Gestern war ich zu Bessborough, einem der feinsten Landsitze im südlichen Irlande. Er liegt an der südlichen Seite des Sure, ein Paar Meilen unter Carrick, und gehört dem Grafen von Bessborough, der, nebst seinem Sohne, seit vielen Jahren in England lebt, und nicht einmal zum Besuch in sein Vaterland kommt. Die Güter haben etliche Meilen im Durchschnitte und liegen in einer lieblichen Gegend, die zwar ganz flach, aber von allen Seiten mit Bergen umgeben ist. Das Haus hat deswegen von allen Seiten herrliche Aussichten. Das Gut ist etwas im alten Stile angelegt, hat aber eine Menge Schönheiten und ein herrliches Grün. Nirgends hab ich so große Wiesen gesehen, die durch Einfassungen von hohen Bäumen in verschiedene Partien getrennt sind. Das Haus ist ein edles Gebäude, obschon die Zimmer nicht so groß sind, als man sie jezt baut, und im alten Stile meublirt.
Ich hatte hier öfters von den Gemählden gehört, die hier sind, und ich fand in der That einige sehr schöne, historische Stücke, unter andern eine vortrefliche Anbetung der Hirten, von Jordans; allein ein großer Theil dieser Gemählde sind Copien.
Hier ist unter andern der Kopf und das Geweihe eines mouse oder moose deer, und dies gibt mir Gelegenheit von diesem Thiere zu reden. Ich besinne mich, vor vielen Jahren gelesen zu haben, daß man dieses Thier in die Classe der fabelhaften setzte. Dies ist nun falsch, denn daß es existirt hat, ist ganz ausser Zweifel. Ich selbst habe Beweise genug davon. Das aber ist freilich auffallend, daß man in keinem andern Lande von diesem Thiere etwas wissen will, und daß selbst in Irland seit Jahrhunderten keine Spur von seiner Existenz ist. Daß es auf der Insel war, weiß man nicht nur aus alten Schriftstellern, sondern besser aus den Gerippen, Köpfen und Geweihen, die man in großer Menge in den Sümpfen gefunden hat und noch bisweilen findet. Vor einigen Jahren fand man auf dem Sitze des Lord Grandison, fünf und zwanzig Meilen von hier, beinahe das ganze Gerippe eines solchen Thieres, und noch heute sagte mir ein glaubwürdiger Mann, daß er ein Geweihe mit dem Kopf besitze, der um ein Gutes größer als der Kopf eines Ochsen sey. Der Kopf, den ich zu Bessborough sahe, ist ohngefähr von der Größe eines mittelmäßigen Pferdes, und die äussersten Enden des Geweihes sind acht bis neun Fuß von einander, ja man hat Geweihe, an denen diese Breite über zehn Fuß beträgt. Die Enden des Geweihes sind nicht, wie die des
Das erste, was einem hierbey auffällt, ist die Stärke, die dieses Thier gehabt haben muß, wenigstens im Genicke, um eine solche Last zu tragen: das zweyte, wie dieses Thier in den Wäldern hat leben können, mit diesem so breiten Geweihe. Das Allersonderbarste aber bey der ganzen Sache ist, daß dieses Thier seit Jahrhunderten von der Erde verschwunden ist, denn das Amerikanische Thier dieses Namens ist nicht nur gar viel kleiner, sondern es scheint auch in andern Betrachtungen ein ganz anderes Thier zu seyn. Die Natur scheint also hierinnen einen ganz andern Weg gegangen zu seyn, als sie gewöhnlich thut, denn wir finden sonst durchaus, daß sie das, was sie einmal hervorgebracht hat, erhält und fortpflanzt.
Von diesem Irischen Thiere komme ich auf ein Irisches Instrument, und das ist der Dudelsack (bagpipe). Dieses musikalische Instrument ist dieser Nation besonders eigen; hier ist es eigentlich zu Hause und präsidirte sonst bey allen
Vor'm Jahre schrieb ich Ihnen viel von der Anzahl der Einwohner in Irland, und von dem Verhältniß der Protestanten gegen die Katholiken. Ich hatte damals Berechnungen vor mir, die mit vieler Sorgfalt gemacht worden, und gleichwohl sehe ich jezt, daß kein Mensch etwas gewisses darüber weiß. Da die Misvergnügten seither alles angewandt haben, die Katholiken in ihr Interesse zu ziehen, so hat man sich ganz natürlich sehr genau nach der Anzahl der Letztern erkundigt. Allein die Meinungen darüber sind so verschieden, daß ich auch bey dieser Gelegenheit, die alte Bemerkung bestätigt finde daß alles menschliche Wissen so gar ungewiß ist. Je mehr ich forsche und nachfrage, je mehr höre ich auch verschiedene Meinungen, und so gerathe ich je mehr in Dunkel und Ungewißheit. Darinnen sind alle einig, daß die Katholiken im Königreiche die größere Anzahl ausmachen: und das ist die einzige Gewißheit, die ich herausbringen kann. Manche sagen, die Katholiken seyen 3. zu 1. ja manche sagen jezt gar
Eben so verschieden sind die Meinungen über die Zahl der Einwohner überhaupt. Ich habe eine Menge darüber gehört; allein alles, was ich mit Gewißheit heraus bringen kann, ist, daß diese Zahl über zwey Millionen und nicht ganz drey Millionen ist. Allein über die Zwischenzahl ist man sehr uneinig.
Eben so geht mirs auch mit den andern Dingen; je mehr ich forsche, je mehr höre ich auch verschiedene Meinungen, und die dritte und vierte widerspricht oft schnurstracks der ersten. So besinne ich mich z. B., daß ich vor einem Jahre sehr viel über die Butlerische Familie fragte, und die Geschichte des Herzogs von Ormond las. Diese Familie ist so merkwürdig, und ihre Geschichte so sonderbar, daß ich mit verschiedenen Männern darüber sprach. Ich hörte damals durchaus, daß man die gegenwärtigen, jährlichen Einkünfte des jetzigen Hauptes der Familie auf 12,000 Pf. setzte. Gegenwärtig höre ich,
Ein anderes auffallenderes Beispiel dieser Art: Ich habe viel über die Massacre nachgeforscht, die die Katholiken im Norden von Irland gegen die Protestanten verübt haben sollen. Die Schriftsteller sind sehr verschieden in der Angabe der Zahl der ermordeten Protestanten, und ich darf sagen, daß ich fast alle Decimalen zwischen 20,000 bis 80,000 gefunden habe. Eine solche auffallende Verschiedenheit zeigt, daß die ganze Sache in Dunkelheit gehüllt ist, und daß die Protestanten das Ding übertrieben haben. Ich forsche weiter und finde, daß die Katholiken die ganze Sache leugnen. Und endlich sagt mir Lord T**, daß er ein authentisches Manuscript aus der Zeit gesehen habe, und daß er von der ganzen Sache weiter nichts glaube, als daß die Katholiken und Protestanten auf alle Art einander anfielen, daß beyde Partheyen einander schadeten, und tödteten so viel als sie konnten, und daß vermuthlich mehr Protestanten als Katholiken dabey umgekommen. So viel ist gewiß, daß man eine ansehnliche Lücke in der Bevölkerung dieses Theils von Irland fand, und daß England eine protestantische Colonie herüber schickte, unter deren Nachkommen gegenwärtig die große Anzahl von