Selten hab ich eine Unterredung mit Engländern über Irland, daß ich nicht mit Erstaunen bemerke, wie gar wenig sie dieses Land kennen. Und in der That wie sollten sie es kennen? Sie besuchen es nicht, und haben keine guten Beschreibungen davon! Unter hundert Engländern, die das feste Land bereisen, gibt es nicht fünf, die Irland besuchen. Manche thun es wohl Geschäfte wegen, oder um einige Verwandte zu besuchen; allein, das Land mit der Neugierde eines Reisenden zu durchwandern daran denkt man nicht. Und wenn denn ja einmal einer mit diesem Zwecke kommt, so bringt er seine Meinungen über Irland, die er schon vorher gefaßt hat, mit sich, gleichsam wie ein System, und scheint, auf seiner ganzen Reise, sich mehr zu bemühen, Beweise für sein System zu finden, als zu forschen, und aus dem Resultate seiner Untersuchungen ein System zu bilden. Ich habe Ihnen schon öfters den Twiß genannt, der nicht nur das Ganze in ein falsches, widriges Licht setzt, und auf eine Menge Dinge gehäßige Seitenblicke wirft, sondern auch gewisse besondere Artikel so behandelt, daß das Einzige, was sich
Swift machte den Anfang, dieses Land zu mishandeln, und andere beteten ihm nach. Ein großer Theil von Swifts Leben war ein beständiger Kampf zwischen Ehrgeiz und fehlgeschlagenen Hoffnungen. Sein Mährchen von der Tonne beraubte ihn eines Bisthums, und die Dekanstelle zu St. Patrik war alles, das einem Manne zu Theil wurde, der kurz vorher die Rolle eines mächtigen Staatsmannes in England gespielt hatte. Seine Laune war nun versauert, und alles erregte seine Galle. Er war unzufrieden über Alle, die am Ruder von Irland saßen, und mishandelte das Land, in dem sich alle seine Aussichten nach Größe, endigten. Er wurde endlich popular, und erwarb sich, auf Kosten der Regierung, unter dem Volke ein Ansehen, das er in der ersten Instanz nicht erlangen konnte.
Pope kannte den Dekan, sahe seine Laune, und schmeichelte ihm, auf eine Art, die, wie er wohl wußte, ihm willkommen war. Er machte dem Manne ein Compliment auf Kosten des Landes, in dem er lebte, und nannte Irland Swifts Böotien.
Eine Menge anderer Schriftsteller sind seitdem Swiften und Pope gefolgt. Smart, ein
Ich finde viele Wahrheit in der Bemerkung eines Iren, der besonders darinnen an Twiß's Reise denkt. So bald gewisse Engländer, sagt er, einen Fuß auf Irischen Boden setzen, so nehmen sie ein Ansehen von Wichtigkeit an, das mit ihrer Lage und ihren Verhältnissen zu Hause oft sehr lächerlich absticht. Mit niedrigen Volks- und Nationalvorurtheilen angefüllt, betrachten sie alles durch eine falsche Brille, erschaffen Mängel und Fehler wo sie keine finden, und bewundern dann ihren Scharfsinn. Voll von dem Gedanken der wirklichen und wahren Größe ihres Landes, dünken sich manche eben so sehr über jedes Irische Individuum erhaben, als England über Irland erhaben ist. Ein Mann von diesem Schlage bringt ein ganzes Volk in seine eigene Person, und gibt denn so das Ding von sich.
Es ist nicht zu läugnen, daß das Irische Meer manchen zurück hält, der vielleicht eine Reise in diese Insel machen würde. Die Überfahrt ist verschrien, und in der That hat sie ihre Beschwerden. Indessen gehen die Iren ohne Unterlaß über dieses Meer, und unter den Damen gibt es hunderte, die zu wiederhohlten malen das Englische Bath besuchen.
Die Herren von der Armee kommen am häufigsten nach Irland, weil man die Garnisonen wechselt. Allein der Officier geht, wenn er in guten Häusern Eingang hat, gewöhnlich seinen Vergnügungen nach, oder lebt, wenn er diesen nicht hat, in den Casernen mit seinen Mit-Officieren. Und in beiden Lagen machen sie nur wenig Bemerkungen über das Land und die Nation. Indessen ist es doch unter den Engländern von diesem Stande, daß man die richtigsten Urtheile über Irland hören kann.
Die Großen in England wissen gar wohl, daß die Großen in Irland ohngefähr eben so leben, wie sie. Indessen sind doch auch diese nicht von Vorurtheilen frey, und manche meynen, dies oder jenes könne in Irland doch nicht so seyn, wie es bey Ihnen ist. Ich sahe einmal einen Englischen Lord, der einen Irischen besuchte. Der Engländer war schon vorher in Irland
Ich höre in England sehr oft, wie man sich auf Kosten der Iren lustig macht. Da wissen sie so viel von der Irischen Aussprache, von Irischer Art und von dem was man bulls und blunders nennt, zu erzählen, daß ich manchmal kaum glaubte, es sey von einem Lande die Rede, in dem ich auch einmal gewesen bin. Ein blunder ist eine Übereilung, eine Verwirrung, eine Etourderie,36 durch die sich einer lächerlich macht, indem er ohne Überlegung spricht oder handelt, Dinge zusammen setzt, die nicht zusammen gehören, Zeiten, Personen etc. etc. mit einander verwechselt. Ein bull ist jedes Gesagte, in dem ein Satz den andern widerlegt, oder unmöglich macht. Z. E. ein Mann verlangte, daß
Alle National-Bemerkungen dieser Art sind unbedeutend und kleinlich, und ich würde hier von bulls und blunders nicht reden, wenn ich nicht gefunden hätte, daß solche Bemerkungen bisweilen auch in Schriften und unter Leuten von Erziehung gemacht werden.
Was die Sprache betrifft, so ist das Irische Englisch von dem, welches in England gesprochen wird, in einigen Betrachtungen verschieden, doch findet sich diese Verschiedenheit mehr unter den mittlern und niedern Ständen, als unter den höhern. So verwechselt z. E. der Ire sehr häufig die Worte will und shall, would und should. In einer Menge Worte spricht der Ire das ea wie deutsches e aus, wo der Engländer es wie ein i ausspricht. In der Aussprache