Herzlichen Dank, lieber Freund, daß Sie mich so bald nach meiner Landung in Irland mit einem Briefe bewillkommnen, denn schon hab' ich Ihren Brief vom 27. May erhalten. Dieser ist also nicht länger als sechszehn oder siebzehn Tage gelaufen, und ich bemerke mit Freuden, daß, wenn Wege und Wind gut sind, wir gar nicht so entsetzlich weit von einander leben.
Das Meer fängt allmählig an, mir günstiger zu werden. Wir landeten den 8ten früh um drey Uhr nach einer ziemlich sanften Überfahrt (ein seltenes Ding zwischen England und Irland) von vierzehn Stunden. Ich war diesmal nicht vier Stunden lang krank und auch in diesen litte ich nur sehr wenig. Dafür muß ich freilich jezt ein wenig bezahlen. Wer auf dem Meere krank ist, ohne sich zu übergeben, soll, nach der Landung, ein Brechmittel brauchen, um die Galle fort zu schaffen, die allemal erregt wird. Dies hielt ich für unnöthig, und so fühlte ich Hitze, Kopfschmerzen, Ermüdung und Entzündung in der Brust.
Wenn man auf dem Meere nicht zu viel von der Krankheit leidet und die Bewegungen des Schiffes nicht zu rauh sind, so ist so eine Überfahrt so unangenehm eben nicht! So wie wir
Manche Leute wissen viel zu erzählen von dem Anblicke der beiden Küsten, den man ohngefähr auf der Mitte der Überfahrt haben soll. Sie sagen, man sehe gar deutlich gegen Osten das Vorgebirge von Holyhead, und gegen Westen
Bey der Einfahrt in die Dubliner Bay gibt es niedrige Orte, und da wir gegen eilf Uhr mit der Ebbe dahin kamen, mußten wir wieder zwey Meilen zurück steuern, weil der Wind zu stark war, um Anker zu werfen. Ohne diesen Umstand, und ohne die allemal langweilige Fahrt durch den letztern Theil der Bay hätten wir unsere Überfahrt in zehn oder eilf Stunden machen können.
Vorgestern war ich in einem der hiesigen Schauspiel-Häuser, in Smoak Alley {Smoke Alley}, und sahe Farghair's unanständiges und unmoralisches Lustspiel the beau Stratagem29. Das Haus ist nicht so groß wie das Leipziger, und hat, ausser dem Parterre, nur zwey Ränge Logen über einander, und die Gallerie. Gleichwohl sind gewöhnlich in diesem Hause die besten Schauspieler, und wie man sagt, ist es oft nicht voll. Von aussen hat es ein sehr schlechtes Ansehen; das
Erst künftigen Sonntag verlassen wir die Stadt. Mrs Siddons,30 dieses theatralische Wunder, die in ihrer Art viel größer seyn soll als Carrik war31, ist vor acht Tagen hier angekommen, und sollte zu Anfange dieser Woche auftreten. Allein dies ist von einem Tage zum anderen verschoben worden, und nun spielt sie erst auf den Sonnabend. Und dies ist die Ursache unsres langen Aufenthalts zu Dublin. Sie spielt auf dem kleinern Theater, und hat tausend Guineen für zwey und zwanzig Abende. Dieses kleinere Theater steht unter dem Vicekönig, das größere unter dem Mayor. Überdies ist auch ein Opernhaus hier, aber für Englische Oper. Glauben Sie wohl, daß ich nicht ein einziges mal dort gewesen bin? So gleichgültig bin ich gegen Dinge geworden, in denen ich sonst das höchste Interesse fand!
Dem Anscheine nach ist jezt hier alles ruhig, obschon in allen öffentlichen Blättern Feuer lodert.