etc. etc. mehr oder weniger