Da ich in meinen Nachrichten über Irland eine gewisse Ordnung weder beobachten kann, noch will, so schreibe ich Ihnen jedesmal wie mir gerade die Gegenstände einfallen. heute will ich Sie mit der letzten Revolution in Irland unterhalten. Diese Revolution, welche die Protestantische Thronfolge in den drey Reichen sicherte,
Sie wissen, daß das Kriegstheater, nach der Landung des Prinzen von Oranien, nicht lange mehr in England blieb. Jakob II. der sehr wenig persönlichen Muth hatte, wovon sein Schwiegersohn gar sehr viel besaß, floh bald nach Irland, wo er wußte, daß die Katholiken, die bey weitem den größten Theil der Nation ausmachten, und die sich seit Cromwells Zeiten, ja schon seit der Elisabeth her, nie gar wohl befunden hatten, eifrig seine Parthey unterstützen würden. Wilhelm III. folgte ihm, und schlug ihn in der bekannten Schlacht am Boyne. Jakob verlohr allen Muth, erhielt sich, mit genauer Not {mit knapper Not}, noch einige Zeit zu Waterford, schiffte sich dann nach Frankreich ein, um nie seine Reiche wieder zu sehen. Man spricht noch heutzutage schimpflich von seiner Furchtsamkeit, mit der er eine so starke Parthey, die ihn unterstützte, aufgab. Wilhelm ward nun bald Herr von Irland, und eilte, so viel er konnte, zu einer neuen und festen Gesetzgebung. Das Haus der Lords war sehr zu seinem Dienste; das Haus der Gemeinen folgte, und Wilhelm war nun Herr im irischen Parlemente. Er zog einen ungeheuren Theil der Güter
Die Statute, die damals festgesetzt wurden, werden Ihnen im Ganzen bekannt seyn; aber das wissen Sie vielleicht nicht, daß Gesetze darunter waren, in denen die Papisten auf eine himmelschreiende Art behandelt wurden. Es wurden ihnen bürgerliche Freiheiten genommen, die man keinem Fremden versagt; sie wurden in unzählichen Fällen eingeschränkt, und wie eine andere Gattung von Menschen behandelt. Kein katholischer Peer darf im Hause der Lords erscheinen; kein Katholik darf für das Unterhaus gewählt werden; keiner kann irgend ein öffentliches
Ich bin hierinnen etwas weitläufig gewesen, weil dieses Sie zu einem Aufschluß über die Nation überhaupt, und dann über die letzten Transaktionen vor zwey und drey Jahren, führen wird.
Der Königin Anna war so wenig daran gelegen, als dem Hause Hannover, den katholischen Iren abzuhelfen, weil man sie natürlich als ewige Feinde der Protestantischen Thronfolge
Diesen Umständen ist es zuzuschreiben, warum in manchen Büchern den Iren überhaupt Unwissenheit, Wildheit und Mangel an Aufklärung vorgeworfen wird. Dieser Vorwurf trifft hauptsächlich die Provinz Connaught, wo die Papisten am wenigsten mit den Protestanten gemischt sind, und wo es in der That hin und wieder sehr finster und traurig aussehen soll. Diese Provinz ist am weitesten gegen Abend entlegen, hat, wegen Mangel der Industrie und Handlung mit den übrigen am wenigsten Verbindung, und kann, besonders wenn ich den südlichen Theil davon wegnehme, kaum eine Stadt aufweisen, die genannt zu werden verdient.
Auf diese Art entstunden in Irland so zu sagen zwey Nationen, deren die eine immer ansehnlicher ward, sich immer mehr und mehr aufklärte, mit dem übrigen Europa und besonders mit England in Verbindung stand, indessen die andere immer abnahm. Und obschon die Katholiken noch jezt den zahlreichern Theil der Nation ausmachen, so sind sie doch bey weitem der schwächere. Hier haben Sie eine Berechnung, die im Jahre 1776 gemacht wurde, und die neuer ist, als die, die sich in Guthrie15 und andern Büchern findet.
{Provinz} | Protestanten | Katholiken |
---|---|---|
Connaught | 28,522 | 344,294 |
Leinster | 197,670 | 553,413 |
Munster | 77,915 | 495,164 |
Ulster | 377,978 | 278,607 |
{Gesamt} | 682,085 | 1,671,478 |
Noch immer gibt es, ungeachtet alles dessen, was ich gesagt habe, große, sehr ansehnliche und wackere Familien unter den Katholiken; allein sie stehen in keinem Verhältnisse gegen die Menge. Wenn ich nicht gewußt hätte, daß Katholiken in Irland sind, so würde ich zuverlässig die ganze Insel für Protestantisch gehalten haben. Glauben Sie wohl, daß unter der großen Menge Menschen, die ich in Irland kennen gelernt habe, ich mich nur zwoer Familien erinnere, die katholisch sind. Mönche gibts keine hier, denn wer sollte sie ernähren? Alles, was sie ehemals hatten, und sie hatten sehr viel, ist genommen worden.
Der Hof zu St. James muß natürlich diese Veränderung in der Lage Irlands schon längst bemerkt haben, und so sehr ihm ehemals daran lag, die katholische Parthey zu schwächen, so wenig kann es vortheilhaft für ihn sein, wenn die Protestantische zu stark wird. So lange beide