First edited by Christian Gottlieb Schenk
Electronic edition compiled, proof-read and annotated by Beatrix Färber
Funded by Beatrix Färber
1. First draft.
Extent of text: 95164 words
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Text ID Number: D780001-002
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CELT: Corpus of Electronic Texts
The present text covers 53 letters written by Küttner to Schenk in 1783, 1784 and 1785. Three kinds of footnotes are contained (a) authorial, marked resp="CGK" (b) editorial, by Schenk, marked resp="ed"; (c) editorial, by Beatrix Färber, marked resp="BF"; all within the TEI-XML encoding.
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Created: By Carl Gottlob Küttner (17551805) Date range: 8 June to 28 September 1783; 13 June to 30 August 1784; January to February 1785.
Beatrix Färber (ed.)
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Beatrix Färber (data capture)
Hier mache ich einen gewaltigen Sprung, mein lieber Freund, denn auf einmal finden Sie mich auf dem Wege nach Irland. Vergangenen Donnerstag, den 5ten dieses kam ich in Manchester an, und fand alles in ungeduldiger Erwartung meiner Ankunft. Der Graf von T** {Tyrone} war nie nach Manchester gekommen, wie ich es vermuthet hatte, sondern erwartete mich in Dublin. Ich fand alles schon zur Abreise fertig und eingepackt, man erwartete nur mich, um abzureisen. Ich brachte denn sogleich verschiedenes in Manchester in Ordnung, schrieb einige Briefe, machte einige Bekanntschaften, und den 7ten Nachmittags reißten wir zusammen
Auch hier, lieber Freund, bin ich endlich glücklich und gesund angekommen. Ich danke Gott mit einem wahrhaft gerührten Herzen, daß auch diese Wanderschaft zu Ende ist, ohne daß mir nur das Allergeringste begegnet wäre. Gewiß war diese Reise wegen der Eile, mit der ich sie machen mußte, wegen des vielen Nachtfahrens, und wegen der doppelten Seefahrt, die beschwerlichste, die ich je gemacht habe.2 Gleichwohl ist sie nun vorbey, ich bin nicht ein einziges mal eigentlich krank gewesen, und habe
Nun auf meine letzte Überfahrt! Sie war gerade so, wie ich sie vermuthete, äußerst langweilig, beschwerlich und leidenvoll; ich bin sieben und dreyßig Stunden auf dem Meere gewesen, und habe da im kleinen all die Mühseligkeiten erfahren, deren man auf Seereisen ausgesetzt sein muß. Ich habe oft und viel in Romanen und Reisebeschreibungen davon gelesen; überall aber mangeln gewisse Details, die freilich zum Theil sehr eckelhaft sind, ohne die man sich aber unmöglich einen rechten Begriff davon machen kann. Sie wissen, lieber Freund, daß wir alle gerne von unsern ausgestandenen Übeln reden; und da ich meine Fahrt noch in frischem Andenken habe, so will ich es versuchen, Ihnen eine umständliche Beschreibung davon zu machen.
Den 10ten früh um sechs Uhr gingen wir, nebst ohngefähr zwanzig anderen Passagiers, mit der Fluth unter Segel. Unser Packetboot war wohl noch einmal so groß, als das, in dem ich von Calais kam, folglich war das Verdeck überaus geräumig und bequem; allein das Innere war sehr von jenem unterschieden. In dem zu Calais war nur ein einziges, großes und niedliches Zimmer mit sechs Betten, und auch in diese legt sich selten
Da fast kein Wind war, wurden wir ganz sanft durch die Fluth aus dem Hafen getrieben, und kamen erst nach zwey Stunden aus dem Meerbusen von Holyhead heraus. Trockene, graue Felsen, deren unterer Theil durch das Anspülen des Meeres ganz schwarz ist, einige mäßige Berge, und der Anblick der kleinen Stadt, machen zusammen eine Aussicht, die ohne reich zu seyn, nicht eben unangenehm ist. Nach zwey Stunden bekamen wir Wind, der immer stärker
Jetzt wurde nun unsere Gesellschaft nach und nach kleiner; eins nach dem andern wurde krank und verließ das Verdeck. Der Wind wurde immer stärker; die Wellen flogen häufig auf das vordere Verdeck, wo die Matrosen sind, zerschlugen sich da, und ihre feuchten Theile wurden bis auf das hintere zu uns getrieben. Die Bewegung ist wohl die Hauptursache der Seekrankheit; darzu kommt freilich hernach noch der Gestank von Pech und Theer, das Ausdünsten des Seewassers, das heulende Schreyen der Matrosen, so oft sie ein Thau anziehen, oder ein Seegel wenden, das beständige Knattern des Schiffs, und in der Kajüte der Eckel, den das Erbrechen der andern nebst dem Geruche erregt.
Ich hatte mich bis gegen Mittag auf dem Verdeck erhalten; da es aber endlich anfing zu
Und so glaub ich haben Sie genug von der eckelhaften Scene. In der Natur ist sie; dafür bin ich Ihnen gut; in einem freundschaftlichen Briefe kann sie, der Seltenheit wegen, allenfalls auch einen Platz finden, aber weiter nicht; unsere teutschen Schauspieldichter des letzten Decenniums mögen auch sagen, was sie wollen.3
Ich legte mich nun auch zu Bette, und blieb drey und zwanzig Stunden in diesem engen Gefängniße liegen.
Gegen die Nacht legte sich der Wind, und mit der sanftern Bewegung des Schiffs nahm auch meine Krankheit ab. Schon dieses ist einem große Wohlthat, ob ich schon die ganze Nacht hindurch unausgesetzt leiden mußte. Die Hangmatten sind nicht so eingerichtet, daß man sich auskleiden kann; auch konnte ich mich kaum in einem Tuchkleide und einem Überrocke vor der Kälte sichern. Das lange Liegen ist äußerst schmerzlich. Sie fühlen jeden Knopf, jede Falte Ihres Hemdes und Ihres Kleides. Ihre Lage öfters zu ändern, ist unmöglich, weil jede Bewegung neue Übelkeiten und Erbrechen erregt. Alle Glieder schlafen Ihnen ein, alle Knochen dünken Sie zerschlagen zu seyn. Wenn das Schiff schief geht, und Ihr Kopf auf der hängenden Seite sich befindet, so ist er manchmal um einen Schuh tiefer als Ihre Füße. Das Blut steigt Ihnen in den Kopf und erregt heftige Kopfschmerzen. Vor Ermattung und
Ich wußte, daß in der Nacht der Himmel heiter war und der Mond schien. Wie anziehend würde zu jeder andern Zeit ein Schauspiel, wie dieses für mich gewesen seyn! Der Schimmer des Mondes auf der offenen, freyen See! Und doch hatte ich nicht das geringste Verlangen, das zu sehen; man hätte einen Blick ins Paradies werfen können, ich wär' nicht aufs Verdeck gegangen. Und so ändert sich der Mensch durch die Umstände und wird sich selbst völlig ungleich von einem Augenblick zum andern. Schon heute, ob ich gleich noch alles im frischen Gedächtnisse habe, kann ich nicht mehr recht begreifen, wie ich bey vollen Sinnen so entsetzlich schwach seyn konnte, und vieles ist mir schon wie ein Traum.
Gegen Morgen sagte man, daß man die Küste von Irland sähe, daß aber überaus wenig Wind wäre, und daß er fast gegen uns sey. Die Matrosen machten nun Thee und andere Getränke, die Bewegung des Schiffs war sanft, und die Passagiers fingen allmälig an, wieder etwas zu sich zu nehmen. Nach drey und zwanzig Stunden verließ ich endlich meine Hangmatte, taumelte auf das Verdeck und sahe mich um eilf Uhr Vormittags so nahe an der Irischen Küste, daß ich in zehn Minuten zu Lande dahin hätte gehen können. Wir befanden uns am Eingange in den Dubliner Meerbusen, an der linken Seite, und wir hätten, vermittelst eines Bootes sehr gut landen können. Ich wunderte mich sehr, daß man da keine Häuser und Posten angelegt, um zu Lande nach Dublin zu kommen. In der That kam ein kleines Fahrzeug an unser Schiff; allein niemand wollte sich auf diese Einöde ans Land setzen lassen, und so mußten wir noch acht Stunden auf dem Meere bleiben.
Der Eingang in den Meerbusen ist sechs Meilen4 breit und sehr schön durch ziemlich hohe Berge, die auf beyden Seiten die Landspitzen
Man sagt, der Dubliner Meerbusen sey einer der schönsten in der Welt. Ich weiß es nicht, denn außer dem von Holyhead hab' ich keinen gesehen, indem Dover und Calais keine eigentliche Bay haben. Allerdings ist es ein reizender Anblick, sich mitten in dieser Bay zu befinden, die an manchen Orten wohl zwölf bis funfzehn Meilen breit seyn mag; das Land rings umher zu sehen, die hohen Berge zur linken in mannigfaltigen Formen mit allen den unzähligen Landhäusern und Flecken und Hütten;
Überhaupt hat weder hier noch zwischen Frankreich und England das Meer die große Wirkung auf mich gemacht, von der ich so oft gehört und gelesen. Wenn ich den Genfersee an gewissen Orten betrachtete, und der ferne Horizont in Nebel gehüllt war, so sah ich ein Bild des Meeres. Freilich mag es von einem hohen Berge herab, an einem heitern Abende oder Morgen etwas ganz anders sein; aber dieses Schauspiel hab ich noch nicht gehabt. In Dungarvan in Nordwallis sah ich ohngefähr so etwas, aber die Aussicht war zu eingeschränkt; ich sah ein Stück vom Meere von einer Anhöhe herab, in dem Augenblicke, in dem die Sonne unterging, und eine ungeheure Purpurmauer vom Meere weg sich in die
Als wir vergangene Mittwoche hier ankamen, ließen wir uns vom Zollhause weg auf einem kleinen Fahrzeuge den Fluß herauf führen, stiegen nahe bey T** House aus, und erstaunten nicht wenig, niemanden als den Thorhüter zu finden. Lord P. schickte sogleich zu einigen seiner Verwandten, und da erfuhren wir, daß kein Mensch etwas von unserer Ankunft wußte, daß meine und seine Briefe fehl gegangen, und daß Lord T** auf seinem Landsitze, hundert Meilen von hier, sey. Alles dieß würde mich nicht wenig in Erstaunen gesetzt haben, wenn ich nicht schon gewußt hätte, daß die Briefe auf diesen Eylanden gar nicht mit der Ordnung gehen, wie auf dem festen Lande.
Eben hatte ich vergangenen Montag aufgehört, Ihnen zu schreiben, um zum Mittagsessen zu fahren, als ich einen Brief von Lord T** erhielt. Er konnte nicht in die Stadt kommen; wir verreisten den 17ten und kamen den 18ten hier an, wo ich die ersten Tage hingebracht habe, mich mit den Menschen, der Gegend umher, und den Dingen, die mich umgeben, so bekannt als möglich zu machen. Es sind nun fünf Tage, daß ich hier bin, und noch kenne ich nicht ganz das Gut, oder den Park, in dessen Mitte ich wohne, ob ich schon alle Tage
Ich möchte Ihnen gerne von so einem Parke einen Begriff geben; (Sie hätten dadurch einen allgemeinen, weil die Hauptsache in allen Englischen Parken auf das nämliche herauskommt) allein da man das auf dem festen Lande nicht kennt, wird es schwer seyn. Zuerst entfernen Sie jeden Begriff von Garten, denn es ist keiner; im Gegentheil entfernt der Engländer den Garten ein gutes Stück von seinem Hause weg, und verweist ihn gewöhnlich in einen Winkel des Parks, wo er nicht in die Augen fällt. Stellen Sie sich einen Strich Landes vor, der an manchen Orten über drey Meilen im Durchschnitte hat, und der mehr aus Hügeln und Abhängen, als aus Ebenen besteht. Dieser ganze Strich Landes ist mit einer Mauer umgeben, welche man aber, wegen der Größe der Landschaft selten gewahr wird, und welche noch überdieß durch die so genannte Wilderness versteckt wird. Dieses ist eine Art Waldung, welche innerhalb der Mauer um den ganzen Park herumgeht. Dieser Wald ist gepflanzt, besteht aus einer großen Menge
Mitten im Parke steht das Wohnhaus, welches wie ein großes Gebäude oder Rathhaus auf einem Markte aussieht, denn auf beyden Seiten gehet eine lange Reihe kleinerer Gebäude. Gleich zunächst an den Gebäuden sind Wiesen, welche von einem breiten Wasser durchschnitten werden, das wie ein Fluß aussieht, das aber eigentlich durch Kunst in diesen Canal geleitet worden ist, und nur einen sehr kleinen Ablauf hat. Die ganz grünen Ufer dieses Wassers, ein langer Hügel mit unabsehbaren Wiesen, der sich an einer Seite desselben erhebt; ein Wald auf einer anderen Seite, der sich längst einem Berg hinauf zieht; eine kleine Insel, mit einem großen Baum darauf; eine Brücke, ein paar Kähne, und die
So wie man sich vom Hause entfernt, kommt man bald in eine Allee, bald in ein Wäldchen von Nußbäumen, bald an eine Grotte im dicken Gebüsche, bald an eine Hütte, welche der Schäfer, oder an eine andere, welche der Kuhhirt bewohnt; oder an den Maierhof, oder auf eine Anhöhe, von der Sie viele Stunden weit auf den Sure {Suir} sehen können, auf welchem ansehnliche Schiffe mit der Ebbe und Fluth auf und ab fahren. Doch hat man die weiten Aussichten sorgfältig vermieden, und ein Theil des Parks wechselt immer so mit dem anderen ab; kurz, er ist so angelegt, daß Sie das Ganze nur hin und wieder übersehen können.
Was für mich unendlich angenehm und fremd ist, ist die ungeheure Menge Vieh, womit der Park bevölkert ist, und welches alles beständig frey herum läuft, ja so gar nicht einmal im Winter in Ställe kommt. Es sind hier etliche hundert Kühe; die Pferde läßt man auf die Weide, sobald sie nicht gebraucht werden; über fünf hundert Damhirsche und bey tausend Schafe. Die Hirsche und Kühe weiden öfters mit einander, und lassen einen auf funfzehn bis zwanzig Schritte an sich kommen.
Dies vom Abhange eines Hügels zu sehen, ist unaussprechlich schön. Alles hat ein Ansehen von Freyheit und Wildheit, wenn schon alles eingesperrt ist. Ja selbst im Parke kann das Vieh nicht von einem Orte zum andern, sondern ist durch dichte, grüne Hecken getrennt, welche aber einer schönen Landschaft und nicht einem Gefängnisse gleich sehen.
Mittwochs, den 25sten Jun. 1783Ich habe überlesen, was ich Ihnen auf den vorhergehenden Seiten von der Gegend geschrieben, in der ich jezt wohne; ich dachte, es könnte nicht ganz und gar ohne Interesse seyn, da es in der Natur so schön ist; aber
Jetzt will ich Ihnen nur noch sagen, daß der kleine Fluß Clogher zwey Meilen Wegs durch diesen Park macht, daß seine Ufer überaus romantisch sind, und daß er mehrentheils durch einen dichten Wald geht.
Ich komme nun auf die Lebensart, die man hier führt, und die mehr oder weniger, aber im Grunde doch dieselbige aller vornehmen Engländer und Irländer auf ihren Landsitzen ist. Ich mache sie, so viel als möglich, mit, weil ich fast durchgehends bemerkt habe, daß der sicherste Weg immer der ist, es zu machen wie die andern. Zudem ist es eine Art von Höflichkeit, wenn wir zeigen, daß die Belustigungen, die Einrichtungen, die Tafel, kurz die ganze Lebensart des Landes, in dem wir sind, uns gefällt. Dadurch, daß ich alles mitmache, und von den Übrigen mich
Mit dem Aufstehen hält es jeder wie er will; wer gern etwas thut, steht bey Zeiten auf, weil die Zeit vor dem Frühstücke die einzige ist, von der er recht mit Gewißheit sagen kann, daß sie sein ist. Zwischen zehn und elf Uhr geht man zum Frühstück, welches hier und in England eine Art Mahlzeit ist, und gemeinschaftlich im Speisezimmer genommen wird. Jedermann erscheint angezogen und frisiert, doch im Neglischee.
Nach einer Stunde ohngefähr sitzen die Mannspersonen zu Pferde, und reiten zwey oder drey Stunden im Parke herum, oder in der benachbarten Gegend. Wir sind manchmal funfzehn Personen und drüber, und dann sind einige Bediente dabey, welche die Thorwege
Um fünf Uhr wird zu Mittage gegessen. Gegen sechs Uhr verlassen die Damen den Tisch, die Mannspersonen setzen sich an einen runden, und lassen Wein herumgehen, welches man tost oder toast nennt. Jeder gießt sich ein, so viel er will, oder läßt die Flasche vorüber gehen, so oft er will. Dieses dauert manchmal bis um sieben Uhr, da man wieder zu dem Frauenzimmer geht und Caffee oder Thee trinkt. Gleich darauf fährt man gewöhnlich in Cabriolets, oder einige gehen spazieren oder spielen Billiard. Wenn man wieder zurück kömmt, setzt man sich zum Kartenspiel. Sieht man, daß man nicht gerade
Gegen elf Uhr setzt man sich zur Abend- oder Nachtmahlzeit nieder; eine Gewohnheit, die mir freilich sehr lästig ist. Man kann davon wegbleiben, ohne daß nach einem gefragt wird; allein ich mache alles, wie ich schon gesagt habe, so viel als möglich, wie die anderen.
Fremde sind täglich am Tische; einige kommen; andere gehen, so daß die Scene sich ohne Unterlaß ändert, und ich oft viele Mahlzeiten nach einander nie den nämlichen Nachbar habe.
C***, den 2. Jul.Meine Lebensart und meine ganze Lage ist noch vollkommen die, die ich Ihnen in meinem letzten Briefe ausführlich beschrieben habe, nur mit dem Unterschiede, daß ich jezt weit mehr an den Irischen Accent gewöhnt bin. Mit dem Lande umher bin ich auch bekannter geworden, und den Park finde ich immer schöner, je länger ich hier bin. Ohne Unterlaß entdecke ich etwas Neues und Anziehendes, oder ich komme der Kunst auf ihre Spur, in Partien, wo ich zeither blos Natur ahndete. Wenn die Kunst so fein versteckt ist,
Je mehr ich das Land umher kennen lerne, desto mehr Ähnlichkeit finde dich zwischen ihm und gewissen Gegenden in der Schweiz und am Rhein. So gleicht z. B. der Sure von hier bis ans Meer ganz außerordentlich dem Rheine, und seine Krümmungen sind sogar noch schöner. Ein Stunde von hier hat das Landhaus, wo ich öfters bin, eine schönere Lage an diesem Fluße, als die irgend eines Landhauses, das ich am Rheine kenne. Erst vor einigen Tagen speißte ich da,
Es sind heute mehr als drey Wochen, daß kein Tag vergangen ist, an dem es nicht geregnet hat. Gewöhnlich regnet es nur wenig, ich bin alle Tage ausgeritten und kein einziges mal recht naß geworden. Überhaupt ist hier der Regen nicht das Beschwerlichste, wohl eher der ewige Nebel und Dunst, der beständig in der Luft ist, und dem Himmel eine graue Farbe gibt. Nein, ohne Wolken und ohne Dunst habe ich die Sonne noch keine vier bis fünf mal gesehen, seitdem ich in Irland bin; und wenn sie einmal hervorschaut, so ist sie gleich wieder umwölkt. Ein ganz blauer und entwölkter Himmel ist fast nie zu sehen,
Erinnern Sie sich, lieber Freund, wenn ich Ihnen öfters von der ganz außerordentlichen und Seelenerquickenden Klarheit dieses Horizonts, besonders im September, geschrieben habe, und fühlen Sie, wie schwer die dicke Luft und die Feuchtigkeit hier auf mir liegen muß. Da seh ich nicht mehr jenes herzerhebende Azur, welches über die ganze Gegend jene schmelzenden, wollüstigen Tinten verbreitet, über deren pompeuse Beschreibung Sie vielleicht manchmal gelacht haben, weil Beschreibungen von so etwas keinen Begriff geben können. Hier sind die Tinten kalt und etwas grau, obschon das Grün schöner hier ist, als vielleicht irgendwo in der Welt. Alles hat, wenn man es im Detail betrachtet, die Farbe eines jungen Gräsgens, das so eben, nach einem befeuchtenden Gewitterregen aus dem aufgelockerten Boden hervorkeimt. Es ist reizend und erquickend fürs Auge, aber kalt, und im Ganzen grau, so wie auch, aus eben der Ursache, die Contours hart und scharf markiert sind. Ich bin aber an sanfte, weiche, und warm in einander geschmolzene Umrisse gewöhnt, deren Anblick uns jene behagliche und liebevolle Empfindungen einflößt, die dem Herzen so wohl
Die viele Feuchtigkeit und der immer bedeckte Himmel machen das Klima dieser Insel, ohne Ausnahme zum gemäßigsten von Europa. Der Sommer ist nicht heiß, und der Winter nicht kalt. Unsere Spazierritte fallen alle in die Stunden von elf bis drey Uhr; Stunden, die man in dieser Jahreszeit auf dem festen Lande in seinem Zimmer, und oft sehr unbehaglich zubringt. Gleichwohl trage ich ein Tuchkleid, und habe, auch beym stärksten Reiten, noch nicht das geringste von der Hitze gelitten. Seidene und andere Sommerkleider kann ich nie einen ganzen Tag tragen, ohne in verschiedenen Stunden darinnen zu frieren, indem Wärme und Kälte in einem und demselben Tage zwey, drey, viermal abwechseln. Jedermann trägt deswegen Tuchkleider mit Revers, die man bald auf der Brust über einander schlägt, bald auf beyden Seiten, wie auf den Uniformen, auf ihre Knöpfe knöpft.
Diese Temperatur macht wenigstens in dem hiesigen Striche, daß keine Frucht unter freyem Himmel zur rechten Reife kommt, daher denn auch auf den Wiesen kein Obstbaum zu sehen ist. Alle Früchte, die wir hier essen, selbst die Kirschen sind an Spalieren oder ungeheuern Mauern
Nehmen Sie nun das alles zusammen und vergleichen Sie es gegen das Clima von Leipzig, unter deßen Breite ich jetzt ohngefähr lebe. Das angenehme Gefühl, das uns im Sommer eine gemäßigte Hitze einflößt, und das noch angenehmere, sich in der Kühle und im Schatten von der Hitze zu erholen und zu erquicken, ist mir hier unbekannt. Die Nächte sind ohngefähr wie die Tage, und früh Morgens ist es nicht viel kühler, als zu anderen Stunden des Tages. Eben diese Temperatur macht nun auch, daß die ganze Landschaft einem ewigen Frühlinge gleicht; da ist nichts verbranntes, nichts braunes oder gelbes im Grünen, alles ist frisch und erquickend.
Der Winter ist nicht gar viel anders! Man kennt hier keine Kuh- und Schafställe, denn alles bleibt das ganze Jahr unter freyem Himmel. Wenn der Lord von hier weggeht, nimmt er
Das hiesige Clima ist, seiner Feuchtigkeit ungeachtet, keineswegs ungesund. Ich sehe besonders unter den Mannspersonen fast lauter starke, kraftvolle Körper, und nirgends hörte ich in meinem Leben weniger von Rhumatismen, schwachen Mägen, Podraga, Fiebern, u.s.w.
Den 3. AugustHeute war der Bischoff von Waterford hier, von dem ich Ihnen doch ein paar Worte sagen muß. Er ist einer der würdigsten Prälaten dieser Insel, und auch in der gelehrten Welt bekannt. Herr Newkome {Newcome} ist ein Engländer, war Tutor of College eines vornehmen Englischen Lords, und auch eine Zeit lang des berühmten Fox, hernach College-Fellow zu Oxford. Durch Fox bekam er in Irland ein Bißthum, das er bald mit dem von Waterford vertauschte, wo er nun seit funfzehn Jahren ist, und wäre vor
Er hat über die Lehrjahre Jesu geschrieben, ein Werk, das ihn zu einigen Streitschriften mit dem D. Priestley veranlaßte, die ich wirklich jezt lese. Dann schrieb er über den sittlichen Charakter Jesu, und jezt ist er mit einem Commentar über die Propheten beschäftigt. Er soll einer der besten Orientalisten in den drey Reichen sein.
Im Umgange ist er sehr ernsthaft, und man sieht es ihm an, daß er eine blos gelehrte Erziehung empfing. Ich bemerkte, daß er nie seinen linken Arm brauchte, sondern ihn beständig in der Weste hatte; und auf Nachfrage hörte ich, daß, als er Fellow zu Oxford war, einer seiner Eleven, ich weiß nicht, bey welcher Gelegenheit seine linke Hand zwischen eine Thüre klemmte, und so verwundete, daß sie abgelöst werden mußte.
Sie wollen etwas von den Genfern wissen, denen ich sehr nahe bin. Denn Waterford ist nur zwölf Meilen von hier, und ich fahre sehr gemächlich dahin, halte mich etliche Stunden dort auf, und komme wieder zurück zum Mittagsessen.
Der Herzog von Leinster bot den Genfern zwanzig tausend Acres Landes auf seinen Gütern an. Die Genfer nahmen das Geschenk an, und nun sah der Herzog, daß er eine Übereilung begangen hatte, und nahm sein Wort unter dem Vorwand zurück, daß er unter seinen Familien-Papieren Verträge gefunden hätte, die ihm dieses Geschenk nicht erlaubten. Dieser Anlaß brachte indeß viele Genfer auf den Gedanken, sich in dieser Insel nieder zu lassen, und Lord Temple, der vorige Vicekönig legte sich ins Mittel. Der König besitzt in der Grafschaft Waterford zwölf hundert Acres Landes, welche den Genfern zu einer ganz neuen Stadt sollten angewiesen werden. Der Fleck ist wirklich abgesteckt, und überaus artig und wohlgelegen. Wenn Sie eine gute Karte von Irland haben, so gehen Sie von Waterford sechs Meilen weiter auf dem Sure hinab, so werden Sie einen Ort, Duncannon finden, welchem gerade gegen über dieser Fleck liegt. Die Gegend ist schön, und der Fluß ist dort so breit, daß man ihn als eine Bay betrachten kann
Ein Mely aus Genf kam hierher und besahe das Ganze, um seinen Landsleuten Bericht abzustatten; als er aber wieder nach Genf kam, behandelte ihn der dortige Magistrat als einen Staatsverbrecher, und setzte ihn ins Gefängnis. Sogleich schrieb der Englische Minister nach Genf
Unterdessen waren die Herren de Claviere, du Roveree6 etc. etc., die Sie aus meinen ehemaligen Briefen kennen, hierher gekommen, und sind noch jezt zu Waterford. Diese setzten die Unterhandlungen mit dem Grafen von Temple und dem Parlement von Irland fort, und erhielten das Versprechen einer Summe von funfzig tausend Pfund Sterling, welche angewendet werden sollte, theils eine eigene Stadt für sie zu erbauen, theils die Ärmern von Genf hieher zu transportiren. Es wurden fünf und zwanzig Pfund für den Transport einer Familie festgelegt.
Dies und andere Vortheile würden diese Leute erhalten haben, wenn sie sich nicht gleich als Genfer, das heißt, als Leute gezeigt hätten, deren Prätensionen ins Unendliche gehen. Stellen Sie sich vor, daß diese Leute eine Menge lächerlicher Forderungen machten, und, mit einem Worte, ohngefähr einen Statum in statu zu errichten dachten. Das tolleste aber war, daß sie verlangten, daß ihr Magistrat (ihr eigener
Ich habe eine Menge Bemerkungen über Irland gemacht, und so unbedeutend auch viele davon seyn mögen, so möchte ich sie doch gerne einem Freunde mittheilen, wäre es auch nur, um mich mit ihm zu unterhalten. Überdies präge ich mir alles selbst besser in den Kopf, und
Ich denke, ich will ein Projekt ausführen, wenn ich, vielleicht in wenig Tagen, meinen hiesigen Aufenthalt wieder verlaße, und dann werd' ich hoffentlich Zeit genug haben, Ihnen eine Reihe von Briefen zu schreiben, die ich Ihnen als ein Depot für mich selbst schicken will.
Dublin, den 20. Aug. 1783Wenn ich Ihnen sage, daß ich vorgestern wieder hier angekommen bin, so sage ich Ihnen nichts, als was Sie, wenn Sie dieses erhalten, schon durch einen andern Brief wissen werden. Ich thue also, als käme ich gerade von Holyhead hierher, und die Beschreibung meiner Reise mit meinen Bemerkungen, die ich Ihnen versprochen
Lessing sagt irgendwo, wenn man ein Buch schreiben wolle, so solle man sich einen Gegner wählen, und dann werde der Stoff schon von selbst kommen. In Nachahmung dessen hätte ich meinen Gegner gar bald in Herrn Twiß gefunden, einem Engländer, der vor einigen Jahren eine Reise durch Irland herausgab. Ich las dieses Buch als eine Vorbereitung zu meiner Reise in dieses Land, und finde nun, daß die Irländer recht haben, wenn sie bitterlich über ihn schreyen, und seine Reisebeschreibung als das hämischste, unverschämteste Ding, das man über ein Land aushecken kann, betrachten. Was den Mann bewogen haben kann, ein ganzes Land und ein ganzes Volk, bey dem er sehr hospital empfangen wurde, so zu verkleinern, weiß ich nicht, das aber weiß ich, daß sein Werk voller Irrthümer, und seine Art, die Sachen anzusehen, sehr von der meinigen unterschieden ist.
Einige Iren haben sich auf eine sonderbare Art an diesem Manne gerochen. Sie ließen in ihre Nachttöpfe, unten auf dem Boden, eine Figur mit weit geöffnetem Munde mahlen, um, so oft sich jemand des Topfes bedient, das starke Getränke zu empfangen. Es stunden zwey Verse dabey, von denen ich mich nur noch so viel
Dublin hat acht Meilen im Umfange, und nimmt, so wie London, immer zu, indem es keine Mauern hat und nichts seine Vergrößerung einschränkt. Die Zahl der Häuser wurde 1789, auf 13,500 gesetzt. Die Zahl der Einwohner läßt sich schwer bestimmen, wie denn überhaupt in den drey Reichen nichts ungewisser ist, als die Volksangaben. Die verschiedenen Berechnungen, die man von London hat, sind um nicht weniger als 200,000 unter einander verschieden, und mit Dublin ists eben so. Nie werden die Einwohner in den Städten dieser Reiche gezählt, und selbst die gewöhnlichen Listen der Gebohrnen und Gestorbenen sind nichts weniger, als genau. Sehr vernünftige Leute haben mich versichert, daß die Bevölkerung von Dublin über 300,000 sey; andere ließen volle 100,000 nach. In manchen Büchern ist sie auf 140,000, in manchen auf 150, und in noch andern auf 160,000 gesetzt, welche letztere wohl die richtigste sein mag. Wenn ich den Umfang eines Ortes weiß und die Gassen und Häuser ein wenig gesehen habe, gebe ich auf die Menge der Menschen Achtung, die ich in verschiedenen Gassen und Plätzen an einem gewöhnlichen Tage sehe,
Ich kenne keine Stadt, die London so sehr gleicht, wie Dublin, nur daß erstere prächtiger, schöner und reinlicher ist. Die Länge, Breite und Regelmäßigkeit der Gassen, (wenigstens des größeren Theils) die Einfalt der Gebäude, die Trottoirs, die Art, wie die Boutiken von außen verziert sind; (nur neuer, glänzender, und in größerer Anzahl zu London) die Ziegelsteine, die unangestrichen sind, und deren Roth durch Zeit und Rauch rostig wird alles das erinnert mich an London. Sie sehen also, daß ich hiermit Dublin unter die schöneren großen Städte rechne. Freilich gibt es weder hier, noch zu London, einen Platz, wie den des Victoires zu Paris und einige andere, auch nicht so viele Palläste; alles ist einfacher, aber dafür ist auch der Contrast der
Die Häuser haben hier noch häufiger als zu London einen Graben, der gegen die Gasse mit einem Geländer umgeben ist. In diesen Graben gehen die Fenster eines halb unterirdischen Stocks, in welchem die Küchen, Speise- und Vorratskammern nebst den Zimmern der Bedienten sind. Das erste eigentliche Stock der bessern Häuser ist um etliche Stufen
Man vermeidet hier eben so sehr als zu London (in den Häusern der Reichen versteht sich) die Küche im Hause zu haben; daher ist sie entweder in dem untersten Stock, welcher nur durch eine Seitentreppe mit dem übrigen Hause in Verbindung steht, oder in einem ganz abgesonderten Gebäude. Da man den Geruch der Küche ungerne im Hause hat, so will man natürlich noch weit weniger den des Abtritts; auch ist weder in England noch in Irland einer in dem Hause zu finden, selbst nicht einmal in den Wirthshäusern. Man entfernt ihn öfters sehr weit vom Hause und deswegen heißt er auch little house.
Die Art, die Tafel zu serviren, ist hier, bey den Vornehmen und Reichen gerade wie in England. Auf dem Tisch steht weder ein Glas, noch irgend ein Getränke; sondern auf einem Nebentische, an dem der Maitre d'Hotel (Butler) steht, befinden sich drey, vier bis fünferley Arten von Weine, zweierley Arten von Bier und Cider. Jeder fordert von einem Bedienten bald dies, bald jenes zu trinken, so wie es ihn verlangt. Speisen werden keine nach der Reihe herumgegeben, sondern jeder verlangt, was er will, und die Schüssel, die ein jeder vor sich hat, die muß er
Wenn die Frauenzimmer eine Weile beym Nachtische gesessen sind, stehen sie auf und gehen in ein anderes Zimmer; die Mannspersonen aber setzen sich an einen andern Tisch und lassen die Flasche (und das ist gewöhnlich Claret) nach der Reihe herum gehen; doch ist man dabey vollkommen frey. Der Hausherr fängt an und trinkt gewöhnlich des Königs tost, oder Gesundheit. Nachher trinkt jeder nach der Reihe die Gesundheit einer Dame, die wenigstens von einem der Gesellschaft gekannt, und keinem von der Gesellschaft verwandt seyn muß. Sündigt einer im letzten Falle, so kann der, dessen Verwandte sie ist, ihm zur Strafe einen pumper auflegen, d. h. ein ganz
Bey vielen Protestantischen Iren ist eine gewöhnliche Gesundheit on the glorious memory of the King William, (auf das glorreiche Andenken König Wilhelms). Die Protestanten betrachten ihn als den König, dem sie ihre eigentliche, festgesetzte Constitution zu danken haben. Überhaupt steht dieser Wilhelm III. in ganz besonderem Andenken, und die Nation hat, ihm zu Ehren, nicht weit von Drogheda, wo er über den Boyne ging, und seinen Schwiegervater schlug, eine Pyramide errichtet, die die schönste und größte in der neuern Welt seyn soll.7 Die Aufschrift findet sich im Twiß. Eben so sehr verabscheuen ihn die Catholicken, und betrachten hingegen Jacob II. wie einen Heiligen. In der That war es unter Wilhelm III. daß die Catholicken hier aller bürgerlichen Freyheiten beraubt und in den unglücklichen Zustand gesetzt wurden, aus dem das Irische Parlemente sie erst vor zwey Jahren riß. Doch davon ein andermal.
So lange als die Mannspersonen beym Weine zusammen sitzen, steht durchgehends im nämlichen Zimmer ein Nachttopf, dessen sich ein jeder bedient. Wenn die Mannspersonen
Was mich in Irland wunderte, war, daß man über der Mahlzeit noch Gesundheiten trinkt. In England ist dies unter den Großen ziemlich abgeschafft, wiewohl ich es in den bürgerlichen Häusern fand, in denen ich zu London speißte.
Den 22. AugustNach einigen Tagen Regen fand ich entsetzlich viel Koth in der Stadt, und machte zugleich die Bemerkung, daß Polizey und Reinlichkeit in diesem Betracht besser seyn könnten. Dieses findet besonders in gewissen alten Gassen statt, die von den übrigen so sehr verschieden sind, daß man in einer andern Stadt zu seyn glaubt, worzu auch die Armuth, die sich in denselben hin und wieder zeigt, nicht wenig beyträgt.
Gegen den Koth findet man in allen Gassen eine Menge öffentliche Kutschen, die von der
Twiß hält sich sehr dabey auf, wie man in Irland die Post betrügt. Als ein Engländer sollte er doch wissen, daß in seinem Lande nichts gewöhnlicher ist als das. Die Peers so wohl als die Parlementsglieder vom Unterhause geben ihren Freunden häufig mit ihrem Namen bezeichnete Adressen, und sehr oft macht man auch, ohne weitere Umstände, ihre Namen nach. Und so geht es hier auch.
Dublin hat am Nordwestlichen Ende der Stadt einen Park, der an Größe schwerlich seines gleichen hat; man gibt ihm über sechs Meilen Umfang. Was ließe sich da nicht alles machen! Aber er gehört dem Könige, und dieser bekümmert sich weiter nicht darum, sondern überläßt das Einkommen davon dem Vicekönige, dem Staatssekretaire, den Thorhüthern
Ich habe hier mehr Zeit für mich, als ich dachte, daß ich haben würde. Wir essen so späte zu Mittage, daß niemand an ein Nachtessen denkt, und so komme ich Abends zeitig auf mein Zimmer. Ich bin heute wieder den ganzen Vormittag in der Stadt umher gelaufen, und kenne nun, wie ich glaube, ihre verschiedenen Theile so ziemlich. Je mehr ich mich darinnen umsehe, je mehr erstaune ich über den äußersten Contrast. Eine Menge langer, breiter mit artigen Häusern besetzter Gassen wechseln mit andern ab, wo die Häuser und die Kleidung des Volks die äußerste Armuth und Unreinlichkeit ankündigen. Manche Gassen sind schlecht gepflastert und schwimmen in Koth. Doch sind die schönen Gassen bey weitem die mehreren.
Die öffentlichen Gebäude sind hier so schön, als ich sie irgendwo gesehen habe, und die Regierung so wohl als besondere Gesellschaften lassen es sich, seit einer gewissen Anzahl von Jahren ganz besonders angelegen seyn, der Stadt so viel als möglich Schönheit zu geben. So weiß ich mich z. E. keines edlern und schöneren Gebäudes zu erinnern, als die hiesige Börse, welche weit schöner, als die Londoner ist. Es ist eine ungeheure Kuppel, deren zwey in die Augen fallende Seiten auf einer Reihe korinthischer Säulen ruhen.
Wenn man auf der Essex-Brücke ist, zeigt sich dieses majestätische Gebäude am Ende einer schönen Gasse. Die Brücke selbst ist ganz nach der zu Westmünster gebaut (sie ist aber nur 250 Schuh lang) und eine zweite, die Königinbrücke, gibt ihr wenig an Schönheit nach. Drey andere sind zwar steinern, aber schlecht. Der Fluß Liffey ist auf beyden Seiten mit hohen Mauern eingeschlossen. Zwar ist er an sich selbst gar unbeträchtlich, allein die Nähe des Meers schwellt ihn auf, und die Fluth steigt hier (mehr oder weniger) 10 Schuhe. Die Häuser sind nicht bis an die Ufer des Flusses gebaut, sondern die Gasse ist fast überall darzwischen. Man nennt diese Gassen längst dem Flusse hin, quay's und sie sind sehr schön, und erhalten durch die Aussicht auf den Fluß und die Schiffe, ein lebhaftes Ansehen.
Das Parlement bewilligt ohn Unterlaß Summen, mit welchen gewisse geschworene Leute ganze Gassen an sich kaufen, die Häuser niederreissen, die Gasse regelmäßig anlegen, neue Häuser bauen und an die Meistbietenden verkaufen. Mit dem daraus gelösten Gelde werden wieder andere Gassen, oder alte Häuser gekauft, und das immer so fort. Da alle diese Gebäude von Ziegel gebaut werden, so geht das überaus geschwind, und in der Zeit, daß ich zu C***
Das Parlementshaus ist nicht nur das schönste Gebäude zu Dublin, sondern es ist unter Kennern als ein Meisterstück vortrefflicher Architektur bekannt. Die Vorderseite ist ein Portikus, dessen Dach auf zwanzig Ionischen Säulen ruht. Schade, daß diese Seite nur den geringsten Theil des Gebäudes darstellt. Die Hauptmasse zieht sich sehr tief zwischen andern Gebäuden hinein, und ist von außen ganz unsichtbar. Man sagt, es habe 40,000 Pf. Sterl. gekostet. Das Haus der Gemeinen versammelt sich unter einer Kuppel, die ringsherum auf Säulen ruht, hinter welchen, oben eine Gallerie ist, welche den Zuhörern, die man einläßt, einen großen Raum gewährt. Kurz, dies ist der schönste und edelste Theil des Gebäudes und dem Hause der Peers weit vorzuziehen. Was diesem letztern ein altväterisches Ansehen gibt, sind zwey ungeheure, gewirkte Tapeten, deren eine die Schlacht am Boyne, die andere, die Belagerung von Derry vorstellt. Wilhelm III. macht auf der erstern eine Hauptfigur, nebst dem Herzoge von Schomberg, wie er vom Pferde stürzt und stirbt. Ich habe
Es ist bekannt, daß keine Nation in der Welt den Geist der öffentlichen Stiftungen, besonders der wohlthätigen, in so hohem Grade hat, wie die Engländer. Hospitäler und andere Stiftungen, die ungeheure Einkünfte besitzen, haben ihre Stiftung entweder ganz oder zum Theil irgend einer Privatperson zu danken. Die Irländer, ob schon bey weitem nicht so reich, wie jene, haben auch eine Menge solcher Stiftungen aufzuweisen. So gibt es zu Dublin überaus viel Hospitäler für Kranke, für Invaliden, für Narren, für Kindbetterinnen etc. etc.
Das, welches der berühmte Swift für Mondsüchtige stiftete, und wozu er 11,000 Pf. hinterlies, wird Ihnen bekannt sein. Er selbst hatte das Unglück, darinne als ein solcher zu sterben. Unter Mondsüchtigen versteht man alle Arten von Narren. Swift war ein Irländer und Dechant zu St. Patrik zu Dublin. Auffallend ist es einem Fremden, daß einer der ersten Geistlichen fast nichts als Satyren schrieb. Sein Mährchen von der Tonne,10 das auf dem festen Lande am meisten bekannt ist, macht nicht den zwölften Theil seiner Werke aus.
Auch das Kindbetterinnen Hospital hat seinen Ursprung einer einzigen Person zu danken. Ein Wundarzt, Mosse, stiftete es. Nachher baute man eine Rotunda, nach dem Model der bekannten Londoner, zu Ranelagh, darneben, wo öffentliche Conzerte gegeben werden, von denen der Profit dem Spitale gehört. Es ist eins der schönsten Gebäude zu Dublin, und hat ganz das Ansehen eines Pallastes, mit Säulenordnung, Vorhof, etc. etc. Jede verheurathete Frau dieser Stadt hat, gegen gewisse Certifikate ihrer Armuth, das Recht, ihr Wochenbette umsonst darinnen zu halten. An dasselbe stößt ein geräumiger und überaus artiger Garten. Ich glaubte, er sey zum Gebrauche der Wöchnerinnen, erfuhr aber, daß er für die Subskribenten des Conzertes sey, die darinnen spazieren zu gehen das Recht haben.
Er wird bisweilen illuminiert und muß dann eine vortreffliche Wirkung machen. Die Schönheit, Pracht und Geschmack, die ich in der Kapelle dieses Hospitals sahe, fiel mir sonderbar auf, weil das Innere der übrigen Kirchen, die nicht zu Hospitälern gehören, gar sehr unansehnlich ist. Es macht der Nation Ehre, daß viele dieser milden Stiftungen den Vice-König, Canzler, den Erzbischoff von Dublin und die vornehmsten Peers des Reichs zu Vorstehern haben.
Ich bin heute so viel umhergelaufen, daß ich ganz müde bin. Um die Stadt recht zu sehen, mußte ich natürlich zu Fuße gehen. Lord T** gab mir deswegen einen Mann zu, der die Stadt vollkommen kennt: und dieser Mann war aus Sanen, in den Alpen des Cantons Bern. Es ist unbeschreiblich, wie der Schweizer sich überall in der Welt herum nistet. Blos in der B** Familie hab ich schon eine ganze Menge gesehen. Der vorige Hofmeister war ein Schweizer und die Hofmeisterin der Töchter ist aus Nyon, am Genfersee; der Kellermeister ist aus Murten im Canton Bern, ein anderer Bedienter aus dem Canton Solothurn; Mylord's Friseur aus der Gegend bey Basel, und noch ein anderes Frauenzimmer gleichfalls aus Nyon.
Die Gesetze Irlands sind, so wie die Englischen, strenge und blutig. Wie ich gestern
Die Casernen (baracks) würden, wegen des großen Umfangs der Gebäude und Regelmäßigkeit eine schöne Zierde der Stadt ausmachen, wenn sie nicht ganz an einem Ende derselben lägen. Wenn ich Ihnen sage, daß hier für 6000 Mann Platz ist, so können Sie sich einen Begriff vom Umfange dieser Gebäude machen, Sie sind durchgehends von Stein erbaut, ziemlich regelmäßig und einfach, erhalten aber eine große Würde und ein vortreflich Ansehen durch die Größe ihrer Masse. Ein Theil derselben ist ganz neu,
England hat zwey Ritterorden; Schottland hat auch seit langer Zeit seinen eigenen; nur Irland hatte keinen. Der König konnte keinen besseren Zeitpunkt wählen, auch für dieses Land einen zu stiften, als den gegenwärtigen. Sie wissen, lieber Freund, daß seit ein paar Jahren hier alles in Gährung ist, und der Hof suchte vermuthlich viele Familien dieses Landes sich verbindlich zu machen, indem er vergangenes Jahr den Orden des Irischen Heiligen St. Patrik oder Patricius stiftete. Im Winter 1783 wurden die neuen Ritter in der Kirche des heiligen Patricius feyerlich vom Vice-Könige eingeweiht. Man kann nicht weniger als ein Graf (Earl) sein, um ihn zu erhalten. Die silbernen Strahlen des Sterns fassen einen himmelblauen Zirkel ein, in welchen die Devise mit Gold gestickt ist: Quis separabit MDCCLXXXIII. Innerhalb dieses Zirkels liegt auf Silber ein rothes Andreaskreuz. Die leeren Felder, welche das Kreuz läßt, sind durch ein dreyblätteriches Kraut, welches man hier St. Patrikskraut nennt, ausgefüllt; im vierten Felde ruht der Stiel dieses Blattes. Auf jedem der drey Blätter ist eine goldene Krone gestickt,
Die Residenz des Vice-Königs, welche man gemeiniglich nur the Castle nennt, ist ein ziemlich weitläufiges Gebäude, dessen vier Seiten
Als ich vor neun Wochen das erstemal hier war, und die Pracht und den guten Geschmack sahe,
Fast durchgehends find ich in den Häusern Stukkaturarbeit; die entweder alt und im Italienischen Geschmacke, oder neu, und im besten antiken Geschmacke ist. Cornischen, Frisen, Plafonds, Verzierungen an den Caminen und Thüren alles ist Stukkaturarbeit. Die Zimmer sind durchgehends überaus groß und hoch, und so auch hier die Fenster und Scheiben.
Viele Häuser sind im Geschmacke der sogenannten Loggie di Raphael im Vatikan ausgeziert, eine gewiß höchst angenehme und geschmackvolle
Auf Marmor hält man hier sehr viel, und man hat ihn aus allen Ländern, besonders aber hab ich eine große Menge Carrarischen gesehen.
Das Holzwerk ist, wie in England, durchgehends von Mahagoni, und wird, wie die Zimmer überhaupt, sehr reinlich gehalten.
Wo ich noch gespeißt habe, hab' ich Mannigfaltigkeit, gute Zubereitung, gute Art zu serviren und Überfluß gefunden. Durchgehends servirt man auf Silber. Torten, Eingemachtes, Gallerte und Früchte werden auf Porzellan servirt.
Daß Irland ebenso fähig ist, gute Köpfe zu erzeugen, als irgend ein anderes Land in Europa, darf ich Ihnen nicht sagen. Die Namen eines Lorenz Sterne, Goldsmiths, Brooke, Berkley, Rich. Steele, Bickerstaf, Howard, Swifts etc. sind auch denen bekannt, die weniger Kenntniß von auswärtiger Literatur haben, als Sie, lieber Freund. Ich könnte deren noch eine große Menge nennen; allein sie sind weniger auf dem festen Lande bekannt, als die angeführten, wiewohl sie gar sehr verdienten, gekannt zu sein, wie z. E. Walter Harris. Ich habe vergessen, Prior oben an zu setzen, denn er ist eben so bekannt, als er es zu sein verdient. Demohngeachtet kann ich doch nicht sagen, daß Liebe zu den Wissenschaften in Irland allgemein sey; ich habe eine gewisse Unthätigkeit gefunden, mit der die Leute ihre Zeit lieber mit völligem Nichtsthun verschlendern, als daß sie sich durch Lektur unterhielten. Woher diese Unthätigkeit kommt, weiß ich nicht (der unheitere Himmel müßte denn dazu beitragen) so viel aber weiß ich, daß man sie der ganzen Nation ein wenig zur Last legen kann.
Swift ist hier noch immer im frischen Andenken. Daß er einer der satyrischsten Köpfe war, weiß jedermann; das aber ist weniger allgemein bekannt, daß er seiner satyrischen Laune gegen jedermann freien Lauf ließ, alle Welt auf das heilloseste, und ohne Schonung, anfiel, die Großen verachtete und erniedrigte, wo er sie fand, und das ganze menschliche Geschlecht so ziemlich als Geschöpfe behandelte, die unter seiner Würde waren: freylich lauter Eigenschaften, die für einen Pastor primarius nicht eben sehr anständig waren. Er hatte unter anderem das Besondere, daß er ein Vergnügen fand, den Leuten die härtesten Dinge ins Gesicht zu sagen, oder ihnen seine Verachtung öffentlich zu zeigen. Hier haben Sie ein paar Anekdoten, die Sie vielleicht belustigen. Ich weiß nicht, welcher Irische Peer (ich glaube der Graf von Shannon) die Devise in seinem Wappen hat: Eques haud male notus. Da der Herr nicht eben als ein guter Zahler bekannt war, so sagte Swift, man müsse seine Devise übersetzen: better known
Die Iren, seine eigenen Landsleute, suchte er zu beschimpfen und lächerlich zu machen, so viel er konnte. Wenn er in seinem Narrenhause lucida intervalla hatte, führten ihn die Ärzte spazieren, um ihm frische Luft zu geben. Ein neugebautes Zeughaus, das Swift nie gesehen hatte, fiel ihm einmal in die Augen. Er lachte ganz entsetzlich, zog sein Taschenbuch heraus und schrieb:
Behold! a proof of Irish sense!
Here Irish wit is seen;
So viele berühmte Schriftsteller die Iren aufzuweisen haben, so wenig haben sie Künstler. Zwar weiß ich jetzt die Namen verschiedener, die Verdienste haben; aber es ist keiner darunter, dessen Namen ich jemals nennen hörte, ehe ich auf die Insel kam. Statuen, Gemälde und andere Kunstwerke, die man in der Stadt Dublin und in den Häusern der Großen sieht, sind fast durchgehends von Ausländern. Auch hält man hier zu
Das zusammen genommen, hab ich mich nicht wenig gewundert, so viele größere und kleinere Gemäldesammlungen zu finden, und ich bewunderte, auch bey dieser Gelegenheit die Unverschämtheit, mit der Twiß von allem spricht. Nachdem er etliche Gemäldesammlungen genannt hat, sagt er, daß auf der ganzen Insel keine andern wären. Ob ich schon nur einen kleinen Strich von Irland gesehen, so könnte ich doch noch manche nennen, in denen Stücke von Werth sind, deren auch Lord T** zu Dublin so wohl, als zu C*** verschiedene hat. Auf dem Schlosse zu Kilkenny sind einige von ausserordentlicher Schönheit; aber hiervon zu seiner Zeit. Der Stücke Italienischer großer Meister gibts wenige, das ist wahr; die besten und mehresten, die ich gesehen habe, waren aus der Flämischen Schule, oder besser, Niederländischen. Dies ist nun zwar der Fall fast überall, ausserhalb Italien, aber hier mehr, als irgend sonst wo.
Ich besuchte zu Dublin einen Architekten, einen gebohrnen Iren, der nie auf dem festen Lande gewesen ist, und der doch sehr gut zeichnet, und der einige vortreffliche Gebäude zu Dublin aufgeführt hat. Das schönste aber wird das neue Custom-house (Zollhaus) sein, das vor zwey Jahren angefangen worden ist, und das eins der schönsten Gebäude werden wird, die irgendwo existiren. Es nimmt, so weit als ich es fertig gesehen, einen ungeheuren Platz ein; ich glaube, seine Länge ist über 300 Fuß. Ich sahe, beym Baumeister, ein Modell vom ganzen Gebäude von Holz; es ist in Ionischer Ordnung, und oben darauf kommt eine majestätische Kuppel, die von korinthischen Säulen getragen wird. Die Vorderseite wird ganz von Portlandsteinen erbaut.
Ich machte, bey der Gelegenheit, eine Bemerkung, die ich schon in England gemacht habe. Es ist unbegreiflich, wie eine so kleine Insel, als Portland ist, die ungeheure Steinmasse hat liefern können, die man nur blos in England sieht. Die ganze St. Paulus-Kirche, die Westmünster-Brücke und unzählige andere Gebäude in England, sind, so
Ich habe Ihnen schon mehr von Gebäuden in Dublin erzählt, als Sie vielleicht zu lesen Lust haben; nur von den Kirchen hab ich Ihnen nichts gesagt. Die Ursache ist, daß sie sich sehr wenig auszeichnen, einige wenige ausgenommen. Die beiden Hauptkirchen sind ein Paar alte, düstere, geschmacklose Gebäude, die nichts von den Gothischen Schönheiten haben, die man öfters an solchen Gebäuden findet. Doch sind einige Monumente darinne, als z. B. des Dichters Th. Prior und des Grafen von Pembrocke (besser bekannt unter dem Namen Richard Strongbow, den er bekam, weil er vortrefflich mit der Armbrust schoß). Sonderbar ist es, daß ihm dieses Denkmal erst 1570, volle vierhundert Jahre nach seinem Tode errichtet ward. Einige andere werden Sie wenig interessiren, wie denn überhaupt solche Sachen sich besser sehen, als in einer Beschreibung lesen lassen. Auch Swifts Stella hat ein Denkmal. Was den Kirchen zu Dublin fast durchgehends fehlt, sind Thürme; die ganze Stadt hat keinen einzigen hohen oder vorzüglich ansehnlichen aufzuweisen. Das Innere der Kirchen ist mehr als einfach; die allermehresten sind nicht nur ohne
Hier sind vier Prediger für zwei französische Kirchen, die eine ist eine eigentlich reformirte, die andere eine anglikanische. Ich habe zwey dieser Prediger kennen gelernt, wovon der eine ein liebenswürdiger Wadtländer, der andere ein düsterer Holländer ist.
Es ist hier eine Universität, ohngefähr nach Englischem Schnitt, in der diejenigen, die nicht Kosten genug anwenden wollen, oder können, eine Englische Universität zu besuchen, ihre Studien vollkommen enden können. Der Unterricht wird hier nicht, wie auf den deutschen Universitäten, in einer Menge zerstreut liegenden Häusern gegeben, sondern alles ist an einem Orte beysammen. Twiß sagt ganz kurz davon: Die Universität hat ein einziges, der Dreyeinigkeit gewidmetes Collegium. Darinne hat er ganz recht: aber er sagt nicht, daß dies Collegium aus vier ungeheuren Höfen besteht, die alle zusammen rings herum mit Gebäuden umgeben sind. Er sagt ferner, das Gebäude sey vier Stocke hoch und habe drey und zwanzig Fenster an der Vorderseite. Auch dieses ist wahr: es ist ein schönes Gebäude, in Korinthischer Ordnung, ganz von gehauenen Steinen; aber es ist blos der Eingang ins Collegium, und macht
Der Vorsteher dieses Collegiums heißt Provost (Probst:) und hat einen ansehnlichen Rang. Er hat ein besonderes Haus, neben der Vorderseite des Collegiums, dessen schöne Architektur, Säulen und Pilaster ihm eher das Ansehen eines kleinen Pallastes geben, als des Hauses eines Schul-Monarchen.
Ein Park hinter dem Collegium machte mir viel Vergnügen, und ich brachte, an einem erträglichen schönen Morgen, eine kleine Stunde sehr angenehm darinnen zu. Zwar ist es nichts anders als ein grüner Platz; allein seine Größe, das liebliche Grün, die vielen alten und hohen Bäume, mehrentheils majestätische Ulmen, und der Gedanke, das alles in einer Stadt zu sehen, machte mir den Spaziergang überaus lieblich.
Dublin, den 24 Aug.Wenn ich immer in dieser Stadt leben müßte, so würde eine meiner größten und angenehmsten Unterhaltungen seyn, des Morgens längst
Lieber Freund! Es ist ein imposantes Ding um ein großes Schiff, das mit vollen Segeln dahin fährt. Gestossen und geschlagen von Wellen, geht es ruhig in majestätischer Größe, ein schwimmender Pallast, seinen Weg, läßt die Häuser zurück, die neben ihm klein scheinen, und spaltet die unwillige, widerstrebende Welle.
Gewisse Ladungen von ganz schlechten und geringen Sachen sind mir besonders aufgefallen, z. B. wenn ich Schiffe sahe, die nichts als Holz aus Norden brachten, oder Kohlen, oder Sand aus England, oder Steine aus Portland und Bath.
Ich muß Ihnen hier ein Paar Worte von einem Werke sagen, das, wie man mich versichert, seines gleichen nicht hat: es ist ein hoher Damm, der vom Ufer weg drey volle Meilen weit
Ich kam, wie Sie wissen, am Ende des Juny an diesem Orte an, und will nun von da aus meine weitern Bemerkungen datiren, indem ich mich bisweilen an einige andere Orte, die ich besucht habe, versetzen will. Auf dem ganzen Wege von 110 Englischen Meilen hierher ist, Kilkenny ausgenommen, kein einziger beträchtlicher Ort. (Ich fahre fort, beständig nach Englischen Meilen zu zählen, denn die Irischen sind verschieden. Man sagt, vierzehn Englische machen gerade elf Irische Meilen.) Wir kamen den ersten Tag über Neat14, Timolin, Castletown,
Wir kamen endlich in die Gegend von Carrick, und sahen ein schönes, bergichtes Land, in welchem der Fluß Sure {Suir} sich hin und wieder silberwallend im Grün zeigte. Man nennt diese Stadt Carrick on Sure {Carrick-on-Suir}, zum Unterschiede einer andern, gleichen Namens, welche an dem Shannon liegt, dem größten Irischen Flusse. Die Stadt ist klein, aber ausserordentlich bevölkert, und merkwürdig durch eine große Menge Ratine und anderer wollener Stoffe, die da gemacht werden, und wodurch sich die Stadt von dem übrigen, unthätigen Theile dieses Strichs Landes rühmlich auszeichnet. Eine ansehnliche steinerne Brücke leitet über den Fluß auf eine Anhöhe, von welcher herab ich eine reizende Aussicht hatte, die ich oft nachher auf meinen
In dem einen Ende der Stadt zeigen sich am Ufer des Flusses, die ehrwürdigen, mit Epheu verwachsenen Trümmer eines großen Schlosses, das Richard Strongbow erbaute, und das, fast sechshundert Jahre nachher, Cromwell zerstörte. Das, was noch ganz davon steht, ist noch immer zur Wohnung einer Familie genug, die es jetzt besitzt. Einen andern weit größeren Überrest einer ehemaligen Abtey sieht man nahe bey der Brücke; ein schöner Gothischer Überrest, der auf einem grünen Hügel steht, und der auch Cromwellen, diesem geschwornen Feinde der Katholiken, der Pfaffen und der königlichen Macht, seine Vernichtung schuldig ist. Ich fand diese Trümmer so schön, daß ich nachher verschiedene Male ansetzte, sie zu zeichnen; fand aber nie Zeit genug dazu.
Den Fluß sieht man etliche Meilen weit in seinem Laufe nach Waterford; das angenehme Grün, das man in die weite Ferne sieht, erlaubt dem Auge nicht zu bemerken, daß diese schöne und fruchtbare Gegend so wenig angebaut ist.
Auch vergißt man anfangs, daß, einige schöne Landhäuser ausgenommen, welche mit elenden, zerstreuten Hütten contrastiren, in der ganzen weiten Gegend, die man von der Anhöhe überschaut, fast kein Dorf zu sehen ist, und daß die Spitzen der Berge alle ohne Waldung sind.
Ich bin mit Fleiß etwas weitläufig in dieser Beschreibung gewesen, denn ohngefähr so wie diese Gegend, hab' ich nachher die ganze Grafschaft Waterford und den größten Theil verschiedener andern gefunden. Überall ein schönes, fruchtbares, aber schlecht angebautes Land; überall Trümmer von Kirchen, Abteyen und Klöstern; überall kostbare Gebäude und schöne Parke, neben den elendesten Hütten, die ich je gesehen habe, fast nirgends Dörfer, und unter dem Landvolke die schmählichste Armuth.
Nach einer Stunde langte ich zu C*** an. Von Dublin bis hierher sind ohngefähr 110 Meilen; ich habe also einen ansehnlichen Strich dieses Reiches durchwandert, und will nun etwas vom ganzen Wege sagen.
Dieser ganze Weg geht, einige unbeträchtliche Hügel ausgenommen, durch eine ungeheure Ebene, die aber, in einer ansehnlichen Ferne, rechts und links, oder gegen Morgen und Abend von Bergen begränzt ist. Es zieht sich also eine
Kaum ist man am Ende der Stadt Dublin, so zeigen sich auch schon die elenden Leimhütten {Lehmhütten}, die fast von allen Irischen Städten den äussersten Theil einnehmen. Da ist nichts, das eine große Stadt ankündigt, in der so viele Eleganz und Reichthum ist, nichts von den kleinen Gärten und Landhäusern, die man gewöhnlich in der Nähe beträchtlicher Städte findet. Die Großen entfernen ihre Landsitze von der Stadt, und die niederen Stände sind zu arm, um etwas ausser der Stadt zu ihrem Vergnügen zu haben. Sie werden erstaunen, wenn ich Ihnen sage, daß ich auf einer Strecke von 110 Meilen kein einziges erträgliches Dorf gesehen habe; und gleichwohl ist es so. Schon in England merkte ich an, daß man fast keine Dörfer sieht, und gab die Ursache an; hier kommt zu dieser nämlichen Ursache noch eine zweite, die große Armuth des gemeinen Volks, welche keine eigene Güter besitzen, sondern von den Großen, oder überhaupt von den Güterbesitzern (Lords of the Manor) ein Stück Landes auf zwanzig, dreyßig bis hundert Jahre pachten, das Land, aus Faulheit, schlecht anbauen und mit der elenden Hütte sich begnügen, die auf diesem Stücke Landes stehet. (Von diesen Hütten, die fast alle sich gleichen, sollen Sie nächstens eine Beschreibung haben, die Sie unglaublich finden
Woher mag es doch kommen, lieber Freund, daß die gesegnetsten Länder die ärmsten und unangebautesten sind? Daß der Mensch sich gern der Faulheit überläßt, wenn der Boden ohne sein Zuthun trägt, ist ausgemacht; aber daß der Mensch lieber in einer eckelhaften Armuth schmachtet, als den guten Boden bearbeitet, ist mir unbegreiflich. Irland gehört gewiß unter die herrlichsten Länder Europas, wenigstens der größte Theil der Insel. Das Land ist überaus fett, und treibt mit einer Üppigkeit, die ich nirgends gesehen habe. Das Clima ist ausserordentlich mild, und fast alle Arten natürlicher Produkte kommen darinnen fort, wenn nur die Leute bauen wollten. Die Sümpfe und Moräste, um deretwillen Irland so verschrien ist, sind weder so gefährlich noch so beschwerlich, als
Das Land ist von einer Menge Flüsse durchwässert, und wenn der Canal, der den Liffey mit dem Shannon verbinden soll, fertig ist, so ist das Land vielfach mit dem Meere verbunden, und kann durchaus durchschifft werden. Der Barrow trägt Barken bis Carlow, und da er in den Sure (Sewre oder Siure) {Suir} fällt, ist er mit dem Meere verbunden. Selbst drey Flüsse zusammen machen bey Waterford die breite Mündung und den guten und tiefen Hafen, der nach Dublin und Cork der ansehnlichste ist.
Ich erstaunte, auf dem ganzen Wege, so viele Trümmer von Kirchen, Klöstern und ungeheuren Abteyen zu finden, die unter der Königin Elisabeth, Cromwell und Wilhelm III. und überhaupt in den Irischen Revolutionen zerstört worden sind. Durch eben diese Revolutionen ist das Land immer entvölkert worden, indem allemal eine Menge Familien auswanderten.
Ich bin auf meiner Reise und Rückreise in sieben Wirthshäusern gewesen, und überall hab ich wohlgekleidete Leute, reinliche Bedienung
Die Straßen sind fast durchgehends gut. Bettler finden sich an den Posthäusern Schaarenweiß ein. Überall, so wie auch hier um C*** herum sah ich auf den Straßen Weiber, die Tabak rauchten, und das mehr als Männer. Kurz das Rauchen ist unter dem Pöbel, besonders unter dem weiblichen Theile, so gemein, als es unter den Leuten vom Stande verschrien ist. Unter diesen letztern ist auch das Schnupfen äusserst selten.
C***, den 29 AugustDa ich in meinen Nachrichten über Irland eine gewisse Ordnung weder beobachten kann, noch will, so schreibe ich Ihnen jedesmal wie mir gerade die Gegenstände einfallen. heute will ich Sie mit der letzten Revolution in Irland unterhalten. Diese Revolution, welche die Protestantische Thronfolge in den drey Reichen sicherte,
Sie wissen, daß das Kriegstheater, nach der Landung des Prinzen von Oranien, nicht lange mehr in England blieb. Jakob II. der sehr wenig persönlichen Muth hatte, wovon sein Schwiegersohn gar sehr viel besaß, floh bald nach Irland, wo er wußte, daß die Katholiken, die bey weitem den größten Theil der Nation ausmachten, und die sich seit Cromwells Zeiten, ja schon seit der Elisabeth her, nie gar wohl befunden hatten, eifrig seine Parthey unterstützen würden. Wilhelm III. folgte ihm, und schlug ihn in der bekannten Schlacht am Boyne. Jakob verlohr allen Muth, erhielt sich, mit genauer Not {mit knapper Not}, noch einige Zeit zu Waterford, schiffte sich dann nach Frankreich ein, um nie seine Reiche wieder zu sehen. Man spricht noch heutzutage schimpflich von seiner Furchtsamkeit, mit der er eine so starke Parthey, die ihn unterstützte, aufgab. Wilhelm ward nun bald Herr von Irland, und eilte, so viel er konnte, zu einer neuen und festen Gesetzgebung. Das Haus der Lords war sehr zu seinem Dienste; das Haus der Gemeinen folgte, und Wilhelm war nun Herr im irischen Parlemente. Er zog einen ungeheuren Theil der Güter
Die Statute, die damals festgesetzt wurden, werden Ihnen im Ganzen bekannt seyn; aber das wissen Sie vielleicht nicht, daß Gesetze darunter waren, in denen die Papisten auf eine himmelschreiende Art behandelt wurden. Es wurden ihnen bürgerliche Freiheiten genommen, die man keinem Fremden versagt; sie wurden in unzählichen Fällen eingeschränkt, und wie eine andere Gattung von Menschen behandelt. Kein katholischer Peer darf im Hause der Lords erscheinen; kein Katholik darf für das Unterhaus gewählt werden; keiner kann irgend ein öffentliches
Ich bin hierinnen etwas weitläufig gewesen, weil dieses Sie zu einem Aufschluß über die Nation überhaupt, und dann über die letzten Transaktionen vor zwey und drey Jahren, führen wird.
Der Königin Anna war so wenig daran gelegen, als dem Hause Hannover, den katholischen Iren abzuhelfen, weil man sie natürlich als ewige Feinde der Protestantischen Thronfolge
Diesen Umständen ist es zuzuschreiben, warum in manchen Büchern den Iren überhaupt Unwissenheit, Wildheit und Mangel an Aufklärung vorgeworfen wird. Dieser Vorwurf trifft hauptsächlich die Provinz Connaught, wo die Papisten am wenigsten mit den Protestanten gemischt sind, und wo es in der That hin und wieder sehr finster und traurig aussehen soll. Diese Provinz ist am weitesten gegen Abend entlegen, hat, wegen Mangel der Industrie und Handlung mit den übrigen am wenigsten Verbindung, und kann, besonders wenn ich den südlichen Theil davon wegnehme, kaum eine Stadt aufweisen, die genannt zu werden verdient.
Auf diese Art entstunden in Irland so zu sagen zwey Nationen, deren die eine immer ansehnlicher ward, sich immer mehr und mehr aufklärte, mit dem übrigen Europa und besonders mit England in Verbindung stand, indessen die andere immer abnahm. Und obschon die Katholiken noch jezt den zahlreichern Theil der Nation ausmachen, so sind sie doch bey weitem der schwächere. Hier haben Sie eine Berechnung, die im Jahre 1776 gemacht wurde, und die neuer ist, als die, die sich in Guthrie15 und andern Büchern findet.
{Provinz} | Protestanten | Katholiken |
---|---|---|
Connaught | 28,522 | 344,294 |
Leinster | 197,670 | 553,413 |
Munster | 77,915 | 495,164 |
Ulster | 377,978 | 278,607 |
{Gesamt} | 682,085 | 1,671,478 |
Noch immer gibt es, ungeachtet alles dessen, was ich gesagt habe, große, sehr ansehnliche und wackere Familien unter den Katholiken; allein sie stehen in keinem Verhältnisse gegen die Menge. Wenn ich nicht gewußt hätte, daß Katholiken in Irland sind, so würde ich zuverlässig die ganze Insel für Protestantisch gehalten haben. Glauben Sie wohl, daß unter der großen Menge Menschen, die ich in Irland kennen gelernt habe, ich mich nur zwoer Familien erinnere, die katholisch sind. Mönche gibts keine hier, denn wer sollte sie ernähren? Alles, was sie ehemals hatten, und sie hatten sehr viel, ist genommen worden.
Der Hof zu St. James muß natürlich diese Veränderung in der Lage Irlands schon längst bemerkt haben, und so sehr ihm ehemals daran lag, die katholische Parthey zu schwächen, so wenig kann es vortheilhaft für ihn sein, wenn die Protestantische zu stark wird. So lange beide
Ich glaube, lieber Freund, wir haben so viel Politik mit einander verhandelt, daß Sie froh sind, die Scene zu ändern. Der Weg von C*** hierher ist sehr bergicht, und durch Mannigfaltigkeit, weite Aussicht und den Fluß Sure, den man die mehreste Zeit zur Seite hat, überaus angenehm. Wir waren eben in eine Art Gasse gefahren, deren beide Seiten mit Leim- und Strohhütten besetzt waren, als mir Lord T** sagte, wir wären in Waterford. Ich hatte schon einen Ausruf von Verwunderung auf der Zunge, als mir einfiel, daß ich mehrere Irische Städte gesehen, deren äusserster Umfang aus solchen Hütten besteht, welche von Gerbern, Fleischern und andern unreinen Handwerkern, und dann auch von armen Tagelöhnern bewohnt werden. Wir kamen bald in bessere Gassen, und ich sahe Häuser, die Reinlichkeit, Wohlstand und zum Theil auch Reichthum verriethen. Die Stadt hat an einigen Orten Festungswerke und ist von großem Umfange; allein die mehresten Gassen sind enge, unregelmäßig und ein wenig bergicht. Man sieht es ihr an, daß sie eine alte Stadt ist, die nicht, wie Dublin, nach und nach verschönert und nach einem gewissen Plan verändert worden ist. Sie existirte schon im neunten Jahrhunderte, und war, als Rich.
Der schönste und interessanteste Theil der Stadt ist ohnstreitig der Quay, d. h. die Reihe Häuser, welche gegen den Hafen zu stehen, und zwischen welchen, und dem Hafen, eine Breite geschaffen ist, auf der verschiedene Wagen neben einander fahren können. Dieser Quay ist fast eine Meile lang, hat viele artige Häuser, Kaufmannsläden und Buden. Da die Schiffe hier befrachtet sowohl als abgeladen werden, so hat man hier das Vergnügen, das beständige Gewühl beschäftigter Menschen zu sehen, unter allerhand Formen und mit mancherley Sprachen: besonders sind viele Portugiesen darunter. Der Fluß ist hier so breit, daß man ihn wie das Meer betrachten kann, ob er schon noch acht Meilen davon entfernt ist. Gegen über erheben sich einige Hügel, die eine angenehme Aussicht über die Mastbäume und zwischen durch geben. Daß der Hafen sehr tief ist, können Sie daraus abnehmen, daß ich D. Franklin hier sehe, ein Kriegsschiff von 60 Kanonen, das einige hiesige Kaufleute nach dem Frieden gekauft haben,
Man hat hier verschiedene Fabriken angelegt, allein es will noch nicht recht damit fort. So besah ich z. B. eine große Glasfabrik, zu der man aber den Sand aus England holen muß.
Das hiesige Bißthum ist eine reiche Pfründe, und hat einen schönen Pallast, nebst einer neuen bischöflichen Kirche, die recht artig ist, und die auf freiwillige Subscription erbaut ward. Vom gegenwärtigen Bischoffe, dem D. Newcome, hab ich Ihnen ein andermal geschrieben. Ausser verschiedenen andern Kirchen der hohen oder anglikanischen Kirche, sind hier noch vier katholische, eine Presbyterianische, eine Quakerkirche, eine Anabaptistenkirche und eine französisch-reformierte.
Von den Einwohnern dieser Stadt hab ich wenigere hier, als zu C*** gesehen. Einige darunter hab ich so gesittet und bekannt mit
Eben so gleichen auch die Irischen Geistlichen, in manchen Betrachtungen, den Englischen. Der Mann vom Stande empfängt sie an seiner Tafel und in seinen Gesellschaften, und lebt im Ganzen auf einem ganz andren Fuß mit ihnen, als man an vielen Orten des festen Landes thut, wo ich diesen Stand oft auf eine sehr harte Art heruntergesetzt gesehen habe. Ich muß aber auch sagen, daß der Englische und Irische Geistliche, in Ton und Art sich weniger von den übrigen Menschen
Die Bevölkerung von Waterford wird hier auf 30,000 Seelen geschätzt, ich bin aber gewiß, daß, wenn ich ein ganzes Drittheil davon nehme, ich der Wahrheit näher komme. Sie haben hier ein stehendes Schauspiel, da ich aber niemals da übernachtet, so hab ich nichts davon gesehen.
C***, den 1. Sept.Die Welt gehört hier zu Lande den Reichen und Großen! So hab ich schon unzähligemal bey mir selbst ausgerufen: Und ob schon dieser Satz so ziemlich in den mehresten Ländern wahr ist, so hab ich ihn doch nirgends so auffallend gesehen, als hier. Die Großen und Reichen haben hier ungeheure Striche Landes, und diejenigen, die es bauen, leben in der äussersten Armut. Wer einen Estate d. h. ein Gut, oder einen Strich Landes hat, verpachtet einen Theil davon an einen Landwirth oder Pachter, der gewöhnlich schon ein gewisses Vermögen hat. Dieser wird öfters sehr reich, kauft sich eigene Güter, und lebt auf den Fuß eines Gentleman, erzieht seine Kinder dem zu Folge, und wird manchmal mit der Zeit ein Parlements-Glied. Die größern
Hier läßt Lord T** fast alles, was im Parke liegt, durch eigene Leute besorgen, an deren Spitze ein Pachter steht, der sein Haus mit vielen Nebengebäuden im Parke hat. Das Übrige ist theils in größern, theils in kleinern Stücken verpachtet, zum Theil an Arme, die der Lord nie zu sehen bekommt, und die er nicht kennt, weil alles durch einen Intendanten besorgt wird.
Ich bin mit Fleiß in verschiedene dieser Hütten gegangen, die auf diesen weitläufigen Gütern zerstreut liegen. Denken Sie sich eine niedrige Mauer von Leim {Lehm} ins Gevierte, oben mit dünnen Balken belegt, welche mit Stroh
Nebengebäude gibts keine; denn da das Klima äusserst mild ist, so lebt alles Vieh, Sommer und Winter, unter freiem Himmel. Wird irgend eins krank, nun so nimmt man es ins Haus. Das Heu wird in großen Schobern aufgehäuft und bleibt unter freiem
Auf diese Art lebt hier der niedere Landmann, geht barfuß, wenig und schlecht bekleidet, und nährt sich mit Erdäpfeln, Käse und Milch. Mit dem, was er von seiner Viehzucht gewinnt, bezahlt er den Pacht, und das Übrige vertrinkt er in Whisky, einer Art Kornbrandtewein. Bey dem allen ist er nichts weniger als unglücklich. Im Gegentheil, seine Lage schient ihm zu behagen: er ist unthätig und gibt sich nicht die geringste Mühe, durch bessere Anbauung des Landes seinen Zustand zu verbessern. Den Neid kennt er nicht; denn seine Nachbarn leben wie er, und die Reichen liegen zu sehr außer seinem Kreise, als daß er an sie hinauf denken sollte. Er schlendert ganz gelassen durch den schönen Park des reichen Güterbesitzers und denkt an keine Vergleichung.
Überhaupt ist es eine allgemeine Bemerkung, daß der eingeschränkte Mensch, (und vielleicht die mehresten Menschen überhaupt) selten weit über seinen Stand hinausschaut. Unser Nachbar, unser Bekannter erregt unsern Neid, nicht der Fürst und die Großen der Erde, die der gewöhnliche Mensch mehrentheils als ganz ausser seinem Kreise betrachtet. Ein guter,
Der Anblick und der ganze Zustand dieser armseligen Menschen, von einer andern Seite betrachtet, gibt mir oft Veranlassung, eine Vergleichung zwischen ihnen und den Großen des Landes, unter denen sie leben, anzustellen, und ich finde aufs Neue die Bemerkung bestätigt, die ich seit der Zeit in mir herumtrage, seitdem ich viele der glänzenden Classen des Lebens gesehen habe.
Ich weiß nicht, warum ein grosser Theil unserer Gottesgelehrten in allem, was ihnen vorkommt, ohne Unterlaß auf eine andere Welt verweisen! Reichthum und Armuth, anscheinendes Glück, Ungerechtigkeit auf der einen, und Duldung auf der andern Seite, Beraubung und Genuß alles, alles soll in jener Welt gleichgemacht, compensirt werden. Daß ist alles wahr, und ist auch ein ganz kurzer Weg den Knoten aufzulösen. Allein ich glaube, daß wenn wir die Dinge dieser Welt genau betrachten, wenn wir Gelegenheit haben, uns in allen den verschiedenen Ständen des
Ich habe mancherley Betrachtungen darüber angestellt, wenn ich auf den weitläuftigen Gütern des Grafen spazieren reite, oder fahre, und die Menge von elenden, oft nur halb gekleideten Menschen sehe, die mit entblößtem Haupte da stehen, wenn der glänzende Wagen, oder das stolze Pferd, vor ihnen dahin fliegt. Welch ein Unterschied! Die einen leben im äussersten Überflusse, wohnen in prächtigen Sälen, kleiden sich in die besten Stoffe, raffiniren über ihre Tafel, und setzen die vier Welttheile in Contribution, um ihren Sinnen zu schmeicheln. Den andern fehlt es an allem; sie nähren sich mit Erdäpfeln und Buttermilch, oder mit bloßem Wasser; denn oft können sie die letzte nicht erschwingen. Und doch bin ich fest überzeugt, daß unter diesen Elenden mancher ist, der wahrhaft glücklicher ist, als irgend jemand von uns.
Mangel und Bedürfniß sind ein Wort, die Sache selbst existirt blos durch Vergleichung, und
Daß dieser Elende nicht auch manche wahre Leiden haben sollte, ist freilich nicht zu vermuthen; auch sey der Gedanke ferne von mir, daß irgend jemand mit ihnen würde tauschen wollen. Ich wollte blos sagen, daß zwischen diesem Elenden und dem, den ein anderer beneidet, kein so ungeheurer Unterschied sey, so bald man wahre Glückseligkeit und Leiden gegen einander abwiegt.
Der Irische Landmann darf keinesweges, zur Entschuldigung seiner Trägheit vorschützen, daß das Land, das er baut, nicht sein eigen ist. Diese Entschuldigung fällt weg, sobald man weiß, daß die Pachte auf dreyßig, vierzig, funfzig, ja auf hundert Jahre geschlossen werden. Man hat mich versichert, daß der Englische Herzog von Devonshire Pachter hat, die seit mehr als zweyhundert Jahren auf seinen Gütern leben; und, was noch mehr erstaunenswürdig ist, er hat den Pacht-Contrakt nicht geändert; wenigstens war es so vor einer gewissen Anzahl von Jahren. Man gab ihm da 50,00 Pf. aus Gütern, aus denen er 80,000 hätte ziehen können. Manche Englische Familien zeigen hierinnen einen
Auf einem Spazierritte zeigte mir ein Gutsbesitzer ein großes Stück Land, und sagte: In zwey Jahren denk' ich dieses für 400 Pf. zu verpachten, gegenwärtig bekomme ich jährlich nicht mehr als zehn dafür, weil mein Großvater es auf neunzig Jahre verpachtet hat. Die Familie, die es gepachtet hat, ist seitdem reich dadurch geworden, lebt nun auf eigenen Gütern in einem großen, schönen Hause, und hat diesen Strich Landes an eine Menge armer Leute verpachtet.
Ich erinnere mich nur kürzlich gelesen zu haben: The distribution of property in Ireland is more unequal than in England or America.16 Schon in England haben die Reichen zu viel liegende Gründe, und die Armen zu wenig, und in Irland ist der Unterschied noch viel auffallender. Ich glaube nicht, daß es in Sachsen eine Familie gibt, die jährlich 4,000 Pf.
Nach allem, was ich Ihnen nun vom Landbau und den niedern Landleuten in Irland gesagt habe, müssen Sie doch nicht glauben, daß dies der Zustand des ganzen Landes, ohne Ausnahme, ist. Nein, im Norden sieht es um ein gutes besser aus. Die Ursache ist in der Geschichte zu finden. Durch die Kriege, welche Elisabeth, und ihr Nachfolger, Jakob I. gegen die katholischen Iren führten, fielen der Krone 511,465 acres Land anheim, in den Grafschaften Donnegal, Tyrone, Colerain, Fermanagh, Carvan {Cavan} und Armagh. Die Papisten wurden größtentheils
Ich bedaure oft, daß ich nicht mehr Gelegenheit habe, Leute aus dem Mittel- und dem niedern Stande zu sehen. Unter diesen findet man immer am meisten Nationales; da hingegen die Höhern, und überhaupt alles, was gens du monde und gens de bonne compagnie genannt wird, in der ganzen Welt bis auf einen gewissen Grad einander gleicht. Erziehung und Gesellschaft modelt den Menschen nach einem gewissen Schnitt; seine rauhern, scharf markirten Seiten und Umrisse werden abgeschliffen, und das, was er Eigenes hat, verliert sich mehr oder weniger unter der Form. Und so hab ich noch an allen Orten Menschen gefunden, deren Gott ihr liebes, eigenes Selbst ist, und die ihre Selbstheit (Selfishness, Egoismus) mit äusserer Höflichkeit, Sanftmuth und Cultur verkleistern; überall Menschen, über welche äussere
Es gibt hier, wie in allem, Ausnahmen; im Ganzen aber ist das Gemälde, glaub ich, nicht übertrieben.
Wenn ich nun diese Menschen gegen die hier in Irland halte, und wenn einiger auffallender Unterschied ist, so ist er wahrlich zum Vortheil dieser letztern. Ich habe hier unter den Blutsverwandten mehr Verbindung, Antheil und Liebe
Die Frauenzimmer zeigen im Ganzen eine Zurückhaltung gegen die Mannspersonen, die vielleicht den Annehmlichkeiten der Gesellschaft nachtheilig ist, und der allgemeine ton de galanterie, der von Frankreich aus einen Theil von Europa überschwemmt hat, hat hier noch wenig Progressen gemacht. Zwischen beiden Geschlechtern ist die Absonderungslinie vielleicht noch viel stärker markirt, als in England. Ich habe hier mehr als einmal gesehen, daß alle Frauenzimmer an einer Tafel nebeneinander saßen, und eben so auch die Mannspersonen. Das bunte Gemische, das die Gesellschaften nach französischem Tone auf dem festen Lande so angenehm macht; die Freiheit, mit der man sich an Frauenzimmer wendet, auch die man nicht kennt, und Unterhaltung bey ihnen findet; die Leichtigkeit, mit der man in
Ein anderer Zwang, den die mehresten Frauenzimmer sich auflegen, fällt ins Lächerliche! Da auf den Tafeln nie Getränke steht, so muß
So frey als in Irland und England die Mannspersonen in ihren Gesprächen sind, so sehr sind sie auf ihrer Hut unter dem andern Geschlechte. Da wird niemand leicht sich ein Wort entfahren lassen, das im geringsten nach einer Unsittlichkeit, Unanständigkeit oder Zweydeutigkeit schmeckte Nie wird sich ein Mann in Gesellschaft erlauben, einem Frauenzimmer von Stande die Hand zu küssen, wenn es auch seine nahe Verwandte ist. Nie wird sich jemand erlauben,
Die Sprache der Gesellschaft ist seltener, als irgend eine, die ich noch kenne. Die vielen Worte und Redensarten von Höflichkeit, die in der französischen und deutschen Sprache, in gesitteten Gesellschaften herrschen, sind hier unbekannt, und man sucht im Reden so wohl als im Schreiben eine gewisse Kürze, eine gewisse Abgebrochenheit, die, in der französischen Sprache wenigstens, Unhöflichkeit sein würde. Selbst die Ausdrücke Your Lordship und Your Ladyship, die in englischen Romanen so häufig vorkommen, werden selten gebraucht. Alle Mannspersonen sind, wenn man sie anredet, Sir oder Mylord, und selbst die Lords werden manchmal blos durch Sir angeredet. Alle Frauenzimmer, mit und ohne Titel, verheurathet oder unverheurathet, sind in der Anrede Madam. Redet man von Frauenzimmern, die den Titel haben, so sagt man allemal, Mylady die und die; ihr aber in der Anrede den Titel Mylady zu geben, ist lächerlich und nur unter den Bedienten gewöhnlich.
Ein Zug, den ich an den Iren auffallend bemerkt habe, ist ein gewisser Geist des Patriotismus und des öffentlichen Besten, zu dem sie mit Vergnügen beitragen. Sie haben diesen Zug, so wie das Mitleiden, vielleicht noch stärker, als die Engländer.
Gegen Fremde sind sie gewiß gefälliger und zuvorkommender als die Engländer, wie wohl auch diese, von dieser Seite, viel erträglicher sind, als sie sonst gewesen seyn sollen. Die Iren waren sonst der Hospitalität wegen noch berühmter als jezt. Dieser Zug nimmt bey den Nationen gewöhnlich ab, indem die Cultur zunimmt. Das, was in gewissen französischen und deutschen Häusern Hospitalität heißt, ist mehr ein Schaugericht, das der Hausherr sich selbst zu Ehren ausstellt.
Einen Hang zur Unthätigkeit hab ich, wenn ich nicht irre, den Iren schon weiter oben zur Last gelegt. Ich kenne deren manche, die lieber den ganzen Tag in Unthätigkeit herum ziehen, als ein Buch öffnen oder eine Zeile schreiben.
Da fast in allen Schriften über Irland von White-Boys (Weiße-Buben) die Rede ist, so werden Sie wohl auch über diesen Artikel etwas erwarten, um so mehr, da man durchgehends
Ich bin hier für einige Tage, um die Musterung und Operationen von 1200 Volunteers zu sehen. Der Ort selbst, obschon die Hauptstadt der Grafschaft Tipperary, hat für mich nichts merkwürdiges, als daß es Sterne's Geburtsort ist. Sein Vater, ein Offizier, stund hier in Garnison, als ihm sein Lorenz geboren ward. Ich bin versichert, daß das wenige Leute hier wissen, und das Haus, in dem er geboren ward, hat nicht die Ehre der Wallfahrten, die so häufig in das Haus zu Stratford geschehen, in welchen Shakespear geboren ward. Auch hat ihm niemand ein Denkmal errichtet. Armer Sterne! Wohnte ich zu Clonmel, ich wollte dir, gleich deinem Yorik, wenigstens einen einfachen plattliegenden Stein stiften, für das Vergnügen, das manche Stellen deiner Schriften
Die Gegend, in der Clonmel liegt, ist reizend, und der Weg dahin nicht weniger schön. Eine lange, liebliche Ebene, die sich zwischen hohen Bergen hinzieht, vom Sure durchwässert, der hier klein und ruhig in seinen grünen Ufern fließt, weil er nicht mehr von der Fluth, welche nur bis auf ein paar Meilen über Carik liegt, beunruhigt wird.
Doch dies ist nicht, wovon ich Ihnen schreiben wollte, lieber Freund! Ich denke Sie von hier aus mit einem langen politischen Kapitel zu strafen, mit einer Begebenheit, die einzig in ihrer Art ist, die in der Irischen Geschichte auf die eine oder andere Art Epoche machen wird, und die in ihren Folgen eben so wichtig ist, und vielleicht noch werden wird, als ihr Anfang unbedeutend war. Sie werden leicht errathen, daß ich von den Volunteers reden will, von denen wir seit drey Jahren genug in den Zeitungen gelesen haben, und durch welche nach und nach die Veränderungen bewirkt worden sind, durch welche Irland nun beynahe ein eigenmächtiges Reich geworden ist.
Irland war im letzten Kriege von aller Bedeckung entblößt. Alle Truppen waren in Amerika, und selbst in England behielt man nicht einmal so viel, als nöthig war, das Land gehörig zu decken. Engländer haben mich versichert, daß sie diese Stunde noch nicht begreifen können, warum die Franzosen keine Landung gewagt, die gewiß hätte gelingen müssen; wenigstens, sagt man, wäre es leicht gewesen, die Häfen Portsmouth und Plymouth zu zerstören. Dem sey wie ihm wolle, die Iren erwarteten mit Zuverläßigkeit eine Landung, erwarteten sie mit Gewißheit, und die ganze südliche Küste zitterte. Die Personen, die hier herum Güter haben, haben mir eine schauerliche Beschreibung von der Angst gemacht, in der sie waren. Die Furcht eines Insulaners, der nicht gewohnt ist, Feinde in seinem Lande zu sehen, und welcher weiß, daß
In dieser allgemeinen Noth kamen einige Männer auf den Einfall, sie wollten eine Association machen, eine gewisse Form und Ordnung unter sich einführen, sich bewafnen, und so erwarten, was sie für Heerd und Feuer thun könnten. Dieser Einfall fand Beifall; ein Haus folgte dem andern, ein Ort dem andern, und so war in kurzer Zeit die ganze hiesige Gegend unter den Waffen. Die verschiedenen Ortschaften nahmen verschiedene Uniformen an; die Reichen
Was nun allmälig erfolgte, wissen Sie, denn ich vermute, daß die Sächsischen Zeitungen eben so voll davon gewesen sind, als die Schweizerischen und der Courier de l'Europe. Das Irische Parlement machte an England eine Forderung nach der andern, das Englische Ministerium war voll Partheyen, ein Vice-König kam auf den andern, und Irland erhielt, die Waffen gegen Frankreich in der Hand, alles, was es von England forderte. In diese Zeit fielen zum Theil auch die Veränderungen, die das Irische Parlement in der Lage der Katholiken vornahm: und nun machte ein großer Theil dieser letztern mit den Übrigen gemeine Sache. Die Protestantischen
Irland hat nun ohngefähr alles erhalten, was es von England verlangt hat; allein der Geist der Nation ist nun einmal aufgewacht, alles ist in Gährung und die Unruhen dauern fort. Der Hof hat zwar sehr a propos den St. Patrik-Orden vergangenen Winter gestiftet, und sich manche Grafen (Earls) dadurch verbunden; allein der große Haufe sieht diese blauen Bänder und Sterne mit Verdruß. Hierzu kommt, daß diesen Sommer ein neues Parlement gewählt worden ist, welches im Oktober seine Sitzungen anfangen wird. Eine neue Parlementswahl ist allemal eine stürmische Zeit, und der Kabalen gibts da kein Ende. Die Großen müssen den
Viele wackere Iren mögen geglaubt haben, daß wenn sie einmal alle die Rechte und Freiheiten erhalten hätten, die ihnen England hat einräumen müssen, ihr Land auf einmal in einen sichtbaren Flor kommen würde. Allein ein solcher Flor kann sich nur auf innere Stärke, Arbeitsamkeit und Industrie gründen: und da es mit diesen nur langsam geht, so sehen sie sich in ihren schönen Hoffnungen betrogen, und denken auf andere Mittel. Ich bin äusserst begierig, was die Volunteers für Förderungen an das neue Parlement machen, und wie weit dieses sie am Hofe treiben wird. Vor kurzem trug sich etwas zu, das ausserordentlich Aufsehen machte.
Der Irische Bischoff von Derry18 (eigentlich Londonderry) that den Volunteers, ungebeten den Vorschlag, sie sollten eine Hauptversammlung anstellen, (diese existirt nun wirklich zu Dungannon) sollten mit einander berathen, und alles, was sie dem Parlemente zu sagen hätten, wollte er im Oberhause zu Dublin vortragen.
Nachdem ich Ihnen, lieber Freund, so viel von den Volunteers geschrieben, würde es Ihnen nur Langeweile machen, wenn ich Ihnen nun noch von ihren Kriegsmanoeuvres, die ich bey Clonmel gesehen, eine Beschreibung machen wollte. Nur so viel will ich sagen, daß ich über ihre Leichtigkeit, Fertigkeit und Ordnung erstaunt bin. Sie sind mit allem versehen; Zelte, Kanonen, Pulverwagen, Feldscheers19, Zimmerleute, alles mußte hervor!
Die einzige Ordnung, die ich in diesen Briefen beobachte, ist, daß ich so viel als möglich die Gegenstände mische, um wenigstens von dieser Seite nicht langweilig zu werden. Heute also von etwas anderm, und zuerst von der Sprache der Irländer. Sie wissen, daß diese Nation eine eigene hat; aber das wird Sie befremden, daß man unter Leuten vom Stande fast niemanden findet, der sie versteht. Die mehresten verstehen nicht das Geringste davon, und kennen keine andere Muttersprache, als die Englische. In der That wird aller Schulunterricht und aller Gottesdienst in der Englischen gehalten, welche so ziemlich jedermann versteht, wenigstens sind die Ausnahmen selten. Gleichwohl spricht bey weitem der größte Theil der Nation Irisch, denn der Pöbel redet unter sich keine andere Sprache. Bücher gibt es keine darinnen, als einige Gebet-Bücher,
Ich habe nicht bemerkt, daß sie irgend eine besondere Ähnlichkeit mit den Sprachen hätte, die mir mehr oder weniger bekannt sind. Manchmal glaubte ich, ein Italienisches Wort zu hören, und auf Nachfrage hab ich gefunden, daß einige die nämliche Bedeutung hatten, als die nämlichen Worte in dieser Sprache. Daß sie mit der Englischen Sprache viel mehr Ähnlichkeit habe, als mit irgend einer anderen kultivierten, kann ich nicht finden. Sie können selbst zusehen, wenn Ihnen etwan Twiß in die Hände fällt, in dessen Reisebeschreibung sich ein Verzeichnis von etwan hundert Worten findet. Mit der Wallisischen und Schottischen soll sie sehr viel Ähnlichkeit haben, so sehr, daß manche Leute dieser drey Nationen sich bis auf einen gewissen Grad sollen verstanden haben. Wenigstens ist das Wallisische eben so guttural, hart und unangenehm. Ich habe gefragt, ob sie mit dem Celtischen, z. E. {zum Exempel} mit dem Originale von Ossian, viel Gleichheit habe;
Was der Landschaft hier einen Theil ihres Reizes benimmt, ist die Kahlheit ihrer Berge. So weit als ich das Land hier rings herum kenne, so hab ich überall die höhern Theile der Berge ganz ohne Waldung gesehen. Da das Land sonst ganz voller Wälder war, sahe man dies als ein Zeichen der Wildheit und für ungesund an, und setzte allen denen einen Preiß aus, wie in den unangebauten Gebieten von Amerika, die die Wälder ausrotten würden. Man ging nun wacker daran, haute die Wälder nieder, ohne etwas an ihre Stelle zu setzen, oder, wegen der Höhe, Beschwerlichkeit und Schärfe der Luft, setzen zu können. Das Vieh, das man nachher dahin schickte, rottete nach und nach auch die jungen Sprößlinge aus, die etwan aus den alten Wurzeln hin und wieder hervorwuchsen. Auf diese Art sind nun die Berge kahl, wenn nicht etwan ein Gutsherr einen Theil derselben sorgfältig wieder angebaut hat, und es wächst nichts auf denselben, als Farren- und Heidekraut, (bruyere) ein Mittelding zischen Gras und Gestrippe, dessen Samen der Auerhahn sehr liebt, weswegen ihn auch die Franzosen Coc de bruyere nennen. Einiges hat
Wegen Mangel der Wälder gibt es hier kein anderes Wildpret, als Haasen und Kaninchen; die Damhirsche findet man blos in den Parken, der eigentliche Hirsch ist sehr selten, und Rehe gibt es keine, so wenig als wilde Schweine. Wildes Geflügel aller Art und mehr, als ich auf dem festen Lande kenne, gibts in großer Menge, Wölfe nur sehr wenig; Füchse desto mehr, denn sie werden, wegen der par force Jagd, nie getödet, sondern sorgfältig erhalten.
Giftige Thiere, als Scorpionen, Schlangen, Kröten, etc. etc. findet man auf der ganzen Insel nicht. Man hat den Versuch gemacht, es bleibt aber keine am Leben. Was die Ursache dieses wunderbaren Phänomens seyn mag, kann mir niemand sagen. Auch waren sonst keine Frösche in Irland. Erst unter Wilhelm III. hat man sie herübergebracht, und noch jezt sind sie in geringer Anzahl und machen keyn Geschrey, wie auf dem festen Lande.
Die Eichen schätzt man hier vorzüglich wegen ihrer Schaale zum Schwarz färben, und weit mehr wegen des Schiffbaues. Sie werden, für den letztern Zweck, selbst den Englischen vorgezogen, weil sie sich noch weniger als diese, splittern. Wenn eine Kanonenkugel in ein Schiff geht, so thut sie gewöhnlich weit weniger Schaden, als die Holzsplitter, welche umher fliegen und die Mannschaft mehr verstümmeln als tödten. Die Irische Eiche läßt die Kanonenkugel durch, und bekommt blos ein rundes Loch. Diese Eichen aber sind klein, und gegen unsere deutschen sehr mager und unansehnlich. Desto größer und schöner sind die hiesigen Eschen, Buchen und Ulmen. Ja es gibt hier alle Arten von Bäumen, die ich nur irgendwo zerstreut gesehen habe. Dem ohngachtet verbraucht man weit mehr Steinkohlen, als Holz. Öfen gibt es hier so wenig als in England.
Die herrschende Religion ist in Irland die nämliche als in England, d. i. die Bischöffliche, oder so genannte hohe Kirche. Für diese sind hier vier Erzbischöffe und achtzehn Bischöffe, deren Einkünfte im Ganzen beträchtlicher seyn sollen, als die der Englischen.20 Dem Bischoffe von Derry
Dieses geschieht gar sehr auch in England. Gewöhnlich beobachtet der Bischoff, in Vergebung
Was den Irischen und Englischen Bischöffen ihre Einkünfte ein wenig schmälert, ist, daß sie ein Haus in der Hauptstadt halten, und als Peers, den Winter da zubringen müssen. Die Bank der Bischöffe kommt, im Hause der Lords, nach der Bank der Earls, und erst nach ihnen kommen die Viscounts und Barons. Sie haben, wie alle Peers, den Titel Mylord, aber ihre Gemahlinnen sind nicht Myladies. Auch setzt man den Lordstitel nie zu ihrem Namen, z. E. Lord Beresford, sondern man sagt: Mylord the Bishop of Ossery {Ossory}. Auch heißen ihre ältesten Söhne nicht right honourable, wie die ältesten Söhne der gebohrnen Peers. Dies ist eben so in England.
Neben der herrschenden Kirche haben in England freie Ausübung des Gottesdienstes auch die Presbyterianer, welches hauptsächlich die Religion der Schotten ist; die Dissenters, die Methodisten, die Quacker etc. etc. Eben so auch in Irland, aber es gibt hier von allen diesen Gemeinden nur wenige, da England hingegen voll davon ist. Der Gottesdienst wird in England und Irland regelmäßiger besucht, und der Sonntag heiliger gehalten, als ich noch in irgend einem Lande gesehen habe. An Musik, Tanz und öffentliche Vergnügungen ist nicht zu denken; kein Frauenzimmer rührt ihre Filosche21 oder Sticknadel an, und in der Karte wird fast nirgends gespielt, so wenig als mit Würfeln. Selbst in Dublin und London bin ich über den Anstand erstaunt, mit dem der Sonntag in diesen Hauptstädten gefeiert wird.
Eben so sehr fällt mir auch die Liturgie auf, wo alle Sonntage alle Zuhörer eine so große Menge Gebete auf den Knieen verrichten, daß ich es, der ich es nicht gewohnt bin, auch jezt noch kaum aushalten kann. Unter diesen Gebeten ist die ganze lange Lutherische Litaney, welche der Geistliche alle Sonntage verließt, wobey der Küster den Chorus macht, und das We beseech thee to hear us, Good Lord (erhöre uns lieber Herre Gott) und das Deliver us,
Mit Vergnügen führe ich Sie in diese Stadt, die vor andern Städten Irlands, so wie auch die Gegend umher, so vieles voraus hat. Die Luft ist hier reiner, der Himmel heiterer, die Tinten {Farben} der Landschaft wärmer, und die Steinkohlen haben einen feinern Rauch, weil man eine besondere Art brennt, die hier gefunden wird. Die Stadt liegt auf zwey mäßigen Anhöhen, von denen man eine reizende Aussicht auf ein Land hat, das besser gebaut und stärker bewohnt ist, als an andern Orten dieser Insel, die ich gesehen. Kurz, hier vereinigt sich alles, um der Sitz des größten, reichsten und mächtigsten Edelmannes zu sein, der je existirte. Ich rede vom Herzoge von Ormond, diesem großen, mächtigen Manne, der in der Geschichte Irlands so merkwürdig ist, und dessen Nachkommen ihm so unähnlich sehen. Lassen Sie mich, lieber Freund,
Mir fiel zu C*** ein Werk in die Hände, das in drey Folianten enthielt die Geschichte Jakobs II Herzogs von Ormond. Sie können denken, daß meine Aufmerksamkeit und Neugierde nicht wenig erregt ward. Freilich hatte ich keineswegs Lust, drey Folianten zu lesen, um die Geschichte eines Edelmannes zu lernen; aber den Eingang mußte ich lesen. Der Verfasser geht in ein spätes Alterthum zurück, und beweißt, daß die Herren Butler (dies ist der Familienname) ich weiß nicht, ob im neunten oder zehnten Jahrhunderte schon berühmt waren. Dann zeigt er, daß sie schon in den Akten des zwölften Jahrhunderts als Butler von Irland vorkommen. Dies war eine Würde, die sich ohngefähr durch Erzschenke übersetzen ließ, denn im Englischen heißt butler das, was die Franzosen Maître d'Hotel oder bouteiller nennen. Als solche hatten die Herren Butler gewisse Rechte und Einkünfte in Irland. Dann bekamen sie die Peerschaft und hießen Earls of Butler, und zuletzt wurden sie in den Herzogsstand erhoben und bekamen den Titel Ormond. Und nun fiel diese Familie auf einmal. Der unglückliche Herzog von Ormond verlohr unter Georg I. nicht nur den Herzoglichen Titel, sondern auch die Peerschaft
Man hat mich versichert, daß sein jährliches Einkommen sich auf 300,000 Pf. belief, welches denn beynahe zwey Sächsische Millionen wären. Da ich diese Summe viel zu übertrieben glaubte, so fragte ich andere Leute darüber, und diese sagten mir, daß die Familie jezt so viel aus den Gütern ziehen würde, wenn sie sie noch hätte. Dies macht nun freilich einen Unterschied, weil seit der Zeit alle pretia rerum ausserordentlich gestiegen; aber die Summe ist noch immer so ungeheuer, daß ich schlechterdings nicht daran glauben kann. So viel ist indessen gewiß, daß ihm fast die ganze Grafschaft Kilkenny gehörte, und daß er ansehnliche Güter in verschiedenen andern Provinzen hatte. Ausser seinem Residenzschlosse zu Kilkenny hatte er Lustschlösser und eine Menge Landhäuser, und hielt eine Art Hof, von dem seine Familie noch diese Stunde etwas beybehält, ob sie schon keinen anderen Titel hat, als Herr und Frau Butler. Das gegenwärtige Haupt der Familie soll jährlich 12,000 Pf. haben. Er läßt seine Kinder in England und in der hohen Kirche erziehen. Man vermuthet, daß der älteste Sohn, so bald er mündig
Das Schloß zu Kilkenny hat, ehe man hinein kommt, vollkommen das Ansehen der Residenz eines Fürsten; wenn man aber in den Schloßhof kommt, so sieht man, daß von den vier Seiten, welche das Quadrat des ganzen ausmachen, eine völlig in Ruinen verfallen, eine zweyte schlecht reparirt, und die dritte unbrauchbar ist. Und doch ist in der vierten noch Platz genug für eine Familie, die auf einem so großen Fuß lebt, als die Butlerische. Das Innere dieser Seite zeigt noch immer die ehemalige Größe. Man vergleicht dieses Schloß, wegen der Aussicht und der Gegend umher, mit Windsor-Castle, dem großen Schloße, das Wilhelm der Eroberer, Eton gegenüber, baute, und wo der jetzige König sich oft aufhält. Sie kennen diese Gegend, lieber Freund, aus Povens Forests of Windsor22. Diese Aussicht füllte mich mit ausserordentlichem Vergnügen; sie hat wirklich etwas Italienisches, und vereinigt damit Cultur und romantische Wildheit.
Aber fast eben so anziehend als sie, sind ein Paar Gemählde, von denen Twiß nichts erinnert, und wovon das eine eine Madonna mit dem Christkinde ist. Man hatte schon vorher meine Aufmerksamkeit darauf erregt, durch eine Geschichte, die mir sehr abentheuerlich vorkommt. Der König von Preussen habe nämlich von diesem schönen Correggio gehört, habe ausdrücklich deswegen einen Kenner nach Kilkenny geschickt, und 30,000 Pf. dafür anbieten lassen. Gestehen Sie, daß dieses eine Anekdote ist, die wohl verdient, wieder erzählt zu werden. Der König von Preussen, der 30,000 Pf. für einen Correggio bietet! Auch dann noch, wenn ich die Pfunde in Thaler verwandele, ists noch auffallend genug. Ich sahe nun dieses Gemählde, und vermuthe, daß man sich mit dem Namen des Mahlers geirrt hat, denn es ist vermuthlich ein Raphael, kein Correggio. Daß die Familie auch eine noch größere Summe ausgeschlagen haben würde, versteht sich.
Irische Schriftsteller nennen Kilkenny sehr majestätisch die Marmorstadt. In der That sind nicht nur eine große Menge schlechter Häuser, Treppen, Gartenmauern, etc. etc. von Marmor, sondern es ist auch eine ganze Gasse damit gepflastert. Dies fiel mir nun im geringsten
Auf der andern Anhöhe der Stadt steht der Pallast des Bischoffs von Osseri {Ossory}, welcher nichts mehr und nichts weniger als ein mittelmäßiges Haus ist. Von der Bischöflichen Kirche, welche dicht darneben steht, hab ich sehr viel in einem Tour through Ireland gelesen; ich habe aber nie die erhabenen Merkwürdigkeiten daran ausfindig machen können, ob es schon ein großes, altes und ehrwürdiges Gebäude ist.
Mit weit mehr Aufmerksamkeit betrachtete ich ganz nahe bey dieser Kirche, einen jener Thürme, die Irland besonders eigen sind, deren Twiß bey zwanzig auf der Insel zählt, und aus denen kein Mensch weiß, was er machen soll. Ich habe deren drey gesehen, keiner
Übrigens sind in Kilkenny eine Menge Familien, die von ihren Renten leben; der Handel wird in solchen Städten höchlich verachtet, und die Gesellschaft ist sehr angenehm, weil man aus dem geselligen Leben und seinen Annehmlichkeiten ein Studium macht. Hier haben Sie vollkommen die Beschreibung von Lausanne und ohngefähr vom ganzen Pays de Vaud. Man legt sich auf Ton, Annehmlichkeit, Moden, Liebenswürdigkeit; man sinnt Feste,
Der Bischoff setzte die Anzahl der Einwohner von Kilkenny auf 12,000 und in der That wäre genug Platz für sie in dieser Stadt, welche Twiß eine kleine, angenehme Stadt (a pleasant little town) nennt; allein ich glaube nicht, daß die Bevölkerung so stark ist; ich bin zu sehr an Vergrößerungen dieser Art gewöhnt. Man kann diese Stadt durch zwey Hügel, in zwey Theile theilen, deren einen man die Irische, den andern die Englische Stadt nennt.
C***, den 11. Sept.Diejenigen, welche glauben, daß die Engländer wenig aus Adel und alten Familien machen, irren sich gar sehr! Man weiß in diesem Lande eine Unterscheidungslinie zu ziehen, so gut wie in andern Ländern; nur ist sie in England nicht so scharf markirt, und wahres Verdienst kann leichter seinen Weg zwischen durch machen, als in andern Ländern, und der Gelehrte und Künstler werden geschätzt und geehrt, wenn auch
In Irland hält man schon mehr auf Adel und alte Familien, und der Handel steht in weit geringerm Ansehen. In England treten oft jüngere Linien aus großen Häusern, und selbst jüngere Enkel der Grafen (Earls) in den Kaufmannsstand; in Irland wird dieses selten, oder gar nicht geschehen. Manche Familien maaßen sich hier den Ruhm eines ganz besondern Alterthums an.
Haben Sie niemals, lieber Freund, von den Milesischen Familien in Irland gehört? Diese behaupten von den alten Milesiern in Kleinasien herzustammen, welche als eine Colonie, viele hundert Jahre vor Christi Geburt, mit den Phöniziern nach Irland gekommen seyn sollen. Viele Familien, die mehrentheils ein O oder ein M (Mac) vor ihrem Namen haben, sind nun ziemlich gesunken, und haben, nachdem
Bey Begräbnissen ist der Gebrauch der Klageweiber noch sehr gemein in Irland, besonders auf dem Lande, aber nie unter Standspersonen.
Die Irländer sind eben so verliebt in die Zeitungen und öffentlichen Blätter, als die Engländer. Jede ansehnliche Stadt hat ihre Zeitung, und in Dublin werden deren verschiedene gedruckt. Der Ire hält einen großen Theil aller dieser Zeitungen, und, nicht zufrieden damit, läßt er noch verschiedene der Englischen kommen, als die London Evening Post, den Craftsman, den London Advertiser u. a. Hier liegt beständig eine solche Menge von Zeitungen im Gesellschaftszimmer, daß ich so ziemlich alle Tage für ein Paar Stunden Arbeit gehabt hätte, wenn ich sie alle hätte lesen wollen. Ich kenne verschiedene Iren, die keine andere Lektüre kennen. Aus dem Gesellschaftszimmer kommen diese
Wahr ists, diese Zeitungen sind die vollkommensten, die in der Welt existiren. Auch ist dieses auf dem festen Lande bekannt, wohin eine große Menge derselben regelmäßig geschickt wird. Sie sind die vollkommenste Encyclopädie, die man sich nur denken kann. Alles, alles ohne Ausnahme findet einen Platz darinnen. Die Neuigkeiten der ganzen Welt, detaillierter, als irgendwo; alle Nationalgeschäfte, Heurathen, Geburten, Todesfälle, Ehescheidungen, neue Bücher und Kupferstiche, Erfindungen aller Art, Arzeneyen, Pommade, Puder, Modekrämereyen, Bankerute,24 Ankunft und Abgang der Schiffe, Räubereyen, Diebstäle, verlohrne und gefundene Sachen, gelehrte und andere Anekdoten, Lobreden, Pasquille,25 Ausfälle gegen Collegien und einzelne Personen, Bitten und Danksagungen, Altes und Neues und wenn würde ich fertig werden, alle die Artikel zu nennen, die in den Englischen und Irischen Zeitungen Platz finden.
Alle sind auf ungeheure Regalbögen, sehr enge gedruckt, und haben durchgehends vier,
Da diesen Sommer ein neues Parlement gemacht wurde, so war die ganze Nation in Bewegung. Ich könnte Ihnen Bögen vollschreiben, von dem, was ich bey der Gelegenheit gesehen, gehört und gelesen habe. Die Parlementsstellen tragen an sich selbst nichts ein, aber sie sind zu allem Nutze. So bald einer ins Unterhaus kommt, so ist er eine wichtige Person für das Land so wohl, als für den Hof; er hat Einfluß in unzählige Dinge, und kann für sich oder seine Familie eine Menge Dinge begehren, die der König zu vergeben hat: z. E. die einträglichsten Ämter im Lande. Ein Mann habe so viel Verdienst als er will; wenn er nicht im Parlemente sitzt, oder durch ein Parlementsmitglied unterstützt wird, so ist er für den Hof nur eine gleichgültige Person. Ein gewisser Lord wandte
Sie sehen, lieber Freund, daß auf diese Art die Regierung Irlands im Grunde Aristokratisch ist, und daß das Volk blos als Mittel betrachtet wird. Ein jeder, der jährlich 40 Schillinge (2 Pfunde) Einkommen aus eigenen Grundgütern hat, ist ein Freeholder, und gibt seine Stimme zur Wahl der zwey Parlementsmitglieder für seine Grafschaft. Aber was ist das? Die Kleinen hängen von den Großen ab, und die Nation wird nicht durch das Parlement repräsentiert, sondern, wie ein Volunteer sagt, von
Ich muß Ihnen noch, bey der Gelegenheit, etwas von einer Mahlzeit erzählen, der ich beywohnte, und die mich nicht wenig interessirt hat. Wir waren 300 Personen an einem Tische, den ein Lord auf einem grünen Platze neben dem Hause hatte aufschlagen lassen. Es waren Volunteers aus seiner Grafschaft, die sichs da herrlich wohl seyn liessen, und die Freygebigkeit, die Güte, Menschlichkeit und Gemeinheit {den Gemeinsinn} des Lords
Meine Kenntniß der Naturgeschichte hab ich hier gar sehr erweitert, wie wohl freilich nur in einem einzigen Zweige, nämlich der Seefische. Ich habe, vermittelst einiger Gelehrten, die Sache systematisch und klassisch verhandelt, und ich kann Ihnen jezt sehr genau sagen, wie der Rhombus, die Solea, der Scomber und andere Fische, aus denen die Lateiner sehr viel machten, aussehen und schmecken. Ich weiß, welche Fische
Scherz bey Seite Die moralischen Anmerkungen, deren man sich hier kaum erwehren kann, will ich Ihnen ersparen; aber das muß ich sagen, daß ich hier in meiner Erziehung versäumt worden bin, und daß ich alle diese Herrlichkeiten nicht nur äußerst unverdaulich, sondern höchst unangenehm im Geschmack finde. Ich gäbe für die herrlichste Amerikanische Schildkröte schwerlich ein Gericht guter Irischer Erdäpfel. Einmal brachte man einen Stör (Sturgeon) der
Dieses weggerechnet, ist die Irische Küche delikat, überaus simpel und gesund, und der haut-gout hat hier bey weitem nicht so überhand genommen, wie auf dem festen Lande von Europa. Suppe gibts weder hier noch in England, weder zu Mittage noch zur Nacht. Wenn ja in manchen Häusern manchmal eine auf den Tisch kommt, so ist dies was besonderes, und ist eigentlich nicht viel anderes, als eine Fleischbrühe, besonders von Schöpsenfleisch.
Ich hab Ihnen wohl nie vom großen Irischen Canal geschrieben? man nennt ihn den großen, zum Unterschied eines oder mehrerer kleiner im Norden, und in der That ist es eine der größten Unternehmungen neuerer Zeit, die nicht durch eine Krone, nicht durch ein Parlement, sondern durch eine Subscription ausgeführt wird. Durch diesen Canal wird die Insel von Osten gegen
Die Iren machen sich große Hoffnungen von diesem Canale; allein Lord T*** hat mich versichert, daß er, wenigstens jetzt, gar nicht die großen Vortheile einsähe. Inländische Schiffahrt ist einem Lande nur alsdann recht nützlich, wenn allgemeine Industrie in den innern Provinzen herrscht, und die Ausfuhr ihrer künstlichen sowohl als natürlichen Produkte, durch einen Canal befördert wird. Von dieser Art ist der
Die Münze in Irland ist vollkommen die nämliche, wie in England, nur mit dem Unterschiede, daß der silberne geprägte Schilling, anstatt 12. Pence, 13. gilt, und folglich die Guinee 22. anstatt 21.
Irland ist, für mich, eher theurer als wohlfeiler, denn England. Die Lebensmittel
Der Wein ist durchaus wohlfeiler in Irland, als in England, weil ihn der Ire gerade aus Frankreich, Portugal und Spanien hohlt, und bey der Einfuhr in sein Land nicht so viel zu bezahlen hat, als der Engländer in dem seinigen. Daher kommt es, daß man auch in den Wirthshäusern oft ziemlich guten Wein findet, da hingegen in dem Getränke, das man in den Englischen Wirthshäusern für Wein gibt, oft nicht ein Tropfen Wein ist. Es ist eine Art Brandtewein, oder Rum versetzt mit Honig, Zucker-Wasser etc. und mit Pflaumen- oder Schleensaft, wenn rother verlangt wird. Man braucht noch andere Ingredienzien, um einer jeden Weinart den Geschmack zu geben, den die wirkliche dieses Namens hat. Ein solches Getränke, ob schon kein
Die Kleidertracht der Iren ist von der Englischen wenig oder gar nicht unterschieden. Ein extrafeines Tuch, ein äusserst feiner Hut, seidene Beinkleider, seidene Strümpfe, weisse Westen und die feinste Leinwand zum Hemde, sind die gewöhnliche Tracht, und der ganze Staat. Man trägt hier und in England die Röcke von einer Art, die wir auf dem festen Lande Neglische und Fracken nennen, und die Weste gewöhnlich
Der gemeine Mann in Irland ist bey weitem nicht so gut gekleidet, als in England, und noch auffallender ist der Unterschied in der Unreinlichkeit. Überhaupt zeigt sich hier ein merklicher Unterschied. In England scheint der Große so wohl, als die Gesetzgebung und ganze Regierung des Landes, eine gewisse Achtung für die niedern Stände zu zeigen; hier hingegen steht der gemeine Mann äusserst tief. In England gibts eine Menge Dinge, die blos für die Bequemlichkeit und zum Besten der niedern Stände
Die Frauenzimmer in Irland kleiden sich mit vielem Geschmack, und ihre Tracht ist von der des festen Landes, welche überall mehr oder weniger, die französische ist, wenig unterschieden. Sie beobachten, so wie überall, sehr genau die neuen Moden, ohne sich von den französischen despotisiren zu lassen. Auffallend war mirs, Kleider mit Schleppen bis in die niedern Stände herab zu sehen. So tragen z. E. alle Stubenmädchen hier im Hause, Röcke mit Schleppen und große Hauben. In diesem Aufzuge kehren sie täglich alle Zimmer aus, machen die Betten, und bringen Wasser in die Schlafzimmer.
Und hier, lieber Freund, lassen Sie mich meine Bemerkungen über ein Land enden, dessen Bekanntschaft ich mit Vergnügen gemacht habe. Komme ich, wie ich hoffe, künftiges Jahr wieder hierher, so will ich diese Bemerkungen, so wie ich mit dem Lande und den Menschen darinnen noch besser bekannt werde, fortsetzen und erweitern, und bey Gelegenheit die Irrthümer verbessern, die sich etwan in die gegenwärtigen Bemerkungen eingeschlichen haben. Ich bin weit davon entfernt, zu glauben, daß meiner Aufmerksamkeit nichts entgangen seyn sollte, und
In einigen Tagen gehe ich wieder nach England zurück, und da ich in Manchester wahrscheinlich bald eine Gelegenheit finden werde, so will ich Ihnen von dort aus diese Papiere zuschicken.
Manchester, den 28. Sept. 1783Daß ich glücklich zu Holyhead gelandet, wird Ihnen mein Brief sagen, den ich dort den nämlichen Tag auf die Post gegeben habe. Jetzt will ich Ihnen nur noch etwas von meiner Überfahrt erzählen.
Kurz ehe wir Irland verließen, erfuhr Lord T** , daß eine königliche Jacht überfahren sollte, und so gleich wurde beschlossen, mit ihr zu gehen. Zwar machen diese Jachten einen weiten Weg, denn sie landen gewöhnlich zu Parkgate in der Mündung des Dee, dafür aber hat man sehr gute Bedienung, und die Jacht ist viel größer als die Paketboote. Glücklicherweise für uns waren alle
Ich bin jezt fest überzeugt, daß die Bewegung des Schiffes die Hauptursache der Seekrankheit ist. Je stärker dieses geht, desto mehr greift die Krankheit an. Dieses hab' ich reichlich erfahren, denn ich war noch den ganzen folgenden Tag nicht wohl, ob man schon gemeiniglich sagt, daß diese häßliche Krankheit in dem nämlichen Augenblicke vorüber ist, in welchem man den Fuß aufs Land setzt.
Wenn wir von Glück zu sagen hatten, daß unsre Überfahrt so schnell war, so waren wir noch weit glücklicher von einer andern Seite. Der Sturm nahm noch denselben Tag heftig zu, und wurde den folgenden und nächstfolgenden so
Der St. Georgen-Canal ist in England, und noch mehr auf dem festen Lande sehr verschrien, und vielleicht nicht ganz mit Unrecht. Zwar geht es hier, wie mit dem Donauwirbel und mit den Rhodanfahrt unter dem Pont du Guard; es wird alles übertrieben. So viel aber ist gewiß, daß hier die Wellen kurz und rauh sind, da sie hingegen auf dem Ocean eine längere Form haben. Ob die Wallisischen Gebirge oder andere Umstände, oder Verschiedenes zusammen Schuld daran sind, will ich nicht entscheiden. Auch das ist bekannt, daß die Fahrt von Dublin nach Holyhead gemeiniglich besser ist, als die von Holyhead nach Dublin. Um allen Beschwerden abzuhelfen, hat man vor einigen Jahren einen neuen Weg durch Nord-West-Schottland bis in den Hafen Portpatrick angelegt; von da ist die Überfahrt nach Donaghadee noch kürzer, als von Calais nach Dover. Diesen Weg macht aber niemand, weil er in Rücksicht der beyden Hauptstädte London und Dublin, viel zu weit nördlich führt.
Herzlichen Dank, lieber Freund, daß Sie mich so bald nach meiner Landung in Irland mit einem Briefe bewillkommnen, denn schon hab' ich Ihren Brief vom 27. May erhalten. Dieser ist also nicht länger als sechszehn oder siebzehn Tage gelaufen, und ich bemerke mit Freuden, daß, wenn Wege und Wind gut sind, wir gar nicht so entsetzlich weit von einander leben.
Das Meer fängt allmählig an, mir günstiger zu werden. Wir landeten den 8ten früh um drey Uhr nach einer ziemlich sanften Überfahrt (ein seltenes Ding zwischen England und Irland) von vierzehn Stunden. Ich war diesmal nicht vier Stunden lang krank und auch in diesen litte ich nur sehr wenig. Dafür muß ich freilich jezt ein wenig bezahlen. Wer auf dem Meere krank ist, ohne sich zu übergeben, soll, nach der Landung, ein Brechmittel brauchen, um die Galle fort zu schaffen, die allemal erregt wird. Dies hielt ich für unnöthig, und so fühlte ich Hitze, Kopfschmerzen, Ermüdung und Entzündung in der Brust.
Wenn man auf dem Meere nicht zu viel von der Krankheit leidet und die Bewegungen des Schiffes nicht zu rauh sind, so ist so eine Überfahrt so unangenehm eben nicht! So wie wir
Manche Leute wissen viel zu erzählen von dem Anblicke der beiden Küsten, den man ohngefähr auf der Mitte der Überfahrt haben soll. Sie sagen, man sehe gar deutlich gegen Osten das Vorgebirge von Holyhead, und gegen Westen
Bey der Einfahrt in die Dubliner Bay gibt es niedrige Orte, und da wir gegen eilf Uhr mit der Ebbe dahin kamen, mußten wir wieder zwey Meilen zurück steuern, weil der Wind zu stark war, um Anker zu werfen. Ohne diesen Umstand, und ohne die allemal langweilige Fahrt durch den letztern Theil der Bay hätten wir unsere Überfahrt in zehn oder eilf Stunden machen können.
Vorgestern war ich in einem der hiesigen Schauspiel-Häuser, in Smoak Alley {Smoke Alley}, und sahe Farghair's unanständiges und unmoralisches Lustspiel the beau Stratagem29. Das Haus ist nicht so groß wie das Leipziger, und hat, ausser dem Parterre, nur zwey Ränge Logen über einander, und die Gallerie. Gleichwohl sind gewöhnlich in diesem Hause die besten Schauspieler, und wie man sagt, ist es oft nicht voll. Von aussen hat es ein sehr schlechtes Ansehen; das
Erst künftigen Sonntag verlassen wir die Stadt. Mrs Siddons,30 dieses theatralische Wunder, die in ihrer Art viel größer seyn soll als Carrik war31, ist vor acht Tagen hier angekommen, und sollte zu Anfange dieser Woche auftreten. Allein dies ist von einem Tage zum anderen verschoben worden, und nun spielt sie erst auf den Sonnabend. Und dies ist die Ursache unsres langen Aufenthalts zu Dublin. Sie spielt auf dem kleinern Theater, und hat tausend Guineen für zwey und zwanzig Abende. Dieses kleinere Theater steht unter dem Vicekönig, das größere unter dem Mayor. Überdies ist auch ein Opernhaus hier, aber für Englische Oper. Glauben Sie wohl, daß ich nicht ein einziges mal dort gewesen bin? So gleichgültig bin ich gegen Dinge geworden, in denen ich sonst das höchste Interesse fand!
Dem Anscheine nach ist jezt hier alles ruhig, obschon in allen öffentlichen Blättern Feuer lodert.
Ich glaube, ich habe Ihnen niemals ein Wort von der hiesigen Hauptkirche St. Patrik geschrieben!
Das Dunkel, in das die Geschichte dieses Frauenzimmers zum Theil gehüllt ist, hat hier zu Dublin aufs neue meine Neugierde erregt, wie denn der Mensch immer das zu wissen am begierigsten ist, was man ihm nur halb zeigt. Allein ich habe, alles Nachfragens ungeachtet, nichts weiter erfahren können, als was ohngefähr in Swifts Leben von Johnson32 steht. Das, wovon Johnson nicht das Geringste erwähnt, ist die Sage,
Ich habe öfters von einem Denkmale gehört, das Swift einem seiner Bedienten errichtet, und fragte also darnach, als ich in der Kirche war, und da zeigte man mir eine kleine Tafel mit einer Inschrift, die in einem dunkeln Winkel neben einer der Thüren angemacht ist.33
Gleich neben der Kirche ist die Dekanwohnung (the deanery) und neben dieser der Erzbischöffliche
Gestern war ich beim hiesigen alten Männer-Hospital, (old men's Hospital) einer der besten Einrichtungen dieser Art, die man sehen kann, und ohnstreiting das wichtigste Charitätshaus, das Irland aufzuweisen hat. Vierhundert alte, ausgediente Soldaten empfangen hier Wohnung, Nahrung und Kleidung. Das Gebäude ist ein Viereck, dessen vier Seiten einen großen, reinlich gehaltenen Hof einschließen. Es liegt etwas höher als der übrige Theil der Stadt, hat verschiedene Alleen, grüne Plätze und einen Garten um sich herum. Der Zugang ist durch eine Allee von alten Bäumen, an deren Ende man das Portal sieht, welches, ohne besondere architektonische Schönheiten zu haben, sehr gut in die Augen fällt. Auf einer Seite wohnt der Comander in Chief, d. h. derjenige Englische General, der alle in Irland stehende königliche Truppen kommandirt. Es ist gegenwärtig der General Pitt, ein Verwandter des Ministers. Er sollte eigentlich in den Casernen wohnen; allein er hat hier eine schönere
Das Speisezimmer der Invaliden ist ein ungeheurer Saal, in welchem alle vierhundert Mann mit ihren Officieren (unter denen aber keine höheren als Hauptleute sind) speisen. Die Gemeinen haben fünfmal in der Woche Fleisch, Fleischbrühe und Brod, zweymal bloß Brod und Käse. Abends bekommen sie Gerste. Sie sind in eine Art Uniform, von grobem, rothen Tuch gekleidet, blau aufgeschlagen. Sechs schlafen in einem Zimmer. In einer Ecke dieses Gebäudes steht ihre Capelle, wovon der Caplan unter ihnen wohnt. Im Speisesaal hängt Gewehr für nicht ganz tausend Mann, das mit vielem Geschmacke ausgestellt ist. Über den Fenstern hängen eine Menge Portraite von Vicekönigen in Lebensgröße. Kurz, das ganze hat ein schönes, gefälliges und reinliches Ansehen.
Vielleicht ist es Ihnen nicht unangenehm, lieber Freund, einen Begriff von der hiesigen Universität zu haben? Man nennt sie the Trinity College, nach Art der Englischen Universitäten, die eine große Menge Collegien haben; hier aber ist alles in einem einzigen beysammen. Ich hab
Das ganze Collegium, mit allem darzu gehörigen, steht unter dem Prevost, der einen ansehnlichen Rang und jährlich auf dreytausend Pf. hat. Er wohnt in einem schönen Gebäude, das neben der Vorderseite des Collegiums steht, und hat einen eigenen Garten. Hinter diesem ist ein Garten, oder vielmehr ein großer grüner Platz mit Sandgängen, und hinter diesen ist eine Art Park, von dem ich Ihnen vergangenes Jahr
In der Buchdruckerey werden nicht nur alle Bücher und öffentliche Schriften für das Collegium, sondern auch andere gedruckt, und das Einkommen davon gehört der Universität.
Das Museum ist ein schöner, großer Saal, in welchem eine Sammlung von Naturalien, Münzen, Kunstwerken, Antiquitäten und Seltenheyten mancherley Art aufgestellt ist. Die ganze Sammlung zusammen ist sehr artig und interessant zu sehen; wenn man aber jeden Zweig besonders nimmt, so ist er höchst unvollständig, und will sehr wenig sagen. Ich habe Naturalien-, Antiquitäten- und Münzsammlungen von Privatpersonen gesehen, die weit beträchtlicher sind. Das artigste ist das, was Capitän Cook hierher geschickt hat, z. E. die Figur eines Otaheiten (Einwohners von Tahiti), wenn er in die Schlacht geht, und eine andere, wie man zu den Begräbnissen auf dieser Insel geht. Auch haben sie eine Mumie.
Die Anatomie und das chymische Laboratorium sind in einem Gebäude beysammen. Die anatomischen Präparate hab ich viel besser und zahlreicher zu Strasburg und an andern Orten
Um noch etwas von dem eben genannten Irischen Riesen zu sagen; Berkeley, der nicht an Materie glaubte, stellte ohne Unterlaß Versuche an, die sehr sonderbar waren, und zum Theil ins Grausame fielen. Unter anderem fiel ihm ein, zu wissen, ob man den Menschen, durch künstliche Mittel, eine beträchtlich größere Länge geben könnte, als ihm die Natur zugedacht hat. Er nahm einen armen Knaben aus der Gegend von Cloyne, wo er damals Bischoff war, und dehnte ihn durch allerhand Mittel täglich aus, so daß der Knabe in seinem sechszehnten Jahre sieben Schuhe lang war. Allein seine Glieder waren
Der Versuch war in der That von grausamer Art; allein Sie werden die Neugierde und den Untersuchungsgeist des Bischoffs wenigstens einigermaßen entschuldigen, wenn Sie bedenken, daß er glaubte, die ganze Natur sey für physische Experimente gemacht, und daß er sich selbst eben so wenig davon ausnahm, als andere Geschöpfe. So verlangte ihn z. E. gar sehr, zu wissen, wie es einem Menschen zu Muthe sey, der am Galgen stirbt. Er hing sich also auf, doch so, daß er vorher alles zubereitete, um sich zu rechter Zeit zu helfen und sich vom Stricke los zu machen. Allein, um wahrhaft die Gefühle eines Gefangenen zu haben, mußte er die Rettung bis auf den letzten Augenblick verschieben. Kurz, er war nicht mehr mächtig, sich selbst zu helfen, und es war ein Zufall, der ihm sein Leben rettete.
Die Bibliothek ist vortrefflich eingerichtet, und steht in einem schönen Saale, der größer ist, als der, auf welchem die Leipziger Rathsbibliothek steht, ob schon schwerlich mehr Bücher hier
Der Prevost {Provost} ist so ziemlich souverain; doch ist die höchste Instanz ein Collegium, das aus dem Erzbischoff von Dublin, dem Lord Canzler, dem Prevost etc. etc. besteht.
Unter den Professoren ist jetzt ein Berliner, für die deutsche und französische Sprache, und ein Portugiese, für die spanische und italienische.
Ich schrieb Ihnen vergangenes Jahr, daß es zwey französische Kirchen hier gibt, aber das wußte ich nicht, daß die eine eine eigentlich reformirte, die andere eine anglikanische ist. Man macht aber so wenig Unterschied, daß einer der Geistlichen, der sonst an der reformirten Kirche
Die Stadt Dublin wird täglich verschönert, und ob ich schon nur neun Monate abwesend gewesen bin, so finde ich doch eine Menge Veränderungen vor. Man mag aber die Stadt so sehr verbessern, als man will, so werde ich mich doch nie an den entsetzlichen Anblick gewöhnen, den die ungeheure Menge von Bettlern darbietet. Man ist nirgends vor ihnen sicher, so bald man zu Fuße geht, und es gibt Gassen, in denen sie einen Schaarenweise anfallen. Der schönste Spaziergang, den ich jemals im Innern einer Stadt gesehen habe, St. Steven's Green, ist für mich, aus dieser Ursache, der lästigste Weg, den ich kenne. Ich kann schwerlich eine ganz hinreichende Ursache dieser vielen Bettler angeben, ob man mir schon sagt, daß die Trägheit des gemeinen Volks, auf der einen Seite, und die Nachläßigkeit der Polizey, die in diesem Punkte vom Lord Mayor abhängt, schuld daran sind. Man versichert mich, es seyen hier, wie
Der Luxus unter den Reichen ist hier gewiß sehr groß! Es ist auffallend, wenn man zu Dublin die ungeheure Menge Boutiquen sieht, die alle eine Folge des Aufwands der Reichen
Am Sonnabende hab ich endlich die berühmte Mrs Siddons gesehen. Ich hab Ihnen nur wenig von ihr zu sagen, denn ich finde es sehr beschwerlich, viel von Leuten zu sagen, von denen ich so gar viel gehört und gelesen habe. Alle Englische Journale sind ohne Unterlaß von ihr voll, alle Dichter üben ihre Kunst an ihrer Kunst, alles hat nur eine Stimme! Was kann ich alles von ihr sagen, ausgenommen ich müßte das Gegentheil sagen wollen, und darzu müßte ich sie mehr als einmal sehen. Etwas jedoch muß ich sagen!
Sie hat nichts auffallendes: und dies, dünkt mich, ist eine große Lobeserhebung. So wie sie zuerst auf das Theater kommt, sieht man in ihr weiter nichts, (eine gute Figur und einen vortrefflichen Anstand weggerechnet) als eine unbekannte Person, d. h. eine Person, die wir erst durch ihre Handlungen, die sie uns in fünf Akten zeigt, kennen lernen sollen; kurz, sie ist die Person, die sie spielt. Der Anfang eines dramatischen Stücks ist mehrentheils einfach und oft uninteressant; wir interessiren uns erst für die Personen, wenn wir sie kennen. Wir erwarten also, bey der ersten Erscheinung einer Person, keine starke Wirkung, und wenn ein Akteur sogleich eine starke Wirkung hervor bringt, so ist
Eben so ist auch ihre Stimme, von der sie ganz Meisterin ist. Nichts angestrengtes, nichts von Deklamation, nichts vom tragischen Tone! Sie spricht gerade so, wie man im Leben spricht. Aber ausserordentlich viel Deutlichkeit hat ihre Stimme, und richtige, eindringende Artikulation, verbunden mit der genannten Wahrheit. Wenn sie aber in der Folge ihre Stimme anstrengt, so hat sie eine unbeschreibliche Macht darinnen, und spricht Ihnen mit einer ehernen Zunge Schauer in die Seele. Da ihre gewöhnliche Sprache so natürlich ist, so kann sie durch alle Schattirungen hindurch gehen, bis auf einen Grad, der einen Schauer über Nerven und Knochen treibt. Und doch schreibt sie nie, kreischt sie nie, bellt sie nie, heult nie! Nichts von allen dem, auch in den Ausdrücken der heftigsten Bewegung und der zerreissendsten Leidenschaft.
Ihr Gang hat nichts von der Schauspielerin, nichts vom Cothurn; sie geht wie andere ehrliche Leute. Die Bewegung ihrer Arme und die Stellungen und Biegungen ihres Körpers, haben mich ohn Unterlaß an die Griechischen Künstler erinnert, an die Einfalt der Antike, und an den Unterschied, der zwischen der griechischen und der französischen Schule so auffallend ist. Die Bewegung ihrer Arme geht nie sehr weit vom Körper, und die Schlangenlinien ihrer Stellungen weichen nie zu sehr von der senkrechten Richtung ab. Also abermals hohe Einfalt, wie in den Helden Homers. Sie haut, schlägt, stößt nie um sich herum; aber in ihrem einfachen Bewegungen ist das je ne sais quoi, das so unbeschreiblich ausdrückt, uns so ganz überzeugt, daß es Natur ist, und uns die Schauspielerin vergessen macht. Jede Bewegung ihrer Hand, ich möchte sagen, ihrer Finger, sagt etwas, daß wir die nämliche Bewegung machen möchten, weil wir das fühlen, was in den dabey ausgesprochenen Worten liegt. Im Zärtlichen hat sie etwas so sanftes, so rührendes, so liebevoll einschmeichelndes, daß man den Mann beneidet, der das im Augenblicke genießt.
Genug von ihr, und vielleicht nur zu viel, denn ich habe sie nur einmal gesehen. Sie spielte Belvedera im befreyten Venedig. Sie ist zwey
Die Logen, die untern so wohl als die obern, kosten hier fünf Schillinge, das Parterre (Pitt) kostet drey, und die Gallerien zwey und einen. Alle Plätze sind auf viele Wochen hinaus schon vermiethet, und Lord T** hatte viele Mühe, uns in drey verschiedenen Logen unter zu bringen.
Seit acht Monaten sind im irischen Parlemente, (welches nicht, wie das Englische, vor Ostern aufgehoben worden ist), verschiedene Bills durchgegangen und andere verworfen worden, wodurch das Volk äusserst aufgebracht worden ist. Ich will von beyden Arten nur eine anführen: 1) eine Bill, die durchging, war die Vermehrung der Truppen, und 2) eine, die verworfen
Das Volk schrie, über alles dies, gegen den Vicekönig und gegen das Englische Ministerium, denn alle Bills dieser Art, die entweder durchgehen oder verworfen werden, werden dem Vicekönige zur Last gelegt. Dieser kann zwar selbst keine Bill ins Haus bringen, allein er hat seine Leute, die sich bemühen, dasjenige durchzusetzen,
Was aber alle diese Klagen am meisten vermehrte, war, daß das Parlement vor zwey Monaten die Preßfreiheit angriff. Sie wissen, lieber Freund, wie kitzlich dieser Artikel hier und in England ist; man betrachtet die Preßfreiheit als den ersten Grundpfeiler Englischer Freiheit. Selbst Engländer stutzten über diese Bill, und manche Leute befürchteten, daß Pitt, (denn auf des Ministers Rechnung wurde sie zum Theil gesetzt) die Zuneigung des Volks dadurch verlieren würde; denn wenn ein Ding, das man für heilig hält, einmal angegriffen wird, so wird man allmählig mit dem Gedanken bekannt, und was heute in Irland geschieht, kann morgen in England vorgetragen werden. In Dublin wurde der Pöbel so aufgehetzt, daß eine Schaar in die Gallerie des Unterhauses brach und Lerm machte. Herr Foster, der die Bill ins Haus gebracht hatte, wurde öffentlich auf der Gasse angehalten und beschimpft. Ein paar Kerls hielten ihn an und verlangten, er solle das Geld mit ihnen theilen, das er für seine Bill
Indessen ging die Bill durchs Unterhaus, wurde aber im Hause der Lords so sehr abgeändert und limitirt, daß jezt viele sagen, es wäre besser gewesen, diese Bill nie ins Haus zu bringen; denn auf der einen Seite glaubt der Pöbel noch immer, seine Rechte seyen verletzt, und auf der andern hat man den Zweck nicht erhalten, den man sich vorsetzte.
Die Bill of the protecting duties, welche kurze Zeit vorher war verworfen worden, hatte folgende Wirkungen. So bald das Volk hörte, daß das Parlement nicht die halbe Krone Abgabe auf jede Yard Englischen Tuchs legen wollte, schrie es laut, der Vicekönig, dem man abermals die Verwerfung der Bill zuschrieb, suche blos den Vortheil der Englischen Manufakturen, und wolle den Untergang von Irland. Da man aber auf dieses Geschrey weiter nicht hörte, ergriff das Volk eigene Maasregeln. Eine Menge Kirchspiele (parishes) zu Dublin traten zusammen und verbanden sich unter einander, keine Art Englischer Tücher, oder anderer Stoffe zu tragen, sondern sich blos an die Landesmanufakturen
Unter allen Regierungsarten ist keine despotischer, willkürlicher, härter und kleinlicher, als die demokratische. Das Volk schreyt nach Freiheit, und das mehreste, was es thut, sind Äusserungen und Handlungen des Despotismus. Die Geschichte gibt hiervon Beweise genug, und Genf und die kleinen Schweizercantone haben mir Beyspiele genug von dieser Wahrheit geliefert. Zwey Tage eh' ich Dublin verließ, hatte ich einen neuen Beweiß hiervon. Eine Heerde vom Pöbel brach in das Haus eines Schneiders, der Englisches Tuch verarbeitet hatte: eine Sache, die nach allen Landesgesetzen erlaubt und rechtmäßig
Letzthin las ich eine Bittschrift der Seidenwürker, in der sie die Herzogin von Rutland nicht nur bitten, für sich und ihr Haus lauter Irische Stoffe zu tragen, sondern sie bestimmen auch, für den Sommer so wohl, als für den Winter, die Art der Stoffe, deren Absatz sie jezt vorzüglich wünschen. Die Herzogin gewährte die Bitte und gab eine sehr verbindliche Antwort. Ich würde mich nicht im geringsten wundern, wenn ich nächstens hören sollte, daß das Volk den Großen vorschreibt, welchen Gebrauch sie von ihren Einkünften machen, welche Stoffe sie tragen und mit was für Meublen sie ihr Haus versehen
Im ganzen hört der bessere Theil der Nation auf alles das sehr wenig, einige wenige ausgenommen, die sich an die Spitze der Volunteers gestellt haben und durchaus die Sprache der Mißvergnügten führen. Ich schrieb Ihnen vergangenes Jahr, daß vom Herzoge von Leinster an, bis auf den geringsten Bürger herunter, fast jedermann ein Volunteer sey; aber gegenwärtig macht man einen großen Unterschied zwischen ein Volunteer seyn und die Grundsätze des main body of the Volunteers billigen und alles gut heißen, was die größere Anzahl derselben thut und seither gethan hat. Der große Volunteers General ist der Graf von Charlemont, dessen Handlungen vom übrigen Adel nicht sehr gebilligt werden.
Wer aber noch weit mehr Führer und Haupt der Volunteers ist, ist der Bischoff von Londonderry. Es ist unbegreiflich, daß dieser Mann noch nicht einzusehen anfängt, wie viel Unheil er schon gestiftet hat. Kein Mensch kann begreifen, was er für Bewegungsgründe darzu haben kann. Ehrgeiz? So sehr er auch der Abgott des Volks ist, so können sie ihn doch zu nichts
In England, seinem Vaterlande, und von dem er ein Peer ist, ist er schon seit langer Zeit nicht mehr gewesen, und in das Irische Parlement geht er eben so wenig, weil er es nicht als den Repräsentanten des Volks betrachtet. Andere Leute sagen, seine Stelle im Irischen Parlemente gefalle ihm nicht, indem er, da er hier kein weltlicher Lord (temporal Lord) ist, blos auf der geistlichen Bank sitzen muß. Er ist jezt immer zu Derry, und kam letzten Winter nur einmal nach Dublin, begleitet von einem zahlreichen Corps
Wegen der Katholiken gibt es nun jezt auch viel Redens und Schreibens. Da sie die größere Hälfte der Nation ausmachen, so liegt allerdings viel daran, von welcher Parthey sie sind. Viele Protestanten suchen die Rechte, die man diesen Glaubensgenossen seit einigen Jahren gegeben hat, noch immer zu vermehren; andere setzen sich dargegen. Diejenigen, die eine Reformation des Parlements verlangen, wollen, daß die Katholiken in Zukunft das Recht haben sollen, in den Parlementswahlen zu votiren, so wie in England. Andere werfen ein, daß England nur wenig Katholiken hat; in Irland hingegen machen sie vielleicht die größere Hälfte aus, und so wäre zu befürchten, daß sie in Zukunft die Majorität im Parlemente haben möchten.
Zu Dublin ist eine Gesellschaft, die aus etlichen hundert Männern besteht, die sich an gewissen Tagen auf dem Tholsel (ist das, was in London Guildhall ist, nach unserer Art, Rathhaus) versammeln. Diese haben kürzlich beschlossen, sich noch einmal an den König zu wenden und auf eine Reform des Parlements zu dringen. Sie laden alle Grafschaften des Königreichs ein, Abgeordnete nach Dublin zu schicken, und dann, im Namen der ganzen Nation, eine Bittschrift an den König zu schicken, in der sie das Parlement auf die schwärzeste Art beschreiben, und bitten, es aufzuheben, und die ganze Constitution umzuschmelzen.
Es läßt sich allerdings manches gegen das Irische Unterhaus sagen, wie ich Ihnen schon vor'm Jahre schrieb. Allein, dies ist in vielen Stücken, auch der Fall des Englischen. Überdies sind hier die größten Demagogen gar nicht unter einander einig, auf welche Art die mehr gleiche Repräsentation des Volks im Parlemente (more equal representation of the people in parliament) eingerichtet werden soll. Man hat vier- oder fünferley verschiedene Vorschläge, und darunter ist keiner, gegen den sich nicht wieder eine Menge Dinge einwenden ließen. Endlich ist es klar und bekannt, daß
Der Vicekönig und das geheime Concilium (privy Council) zeigen allen möglichen Ernst, die Mißhandlung des armen Schneiders nach aller Strenge der Gesetze zu bestrafen. Fünfhundert Pfund Sterling sind demjenigen versprochen, der den ersten, d. h. einen der sechse, die ins Haus brachen, entdeckt, und zweyhundert Pfund für jeden der übrigen. Sollte der Angeber einer der Mitschuldigen seyn, so soll er nichts desto weniger diese Summe, nebst seiner Vergebung, erhalten.
C***, den 8. Jul.Ich war gestern in Neu-Genf, oder wie es vermuthlich in Zukunft heißen wird, Neustadt (the new town). Schon vergangenes Jahr schrieb ich Ihnen, daß unter dem Vicekönige Temple, welcher vor dreyzehn Monaten Irland verließ, das Irische Parlement 50,000 Pf. für die Genfer bewilligt habe. Der König versprach ihnen ein Stück Land, welches nicht nur zu einer großen Stadt vollkommen zureicht, sondern auch jeden Einwohner zum Besitzer eines
Lord Northington folgte dem Grafen von Temple im Juny 1783, und unter ihm schienen alle Verhandlungen mit den Genfern, die unter Temple angefangen worden, zu schlafen. Ich sprach Herrn Claviere hier vergangenen Sommer, und er beklagte sich bitterlich, über die Schwierigkeiten, die sich von verschiedenen Seiten zeigten, über Verzögerung und Langsamkeit, und über unbefriedigende Antworten, die vom Vice-Könige kämen. Du Rovere' war unterdessen zu London und trieb die Verhandlungen dort. Viele
Indessen waren schon verschiedene Familien zu Waterford angekommen, und mehrere kamen im September und Oktober; sie mietheten sich unterdessen zu Waterford ein. Als, unter Pitt's Regierung, zu Anfange des Jahrs 1784, ein neuer Vicekönig kam, nahmen die Unterhandlungen einen vortheilhaftern Weg für die Genfer. Zu der alten Commission wurde noch eine neue ernannt, an deren Spitze der Graf von T*** ist, weil ein ansehnlicher Theil dieser Grafschaft ihm gehört, weil er darinnen residirt und großen Einfluß hat. Man bestimmte nun die Bedingungen näher. Es wurde festgesetzt, daß jeder Genfer fünf und zwanzig Pfund haben sollte, um die Reise von Genf hierher zu machen: eine Summe, die diejenigen, die gekommen sind, auch wirklich empfangen haben. Allein das Städtgen Passage, den Felsen, und die Ernennung oder Collatur eines Pfarrers, der am Felsen seine Kirche hat, wollte man ihnen nicht zugestehen. Die Commission machte einen Bericht an die Regierung und wandte ein, daß man Passage
Auf diese Art sind nun alle Unterhandlungen abgebrochen; die fünf und zwanzig Pfunde haben diejenigen, die sie empfangen, nicht wieder zurück gegeben.
Indessen war doch der Platz für die neue Stadt bestimmt, und allerhand Baumaterialien dahin geführt worden. Ich sahe die Grundlage
So viel ist gewiß, daß die Genfer in ihren Forderungen sehr weit gingen, und dabey nicht genug Rücksicht auf die Collision nahmen, in die ihre Forderungen mit den Vortheilen und der Lage der alten Einwohner dieser Grafschaft kommen möchten. Ich will kein zuverlässiges Urtheil fällen; aber so viel scheint mir klar zu seyn, daß die Genfer sich zu sehr als Personen betrachteten, die für diese Insel wichtig wären. Überdies waren ihre Hoffnungen durch verschiedene Land-Edelleute und durch einen Theil der Volunteers zu hoch erregt und zu sehr geschmeichelt worden. Ich habe vergangenes Jahr manchmal in den öffentlichen Blättern gelesen: das edle, das tugendhafte, das patriotische, das unterdrückte Genf. Irische Mißvergnügte betrachteten sie als Leute, die in ihrer eigenen Lage wären, und machten gewissermaßen gemeine Sache mit ihnen. Man sahe sie als Unglückliche, Beleidigte, Verfolgte an, deren Sache an die Menschheit appellierte, als Verfechter einer Freiheit, die von Tyrannen unterdrückt worden, als Catonen, deren Tugend den Untergang ihres Vaterlandes nicht überleben wollte. Ein Theil der Volunteers ließ Addressen an die Genfer in den Zeitungen
Die Gegend hinter Waterford, die ich von dieser Seite noch nie gesehen hatte, ist überaus artig, und ich würde sie herrlich und vortreflich nennen, wenn es ihr nicht an dem fehlte, woran es fast überall in Irland fehlt, an Bäumen. Dieser Mangel fällt einem Fremden ausserordentlich auf, weil jedermann da, wo Wege sind, auch Bäume erwartet. Ich besinne mich, daß Irland irgendwo die waldige Insel (the woody island) genannt wird, und das war es auch in der That, ehe man eine Belohnung aufs Niederhauen der Bäume setzte. Da sie aber einmal niedergehauen sind, so läßt das Vieh, das an ihrer Stelle weidet, keine mehr aufkommen. Um die Landsitze herum gibt es Bäume genug; allein diese werden gepflegt, und ein großer Theil derselben sind gepflanzt worden und werden noch immer gepflanzt. Nicht weit unter Waterford fällt der Newre {Nore} in den Sure {Suir}, ein großer erhabener Anblick! Auch ist dort eine hübsche Insel im Fluße, die nicht, wie diese Fluß-Inseln oft sind, blos flach
Von der neuen Stadt gingen wir dann noch ein Paar Meilen weiter, um, nach allen unsern Expeditionen, auf einem Landsitze zu Mittage zu essen, der am Ufer des Flusses oder vielmehr am Meere liegt, denn der Fluß kann hier nicht anders als eine Bay betrachtet werden. Wir waren bey zwanzig Personen an der Tafel, die alle von verschiedenen Landsitzen zusammen gekommen waren. Wir kamen auf 24 Meilen weit! Wie lächerlich würde es in Sachsen seyn, so weit nach einem Mittagsessen zu gehen; und doch hatten
Ich hab Ihnen noch nie geschrieben, lieber Freund, daß wir von Dublin nach C*** einen Umweg nahmen. Wir verließen, nicht weit von Dublin, die Landstraße, und gingen sechs und zwanzig Meilen weit links, in die Grafschaft Wicklow, wo Lord T** einen ansehnlichen Strich Landes hat. Er hat dort ein kleines Haus gebaut, und ein paar Hundert Acres Land für sich genommen, und theils zu seinem Vergnügen angelegt, theils fruchtbar gemacht. Die Gegend umher ist sehr wild; allein um das Haus herum lacht das schönste Grün und die Plantationen von Bäumen und allerhand Gewächsen, geben vortrefliche Spatziergänge. Auf der einen Seite des Hauses erheben sich Hügel, an denen nackte, steile Felsen, mit angebauten grünen Flecken, oder Gebüschen und Bäumen abwechseln. Um diese Hügel herum windet sich ein ansehnliches Wasserstück, das der einen Ecke vollkommen das Ansehen einer wüsten Insel gibt. Längst dem Wasser und den Felsen hin geht ein schmaler Weg, der so
Ich bin seit langem an keinem Orte gewesen, der so stark auf meine Einbildungskraft gewirkt hätte. C'est la demeure de deux amans rief ich mit dem Verfasser der neuen Heloise aus; der Wohnsitz zweyer Liebenden, die, abgesondert von der Welt, sich selbst genießen wollen. Dann fiel mir die Stelle ein, wo Lord Bomston dem St. Preux ein Asylum anbietet. Ich habe einen Landsitz in York, sagt er, einen Platz, der für zwey Liebende gemacht ist und so fährt er in der Beschreibung davon fort.
Wir speißten da zu Mittage, übernachteten, und kehrten den andern Tag wieder auf
In der Gegend um Carlow machte ich eine Bemerkung, die ich schon mehrmals gemacht habe, und die alle Reisende beständig im Gedächtnis haben sollten. Ich fuhr in einem offenen Phaeton und war erstaunt und ergötzt durch die Schönheit der Gegend. Das Land, viele Meilen um Carlow herum, ist der schönste Strich, den ich in Irland gesehen habe. Alles ist fruchtbar und ziemlich wohl angebaut, die Berge sind von der schönsten Form und wechseln ab mit reizenden Thälern. Größere und kleinere Flüße schlängeln sich in einem Ufer, dessen Grün bis in das Wasser reicht. Und warum hab ich alles das nicht eher gesehen, da ich diesen Weg doch schon zweymal gemacht habe? Weil es tiefe Nacht war, als ich das erstemal durchreißte, und weil ich das zweyemal in einer zugemachten Kutsche in tiefer Unterredung war.
Ich bin äußerst begierig zu erleben, zu was es noch endlich mit den Irischen Händeln kommen wird; denn zu etwas muß es kommen, ehe viel Jahre vergehen. Ich schrieb Ihnen letzthin von einer Gesellschaft Dubliner Bürger, die nun aus mehr als dreyhundert
Demohngeachtet leben wir hier in Süd-Irland noch ganz ruhig; es gibt hier wenig Presbyterianer, weil dieser Theil von Irland größtentheils von Katholiken bewohnt wird. Viele Leute sagen nur, daß man hier herum fast zehn Katholiken auf einen Protestanten rechnen könne. Aber ganz anders ist es im Norden! Sie wissen, lieber Freund, daß ein großer Theil von Nord-Irland einst von einer Englischen Colonie besetzt wurde, und also größtentheils protestantisch ist; und unter diesen Protestanten gibt es die vielen Presbyterianer, die hauptsächlich die jetzigen Unruhen betreiben. Die beiden Hauptstädte hierzu sind Londonderry und Belfast. Die armen Katholiken schwanken noch immer umher, und viele Leute befürchten, daß diese am Ende am schlimmsten dabey fahren werden, weil jene Parthey listiger ist und sich allemal leichter aus der Schlinge zu ziehen wissen wird.
Daß die Antwort des Vicekönigs nicht angenehm war, ist leicht zu begreifen, und er hatte ein Paar Tage darauf einen unangenehmen Vorfall im Schauspielhause. In einem der Zwischenakte stimmte das Orchester eine Musik an, die häufig gespielt wird, und die unter dem Namen God save the King bekannt ist. Sogleich schrie ein Mann aus einer Loge, man solle den Volunteers-Marsch spielen. Da der Herzog gegenwärtig war, glaubte das Orchester, es müsse auf diesen Ruf nicht hören. Hierüber entstund ein allgemeiner Lerm, man pfiff und zischte den Vicekönig aus, schrie gegen ihn, und als er unbeweglich in seiner Loge sitzen blieb, warf man endlich Orangen- und Zitronenschaalen in solcher Menge nach ihm, daß er sich zurückziehen mußte, und im Herausgehen schlug jemand nach ihm. Der Thäter wurde sogleich gefangen und fortgeschaft; auch fing man einige andere Personen, die aber der Pöbel, auf dem Wege nach dem Schlosse, wieder mit Gewalt frey machte.
Solche Auftritte machen großen Lerm, haben aber gewöhnlich keine weiteren Folgen, und manche Leute sind ganz ruhig dabey. Andere aber befürchten eine Begebenheit, die, wenn sie jemals geschehen sollte, ungeheure Verwirrung und vielleicht großes Blutvergießen anrichten würde. Die Misvergnügten thun alles mögliche,
Letzthin schrieb ich Ihnen einiges über die Dubliner Universität; seitdem aber ist mir ein Buch in die Hände gefallen, dessen Verfasser sehr ausführlichen und genauen Bericht über diese Universität hat. Ich will Ihnen einiges daraus ausziehen, von dessen Richtigkeit ich versichert bin.
Das Gebäude besteht aus zwei Squares, welche drey und dreyßig Gebäude enthalten, in deren jedem acht Zimmer sind, die größeren Gebäude, als die Bibliothek, Halle, Kirche etc. etc. ungerechnet. Ein großer Theil der Bücher ist zuerst vom Erzbischof Usher gesammelt worden, der ein Mitglied des Collegiums war, und ohnstreitig der gelehrteste Mann, den es je hervor gebracht hat. Dieser Usher ist der nämliche, der auswärts unter dem Namen Usserius so berühmt ist. An neuern Büchern ist diese Bibliothek nicht sehr vollständig, obschon Fond genug da
Die Königin Elisabeth stiftete und begabte dieses Collegium. Die ursprüngliche Stiftung bestund aus einem Prevost, drey Fellows und drey Scholars, welche Zahl nach und nach vermehrt wurde bis auf zwey und zwanzig Fellows, siebenzig Scholars und dreyßig Sizers. Sieben der Fellows heißen Seniors, und diese haben die Regierung des Ganzen, doch so, daß sie dem Prevost unterworfen sind, ohne dessen Einwilligung sie nichts thun können. Sie haben sehr wenig zu thun, sie examinieren blos, geben Achtung, daß die Junior Fellows ihre Pflicht thun, und halten wöchtentlich etwan ein Paar öffentliche Vorlesungen. Sie haben jährlich über siebenhundert Pfund Einkünfte. Die übrigen funfzehn sind Juniors.
Die Scholars werden gemacht, wenn sie drey Jahre im Collegium gewesen sind. Die Seniors machen sie, je nachdem er mehr oder weniger Progressen gemacht hat. Sie sind dann vier Jahre lang Scholars, d. h. bis sie master of arts werden. Hierauf können diese Scholars Junior Fellows werden, und sie werden abermals von den Seniors gewählt. Die Juniors haben jährlich vierzig Pfund, nebst dem, was sie für das Lesen (lectureship) bekommen, welches
Ausser diesen Lehrern gibt es noch besondere tutors of College, die auf die Zimmer des Studenten kommen, und da zwey, vier und acht zusammen unterrichten.
Die Studenten werden in drey Classen eingetheilt: 1) Fellow-commoners, 2) Pensioners, 3) Sizers. Die ersten heißen Fellow-commoners, weil sie mit den Fellows speisen, wofür sie jedoch nicht viel mehr bezahlen, (vierzig Pfund für das Mittagsessen) als die Pensioners, die unter sich speisen. Die Sizers bezahlen nichts für ihren Tisch, bringen die Schüsseln auf die fellow-tables, bedienen sie an der Tafel,
Ausser diesen Collegians (Studenten, die im Collegium wohnen, unter denen eine Menge junger Leute aus den besten Häusern sind) gibt es ohngefähr noch einmal so viel, die ihre Wohnungen in der Stadt haben und blos die Vorlesungen besuchen, so daß man die Zahl aller Studierenden zwischen fünf und sechshundert setzt. Man kann hier in allen Fakultäten seine Studien vollenden.
Ausser den vorhin genannten Lehrern gibt es noch eigentlich genannte Professoren, die man the king's professors nennt, und die eigentlich Collegien, über Theologie, Arzneykunde und Rechtsgelehrsamkeit, lesen sollen; allein man sagt mir, daß sie diese Vorlesungen sehr nachläßig
Die Rechtsgelehrten sind, wie ich höre, eben so nachläßig, und diejenigen, die sich dieser Profession widmen, gehen gewöhnlich in den sogenannten Tempel, wo sie Gelegenheit genug haben, die Rechte ihres Landes zu studieren, und mehr brauchen sie nicht.
Wo die Ärzte ihre Schuljahre zubringen, und an wem sie ihre ersten Versuche probiren, weiß ich nicht: nur das weiß ich, daß viele sich sehr wenig um das Scientistische dieser Kunst bekümmern. Viele aber studieren in England und Schottland.
Ausser den sogenannten King's Professors hat die Dubliner Universität noch verschiedene andere, die vermöge eines Privatvermächtnisses unterhalten werden.
Gestern war ich zu Bessborough, einem der feinsten Landsitze im südlichen Irlande. Er liegt an der südlichen Seite des Sure, ein Paar Meilen unter Carrick, und gehört dem Grafen von Bessborough, der, nebst seinem Sohne, seit vielen Jahren in England lebt, und nicht einmal zum Besuch in sein Vaterland kommt. Die Güter haben etliche Meilen im Durchschnitte und liegen in einer lieblichen Gegend, die zwar ganz flach, aber von allen Seiten mit Bergen umgeben ist. Das Haus hat deswegen von allen Seiten herrliche Aussichten. Das Gut ist etwas im alten Stile angelegt, hat aber eine Menge Schönheiten und ein herrliches Grün. Nirgends hab ich so große Wiesen gesehen, die durch Einfassungen von hohen Bäumen in verschiedene Partien getrennt sind. Das Haus ist ein edles Gebäude, obschon die Zimmer nicht so groß sind, als man sie jezt baut, und im alten Stile meublirt.
Ich hatte hier öfters von den Gemählden gehört, die hier sind, und ich fand in der That einige sehr schöne, historische Stücke, unter andern eine vortrefliche Anbetung der Hirten, von Jordans; allein ein großer Theil dieser Gemählde sind Copien.
Hier ist unter andern der Kopf und das Geweihe eines mouse oder moose deer, und dies gibt mir Gelegenheit von diesem Thiere zu reden. Ich besinne mich, vor vielen Jahren gelesen zu haben, daß man dieses Thier in die Classe der fabelhaften setzte. Dies ist nun falsch, denn daß es existirt hat, ist ganz ausser Zweifel. Ich selbst habe Beweise genug davon. Das aber ist freilich auffallend, daß man in keinem andern Lande von diesem Thiere etwas wissen will, und daß selbst in Irland seit Jahrhunderten keine Spur von seiner Existenz ist. Daß es auf der Insel war, weiß man nicht nur aus alten Schriftstellern, sondern besser aus den Gerippen, Köpfen und Geweihen, die man in großer Menge in den Sümpfen gefunden hat und noch bisweilen findet. Vor einigen Jahren fand man auf dem Sitze des Lord Grandison, fünf und zwanzig Meilen von hier, beinahe das ganze Gerippe eines solchen Thieres, und noch heute sagte mir ein glaubwürdiger Mann, daß er ein Geweihe mit dem Kopf besitze, der um ein Gutes größer als der Kopf eines Ochsen sey. Der Kopf, den ich zu Bessborough sahe, ist ohngefähr von der Größe eines mittelmäßigen Pferdes, und die äussersten Enden des Geweihes sind acht bis neun Fuß von einander, ja man hat Geweihe, an denen diese Breite über zehn Fuß beträgt. Die Enden des Geweihes sind nicht, wie die des
Das erste, was einem hierbey auffällt, ist die Stärke, die dieses Thier gehabt haben muß, wenigstens im Genicke, um eine solche Last zu tragen: das zweyte, wie dieses Thier in den Wäldern hat leben können, mit diesem so breiten Geweihe. Das Allersonderbarste aber bey der ganzen Sache ist, daß dieses Thier seit Jahrhunderten von der Erde verschwunden ist, denn das Amerikanische Thier dieses Namens ist nicht nur gar viel kleiner, sondern es scheint auch in andern Betrachtungen ein ganz anderes Thier zu seyn. Die Natur scheint also hierinnen einen ganz andern Weg gegangen zu seyn, als sie gewöhnlich thut, denn wir finden sonst durchaus, daß sie das, was sie einmal hervorgebracht hat, erhält und fortpflanzt.
Von diesem Irischen Thiere komme ich auf ein Irisches Instrument, und das ist der Dudelsack (bagpipe). Dieses musikalische Instrument ist dieser Nation besonders eigen; hier ist es eigentlich zu Hause und präsidirte sonst bey allen
Vor'm Jahre schrieb ich Ihnen viel von der Anzahl der Einwohner in Irland, und von dem Verhältniß der Protestanten gegen die Katholiken. Ich hatte damals Berechnungen vor mir, die mit vieler Sorgfalt gemacht worden, und gleichwohl sehe ich jezt, daß kein Mensch etwas gewisses darüber weiß. Da die Misvergnügten seither alles angewandt haben, die Katholiken in ihr Interesse zu ziehen, so hat man sich ganz natürlich sehr genau nach der Anzahl der Letztern erkundigt. Allein die Meinungen darüber sind so verschieden, daß ich auch bey dieser Gelegenheit, die alte Bemerkung bestätigt finde daß alles menschliche Wissen so gar ungewiß ist. Je mehr ich forsche und nachfrage, je mehr höre ich auch verschiedene Meinungen, und so gerathe ich je mehr in Dunkel und Ungewißheit. Darinnen sind alle einig, daß die Katholiken im Königreiche die größere Anzahl ausmachen: und das ist die einzige Gewißheit, die ich herausbringen kann. Manche sagen, die Katholiken seyen 3. zu 1. ja manche sagen jezt gar
Eben so verschieden sind die Meinungen über die Zahl der Einwohner überhaupt. Ich habe eine Menge darüber gehört; allein alles, was ich mit Gewißheit heraus bringen kann, ist, daß diese Zahl über zwey Millionen und nicht ganz drey Millionen ist. Allein über die Zwischenzahl ist man sehr uneinig.
Eben so geht mirs auch mit den andern Dingen; je mehr ich forsche, je mehr höre ich auch verschiedene Meinungen, und die dritte und vierte widerspricht oft schnurstracks der ersten. So besinne ich mich z. B., daß ich vor einem Jahre sehr viel über die Butlerische Familie fragte, und die Geschichte des Herzogs von Ormond las. Diese Familie ist so merkwürdig, und ihre Geschichte so sonderbar, daß ich mit verschiedenen Männern darüber sprach. Ich hörte damals durchaus, daß man die gegenwärtigen, jährlichen Einkünfte des jetzigen Hauptes der Familie auf 12,000 Pf. setzte. Gegenwärtig höre ich,
Ein anderes auffallenderes Beispiel dieser Art: Ich habe viel über die Massacre nachgeforscht, die die Katholiken im Norden von Irland gegen die Protestanten verübt haben sollen. Die Schriftsteller sind sehr verschieden in der Angabe der Zahl der ermordeten Protestanten, und ich darf sagen, daß ich fast alle Decimalen zwischen 20,000 bis 80,000 gefunden habe. Eine solche auffallende Verschiedenheit zeigt, daß die ganze Sache in Dunkelheit gehüllt ist, und daß die Protestanten das Ding übertrieben haben. Ich forsche weiter und finde, daß die Katholiken die ganze Sache leugnen. Und endlich sagt mir Lord T**, daß er ein authentisches Manuscript aus der Zeit gesehen habe, und daß er von der ganzen Sache weiter nichts glaube, als daß die Katholiken und Protestanten auf alle Art einander anfielen, daß beyde Partheyen einander schadeten, und tödteten so viel als sie konnten, und daß vermuthlich mehr Protestanten als Katholiken dabey umgekommen. So viel ist gewiß, daß man eine ansehnliche Lücke in der Bevölkerung dieses Theils von Irland fand, und daß England eine protestantische Colonie herüber schickte, unter deren Nachkommen gegenwärtig die große Anzahl von
Selten hab ich eine Unterredung mit Engländern über Irland, daß ich nicht mit Erstaunen bemerke, wie gar wenig sie dieses Land kennen. Und in der That wie sollten sie es kennen? Sie besuchen es nicht, und haben keine guten Beschreibungen davon! Unter hundert Engländern, die das feste Land bereisen, gibt es nicht fünf, die Irland besuchen. Manche thun es wohl Geschäfte wegen, oder um einige Verwandte zu besuchen; allein, das Land mit der Neugierde eines Reisenden zu durchwandern daran denkt man nicht. Und wenn denn ja einmal einer mit diesem Zwecke kommt, so bringt er seine Meinungen über Irland, die er schon vorher gefaßt hat, mit sich, gleichsam wie ein System, und scheint, auf seiner ganzen Reise, sich mehr zu bemühen, Beweise für sein System zu finden, als zu forschen, und aus dem Resultate seiner Untersuchungen ein System zu bilden. Ich habe Ihnen schon öfters den Twiß genannt, der nicht nur das Ganze in ein falsches, widriges Licht setzt, und auf eine Menge Dinge gehäßige Seitenblicke wirft, sondern auch gewisse besondere Artikel so behandelt, daß das Einzige, was sich
Swift machte den Anfang, dieses Land zu mishandeln, und andere beteten ihm nach. Ein großer Theil von Swifts Leben war ein beständiger Kampf zwischen Ehrgeiz und fehlgeschlagenen Hoffnungen. Sein Mährchen von der Tonne beraubte ihn eines Bisthums, und die Dekanstelle zu St. Patrik war alles, das einem Manne zu Theil wurde, der kurz vorher die Rolle eines mächtigen Staatsmannes in England gespielt hatte. Seine Laune war nun versauert, und alles erregte seine Galle. Er war unzufrieden über Alle, die am Ruder von Irland saßen, und mishandelte das Land, in dem sich alle seine Aussichten nach Größe, endigten. Er wurde endlich popular, und erwarb sich, auf Kosten der Regierung, unter dem Volke ein Ansehen, das er in der ersten Instanz nicht erlangen konnte.
Pope kannte den Dekan, sahe seine Laune, und schmeichelte ihm, auf eine Art, die, wie er wohl wußte, ihm willkommen war. Er machte dem Manne ein Compliment auf Kosten des Landes, in dem er lebte, und nannte Irland Swifts Böotien.
Eine Menge anderer Schriftsteller sind seitdem Swiften und Pope gefolgt. Smart, ein
Ich finde viele Wahrheit in der Bemerkung eines Iren, der besonders darinnen an Twiß's Reise denkt. So bald gewisse Engländer, sagt er, einen Fuß auf Irischen Boden setzen, so nehmen sie ein Ansehen von Wichtigkeit an, das mit ihrer Lage und ihren Verhältnissen zu Hause oft sehr lächerlich absticht. Mit niedrigen Volks- und Nationalvorurtheilen angefüllt, betrachten sie alles durch eine falsche Brille, erschaffen Mängel und Fehler wo sie keine finden, und bewundern dann ihren Scharfsinn. Voll von dem Gedanken der wirklichen und wahren Größe ihres Landes, dünken sich manche eben so sehr über jedes Irische Individuum erhaben, als England über Irland erhaben ist. Ein Mann von diesem Schlage bringt ein ganzes Volk in seine eigene Person, und gibt denn so das Ding von sich.
Es ist nicht zu läugnen, daß das Irische Meer manchen zurück hält, der vielleicht eine Reise in diese Insel machen würde. Die Überfahrt ist verschrien, und in der That hat sie ihre Beschwerden. Indessen gehen die Iren ohne Unterlaß über dieses Meer, und unter den Damen gibt es hunderte, die zu wiederhohlten malen das Englische Bath besuchen.
Die Herren von der Armee kommen am häufigsten nach Irland, weil man die Garnisonen wechselt. Allein der Officier geht, wenn er in guten Häusern Eingang hat, gewöhnlich seinen Vergnügungen nach, oder lebt, wenn er diesen nicht hat, in den Casernen mit seinen Mit-Officieren. Und in beiden Lagen machen sie nur wenig Bemerkungen über das Land und die Nation. Indessen ist es doch unter den Engländern von diesem Stande, daß man die richtigsten Urtheile über Irland hören kann.
Die Großen in England wissen gar wohl, daß die Großen in Irland ohngefähr eben so leben, wie sie. Indessen sind doch auch diese nicht von Vorurtheilen frey, und manche meynen, dies oder jenes könne in Irland doch nicht so seyn, wie es bey Ihnen ist. Ich sahe einmal einen Englischen Lord, der einen Irischen besuchte. Der Engländer war schon vorher in Irland
Ich höre in England sehr oft, wie man sich auf Kosten der Iren lustig macht. Da wissen sie so viel von der Irischen Aussprache, von Irischer Art und von dem was man bulls und blunders nennt, zu erzählen, daß ich manchmal kaum glaubte, es sey von einem Lande die Rede, in dem ich auch einmal gewesen bin. Ein blunder ist eine Übereilung, eine Verwirrung, eine Etourderie,36 durch die sich einer lächerlich macht, indem er ohne Überlegung spricht oder handelt, Dinge zusammen setzt, die nicht zusammen gehören, Zeiten, Personen etc. etc. mit einander verwechselt. Ein bull ist jedes Gesagte, in dem ein Satz den andern widerlegt, oder unmöglich macht. Z. E. ein Mann verlangte, daß
Alle National-Bemerkungen dieser Art sind unbedeutend und kleinlich, und ich würde hier von bulls und blunders nicht reden, wenn ich nicht gefunden hätte, daß solche Bemerkungen bisweilen auch in Schriften und unter Leuten von Erziehung gemacht werden.
Was die Sprache betrifft, so ist das Irische Englisch von dem, welches in England gesprochen wird, in einigen Betrachtungen verschieden, doch findet sich diese Verschiedenheit mehr unter den mittlern und niedern Ständen, als unter den höhern. So verwechselt z. E. der Ire sehr häufig die Worte will und shall, would und should. In einer Menge Worte spricht der Ire das ea wie deutsches e aus, wo der Engländer es wie ein i ausspricht. In der Aussprache
Letzthin ritte ich nach Carrik, und als ich nahe an der Stadt war, stieß ich auf einen Leichenzug, den ich wohl vom Anfange bis ans Ende hätte sehen mögen. Es war ein ächtes, alt-Irisches Begräbnis, mit Klageweibern, dergleichen man jezt nur auf dem Lande antrift, und auch da nicht einmal mehr allgemein. Leute von Stande begraben jezt ihre Todten in der Stille, mehrentheils sehr früh, und schicken blos ihre Bediente mit dem Leichname. In West-Irland hat sich der alte Gebrauch mehr erhalten, und man sagt mir, daß noch viele Familien, die auf dem Lande leben, ihre Todten mit alle dem Geschrey, Pomp, zur Schau gezeigten Schmerz und erkauften Thränen begraben, wofür das Land sonst so bekannt war. Ich will jemanden reden lassen, der mehr von diesen Begräbnissen gesehen hat, als ich.37
Man begräbt hier die Todten mit aller möglichen Schau, die man nur aufbringen kann;
Der Gebrauch ist, so wie die mehresten Gebräuche des Landvolks in allen Ländern, sehr alt; ja vielleicht einer der ältesten, von denen die Geschichte weiß, denn die Griechen und Römer hatten ihn von den Morgenländern, wo wir die ältesten Spuren davon unter den Hebräern finden. In den heiligen Schriftstellern lesen wir: Rufe die Klageweiber, daß sie kommen mögen. Der Mensch geht zu seiner langen Heimat, und die Wehklagenden gehen in den Gassen umher Wir haben über euch getrauret, aber ihr habt nicht geklagt etc.
Sonst hatte man in Irland einen Barden, der zur Ehre des Verstorbenen eine Elegie schrieb, welche von seinen guten Eigenschaften, von seiner Abstammung, von seinen Reichthümern etc. handelte. Und der Refrain war allemal:O! Warum starb er! Wie z. B. folgendes:
O! Warum starb er! er, der so würdig war zu leben! Er, der aus dem edlen Blute des Heber stammte, dem Sohne Gallum's des tapferen Führers!
O! Warum starb er! er, der mit einem Weibe gesegnet war, der schönsten von Scota's Töchtern; einem Weibe, die nur lebt, seinen Verlust zu beklagen!
O! Warum starb er! er, ehe er seine Söhne sehen konnte ruhmvoll im Felde, und seine Töchter glücklich in ihrer Liebe!
O! Warum starb er! er, der alles zum Leben hatte; dessen zahlreiche Rinder auf der Weide blöckten, und dessen Schaafe die Hügel bedeckten!
O! Warum starb er! er, der Herr des goldenen Thals war! O ihr, die ihr von seiner Güte lebtet, Unterthanen und Getreue! Warum entrisset ihr ihn nicht dem Tode, ihn, der so oft Euch zu Ruhm anführte und mit Lorbeeren gekrönt euch zurück brachte! etc. etc.
So der Barde; die Weiber sangen ihm nach mit kläglichem Geheule. Man nennt diese Gesänge, vermuthlich vom heulenden Tone, Oghunano, Hullaloo, Ogh-agus and Keenagh. Da diese Gesänge jezt von Leuten ohne alle Kenntnisse gemacht werden, so sind sie öfters im höchsten Grade lächerlich. Im Homer finden wir um Hektors Leichnam, seine Gemahlin, seine Mutter, und seine Schwester, die wechselsweise reden und seinen Ruhm singen; die übrigen Klagenden accompagniren. Die Conclamatio
Daß dieser Gebrauch bey den Phöniziern herrschte, sehen wir aus dem Virgil, der in der Beobachtung des Costums sehr genau und correct war. Das Trauergeschrey, von dem er bey Didos Tode eine Beschreibung gibt, ist dem Irischen überaus gleich. Die Häuser werden von Klagen, Geschrey und weiblichem Geheule erschüttert.38
So lange der Leichnam39 im Hause ist, liegt er auf einem Bette oder Bret, gekleidet in weiße Leinewand, und einen Teller voll Salz auf seiner Brust. Das Salz ist vermuthlich das Bild des unvergänglichen Theils, während daß der Körper das Bild der Verwesung ist. Die Klagenden (Keenaghers) sitzen um den Leichnam herum. Die Sache selbst heißt Wachen (Wakes)
Diese Wachen sind gesellige Versammlungen, sind Schmäuse, zu denen man von Nahem
So unsinnig auch diese letzte Gewohnheit seyn mag, so wird sie Ihnen doch nicht sehr auffallen, wenn Sie bedenken, daß in den Dörfern bey Leipzig, die Verwandten und Nachbarn sich zur Tafel setzen, sobald der Verstorbene begraben ist, und einen Schmaus halten, von welchem viele betrunken nach Hause gehen.
In Irland wird mancher zum Bettler, um seinen Vater oder seinen Sohn mit Anstande zu begraben. Man erzählt von einer alten Frau, die ein paar Guineen für ihr anständiges Begräbnis gespart hatte, und die nun lieber betteln ging, als daß sie sie angegriffen hätte.
den 10. Aug.Was den gemeinen Iren noch lange in Unwissenheit und in einer Art von Barbarey erhalten wird, ist der gänzliche Mangel an Unterricht, ein Mangel, dem man vielleicht in einem Jahrhunderte nicht ganz wird abhelfen können, weil
Es ist zu allen Zeiten ein Grundsatz der Staatsklugheit gewesen, daß man, um ein Land ganz zu unterwerfen, ihm seine Sitten und Gebräuche, Religion und Sprache nehmen müsse. Je mehr sich in diesen Artikeln Unterschied unter den Menschen befindet, desto mehr betrachten sie einander als Fremde, und desto größer ist die Entfernung, in der sie gegeneinander bleiben. Der Unterschied in diesen Dingen wirkt besonders stark auf das gemeine Volk, welches, wenn man sie ihnen nimmt, gewöhnlich einen Theil seines National-Charakters verliert. Selbst die Kleidung gehört hierher, und die Englische Regierung nahm den Schottischen Hochländern, nach dem Aufruhre im Jahr 1745, nicht ohne Ursache ihre National-Tracht. In Irland befolgte man bis auf einen gewissen Grad die nämlichen Grundsätze. Heinrich II. gab diesem Lande seine Sprache und seine Religion. (Es ist bekannt, daß die christliche Religion in Irland nie ganz allgemein ward, als nach der Eroberung.) Man führte also die Englische Sprache in Irland ein; allein ich werde an einem andern Orte zeigen, daß durch diese Einführung keinesweges eine Vermischung der beyden Sprachen entstand,
In welcher Sprache soll nun unterrichtet werden? In der Englischen! sagt die Regierung: und in der That wird der protestantische Gottesdienst durchaus in dieser Sprache gehalten. Allein es ist eine bekannte Sache, daß unter dem gemeinen Landvolke wenige Englisch lesen können, folglich weder Bibel noch Gebetbücher haben. Ja ich bin überzeugt, daß viele nicht so viel Englisch wissen, als nöthig ist, eine Predigt zu verstehen. Ihre Kinder regelmäßig in eine Schule zu schicken und da unterrichten zu lassen darzu sind die Mehresten zu arm, zu nachläßig, zu träge oder es fehlt auch wohl an Anstalten. Sie müssen also in der Irischen Sprache lesen: und hier findet sich eine noch größere Schwierigkeit! Robert Boyle ließ auf eigene Kosten die Irische Bibel des Bischofs
Man hat eine Irische Bibel in Romanischen Buchstaben, allein sie ist in Irland kaum bekannt. Sie wurde für die Schottischen Hochländer gedruckt, unter die man sie, mit den glücklichsten Wirkungen, vertheilt hat.
Man hat, wie ich höre, verschiedene Irische Erbauungs-Bücher, die in Romanischen Buchstaben gedruckt, und folglich einem jeden lesebar sind; allein viele mag es ihrer wohl nicht geben, wenigstens werden sie nicht häufig gebraucht. Ich gab verschiedenen Personen den Auftrag, mir welche unter dem Landvolke aufzusuchen; allein diese sind hier herum, wo ich wohne, mehrentheils Katholiken, und so war es keine leichte Sache, solche Bücher zu finden.
Was den Unterricht der niedrigsten Stände unter den Katholiken betrifft, kann ich unmöglich mit Bestimmtheit erfahren. Die Regierung bekümmert sich wenig darum, und es scheint mir, daß ein jeder so ziemlich thut was er für
Auch muß ich noch anmerken, daß vieles von dem, was ich hier überhaupt gesagt, hauptsächlich von Süd-Irland gemeint ist. Im Norden, wo es nicht nur ungleich mehr Protestanten, sondern auch im Ganzen nicht so entsetzliche Armuth gibt, ist es in vielen Dingen besser; indessen sind auch da noch genug Ursachen, die noch lange eine Hindernis der Aufklärung des gemeinen Volks seyn werden.
Ich habe schon sonst gesagt, daß die Irischen Frauenzimmer der bessern Stände eben so artig, so schön, so weiblich delikat sind, als
Die Männer sind starke, ansehnliche, wohlgebildete Körper; ich verstehe abermals blos die bessern Stände. Sie sind mehrentheils gesund, und scheinen geselliger zu seyn, als die Engländer. Muth ist ein Eigenthum der Iren, und auch auf dem festen Lande rechnet man sie unter die besten Europäischen Soldaten. Es ist bekannt, wie sehr Kaiser Franz seinem Sohne die Iren in der Armee empfahl. Der Ruf, den sie beim weiblichen Geschlechte haben, ist bekannt. In der That hab ich noch in keinem Lande so fruchtbare Ehen gesehen, als hier. Das Verhältnis ist
Das gemeine Volk ist weder so lang, noch so wohlgewachsen, noch von so schöner Farbe, als das Englische. Der Unterschied zwischen ihnen und den Iren der bessern Stände, ist so groß, daß man sie für ein anderes Volk halten möchte. Ihre Farbe ist gar nicht die, die man in einem so gemäßigten Himmelsstriche, wie der Irische ist, erwarten würde. Sie haben mehr das Braune der mittäglichen Völker, ohne ihre Frische, ihre Lebhaftigkeit und ihr Feuer zu haben. Ihr Braun fällt eher ins Gelbe, oder in eine Schattirung, die noch schlimmer ist. Es ist nicht das von der Sonne Verbrannte, denn über diese hat man sich hier nicht zu beschweren; sondern vielmehr etwas Verwildertes, etwas, das durch Regen, Wetter und Sturm veraltert ist. Die Ursachen von allem dem mögen wohl mancherley seyn. Die vornehmsten sind ohnstreitig ihre elende Kost, ihre armseligen, ungesunden Hütten, die Feuchtigkeit in der sie beständig sind, und der Rauch und Dampf, von dem sie in ihren Wohnungen
Noch nie hab' ich Ihnen, lieber Freund, von einer Bekanntschaft geschrieben, die ich auf dem Schiffe gemacht habe, als ich letzthin herüber kam. Unter verschiedenen Leuten, unter denen einige Aktricen, und Brereton, ein guter Londner Schauspieler waren, befand sich ein starker, männlicher, wohlaussehender Mann, mit dem ich bald in Gespräch kam. Er sprach wie ein Gelehrter, ob ich ihn schon eher für einen Officier halten mochte. Wir sprachen von Ossian, Macpherson, Johnson, Court de Gebelin etc. etc. und er schien mit allen eine genaue Bekanntschaft zu haben. Er verstund Irisch, und dies brachte uns in eine lange Unterredung über die Alterthümer dieses Landes. Er sagte mir eine Menge wunderbarer Dinge, machte Anspruch auf große Kenntnisse der alten Sprachen, und die Alterthümer aller Länder, haute verschiedene Gelehrte von großem Namen nieder, schien
Herr Vallancey40, der, wie ein Schriftsteller sagt, allein eine Reise nach Irland verdient, ist ein Engländer, und ward auf der Schule Eton (die beste Englische Schule für Classische Gelehrsamkeit) erzogen. Er erlangte frühzeitig eine genaue Kenntnis der Alten, und alles dessen, was man Schulgelehrsamkeit nennt. In
Er hat mancherley über Irland geschrieben; sein wichtigstes Werk aber ist eine Irische Grammatik, die einzige, die den Namen einer Grammatik verdient. Die eine Hälfte derselben besteht aus Abhandlungen über die Celtische Sprache, über die ältesten Völker, die sie redeten, etc. etc. Auf ihn mag die Irische Nation mit ein wenig Abänderung das anwenden, was Cicero von sich sagt, als er Archimedes' Grab fand. So würde diese ansehnliche und einst gelehrte Stadt Griechenlands (Syracus) das Grab ihres Mitbürgers nicht gewußt haben, wenn sie es nicht von einem Fremden erfahren hätte.42
Heute, lieber Freund, will ich den Anfang machen Ihnen über einen Artikel zu schreiben, über den ich allerley gesammelt habe, und in dem Sie zum Theil auch die Unterredung finden sollen, die ich mit dem Obersten Vallancey auf dem Schiffe hatte.
Aus einem kleinen Aufsatze, den ich Ihnen vor etwa einem Jahre von Spencers Leben schickte, werden Sie sich besinnen, daß er unter der Königin Elisabeth als Regierungs-Sekretär nach Irland geschickt wurde. Bey seiner Rückkunft war man so wohl mit ihm zufrieden, daß ihm die Königin Elisabeth 3000 Iucherte43 Landes in der Gegend bey York schenkte. Es schien, daß es ihm hier wohl gefiel, er studierte Irische Geschichte und Alterthümer, und fing ein Werk darüber zu schreiben an. Es ist nie erschienen, aber seine Meinung über die Alterthümer dieses Landes überhaupt wissen wir.
Alle Gewohnheiten und Gebräuche der Iren, sagt er, die ich bemerkt und mit dem verglichen habe, was ich darüber gelesen, könnten Stoff zu einer weitläufigen Abhandlung über den Ursprung und über das Alter dieses Volks liefern. Ich halte es in der That für älter, denn fast alle Völker unserer Zeiten, von
Es muß doch einiger Grund für das hohe Alterthum da seyn, von dem die Iren so viel zu erzählen wissen. Schon Tacitus sagte, daß die Häfen und Seeplätze von Irland den Kaufleuten weit besser bekannt seyen, als die Brittischen. Orpheus sagt ausdrücklich, daß die Argonauten bis nahe an die Insel Ierne schifften, ein Zeugniß, das älter ist, als irgend eines, das Rom ausstellen könnte. Diodor von Sicilien spricht von einem Lande Iris, welches sowohl der Beschreibung, als dem Namen nach, sehr gut auf Irland paßt. Hibernia ist vergleichungsweise ein moderner Name. Irland ist das Scotia der Alten, eine Benennung, die zu mancherley Irrthümern Veranlassung gegeben hat, und wovon ich ein andermal reden werde.
Als der Gesandte Heinrichs V. auf der Kirchenversammlung zu Costnitz44 den Vorsitz verlangte, gründete er seine Ansprüche darauf, daß sein König Herr von Irland sey. Dies konnte sich nun freilich wohl auf eine falsche Tradition, auf einen Irrthum gründen, aber es war doch gewiß schon damals ein sehr alter Irrthum, und
Irland hatte in einer Zeit, wo das westliche und nördliche Europa noch in der tiefsten Barbarey stack, im sechsten und siebenten Jahrhunderte, Gelehrte, berühmte Heilige und Männer von Namen. Die Gelehrten, die zu Zeiten Karls des Großen lebten, waren fast alle Iren. Die ersten Professoren der Pariser Universität waren Iren. Der Angelsächsische König Oswald ließ Gelehrte aus Irland kommen, um sein Volk in der christlichen Religion zu unterrichten. Alfred der Große ließ Irische Professoren kommen, als er sein Collegium zu Oxford stiftete, u.s.w. Ich könnte leicht mehrere Beyspiele anführen; aber diese zeigen deutlich, daß Irland sehr alt ist, und daß es unter den drey Reichen das älteste sey, werd ich noch besonders zeigen.
Zu dem allen kommt noch die alte Sage, die in Irland von Jahrhundert zu Jahrhundert fortgesetzt worden Ist, daß sie nämlich von einem alten Celtischen Volk, von den Phöniciern und Carthaginiensern, und andern abstammen, eine Sage, die doch etwas für sich haben, und sich auf Thatsachen gründen muß, worzu nun Vallancey mit einem Umstande kommt, der äusserst auffallend und sonderbar ist.
Er behauptet, daß er die punischen Stellen verstehe, die wir in einigen Lustspielen des Plautus finden45, und die zeither niemand erklären konnte, weil sie wenig oder keine Ähnlichkeit mit dem Lateinischen haben. Vallancey sagt, er verstehe sie vollkommen, durch seine Kenntniß der Irischen Sprache. Wenn das so ist, so ist alles klar, ob es mir schon beynahe unglaublich vorkommt. Vallancey spricht von diesem allen mit der Überzeugung eines Mannes, der seiner Sache gewiß ist, und dem kein Zweifel übrig bleibt, über das, was er behauptet.
Ich machte ihm eine Einwendung, die einem jeden sogleich beyfallen wird: Wie ist es möglich, daß die Irische Sprache vorausgesetzt, daß sie die nämliche sey, welche die Carthaginenser redeten sich 2000 Jahre lang, und länger so erhalten haben solle, und so sehr noch die nämliche sey, daß ein Mann, der jezt Irisch lernt, Stellen verstehen könne, die vor 2000 Jahren geschrieben worden? Ein Deutscher versteht mit Mühe, was vor Luthers Zeiten geschrieben wurde, und Reinecke Fuchs und andere Werke dieser Zeit sind ihm ganz unverständlich, wenn er sie nicht besonders studiert. Vallancey hätte mir freilich auf diesen Einwurf ganz kurz so antworten können: Das geht mich nichts an, und ich bekümmere mich nicht um das Wie und
Die Sprachen gesitteter Nationen ändern sich freilich ohne Unterlaß, der Engländer braucht schon ein Glossarium, um seinen Spencer zu verstehen, und den Chaucer kann niemand mehr lesen, als Leute, die von der Sprachkunde Profession machen. Sobald es ästhetische Schriftsteller in einer Sprache gibt, so wird raffinirt; man bildet aus und ändert, und nach etlichen Jahrhunderten entsteht so zu sagen eine andere Sprache. Ganz anders aber ist es mit Sprachen, in denen wenig oder gar nicht geschrieben wird, diese bleiben im Munde des Pöbels, pflanzen sich unverfälscht und unverändert Jahrhunderte lang fort, und der Enkel drückt sich in seinem engen Ideenkreise gerade so aus, wie sein Großvater . Ohne hier mich über die Ursachen einzulassen, warum die Sprachen uncivilisirter Völker unverändert bleiben und bleiben müssen, will ich mich blos auf die allgemeine Erfahrung berufen. Auffallende Beyspiele hiervon hat man oft, unter andern, in Amerika gehabt, wo Europäer Wilde zu Führern nahmen, mit denen sie viele hundert deutsche Meilen weit reisten,
Daß die Römer sich niemals in Irland niedergelassen haben, braucht keiner weitern Erinnerung; die Sache ist ausser allem Zweifel. Auch findet man in der alten Irischen Geschichte nicht die geringste Spur, daß sich irgend eine fremde Nation in diesem Lande niedergelassen habe, bis auf den Einfall der Dänen. Die Dänen aber sind nie einheimisch in Irland geworden, und haben sich nie mit den alten Einwohnern gemischt. Sie lebten längst der Küste, legten da Plätze an und hatten ihre Läger; sie besassen aber keine inländische Stadt, sondern wurden, im Gegentheil, von den Iren verabscheut, mit denen sie in beständigem Kriege lebten, und von denen sie
Und so finden wir denn die Iren unverändert und unvermischt bis auf den Einfall der Engländer unter Heinrich II. Von dieser Zeit an ging in der Sprache der Iren eine große Veränderung vor, nicht aber in der Irischen Sprache. Bemerken Sie wohl diesen Umstand, denn ich glaube, er ist einzig in seiner Art. Die Englische Sprache wurde in Irland eingeführt, ohne sich im geringsten mit der Irischen zu mischen. Man lernte Englisch, ohngefähr wie der Deutsche Französisch lernt, und die Irische Sprache wurde darum, daß sehr viele sie lernten, eben so wenig Englisch, als die Deutsche, darum daß alle Leute von Erziehung Französisch verstehen, Französisch geworden ist. Ja die deutsche Sprache ist weit mehr fanzösirt, als die irische anglisirt worden, denn, so wie ein Theil der Iren die Englische Sprache annahmen, so gaben sie ihre Landessprache nach und nach ganz auf. Hierzu kommt noch, daß eine große Menge der heutigen Irischen Familien ursprünglich Englische sind. Viele alte Iren lebten viel in England, und manche wurden dort erzogen. Auch der Umstand, daß es in der Irischen Sprache
Wenn ich zeige, daß die Irische Sprache keine Veränderung erlitten hat, so zeige ich zugleich auch, daß sie sich in ihrer barbarischen Ursprünglichkeit erhalten. Dadurch ist aber keinesweges gesagt, daß die Nation selbst in einer gewissen Barbarey geblieben sey. Im Gegentheil finde ich, durch Untersuchung, daß dieses Volk eine sehr große Menge Gelehrte aufzuweisen hat, und daß eine Menge bekannter Namen vergangener Jahrhunderte, denen man gewöhnlich ein anderes Vaterland zuschreibt, ächte Iren waren. Die Sache ist ausser Zweifel und Sie sollen ein andermal mehr darüber haben. Irland hatte also, selbst in den Zeiten der allgemeinen Dunkelheit, im medio aevo, seine Gelehrten. Allein diese schrieben Lateinisch, und manche, in der Folge Englisch, und auf die Landessprache hatten sie nicht den geringsten Einfluß. Manche haben freilich auch in der Irischen Sprache geschrieben, und Vallancey sagt, daß er Manuscripte aus den entferntesten Zeitaltern gelesen habe; allein so lange Vallancey nicht einige übersetzt und überhaupt mehr Licht darüber gibt, so lange getraue ich mir nicht das Geringste über diesen Punkt zu sagen.
Ich fragte: Wenn so viele glaubwürdige Nachrichten über Irlands Alterthümer existiren, warum ist die ältere Geschichte dieser Nation so
Alles dies reizt die Neugierde, und ist gewiß sehr interessant, und, ich darf sagen, für die Mehresten ganz neu. Machen Sie daraus, was Sie wollen. Wenn Sie mich aber fragen, was ich selbst davon halte, so antworte ich: Ich weiß selbst noch nicht. Manches ist mir in der That einleuchtend genug, und verschiedene Gründe, die ich Ihnen hier vorgelegt habe, hab' ich nicht von Vallancey, sondern sie sind meine eigenen.
Bey einer Untersuchung über den Ursprung der Iren, ist es sehr natürlich, daß man einen Blick auf die nächsten Nachbarn dieses Landes wirft, und da finden sich wieder verschiedene sonderbare Dinge. Ich habe sonst öfters gehört, daß das Wallisische mit dem Irischen viele Ähnlichkeit habe, und D. Isson, ein Schottischer Arzt, der lange in Irland lebte und jezt zu Manchester sich aufhält, sagte mir vergangenen Winter noch das nämliche. Dieses läugnet nun Vallancey schlechterdings; er sagte mir, er habe wiederholte Versuche angestellt, und durchaus gefunden, daß die Wallisische eine von der Irischen ganz verschiedene Sprache sey, und daß man sich durch die eine, in der andern schlechterdings nicht verständlich machen könne, die Insel Anglesea und die Gegend da herum ausgenommen, wo, wegen der Nachbarschaft und wegen des häufigen Verkehrs, die Wallisische Sprache etwas Ähnlichkeit mit dem Irischen zu haben scheine, welches jedoch sehr wenig sey.
Wenn dieses seine Richtigkeit hat, so ist es eine neue Bestätigung dessen, was schon von andern gesagt worden ist, daß nämlich die alten Britten und Schotten verschiedenen Ursprungs seyen. Gewiß ist es, daß nämlich diese beiden Nationen von jeher, d. h. von der Zeit an, seit der wir
Ein weit stärkerer Grund aber liegt in der Verschiedenheit der Sprache, denn die Schottische Sprache ist keine andere, als die Irische. Es ist ein Faktum, das hier jedermann weiß, daß das Schottische Landvolk, das von Port-Patrik herüber kommt, nicht nur zu Dunnaghadee {Donaghadee}, sondern auch in der ganzen Gegend umher gegen Belfast und Antrim, alle ihre Geschäfte in ihrer Sprache verrichten und von den Iren verstanden werden. Hierzu kommen noch verschiedene andere Umstände. In einem Buch von Johnson49 fand ich letzthin diese Worte: Man hat uns lange Zeit erzählt, daß sie (die Schottischen
Wenn ich sage, daß die Irische und Schottische Sprache einerley sey, so müssen Sie dieses jedoch mit einiger Einschränkung verstehen. Die Schotten haben zu allen Zeiten mehr Verkehr mit Fremden gehabt, als die Iren, und ihre Sprache hat Veränderungen erlitten, ja sie ist sich sehr ungleich von einer Provinz zur andern, d. h. sie hat mancherley Dialekte. Man nennt die Schottische Sprache überhaupt die Irische (the Earse); sie ist weniger kultivirt als die eigentlich Irische, denn diese letzte kann man buchstabieren und schreiben, da hingegen die Ersische niemals eine geschriebene Sprache war. Johnson sagt, es sey kein Ersisches Manuscript in der Welt das hundert Jahre alt sey, und daß die Sprache und die Töne der Hochländer niemals durch Buchstaben ausgedrückt worden wären, bis man einige kleine Gebetbücher übersetzt, und die Synode von Argyle, eine metrische Übersetzung der Psalmen, gemacht hätte.50 Wer also jezt in dieser Sprache schreibt, der buchstabiert sie nach seinem eigenen Gefühl des Schalles und des Tons, und nach seiner eigenen Vorstellung von dem, wie die Buchstaben ausgedrückt oder ausgesprochen werden müssen. Er fährt denn fort und behauptet, daß die Ersischen
Daß das Ersische mancherley Dialekte hat, hab ich schon erinnert, und die Worte, die auf einer Insel (western Islands of Scotland) gebräuchlich sind, sind nicht immer, wie Johnson sagt, auf andern Inseln bekannt. Er bemerkt hierauf, daß in civilisirten Sprachen, so sehr auch ihre Dialekte in verschiedenen Provinzen abwechseln mögen, eine geschriebene Sprache existirt (a written diction) welche über alle Dialekte
Ich habe schon einmal gesagt, daß Hibernia ein neuerer Name sei, und daß Irland, ehe es diesen Namen bekam, Scotia hieß. Diese letztere Benennung ist die Ursache, warum man das heut zu Tage sogenannte Schottland so oft mit Irland verwechselt hat, ein Umstand, der gewiß nicht wenig darzu beytrug, den Iren ihr Alterthum zu nehmen. Caledonia oder vielmehr Albania, kurz das Land, welches wir Schottland nennen, und welches viele hundert Jahre von den Nachkommen des Fergus, eines Bruders des Irischen Monarchen regiert worden war, bekam erst in spätern Zeiten den Namen des kleinern oder neuen Schottlands.52 Hiervon aber findet sich kein Beispiel früher, als im eilften Jahrhunderte, und Irland behielt noch immer den Namen Scotia, mit dem Zusatze, das größere oder alte,53 und das bis ins funfzehnte Jahrhundert. Der Erzbischoff Usher beweißt alles dieses klar, und behauptet, daß man keinen Schriftsteller vor dem eilften Jahrhundert finden könne, der unser jezt sogenanntes Schottland jemals unter dem Namen Schottland anführte..
Es sind nun fast zweyhundert Jahre, seit der Erzbischoff die Gelehrten herausfordert, das Gegentheil zu zeigen, und Niemand hat es in dieser Zeit unternommen. Im Gegentheil haben andere seine Meinung bestätigt, als Camden, Scaliger, Stillingfleet, Dupin, Prideaux, Rapin, Warner, Whitaker54 und kurz alle, die über diesen Gegenstand geschrieben haben. Usher war ein Ire! Man hatte einen Angriff auf das Alterthum seines Vaterlandes gethan, und dies vermuthlich bewog ihn, diesen Punkt so weitläufig und mit so viel Genauigkeit zu behandeln.
Dempster, ein Schotte, hatte sich bemüht, durch die doppelte Bedeutung des Wortes Scotia die Sache zu verwirren. Er schickte dem Philipp Ferrarius ein Verzeichnis von Schottischen Namen, um das Römische Martyrologium damit zu bereichern.55 Aber der Italiener entdeckte den Betrug, und ließ eine Nachricht vor sein Werk drucken, in der er den Leser warnt, und sagt: daß er von andern Schriftstellern verleitet, einige Irische Heilige zu Schotten gemacht habe, daß er durch den Namen hintergangen worden sey, weil Irland ehemals Schottland geheissen, und die Iren Schotten, wie wir das aus dem Orosius, Prospero, Isidorus, Cogitosus, Adamnanus, Jonas Abbas und allen
Ich muß Ihnen noch eine andere Stelle, die sehr merkwürdig ist, ausziehen. Sie ist aus einer Rede, die der König Jakob I. hielt,
Aber da kommt ein anderer Schotte, dem das Alterthum seines Landes am Herzen liegt, und der, weil er weder in den Schriftstellern seines Landes, noch in Auswärtigen, genugsame Zeugnisse dafür findet, alle Zeugnisse über den Haufen wirft, und die abgeänderten Gedichte eines Irischen Barden der Welt für wahre Geschichte gibt.
Herr Mac-Pherson versichert, daß Fordun der erste war, der die Bruchstücke Schottischer Gedichte sammelte, die der barbarischen Politik Edward I. entgingen; (Edward I. eroberte Schottland am Ende des dreyzehnten Jahrhunderts, und verbrannte alle öffentlichen Akten.) daß Fordun allen nationalen Vorurtheilen seiner Zeit anhing, und nicht vertragen konnte, daß sein Land in Rücksicht auf Alterthum, England nachstehen sollte; daß er sich, weil er keine Schottischen
Auf diese Art schneidet Mac-Pherson die Zeugnisse aller Schottischen Schriftsteller bey der Wurzel ab. Aber wo in der Welt waren doch Ossians Gesänge damals, als Fordun, aus National-Vorurtheilen sich nach Irland wandte, um den Mangel an Materialien in Schottland zu ersetzen? Würden sie nicht dem Fordun äusserst willkommen gewesen seyn, und zu dem nämlichen Zwecke gedient haben, zu dem sie Mac-Pherson braucht?
In seinen Abhandlungen, die vor Fingal und Temora stehen, sagt er: Da der Gebrauch, Barden und Senachien zu halten, beiden Völkern gemein war, so hatte gewiß jedes sein eigenes
Hiermit wäre denn erwiesen, daß das Irische System die Erfindung des dreyzehnten Jahrhunderts war. Auch räumt er ein, daß es allgemein angenommen war, und das aus dem guten Grunde, weil man kein anderes hatte. Da er dies so freygebig eingesteht, so scheint es fast, als wolle er die Erfindung des Caledonischen Systems sich selbst anmassen; allein er hätte aufrichtig gestehen sollen, daß es ein glücklicher Gedanke des vergangenen Jahrhunderts war. Die ganze Sache verhält sich kürzlich so.
Fordun sammelte, im vierzehnten Jahrhunderte, den kleinen Rest von Alterthümern, der der allgemeinen Verheerung unter Edward I. entgangen war, und jedermann räumt ein, daß, ausser dem, was im Kloster Hy-Columb-cil war, schwerlich irgend etwas gerettet worden. Im funfzehnten Jahrhundert stellte der Bischoff Elphinstone, Kanzler von Schottland, die genannten Untersuchungen über alte Akten an, allein er machte so wenig aus dem, was er fand, daß er uns ganz kurz an die alten Irischen Schriftsteller verweist.58 John Major hegte die nämliche Meinung über den Ursprung der Schotten. Er lebte im Anfange des sechszehnten Jahrhunderts,
Dempster fand wenig Beifall, und selbst Sir George Mac-Kenzie wollte ihm nicht folgen, ob er es schon für nöthig fand, gewisse Theile der irischen Geschichte anzufechten, um die Königliche Linie zu verlängern, und für die Ehre seines Monarchen zu beweisen, daß er von souverainen Prinzen, und nicht von Provinzialkönigen abstamme. Sir George gibt zu, daß die Brittischen Schotten aus Irland kamen. Und dies räumt auch Innys ein, dessen Bemühungen dahin gehen, das Verzeichniß der Caledonischen Könige eher zu verkürzen, als zu verlängern.
Was bleibt also für die Unterstützung eines Systems übrig, das allgemein verworfen ist, als der Geist, die Schreibart und die Gelehrsamkeit des Herrn Macpherson? Allein er widerspricht sich selbst! Zuerst sagt er: beide Nationen sind über das Hibernische System überein gekommen. Dann: Die Schotten wurden damit
Manchmal nimmt er auch zur Sprache seine Zuflucht, und verschanzt sich hinter Irischen Worten. Allein selbst Jemand, der gar nichts von dieser Sprache versteht, kann, mit ein wenig Aufmerksamkeit, den Irrthum entdecken. So sagt er z. E. daß die Iren ihre Sprache Gaëlic-Erinach nennen. Dies ist aber ganz falsch, denn sie sagen einstimmig, daß die Iren sowohl aus Alt- als aus Neu-Schottland ihre Sprache Gaëlic genannt haben, ohne weitern Zusatz. Man findet wohl, daß ein Schotte Albanach-Gaël, d. h. ein Schottischer Ire, und ein eigentlicher Ire Gaël schlechtweg genannt wird; aber man findet nicht, daß die Irische Sprache selbst mit dem Zusatze benannt wird. Vallancey hat dies weitläufig gezeigt.
Nun gibt es noch einen Umstand, der grosses Licht über die Sache verbreitet! Ossians Gesänge sind den ursprünglichen Iren eben so bekannt, als Herr Macpherson behauptet, daß sie
Herr Macpherson führt unter andern auch eine Nachricht an, die einmal in einer Irischen Zeitung stund, und worinnen gesagt wurde: daß der Irische Fingal bald erscheinen werde, daß die Schottische Übersetzung voller Fehler sey, und daß man also das Publikum ersuche, mit dem Ankaufe zu warten. An eine solche Übersetzung ist nun aber nie in Irland gedacht worden. Man hat oft darüber nachgefragt und Untersuchungen angestellt, und Vallancey, der jeden Gelehrten der Irischen Sprache kennt, versichert, daß er nie das Geringste davon gehört habe. Im Gegentheil sagt er, daß Ossians Gedichte lauter kurze Balladen sind, die noch niemals ganz zusammen gesammelt worden.
Auch hat man gesagt, daß das Celtische Original von den vier ersten Büchern von Fingal, auf der Insel Sky {Skye} sey gesehen worden, mit dem Datum 1403. Johnson stellte, als er diese Insel bereißte, die genauesten Untersuchungen darüber an, und das Resultat davon war, was ich Ihnen schon in einem der vorhergehenden Briefe geschrieben. Man hat kein anderes Manuscript, als die Irische Bibel, und alle Ersische Manuscripte sind nicht über hundert Jahr alt. So viel ist gewiß, daß Macpherson das Celtische Original niemals irgend Jemanden gezeigt hat. Doch ich habe kürzlich gehört, daß er den ganzen Betrug endlich eingestanden habe.
Lord Kaims61 vertheidigt Ossians Authenticität, aber auf eine Art, daß man kaum weiß, ob er scherzt oder im Ernste redet. Er nimmt zu Wunder und Eingebung Zuflucht, um die Delikatesse und verfeinerten Gefühle zu erklären, die man in Rücksicht aufs weibliche Geschlecht in diesen Gesängen findet. Jedermann weiß, wie die Schottischen Hochländer noch jezt dieses Geschlecht behandeln! Sie brauchen die Weiber zu den niedrigsten Hausgeschäften, ja sie müssen sogar, gleich Lastthieren, den Mist austragen, und eine Menge Dinge thun, für die sich das männliche Geschlecht zu erhaben dünkt.
Und was ist der Schluß von dem allen? Was ist Ossian und seine Gesänge? Ossian, der Mann ist kein Hirngespinste Macpherson's, obschon das Buch eine Erfindung ist. Der Mann hat wirklich existirt, er war ein Irischer Barde und Held, der im Norden von Irland lebte, und dessen Namen, durch die Tradition sich bis heut zu Tage unter dem Volke erhalten hat. Man hat noch Gesänge von ihm in der Irischen Sprache, allein es sind lauter einzelne, unzusammenhängende Stücke, die vom Vater auf den Sohn fortgepflanzt worden. Einige derselben sind vermuthlich hinüber nach Schottland unter die Hochländer gekommen, besonders in den Grafschaften Perth und Argyle, und um den See Lough Neß und Lomond herum, wohin Macpherson die Scene von Ossian verlegt. Macpherson hat vermuthlich solche abgebrochene Stücke gehört, hat sie sich dictiren lassen, und auf seine eigene Art niedergeschrieben. Dies ist vielleicht die erste Grundlage zu dem Ossian, den wir nunmehro haben, der uns so lieb und theuer ist, den die Deutschen dreymal übersetzt haben, und den selbst die Franzosen goutiren. Vallancey sagt, daß wenn man Macphersons Ossian genau untersuchte, so finde man, daß er eine Compilation der Bibel, des Homers, des Callimachus und verschiedener andern der ältesten Schriftsteller sey, mit dem zusammengesetzt, was
Darum werde ich nun den lieben Vater Ossian nicht mit wenigerm Vergnügen lesen, als sonst; allein das ist gewiß, daß die Einbildungskraft nunmehro weniger hat, worauf sie arbeiten kann. Die Scene war so lieblich und so romantisch, und wir fühlten so etwas von einem Gefühle, das uns nur wahre Geschichte und wirkliche Existenz einflößen kann. Ich besinne mich, daß einst einige Deutsche sagten, daß ihr Gefühl ihnen Beweiß genug für Ossians Authenticität sey, und daß, was man auch immer dagegen sagen möchte, sie überzeugt wären, daß Niemand im achtzehnten Jahrhunderte so schreiben könne. In der That dachte ich lange selbst so; allein gegen klare Beweise und gegen Thatsachen muß am Ende auch das innere Gefühl weichen, und Herr Macpherson mag denn alle den Ruhm für seine Gedichte einärndten, den sie verdienen.
Dies muß ich Ihnen noch erzählen, daß Vallancey sagt (ich hab' es aus seinem eigenen Munde) daß die ganze Scene Ossians, die Macpherson in die Schottischen Hochländer zu verlegen dachte, wirklich in Irland existirt. Die Namen der Berge und Gegenden, die in unserm Ossian vorkommen, sind noch heut zu Tage die
Man hat oft die Frage aufgeworfen, warum die Irische Nation in manchen Dingen noch so weit zurück ist, da sie doch frühzeitig eine Menge Gelehrte hatte, und alle Jahrhunderte hindurch welche hatte? Und die Antwort, die man gewöhnlich gibt, ist; daß diese Gelehrten innerhalb der Klöster und Studierzimmer eingeschlossen waren, gewöhnlich Lateinisch schrieben, und auf die Nation im Ganzen keinen Einfluß hatten. Auch waren die mehresten dieser Schriftsteller mehr eigentliche Gelehrte, als schöne Geister, und eigentlich sind es doch diese letztern, die auf eine Nation im Ganzen wirken. Hierzu kommen die vielen bürgerlichen Kriege, und endlich die Unterdrückung, in der die Nation die letzten Jahrhunderte her unter England gelebt hat. Die harten Gesetze, unter denen die Katholiken seufzten, machten, daß zwey Drittheile der Nation
Dem allen ohngeachtet hat Irland, selbst bis auf unsere Zeiten, so viel Gelehrte hervor gebracht, als irgend ein anderes Land, in Proportion sogar mehr, wenn Sie die große Anzahl Katholiken wegnehmen, die durch ihre civile Situation größtentheils in Barbarey versanken. Von der Menge der Irischen Schriftsteller kann Sie Twiß62 und Watkinson63 leicht überzeugen, und ich könnte noch verschiedene nennen, deren Namen sich nicht in beiden Werken befinden.
Weit weniger ist eine andere Frage aufgeworfen worden, die doch einem Jeden, der Irland bereißt, einfallen muß: Warum sind die Iren so sehr in den Künsten zurücke? Wenn diese Nation so alt ist; wenn sie schon vor Jahrtausenden mit Ausländern Handlung trieb; wenn ihre Häfen schon vor Tacitus' Zeiten besser bekannt waren, als die Englischen wie kommt es, daß man so wenig Spuren der feinern Künste unter ihnen findet? Alle Irische Alterthümer, die ich gesehen habe, als Waffen, Vasen, Hausgeräthe etc. sind von sehr plumper Arbeit. Statuen findet man gar keine, einige kleine Figuren ausgenommen, die sich ebenfalls sehr wenig durch die Arbeit empfehlen.
Ich gestehe, lieber Freund, daß ich diese Insel und ihre Alterthümer nicht genug kenne, um diese Frage zu beantworten. Doch will ich Ihnen darüber sagen, was ich denke. Zuerst beantworte ich die Frage mit einer andern: von wem sollen die Iren die feinern Künste gelernt haben? So viel ich weiß, waren weder die Phönizier, noch die Carthaginenser, je von dieser Seite sehr berühmt. Doch dies wissen Sie, der Sie ein Gelehrter sind, besser als ich, und Sie können mich vielleicht hierinnen zurecht setzen. Gesetzt aber auch, daß diese Nationen größere Künstler hatten, als ich denke, daß sie hatten: folgt daraus, daß sich das auch auf ihre Colonien
Indessen meynt Watkinson, daß die Iren die Phönizische Baukunst mit sich gebracht hätten, und daß die bekannten runden Thürme, die viele für Dänische gehalten haben (vermuthlich mit Unrecht, weil diese Thürme, aller Wahrscheinlichkeit nach schon früher existirten, und weil in Dännemark keine existiren) Phönizischen
Nach dem Untergange von Carthago nahm der Handel von Europa eine andere Richtung, und Irland wurde vielleicht alsdenn etwas vernachläßigt. Gesetzt aber auch, daß die südlichen Nationen diese Insel, wegen einiger ihrer Produkte beschiften, so folgt daraus nicht, daß sie ihr auch ihre Künste mitgetheilt haben. Überhaupt lehrt die Erfahrung, daß der Handel zwar die Künste hervorbringt, sobald eine Nation durch den Handel reich wird; keinesweges aber die Künste in denjenigen Ländern befördert, in welche die handelnde Nation blos geht, um Produkte zu hohlen. Nun finden wir aber keine Spur, daß Irland selbst jemals ein seefahrendes Land gewesen, oder durch eigenen Handel reich geworden sey. Als hernach die Dänen einen Theil der irischen Küsten inne hatten, war Irland in einem solchen Zustande, daß es gewiß nicht an Künste dachte. Endlich kam dieses Land unter Englische Oberherrschaft und unter Englischen Druck, und Rebellionen, bürgerliche
Sehe ich endlich in die neuesten Zeiten der Irischen Geschichte, so finde ich einen Theil dieses Volks in Armuth und Barbarey; den andern reich, civilisirt, und nach ausländischem, allgemeinem Schnitte geformt. Die Großen bereisen, so wie die Engländer, das feste Land von Europa, und bringen Kunstwerke und Gemählde aller Schulen herüber, ohne dadurch die Kunst im Lande gemein zu machen, oder das Genie zu erwecken64
Ich komme nunmehro auf einen andern Artikel, zu welchem meine letzten Worte mich sehr natürlich leiten. Die Gährung, die jezt in Irland herrscht, kann der Nation, gegenwärtig, nicht anders als nachtheilig seyn. Wenn die Gesetze in einem Lande nicht thätig ausgeübt, wenn die Polizey vernachläßigt, wenn die Partheien mächtig und gewaltsam werden so müssen nothwendig viele Individuen leiden, viele ihre Geschäfte vernachläßigen, und die sittlichen Grundsätze des Volks zu Grunde gerichtet werden, wenn nicht gar häufiges Blutvergiessen daraus folgt. Wenn ein Volk in diesen Fall kommt, so ist es traurig für diejenigen, die in dieser Periode leben. Aber am Ende kommt jede Convulsion zu einer Crisis, und diese hat gewöhnlich gute Folgen für die künftige Generation.
Die Volunteers haben eine ausserordentliche Wirkung auf das Ganze der Nation gehabt, und die Sitten derselben, in vielen Betrachtungen, geändert. Die Großen mischten sich, als Volunteers, mit den mittlern Classen, und Leute von sehr verschiedenem Range kamen häufig zusammen auf den Fuß einer gewissen Gleichheit. Der Landedelmann aß und trank mit den Lords, und denen, die nur den Sommer auf dem Lande zubringen, und gewöhnte sich an eine gewisse Eleganz, die ihm vorher fremd war. Der Städter
Die Volunteers nahmen bald eine Richtung, welche der Krone Englands und der Regierung des Landes, d. h. dem Irischen Parlemente, nachtheilig ward. Die berühmte Versammlung zu Dungannon brachte den Wunsch einer parlementarischen Reform ins Reine, und die Abgeordneten, die aus verschiedenen Grafschaften da zusammen gekommen waren, hatten Gelegenheit gehabt, sich einander mitzutheilen, und Funken, die in den Individuen zeither verborgen lagen, heraus zu schlagen. Die Abgeordneten kamen in ihre respektiven Gegenden zurück, und hatten auf das ganze umher Einfluß. Selbst der gemeine Bürger und kleine Landbesitzer fing an über Dinge zu denken, um die er sich vorher nicht bekümmert hatte. Aus der großen Versammlung entstunden bald kleinere. Jedermann fing an, an seine civile und politische Lage, an seine Rechte als Bürger, an seine Vortheile und an die Verbesserung seiner Umstände zu denken.
Man hat bemerkt, daß es zu Genf, während der letztern Unruhen, eine weit größere Anzahl von Leuten gab, welche schrieben, als je vorher, und daß viele, die nie vorher geschrieben hatten, und vielleicht nie geschrieben haben würden, sehr gut schrieben. Eben so ergreift jezt in Irland Mancher die Feder, der vielleicht nie geschrieben haben würde; und Mancher ließt, dem es vorher nie einfiel zu lesen. Die beständige Regheit, in der die Irische Nation jezt ist, bringt eine Menge gelegentliche Reden, Briefe und Sendschreiben hervor, die in die Zeitungen eingerückt werden, und wovon manche vortreflich abgefaßt sind. Es thut mir leid, daß ich das Blat nicht mehr habe, in welchem eine meisterhaft abgefaßte Rede stund, die der Graf von Charlemont diesen Sommer an ein Volunteer-Corps hielt, das er zu Belfast musterte!65 Dieser Lord ist der General en Chef der Volunteers
Ist Ihnen, lieber Freund, die militärische Verfassung in den drey Reichen bekannt? Der Soldat macht hier nicht, wie in andern Ländern, einen eigenen abgesonderten Stand aus, sondern er wird als Bürger betrachtet, und steht, so wie jeder andere Unterthan dieser Reiche, unter der allgemeinen bürgerlichen Obrigkeit. Ein Officier oder Soldat also, wird vor einen Friedensrichter gefordert, wie andere Leute, und in wichtigern Sachen wird ihm der Prozeß durch die sogenannten Geschwornen (Jury) gemacht, welches der gewöhnliche Weg für alle Unterthanen des Königes von England ist. Nur in Dingen, die schlechterdings die Subordination angehen, und in dem, was eigentlich zum Dienst gehört, hat die Armee eine Jurisdiction, und das Militär
Die Armee wird in allen drey Reichen mit Eifersucht und Widerwillen angesehen und man bedient sich ihrer daher nur im Falle der Noth. Ein Paar Constables in bürgerlicher Kleidung, mit langen Stäben, sind die ganze Macht, die man an öffentlichen Orten findet, und die einen zahlreichen Pöbel in Gehorsam halten. Wenn aber die bürgerliche Obrigkeit bey ernsthaftern Vorfällen, eine gewisse Anzahl Soldaten nöthig hat, so werden diese nicht von einem Officiere, sondern von einem Sherif oder irgend einer andern bürgerlichen Obrigkeit angeführt. Dieser Umstand gibt nun gegenwärtig viele Unruhen zu Dublin. Wenn der Pöbel Ausschweifungen begeht, in Theer und Federn setzt etc. etc. so darf sich das Militär nicht darein legen, und die Sherifs
Ich höre täglich, daß man über die Dubliner Stadtobrigkeit klagt, vom Lord Mayor an bis auf die Constables herab. Die mehresten sind von der Oppositionsparthey, und der Lord Mayor hat sich so sehr von dieser Seite gezeigt, daß ich von vielen Personen gehört habe, daß er gehangen zu werden verdiene. Allein wer soll ihn anklagen und den Prozeß betreiben? Das Parlement! Freilich, aber das ist schon ohnedies verhaßt genug, und will den Pöbel nicht bis zum offenbaren Aufruhr treiben. Als der Pöbel bey Gelegenheit der Preßfreiheit-Bill in die Gallerie des Unterhauses brach, forderte das Parlement den gegenwärtigen Lord Mayor vor und sagte ihm harte Dinge. Viele tadeln dieses und sagen: man hätte ihn sollen zu Grunde richten, oder gehen lassen. Ein Theil der Volunteers zu Dublin haben ihre Dienste angeboten, und man hat sie schon ein paarmal gebraucht, welches wider die Verfassung ist, weil man des Königes Truppen brauchen sollte. Alles dieses macht, daß die regulirten Truppen nun auch anfangen, ungeduldig zu werden, um so mehr, da der Pöbel verschiedene Schildwachen gemishandelt hat. Seit kurzem haben etliche kleine Truppen
Unter den Verwandten des Hauses ist gegenwärtig ein Mann hier, der öfters und lange auf dem festen Lande gereißt ist, und mit dem ich mich manchmal über beliebte Gegenstände jenseits des Wassers unterhalte. Er führt mich durch seine Bemerkungen manchmal auf Dinge, die ich
Es ist hier zu Lande etwas so unerhörtes, einen Deutschen um sich zu haben, daß Leute, die hieher kommen, und mich nicht weiter genau kennen, es sich nie träumen lassen, daß ein Deutscher neben ihnen am Tische sitzt. Da höre ich denn manchmal erbauliche Sachen, und Lord T**, der alle allgemeinen Urtheile und Sagen von Nationen haßt, ist dann boshaft genug, zu bemerken, daß ein Deutscher da ist. Nun wissen
In einigen Tagen gehe ich wieder nach England, ob ich gleich gern noch länger hier bleiben möchte. Denn nie hab ich einen Ort gesehen, der so sehr nach meinem Geschmack wäre, als dieser Feensitz. Ich hab' Ihnen vorm Jahr eine Menge davon geschrieben, allein ich finde, daß, je länger und je näher ich diesen
Unsere Morgenritte bringen uns gewöhnlich auf irgend eine Anhöhe, deren es um C*** herum eine Menge gibt, und von denen man manchmal eine dreyßig Meilen weite Aussicht hat. Von einem solchen Berge, drey Meilen vom Hause, sieht man über andre Berge hinweg, das Meer in der Gegend von Dungarvon {Dungarvan}, und zwey ungeheure Thäler, wovon das eine den bessern und angelegten Theil der Güter des Grafen enthält; in dem andern sieht man den Sure, der viele Meilen lang majestätisch dahin fließt, von Hügeln und Bergen umgeben, die mich ohne Unterlaß an die Gegenden am Rhein erinnern. Auf diesem Berge errichtet jezt der Graf dem verstorbenen Lord P** ein Denkmal. Dieses Denkmal ist ein hundert Fuß hoher Turm, auf jeder Seite mit einer steinernen, sechs Fuß hohen Urne. Der Thurm selbst wird ganz im Stile jener alten Thürme gebaut, von denen ich Ihnen zu einer andern Zeit geschrieben habe.
Seit meines armen Freundes Schütz67 Tode, hab ich die Kunst sehr vernachläßigt und
Als ich Ihnen, lieber Freund, bey meinem letzten Aufenthalt in Irland, vergangenen Sommer, über das Alter dieses Landes, die Sprache, Gelehrsamkeit und andere Dinge, allerhand Nachrichten gab, führte mich dieses auf weitere Untersuchungen. Ich habe seit der Zeit verschiedenes darüber zusammen getragen, das ich Ihnen nun, nebst allerhand Auszügen und Übersetzungen mittheilen will. Es fielen mir verschiedene Werke in die Hände, in denen ich nicht nur Unterricht, sondern auch eine Menge merkwürdiger und ich darf sagen wenig bekannter Dinge fand. Ich zog das und jenes aus. Am meisten aber interessirten mich drey Schriften, aus denen ich gerne einen Theil übersetzt und in einem Bande herausgegeben hätte. Da Sie mir aber letzthin schrieben, daß Dinge dieser Art, betreffend ein Land, das selbst nur unvollkommen in Deutschland bekannt ist, schwerlich Leser genug finden würde, um einem Verleger Hoffnung zu geben, daß er seine Rechnung dabey finden werde: gab ich die Sache auf. Nun aber schreiben Sie mir, daß Sie die Nachrichten über Irland, die ich Ihnen im Sommer
Es würde für mich mühsam, und für den Leser beschwerlich seyn, wenn ich jedesmal anführen sollte, wo ich selbst rede, oder Auszüge gebe, vermehre, abändere, und bald aus dem, bald aus jenem Werke übersetze. Indessen will ich Sie mit den hauptsächlichen Schriften bekannt machen.
Philosophischer Abriß von Süd-Irland68
Vallanceys Versuch über das Altherthum der Irischen Sprache69
Vallanceys Grammatik der Irischen Sprache70
In Rücksicht auf Geschichte hab ich Warners Geschichte von Irland vor mir gehabt,71 und das, was sich in der allgemeinen Geschichte befindet, nebst einigen Irischen Nachrichten. Einiges hab ich aus der Englischen Biographie, aus Johnsons Lebensbeschreibungen der Englischen Dichter, und aus einzelnen kleineren Schriften genommen.
Die mehresten, die von der ältern Geschichte dieses Landes reden, oder schreiben, haben einen ganz kurzen Weg, sie abzufertigen. Sie sagen, die Irischen Schriftsteller haben ihre Geschichte so mit Fabeln entstellt, daß es der Mühe eines vernünftigen Mannes nicht werth ist, viel Zeit darauf zu verwenden. Man verurtheilt also das Ganze, weil ein Theil davon fabelhaft aussieht. Diese Verfahrungsart dünkt
Die älteste Geschichte von Griechenland war in den Händen der Dichter, und Herodotus hatte unstreitig aus diesen geschöpft. Wir wissen alle, daß diese Dichter die Geschichte entstellt haben; wir nennen diesen Theil den heroischen Theil der Geschichte, erklären
Die Irische Geschichte war gleichfalls in den Händen der Dichter, der Barden, und vermuthlich sparten sie auch ihre Erfindungen nicht. Reine Wahrheit heraus zu bringen, ist vermuthlich sehr schwer; aber das Ganze deswegen zu verwerfen, wäre höchst ungerecht, um so mehr, da man noch jezt Irische Akten und Dokumente hat, die, wie Vallancey behauptet, viel älter sind, als unsere christliche Zeitrechnung, und eine große Sorgfalt zeigen, die Geschichte des Landes zu erhalten. Die Ursache, warum man diese Nachrichten so wenig kennt, ist, daß so gar wenige Irisch verstehen, und auch diese Wenigen das Alt-Irische, oder den Phönizischen Dialekt, selten kennen.
Ich habe viel zu wenig Kenntniß von alle dem, um in Untersuchungen darüber einzutreten. Meine Absicht ist hier blos, Ihnen vom Ganzen einen Begriff zu geben, und Sie mit den Meinungen derer bekannt zu machen, die die Sache am meisten untersucht, und die mehreste Kenntnis der Sprache hatten. Wenn Sie mich fragen, was ich selbst darüber glaube, so weiß ich
Ich will Ihnen nun einen Abriß von der ältesten Geschichte von Irland geben, so wie sie von den mehresten Schriftstellern dieses Landes gelehrt wird.
Der erste Zeitraum enthält ohngefähr 400 Jahre, und geht von der ältesten Geschichte dieses Landes bis auf den Einfall der Milesier. Der zweyte Zeitraum enthält die Geschichte der Milesier, oder, wie man gewöhnlich und besser sagt, der Heremonischen Könige, und begreift beynahe 1200 Jahre in sich; oder, wenn man will, vom Einfalle der Milesier bis auf St. Patrik, der den Iren die christliche Religion lehrte: und da enthält der Zeitraum 1300 Jahre. Mit der folgenden Geschichte hab ich hier nichts zu thun, denn ich rede blos von der ältesten; und überdieß ändert sich hernach manches, und man kann die Geschichte von St. Patrik bis auf die Englische Eroberung unter Heinrich II. als Mönchsgeschichte betrachten.
Daß der erste Zeitraum die mehresten Mährchen enthält, ist natürlich, und gleichwohl sagen Usher, Loyd und Camden (die beiden letztern waren keine Iren), und andere Antiquarien, daß verschiedene Reste wahrer Geschichte darinnen enthalten seyen, die man annehmen sollte. Innes, der am meisten die alte Geschichte der Iren bestritten hat, sagt: daß unstreitig selbst in diesen Zeiten eine Art von Regierung in Irland war; vielleicht unter einem Könige, oder bloßem Anführer, und beruft sich {auf} einige ungewisse Traditionen der merkwürdigsten Verhandlungen. Alles das lasse ich an seinen Ort gestellt seyn. Genug, die Irischen Chroniken lehren: daß ihr Land zuerst von einer Nichte des Erzvaters Noah bewohnt war, und das selbst vor der Sündfluth. Wie sie dahin gekommen, in Zeiten, in denen man vermuthlich wenig von der Schiffahrt wußte, darum lassen Sie sich unbesorgt.
Andere Irische Schriftsteller geben diesen Artikel als eine Fabel auf, behaupten aber, daß ihr Land unmittelbar nach der Zerstreuung des Menschengeschlechts zu Babel, von einigen Nachkommen des Japhet bevölkert worden sey; das ist 300 Jahre nach der Sündfluth. Partholan, der sechste Nachkomme von Magog, sahe den glücklichen Erfolg des Nimrod in Assyrien, wanderte
Diese Colonie lebte nicht lange in Ruhe, denn es kam bald ein gottloses Geschlecht von Nimrods Familie, Nachkommen des Ham herüber, welche die Iren Fomorians nannten, und welche beständige Unruhen auf der Insel stifteten. Diese Fomorians rebellirten endlich in Form, und nach langen Händeln und kleinen Kriegen kam es zu einer Hauptschlacht, in der die Partholonians den Sieg erhalten. Sie wollten sich ihrer Feinde auf immer entledigen, und tödteten alle, jung und alt. Der Haß war so groß, daß sie die Leichname unbegraben liegen liessen, wovon die Fäulniß und der Gestank so groß war, daß eine Pest entstund, die alle Einwohner der Insel hinwegrafte. Die Geschichtschreiber, die dieses erzählen, sind in den Daten nicht einig; man folgt daher gewöhnlich den O-Flaherty, der sich unglaubliche Mühe gegeben hat, die Irische Chronologie zu berichtigen.
Die Insel hatte nun auf dreyßig Jahre wüste gelegen, als 2029 eine neue Colonie kam. Diese war Nemedius, ein Nachkomme des Magog, sein Weib, vier Söhne und 1020 Mann. Sie kamen in dreyßig Schiffen vom schwarzen Meere. Bald nachher kam auch ein anderes Volk aus Afrika; es entstunden neue Kriege, die die Geschichtschreiber verschieden erzählen, und das Ende davon war, daß die Afrikaner endlich so geschwächt wurden, daß sie die Insel verließen, frische Hülfe aus Afrika hohlten, zurück kehrten, und die Nemedians so schwächten, daß diese, unter drey Anführern die Insel verließen. Der eine, Breac, ging nach Thracien mit seinem Gefolge, von welchem die Belgae abstammen, die die Iren in der Folge Fir-bolgs nannten; Jobath ging mit seinen Leuten nach Böotien, und Bridtan nach England, wo seine Nachkommen die Brigantes waren. Ein altes Irisches Werk, auf dessen Autorität man gewöhnlich sehr viel hält, sagt, daß die Walliser in Britannien ursprünglich von diesem Bridtan abstammen, und einige der ältesten Verse ihrer Barden bestätigen es.
Die Nemedians hatten die Insel 217 Jahre inne gehabt, und die Afrikaner waren nun die einzigen Besitzer davon. Sie hatten keine regelmäßige Regierung, alles wurde durch das Recht
Diesen Zeitpunkt nimmt Warner, ein Engländer, für die eigentliche Bevölkerung von Irland an, und meynt, daß die Colonie aus England kam. Er sagt: es ist bekannt, daß die Belgae ein beträchtlicher Zweig der Gallier oder Celten waren, daß sie frühzeitig ansehnliche Colonien nach England schickten, und daß vermuthlich ein Theil derselben nach Irland übergewandert sey. Er gibt verschiedene Gründe für seine Meinung an, die ich übergehe, weil ich Ihnen, in der Folge, Vallanceys Muthmassungen geben will, die auf tiefere Untersuchung und Kenntniß der Sprache gegründet sind. Ich fahre in der Geschichte fort.
Die fünf Anführer dieser Colonie waren Söhne des Dela, theilten die Insel in fünf Theile, so daß jeder Bruder sein eigenes Stück hatte, in dem er König genannt wurde. Slangey, dem die Provinz Leinster zugefallen war, war der Monarch des ganzen Landes, oder Anführer der Pentarchie, im Falle irgend einer Gefahr, oder besonderer Zufälle. In allen übrigen Fällen waren die fünf Reiche von einander unabhängig,
Auf diese Art besaßen die Belgae das Land 80 Jahre lang, da sie von einer anderen Colonie überwältigt wurden. In der ganzen Geschichte dieser Colonie, wie sie einmüthig von den Schriftstellern gegeben wird, ist nichts das nach der Fabel schmeckte, oder unwahrscheinlich wäre, wie Warner anmerkt. Und, setzt er hinzu, wenn die Juden, ehe sie Moses' Geschichte hatten, und ehe die Buchstaben erfunden waren, Mittel fanden, ihre Stammgeschlechter, Genealogien und andere merkwürdige Begebenheiten, von Adam an zu erhalten, warum sollten die Iren, die ein beobachtendes Volk waren, ihre Geschichte bis 13 oder 1400 Jahre vor Christi Geburt, nicht haben aufbehalten können?
Die Insel wurde nun von einer andern Colonie eingenommen, welche die Iren Tuatha de Danans nennen, und welche Nachkommen des Nemedius waren. Von dieser Colonie erzählt man allerhand erbauliche Geschichtgen, wovon ich Ihnen nur eine geben will; Sie sollen gleich sehen warum?
Diese Danians waren große Schwarzkünstler, wohnten eine Zeit lang in Griechenland, gingen dann nach Norwegen, wo sie in großem Ansehen gehalten wurden, bis sie sich endlich in Irland niederließen, wohin sie den Stein des Verhängnisses mit sich brachten.73 Dieser Stein hatte wundersame Eigenschaften, wovon eine war, daß in dem Lande, in welchem er war, allemal ein Prinz aus Scythischem Geschlechte regieren sollte. Als in der Folge ein Prinz aus Königlich Irischem Geblüte das nördliche Britannien (Schottland) eroberte, wünschte er, sich und seiner Familie den Besitz dieses Landes zu versichern, bat sich vom Irischen Monarchen diesen Stein aus, und ließ sich darauf krönen. Von dieser Zeit an wurde er in Schottland in der Abtei Scoon,74 der Residenz der Pictischen und Schottischen Könige sehr heilig aufbewahrt, bis Edward I. König von England, ihn mit Gewalt nahm und nach England brachte, um sich dadurch den Besitz von Schottland zu versichern. Er legte ihn unter den Stuhl, auf welchem die Könige von England gekrönt werden, wo ich ihn nur noch vor ein Paar Wochen in der Westmünster-Abtey gesehen habe. Als ich ihn vor zwanzig Monaten das erstemal sahe, war mir die Erklärung des Führers nicht verständlich, und ich konnte nicht begreifen, was dieser plumpe, garstige Stein unter dem ebenfalls höchst unansehnlichen
Warner meynt, daß diese Dannonians wohl keyne andern seyen, als die, die aus England nach Schottland schwärmten, und sich vermuthlich nachher entweder alle oder zum Theil in Irland niedergelassen. Dem sey wie ihm wolle, genug sie besiegten die Belgische Colonie, die, nach der Niederlage, Irland verließ und sich auf die Inseln Ila, Arran, Man und einige andere Hebridische Inseln flüchtete. Die Dannonians besaßen das Land etwan zwanzig Jahre in Ruhe, als neue Ankömmlinge sich darinnen niederließen, und gar bald mit den Einwohnern zerfielen.75 Die Belgae, die auf den benachbarten Inseln wohnten, ergriffen die Gelegenheit und kamen auch wieder zurück. Es kam zu einer blutigen Schlacht, in der die Dannonians die Oberhand behielten, und die anderen entweder vertrieben, oder in eine Art von Sklaverey brachten.
Alle diesen verschiedenen Colonien, die Irland wechselweise besassen, sprachen die alte Celtische Sprache, obschon vermuthlich in verschiedenen Dialekten. Die Namen der Personen und die Benennungen der Orte verrathen diese Sprache vollkommen. Dieser Umstand erleichterte gar sehr die verschiedenen Einfälle und Eroberungen, da durch die wenige Verbindung durch Handel, die man etwan damals hatte, die Unzufriedenen in der Insel sich mit mächtigen Nachbarn verstehen konnten.
Jenner.Sie werden natürlich fragen, lieber Freund, woher die Irischen Geschichtschreiber die Nachrichten nahmen, die ich Ihnen im vorhergehenden Briefe kurz zusammen getragen habe, worauf sie sich gründen, und mit was für Beweisen sie sie belegen? Diese Frage ist sehr natürlich, und ich werde sie bald weitläufig beantworten. Vorher aber lassen Sie mich einen Abriß von der Geschichte der Milesier geben, welche ohnstreitig die merkwürdigste Colonie war, die je nach Irland kam. Ihre Könige dauerten, freilich bisweilen unterbrochen, bis auf die Eroberung
Die Milesier waren die Abkömmlinge einer langen Reihe von Helden, die in Ägypten eine große Figur machten, und deren auch in den Traditionen verschiedener anderer Länder gedacht wird. Die Barden mögen, durch dichterische Zusätze, ihre Geschichte auch noch so sehr entstellt haben, so ist doch gewiß, daß man sie in den Schriftstellern verschiedener Europäischen Nationen angeführt findet. Vergleicht man diese mit den Irischen Chroniken, so bringt man folgendes Faktum mit ziemlicher Gewißheit heraus: nämlich, daß eine Ägyptische Colonie, ohngefähr tausend Jahre vor der christlichen Zeitrechnung, Spanien eroberte, und daß ein Theil derselben aus Spanien nach Irland überging, weil sie in einer Reihe von trockenen und unfruchtbaren Jahren nicht Nahrung genug für alle fanden. Dieser letztere Umstand läßt sich sehr leicht erklären, wenn wir die Lebensart bedenken, die alle herumstreifende Nationen führten, indem sie größtentheils von den freiwilligen Produkten der Erde lebten.
Sir Isaac Newton, der nicht nur ein großer Physiker war, gibt in seiner Zeitrechnung76 eine Menge Beweise für die zwey angeführten Fakta, aus verschiedenen Schriftstellern. O'Connor hat diese Zeugnisse ausländischer Schriftsteller aus Newton zusammengetragen, und mit den Zeugnissen Irischer Schriftsteller verglichen. Da der Umstand wirklich merkwürdig und interessant ist, so kann ich mich nicht enthalten, Ihnen die zwey Tafeln abzuschreiben, so daß Sie zur Linken die ausländischen, zur Rechten die Irischen Schriftsteller finden.
{column 1}1) Eine wandernde Nation von Iberiern, von den Ufern des Schwarzen und Caspischen Meeres, ließ sich vor Alters in Spanien nieder77
{column 2}1) Die Iberischen Schotten, ein Volk, das am schwarzen Meere lebte, wurden aus ihrem Vaterlande vertrieben, und ließen sich nach mancherley Schicksalen, endlich in Spanien nieder78
{column 1}2) Eine Spanische Colonie, die den Namen Schotten führte, ließ sich, im vierten Weltalter, d.h. im vierten Jahrtausend, in Irland nieder.79
{column 2}2) Kinea Scait die Schotten und die Nachkommen der Iberischen Schotten waren eine Spanische Colonie, die sich ohngefähr 1000 Jahre vor Christi Geburt, in Irland niederließ.80
{column 1}3) Die Phönicier, die die ersten waren, welche Künste und Wissenschaften nach Europa brachten, hatten frühzeitig Verkehr mit den Iberischen Spaniern.81
{column 2}3) Die alten Iberischen Schotten lernten den Gebrauch der Buchstaben, die man auf dem festen Lande hatte, von einem berühmten Phenius, von welchem sie den Namen Phönische oder Phönicische bekamen.82
{column 1}4) Nil, Belus, Sihor, Osihor, Toth, Ogmius etc. etc. waren berühmte ägyptische Krieger, die die Welt mit dem Rufe von ihren Thaten füllten.83
{column 2}4) Nihul, Bilens, Sruo, Asru, Tait und Ogaman waren groß in Ägypten und in verschiedenen andern Ländern.84
{column 1}5) Der Ägyptische Eroberer von Spanien bekam den Namen der Held Herkules.85
{column 2}5) Ein großer Held, der in Ägypten berühmt war, bekam den Namen Golamh und Milen-Espaine, d. h. der Überwinder oder Held aus Spanien.86
{column 1}6) Nil, Sihor, Osihor ? etc. etc. traten in die Fußstapfen der Phönicier und civilisirten und unterrichteten verschiedene Völker.87
{column 2}6) Niul, Sru, Asru etc. folgten dem Phenius und lehrten Künste und Wissenschaften.88
{column 1}7) In den Tagen des Herkules, oder des Ägyptischen Eroberers von Spanien, war eine große Dürre auf einem großen Theile der Erde.89
{column 2}7) Die Eroberung von Spanien und eine große Dürre, die zur nämlichen Zeit einfiel, nöthigte die Iberischen Schotten sich nach Irland zu flüchten.90
{column 1}8) Herkules, oder der Held aus Spanien war der Sohn des Belus, wie man sagt.91
{column 2}8) Milea-Espaine oder der Held aus Spanien, war der Sohn des Beleus.92
Ich erzähle Ihnen nunmehro die Geschichte der Milesier, wie man sie in den Irischen Schriftstellern findet.
Verschiedene Ägyptische und Phönizische Colonien hatten Spanien nach und nach besetzt, und von Zeit zu Zeit kamen noch neue. Diese häufigen Auswanderungen der beiden Völker stimmen genau mit der Bibel und den alten Schriftstellern überein, die öfters sagen, daß die Vortreflichkeit des Himmelsstriches, die thätige Lebensart der Einwohner und ihre einfache Kost, öfters diese Länder nöthigte, Colonien auszuschicken. Die zahlreichen Colonien, die nach Spanien kamen und einige trockene Jahre, machten nun auch dieses Land für die Menschen zu enge. Ein besonderer Stamm, der den Namen Breoghan führte, entschloß sich auszuwandern und eine neue Wohnung zu suchen. Irland war ihnen, wie verschiedene Umstände zeigen, nicht unbekannt. (Ganz gewiß kannten die Phönizier Irland, und folglich war es auch den Spaniern
Man stellte einige Berathschlagungen über die Sache an, und es wurde beschlossen, den Ith, einen Anführer aus dem Milesischen Hause, zu schicken. Er war ein tapferer Prinz und von vieler Erfahrung, und ging mit 150 auserlesenen Soldaten aus Gallizien nach Irland, um zu untersuchen, ob in diesem Lande für eine zahlreiche Colonie Platz sey. Er landete, wurde von den Dannonians gefragt, was sein Geschäfte sey, und verlangte dagegen zu wissen, wem die Insel gehöre. Da sie alle die Celtische Sprache redeten, verstunden sie einander vollkommen. Auf die Nachricht, daß Irland unter drey Brüdern stünde, die im Norden von Ulster wohnten, und gerade jezt Streitgkeiten mit einander hätten, ließ Ith funfzig Soldaten mit dem Schiffe und ging mit den hundert übrigen zu den drey Brüdern. Er sagte den Irischen Fürsten, daß er seinen Weg verfehlt habe, und zu landen genöthigt worden sey, daß er aber wieder abfahren
Die Engländer erzählen diese Begebenheit anders; allein die Irische Geschichte hat nicht nur weit mehr Wahrscheinlichkeit, sondern hängt auch mit der Chronologie besser zusammen; anderer Umstände zu geschweigen. Ich fahre fort.
Die Seefahrer stellten, als sie nach Spanien zurück kamen, den Leichnam ihres Anführers öffentlich aus, und Rache vereinigte sich mit andern und stärkern Bewegungsgründen, auf Irland einen Anfall zu thun. Dreyßig Schiffe wurden ausgerüstet und von vier tapferen Häuptern,
Amergin, einer der vornehmsten Anführer dieser Colonie, und ein Sohn des großen Milesius, der vor kurzem gestorben war, verlangte von den Dannonischen Königen die Insel, und bot ihnen eine Schlacht an. Kurz die Milesier behielten in zwey Schlachten, in denen die drey Dannonischen Könige umkamen, die Oberhand, und machten sich zu Herren der Insel. Es ist wahrscheinlich, daß die Belgae, von denen noch immer ein Theil auf der Insel wohnte, ihnen, aus Haß gegen die tyrannischen Dannonians, tapfer beistunden; wenigstens findet man, daß Heremon, der erste Irische Monarch aus Milesischem Stamme, ihnen nicht nur große Freiheiten und Rechte zugestund, sondern auch die ganze Provinz Connaught einräumte, wo sie groß und ansehnlich wurden, und bis ins dritte christliche Jahrhundert ein beträchtliches Volk ausmachten.
Da Irland auf diese Art in die Hände der Milesier gefallen war, wurde es zwischen den zwey Prinzen Heber und Heremon geteilt. Warum
Nicht lange nachher wurde Irland von einer Colonie von Picten angefallen, die aus Thracien gekommen und durch Gallien gegangen war. Die Iren behielten jedoch die Oberhand über sie, und nöthigten sie, sich auf den benachbarten Inseln niederzulassen, gaben auch einige Damen aus vornehmem Geschlechte ihren Häuptern zu Weibern. Diese Picten waren vermuthlich das Volk, welches nachher die Caledonischen Schotten genannt wurde, und das im Grunde eine Scythische Colonie war.
Die Irischen Chroniken sagen ferner, daß sehr viele Nachkommen des Breoghan, welche Brigantes genannt wurden, nebst verschiedenen Dannonians, die noch auf der Insel waren, mit den Picten Irland verließen, und nicht nur die Hebridischen Inseln besetzten, sondern auch einen Theil von Schottland einnahmen und nachher ansehnliche Besitzungen in England hatten. Die Milesier blieben nunmehro im vollen Besitze der Insel, und der Heremonische Stamm dauerte beinahe 1200 Jahre, d. h. bis ins zweyte Jahrhundert.
Jenner.Meine Absicht ist hier keinesweges, Ihnen eine Geschichte von Irland zu geben! Ich habe blos mit den zwey ältesten Perioden zu thun, deren angegebene Thatsachen ich in der Folge gegen das halten will, was Herr Vallancey über die Irische Sprache geschrieben hat. Ich will Ihnen also nicht mit dem langen Verzeichnisse und der Geschichte der Milesischen oder Heremonischen Könige beschwerlich fallen, sondern blos dasjenige ausziehen, was einiges Licht auf die Geschichte, das Altherthum und die öffentlichen Urkunden dieses Landes überhaupt wirft, und einen Begriff von diesen ältesten Bewohnern der Insel gibt.
Ich springe also von Heremon auf Ollam Fodla, der gewissermaßen der große Alfred der Iren ist, und im Jahre 3236 und viele folgende regierte. Er schuf so zu sagen die Verfassung von Irland ganz um, und alle Einrichtungen, die er traf, unter denen hauptsächlich die Stiftung einer nationalen Versammlung ist, zeugen nicht nur von ausserordentlicher Weisheit, sondern verrathen auch eine Kenntniß von Staatsklugheit, Gesetzgebung und Wissenschaft, dergleichen man in diesen Zeiten nicht erwarten sollte.
Die Verfassung aller Scytischen und Celtischen Völker war, wie bekannt, demokratisch. Sie hatten einen Anführer, ein Haupt oder einen König, dessen Macht in Friedenszeiten nicht nur sehr eingeschränkt war, sondern auch gar sehr vom Volke abhing. Ollam Fodla war der erste, der eine Verfassung einführte, in der der König mächtig genug seyn möchte, das Volk in Ordnung zu halten, und in der jedoch die Lage des Volks so beschaffen seyn möchte, daß dieses den willkürlichen Einbrüchen der Könige auf ihre Freiheiten widerstehen könnte. Er stiftete deswegen eine Art von Senat, der aus den Druiden und Gelehrten bestund, und die, durch ihr Ansehen, zwischen dem Fürsten und dem Volke die Wage halten könnten. Der Monarch und die Provinzial-Könige
Die National-Versammlung (Fes Teambrack) kam alle drey Jahre im Schlosse Tara zusammen, wo der Monarch seinen Hof hielt.94 Jeder Provinzial-König hatte da ein Haus, und in zwey andern Häusern waren die Provinzial-Königinnen, und die Richter oder Rechtsgelehrten, Antiquarien, Barden etc. In einem dritten die Gefangenen.
Ehe die Sitzungen anfingen, schmauste man sechs Tage lang mit einander, wobey folgende Rangordnung beobachtet wurde. Eine Tafel zur Rechten war für die Provinzialkönige, Prinzen und den vornehmsten Adel. An der Tafel auf der linken Seite saßen die vornehmsten Officiere der Armee und Männer von geringerm Stande, an einer dritten die Druiden, Barden und alle Gelehrte, von welcher Art sie auch seyn mochten.
Hier kommt nun ein Umstand vor, der sonderbar genug ist, und in der That Aufmerksamkeit verdient. Die Irischen Schriftsteller sagen, daß die Israeliten, bey ihrem Auszuge aus Ägypten,
Ich komme wieder auf die Mahlzeit! Wenn diese zugerüstet war, kamen die Schildträger der Fürsten und Vornehmsten ans Thor, und überlieferten die Schilde den Herolden, welche sie an den Platz hingen, an dem ein jeder zu sitzen kam. Hierauf kam die Gesellschaft, und ein jeder wußte seinen Platz.
Wenn die Mahlzeit zu Ende war, wurden die Alterthümer und die Geschichtsbücher des Landes herein gebracht, und mit der größten Genauigkeit untersucht, ob sich etwan etwas Falsches oder Unrichtiges eingeschlichen habe. Fand man, daß die Geschichtschreiber etwas verfälscht, oder schief vorgestellt hatten, sey es aus Unwissenheit, Vorurtheil oder Partheilichkeit, so wurde ihnen ihre Stelle genommen. Wenn die Jahrbücher auf diese Art untersucht, und von den Fehlern gereinigt worden waren, wurden sie in das Geschichtsbuch des Königreiches, welches im Pallaste Tara aufbewahrt wurde, eingeschrieben. Dieses Buch hieß das Register oder der Psalter von Tara. Alsdann erhielten die Gelehrten Befehl, ferner Alles sorgfältig niederzuschreiben, damit ihre Nachrichten bey der nächsten Versammlung untersucht werden möchten.
Hätte Irland keine andere Geschichtschreiber gehabt, als diese, so wäre die Geschichte dieses Landes,
Ollam Fodla wieß den Heralden, Ärzten, Barden, Harfenspielern etc. ansehnliche Güter und Einkünfte an, und befahl, daß keine von diesen Würden auf Familien gebracht werden sollten, die nicht von edler Abstammung waren. Auf diese Art waren alle diese Professionen erblich, lebten unabhängig und ferne von den Sorgen der Welt, in einer Ruhe, in der sie den Studien vollkommen nachhängen konnten. Ihre Personen waren heilig, und das Land mochte auch noch so sehr in Verlegenheit seyn, so durften doch ihre Güter nie angegriffen, oder mit Abgaben belegt werden.
Wenn die sechs Festtage vorüber waren, ging man an die eigentliche Geschäfte. Streitigkeiten
Ich habe Ihnen die Geschichte dieses Königes mit Fleiß etwas weitläufig ausgezogen, weil sie die Grundlage der Irischen Staatskunst und Wissenschaften in der Folge ist, und ein Licht auf die ganze alte Geschichte dieses Volks, früherer sowohl als späterer Zeiten, wirft. Irland war unter der Regierung des Ollam Fodla glücklich, und lebte im Frieden; allein in weniger als hundert Jahren nachher, gingen die Kriege wieder an, wie vorher, und von 31 Königen starben nur drey eines natürlichen Todes. Alles das übergehe ich.
Kimbath kam 3596 zur Regierung, stellte Ruhe und Frieden wieder her, erneuerte Ollam Fodla's Verordnungen, und baute den königlichen
Ich übergehe abermals eine Zeit von 200 Jahren, die durch beständiges Blutvergießen und gewaltsamen Tod der Könige eben so merkwürdig sind, als der größte Theil der vorhergehenden Geschichte, und komme auf Angus Turmy, der der Stammvater einer langen Reihe von Königen, und der Urvater der Schottischen und nunmehro Englischen Könige seyn soll. Die Geschichte wird folgendermaßen erzählt.
Angus Turmy, der 3786 zur Regierung kam, hatte sich einst betrunken und beging mit seiner Tochter Blutschande. Ein Sohn, den sie gebar, wurde in einem Boote auf dem Meere ausgesetzt, versehen mit allerhand Kostbarkeiten und Sachen von Werte, um die, die ihn finden möchten, in den Stand zu setzen, ihn wohl zu erziehen. Fischer fanden ihn und nannten ihn Fiacha Fermara, d. h. den Seemann. Als er aufgewachsen war, lebte er in Ulster, wo er ansehnliche Besitzungen hatte. Sein Enkel Degad wurde so ansehnlich, daß er eine allgemeine
Auf Conary II. folgte im Jahre 220 Arthur, mit dem Zunamen der Melancholische, welcher bis 250 regierte, da er von Mac Conn vertrieben wurde. Mac Conn, oder wie er eigentlich heißt, Lugad, wurde, nach einer dreyjährigen Regierung getödtet, und Cormac, ein Sohn des Arthur, wurde Monarch.
In den letztern Theil dieser Zeit muß man unstreitig die Eroberung von Schottland und die Niederlaßung der Conarians oder Dalriads setzen, von der man folgendes erzählt.
Achy Riada, ein Sohn Conary II. war ein Prinz von großem Geiste und Ehrgeiz, wandte sich an den Provinzialkönig von Munster, Ollioll Olam, und erhielt die Erlaubniß, unter den Abkömmlingen von der Familie Degad in Munster, freiwillige Truppen zu sammeln, um ein Stück von Ulster zu erobern. Fergus war damals König eines Theils von Ulster, und, da er und Achy Riada aus der nämlichen Familie abstammten, unterstützte er seinen Verwandten, und half ihm den Nord-Östlichen Theil von Ulster, den Irians inne hatten, erobern. Achy Riada ließ sich nun in dem eroberten Stücke nieder, welches den Namen Dal Riada (daher Dalriada) bekam. Achy Riada's Ehrgeiz war damit noch nicht zufrieden, sondern that eine Landung in dem Lande gegenüber, welches den Brittischen Picten gehörte, und welches nachher lange unter dem Namen Albanian Dalriada bekannt war, kurz ein Stück vom heutigen Schottland.
Dieses Geschlecht der Dalriads wurde in Schottland immer größer und größer, bis zu Anfange des sechsten christlichen Jahrhunderts, da sie von den Picten nach Irland zurückgetrieben wurden. Allein die Irischen Könige nahmen sich ihrer an, und durch deren Beystand kehrten die Dalriads nicht nur wieder zurück, sondern eroberten einen größern Theil von Schottland,
Auch bitte ich Sie folgenden Umstand zu bedenken. In den Jahren zwischen 230 zu 250 kommt ein Finn vor, der, unter König Arthur, General der Militz war, und von dessen Heldenthaten die Iren noch heut zu Tage viel zu erzählen wissen, und von dem das Landvolk in Nord-Irland noch allerhand Balladen hat, in denen verschiedene Namen aus diesem Theile der Geschichte vorkommen. Es war unter Finn, daß die berühmte Irische Miliz zu jener Vollkommenheit kam, für die man sie so sehr bewundert hat. Sein Sohn war Ossian, der ebenfalls in dieser Periode der Irischen Geschichte eine ansehnliche Figur macht, und Anführer und Dichter war. Dieser Ossian ist kein anderer, als der, dessen Gesänge wir in Deutschland so sehr bewundern, und Finn, sein Vater, ist der nämliche, den Herr Macpherson in Fingal umgeändert und für einen Caledonischen Führer ausgegeben hat. Herr Vallancey sagte mir vergangenen Sommer,
Etwan um das Jahr 260 kam Cormac, ein Sohn Arthur's zum Besitze des Irischen Thrones, und machte seine Regierung zu einer der merkwürdigsten. Ich habe hier mit seiner Geschichte nur in so ferne zu thun, indem sie ein wiederhohlter Beweiß von der Sorgfalt ist, die die Iren für ihre Geschichte trugen, von ihrer Staatskunst, Gesetzgebung und bürgerlichen Einrichtungen. Sobald er zum ruhigen Besitz der Krone gekommen war, ließ er die Irischen Gesetze untersuchen, schafte diejenigen ab, die unnütze oder lächerlich geworden waren, und machte neue, die sich auf die Bedürfnisse der gegenwärtigen Zeit und Umstände gründeten. Die nämliche Sorgfalt verwendete er auch auf die Religion, in der
Eine seiner Verordnungen war, daß die Irischen Monarchen allezeit einen Druiden, einen Richter, einen Arzt, einen Dichter, einen Antiquar, und einen Musikanten, in ihrem Gefolge haben sollten. Einem Jeden von diesen war sein Geschäfte angewiesen. Diese Verordnung wurde viele Jahrhunderten auf das genaueste befolgt, mit dem einzigen Unterschiede, daß der Monarch, in der Folge, anstatt des Druiden, einen Bischof zum Beichtvater hatte. Auch die drey Schulen muß ich nicht vergessen, dies dieser Fürst zu Tara gestiftet haben soll, eine für die Militaren, eine andere für die Geschichte, und eine dritte für die Rechte.
Nach einer mehr als 20jährigen Regierung entsagte Cormac der Krone, begab sich zur Ruhe, und brachte seine Zeit größtentheils mit Schreiben zu. Für seinen Nachfolger und Sohn, Carbry, entwarf er ein Werk, welches Unterricht und Rath für Regenten enthielt. Die beiden Irischen Geschichtschreiber, Keating und O'Flaherty, sagen, daß sie es gelesen haben, und Keating
Ich will keine Anmerkung über alles dies, noch weniger eine Entscheidung wagen. Wer auch diese Bücher geschrieben haben mag, Cormac oder ein anderer; aus welcher Zeit sie auch seyn, und wie sie auch mögen erhalten worden seyn; so viel ist gewiß, daß sie vor etwas mehr als hundert Jahren noch existirten, und einem Herrn Macpherbiss in der Grafschaft Sligo gehörten.95 1670 wurde dieser Mann der Partheyenwuth aufgeopfert, seine Güter zerstört, und
Gegen das Ende des vierten Jahrhunderts regierte Niall (gewöhnlich genannt Niall der neun Geiseln).96 Er that einen Zug nach Schottland, um den Dalriads beyzustehen, und änderte bey dieser Gelegenheit den Namen Albanien in den von Kleinschottland, zum Unterschiede von Groß-Schottland, mit welchem Namen man Irland gewöhnlich belegte. Ich führe hier diesen Umstand blos wegen dessen an, was ich Ihnen schon vergangenen Sommer von der Verwirrung geschrieben habe, die der Name Schottland in neuern Zeiten verursacht hat, indem Manche das, was wir heut zu Tage Schottland nennen, darunter verstunden, wenn Irland gemeint war. Wenn Sie in die Tabelle zurücksehen, die ich Ihnen bey Gelegenheit der Milesier gab, so werden Sie finden, warum Irland den Namen Schottland, und die Iren den Namen Schotten erhielten.
Jenner.Zu Anfange des fünften Jahrhunderts führte der heilige Patrick die christliche Religion in ganz Irland ein, d. h. in allen Provinzen der Insel, und unter der größten Anzahl von Einwohnern,
Bey Gelegenheit der Einführung der christlichen Religion muß ich noch das sagen, daß St. Patrick keinesweges der erste war, der sie lehrte. Nicht nur Palladius, sondern schon vor ihm hatten verschiedene daran gearbeitet, und das, allem Vermuthen nach, schon seit dem Ende des zweyten Jahrhunderts, aber ohne großem Erfolge.
Von St. Patricks Zeiten an wird die Geschichte von Irland zuverläßiger, ohne daß sie im Grunde viel dabey gewinnt. Die Geschichte fiel nunmehro in die Hände der Mönche, und ich will in der Folge zeigen, daß die alten Barden bessere Geschichtschreiber waren, als sie.
Zu Ende des achten und zu Anfange des neunten Jahrhunderts, eröffnete sich in Irland eine neue Scene von Barbarey und Blutvergiessen, die, wenn man einige wenige Jahre von Ruhe ausnimmt, 200 Jahre lang dauerte. Brian Boromy97, der in der letztern Hälfte des zehnten Jahrhunderts regierte, vertilgte endlich diese Barbaren und stellte Ruhe, Sitten, Gesetze und Wissenschaften wieder her. Er war unstreitig einer von jenen Geistern, die die Vorsehung von Zeit zu Zeit herabzuschicken scheint, um das Menschengeschlecht zurecht zu setzen. Er fand sein Volk so verdorben, und die Neigung zu bürgerlichen
Es ist merkwürdig, daß in dieser ganzen Periode von 200 Jahren die Iren und Dänen sich nie eigentlich mit einander vermischten, ob schon die letztern bisweilen in allen Theilen der Insel zerstreut waren, und mitten unter Irischen Familien lebten. Die Eingebohrnen betrachteten sie allezeit als Fremde und Feinde, und bemühten sich ohne Unterlaß, sich ihrer zu entledigen. Auch haben sich die Dänen als eine eigene Colonie, nie im Innern des Landes niedergelassen, sondern hatten die Häfen und Küsten inne.
Nach Brian's Tode führten die Iren ihre Kriege unter einander fort, wie sie zu allen Zeiten gethan hatten, und zerrütteten sich endlich so sehr, daß ihr Land endlich so zu sagen von einem Englischen Edelmanne erobert wurde. Dermod, König von Leinster, wurde, nach einer Menge begangener Ungerechtigkeiten, von seinem Reiche vertrieben, und suchte bey Heinrich II. von England Hülfe. Heinrich gab ihm Erlaubniß, in England Freywillige zu suchen, die ihm beystehen möchten. Richard, Sohn Gilberts, Grafen von Pembroke, brachte eine unbedeutende Armee zusammen, mit der er bald den größten Theil der
Der letzte Theil der Irischen Geschichte, in dem die Insel unter Englischer Botmäßigkeit steht, gehört nicht zu meinem Zwecke! Ich will also nur einiges weniges erinnern.
Heinrich II. hatte nicht das allergeringste Recht auf diese Insel; ja er konnte auch nicht den allergeringsten Vorwand abgeben. Sie gehörte ihm sogar nicht einmal durch das Recht der Waffen, denn die Iren hatten ihn nicht beleidigt, und er hatte nichts gethan, den vertriebenen Dermod wieder einzusetzen. Strongbow kann als der Eroberer der Insel betrachtet werden, und der König hatte zu dem, was sein Unterthan sich erwarb, kein Recht, weil dieser Unterthan als ein Freiwilliger ging, worzu er, so wie jeder andere, durch die allgemeine königliche Erlaubnis berechtigt war. Die Könige von England nannten sich nunmehro Lords von Irland, waren aber viel zu sehr mit Frankreich
In diesem kurzen Abrisse einer Irischen Geschichte werden Sie, lieber Freund, hin und wieder gesehen haben, auf was für Zeugnisse die Thatsachen der Geschichte dieses Landes sich gründen. Keine uns bekannte Nation hat mehr Sorgfalt getragen, ihre Geschichte und die Genealogie ihrer Könige zu erhalten. Wir finden durchaus, daß sie ein öffentliches Geschäfte daraus machten. Es fragt sich also blos: ob von diesen alten Werken, von diesen Urkunden noch etwas übrig ist, worauf man mit Gewißheit bauen kann? Oder: ob das, was man noch hat, aus jenen Urkunden genommen ist, und wieferne man sich darauf gründen kann?
Wenn von der Irischen Geschichte gesprochen wird, so hört man die gewöhnliche, ich möchte fast sagen allgemeine Abfertigung: Die Iren haben uns eine Menge Mährgen gegeben, und ihre ältere Geschichte ist so darein gehüllt, daß es sich nicht der Mühe verlohnt, Zeit damit zu verlieren. Ich glaube, ich darf geradezu behaupten, daß diese fast allgemeine Sage einzig und allein auf Trägheit, Vorurtheil und Unwissenheit gegründet ist, und daß sie hauptsächlich von den Engländern herrührt. Die Völker des festen Landes von Europa kennen die Irische Geschichte wenig anders, als durch die Engländer, und diese sind in diesem Punkte, theils aus Vorurtheil, theils aus Unwissenheit, zu allen Zeiten sehr ungerecht gegen die Iren gewesen. Um dieses zu zeigen, muß ich etwas über die vornehmsten Irischen Geschichtschreiber sagen.
In Keating und O'Flaherty findet man das mehreste beysammen, was sich über die Irische Geschichte auftreiben läßt. Beide, besonders der erstere, haben ohnstreitig eine Menge Mährgen aufgenommen. Allein anstatt diese Mährgen mit dem Ganzen zu verwerfen, hätten die Engländer untersuchen sollen, was wahr, und was falsch seyn möchte: und dieses konnten sie nicht, weil sie nicht Irisch verstunden, und folglich diejenigen Werke, die man noch hat,
Daß die Iren, selbst in den ältesten Zeiten, ihre Geschichte niederschrieben, daran ist nicht zu zweifeln, wenn man nicht alles über den Haufen werfen will, worauf sich alle alte Geschichte überhaupt gründet. Die Iren hatten nicht nur ihre hieroglyphischen Zeichen, welche blos von den Druiden gebraucht wurden, sondern sie hatten
Diese hieroglyphische Art zu schreiben, ist mehreren alten Völkern, von Celtischer Abstammung, eigen gewesen, denn, ausser dem Irischen Ogham hat man auch ein Runisches und ein Brittisches, wiewohl letzteres nicht ganz erwiesen ist. Die Britten haben keine Überbleibsel
Daß die ältesten Völker der Erde auf Holz schrieben, wissen wir alle. Horaz sagt in seiner Dichtkunst Gesetze in Holz schneiden108 und der Prophet Esaias, 30, 8 So gehe nun hin, und schreibe es ihnen vor auf einer Tafel109. Das lateinische Wort liber bedeutet die innere Seite einer Baumrinde, und das Irische Wort leabar bedeutet glatt, und wird auch, so wie das Lateinische liber, für ein Buch gebraucht.
Ausser dem Ogham hatten die Iren auch ihr gemeines Alphabet. Man hat eine Art von Grammatik, welche Uraiccact na Neiges {Auraicept na n-Éces} heißt,
Die Manuscripte, die Macpherbiss noch im siebzehnten Jahrhundert besaß, und die Keating und O'Flaherty noch gesehen und zum Theil benutzt haben, hab ich schon oben angeführt. Auch gibt es noch, wie mich Herr Vallancey versichert hat, verschiedene andere Manuscripte in Privatsammlungen, die sehr ächt, und zum Theil noch nie gebraucht worden seyn sollen. Die merkwürdigsten bekannten Irischen Urkunden sind ohnstreitig die, die im fünften Jahrhunderte zusammen getragen wurden. Im Jahre 455 kehrte St. Patrick wieder nach Leinster zurück, nachdem er sieben Jahre in Munster das Christenthum gelehrt hatte. Sein Ansehen war nunmehro sehr groß; die Fürsten betrachteten ihn als einen gechickten Mann, liessen ihn in ihren Staatsversammlungen
Selbst in den unbeschreiblichen Zerstörungen der Dänen, die alles vor sich her verbrannten, Zerstörungen, von denen die Geschichte keines Landes ein Beyspiel hat, findet man, daß es immer einige Männer gab, die die Urkunden ihres Landes zu retten suchten, und daß manche in unbewohnte Striche und Höhlen mit ihren Büchern flohen. Auch im zehnten Jahrhunderte, unter dem Monarchen Brian, finden wir einen Umstand, den ich nicht übergehen darf. Er sah die Barbarey, in die Irland, während der Dänischen Kriege, zurück gefallen war, und suchte die Wissenschaften wieder herzustellen. Die Geistlichen und Mönche hatten ihre Kirchen und Klöster verlassen, nachdem die Dänen ihnen alle Einkünfte genommen hatten. Viele wurden umgebracht, und andere verließen das Land. Die Gelehrten gingen schaarenweise auf das feste Land, wo sie bey Carolus Calvus111 Schutz und Hülfe fanden. (Hier ist zugleich auch die Ursache, warum die Wissenschaften, die vom fünften Jahrhundert an in Irland blüheten, auf einmal verbannt waren.) Brian stellte einige Schulen und Klöster wieder her, errichtete Anstalten für Erziehung und Erlernung der Wissenschaften, und setzte den Gelehrten Besoldungen aus. Was aber hauptsächlich hierher gehört, ist, daß er den Adel, die Bischöffe und Gelehrten nach Cashel berief, und die Irische Geschichte von der Zeit
Ein anderes Werk, dessen Ansehen sehr hoch steht, ist das sogenannte Buch der Rechte von Munster112 Es enthält unter andern verschiedene historische Nachrichten und die Einkünfte der Könige von Munster. Binen, St. Patricks Nachfolger im Sitze zu Armagh, fing dieses Werk zuerst an; ich kann aber nicht sagen, wer die sind, die es fortgesetzt haben.
So viel also läßt sich sagen, daß so weit zurück, als bis auf St. Patrik, man einigen Irischen Urkunden nachspüren kann, und daß wirklich aus dieser Zeit noch einiges existirt. Aber man kann sich freilich leicht vorstellen, daß diese Werke nie Gelehrte gefunden haben, die sie mit der kritischen Sorgfalt behandelt hätten, die man auf die Manuscripte der Lateinischen und Griechischen
Ich gehe nun weiter hinaus in frühere Zeiten zurück! Daß man schon vor St. Patrick alte schriftliche Nachrichten hatte, ist klar, weil sie auf seinen Rath zusammen gebracht wurden. Auf was sie geschrieben waren, hab ich nirgends
Daß wir mündliche Tradition nicht ganz verwerfen können, ist eine ausgemachte Sache, denn sonst müßten wir die ganze, mehr als tausend Jahre lange Geschichte der Erzväter, von Adam an, schlechterdings verwerfen. Moses mag, wie die Herren Michaelis, Schlözer und andere vermuthen, schriftliche Nachrichten vor sich gehabt haben, aber weit hinaus gingen sie gewiß nicht. Zudem ist ein Volk, das den Gebrauch der Buchstaben nicht kennt, weit aufmerksamer und sorgfältiger mit der mündlichen Tradition. Aber die Iren hatten frühzeitig
Ausser dem, was ich in den vorigen Briefen gesagt habe, gibt es noch verschiedene Dinge, aus denen das Alterthum eines Landes wenn nicht mit Gewißheit bewiesen wenigstens auf einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit gebracht werden kann. Die Religion der ersten Einwohner, einige Überbleibsel von Altherthum, die man hin und wieder sieht, und gewisse alte Gebräuche, die sich bis in die neuern Zeiten erhalten haben sind insgesamt Dinge, die die Aufmerksamkeit des Forschers verdienen.
Die Religion der ersten Iren war, nach den ältesten Nachrichten der Barden, die Religion der jüdischen Erzväter. Sie verehrten ein höchstes Wesen und nur eins, nicht in Tempeln, sondern in Haynen; sie glaubten einen Zustand nach dem Tode, Belohnungen und Strafen; brachten ihrer Gottheit Opfer, und hielten ihr zu Ehren gewisse Festtage. Der ganze Gottesdienst war höchst einfach. Die Druiden waren ihre Priester, und zugleich das, was bey den alten Orientalischen Völkern die sogenannten Weisen waren. Die Irischen Druiden behielten auch in den spätern Zeiten sehr viel von ihrer Simplicität, machten dem Volke weniger Blendwerke, als die Gallischen und andere, und hatten daher auch nicht jenes hohe Ansehen und den starken Einfluß auf die Regierung des Landes, den sich die Druiden anderer Länder zu erwerben wußten.
Die Nachricht, die die Irischen Barden von der Religion ihrer Urväter geben, erhält ein großes Gewicht durch gewisse Altäre und Säulen, die denen, welche Moses zur Zeit der Erzväter beschreibt, überaus ähnlich sind. Es gab deren in Irland eine große Menge, und selbst jezt sieht man noch einige Überbleibsel davon. Es sind Altäre von rohen, ungehauenen Steinen, deren Form und Stellung vermuthen läßt, daß
Daß diese alte Religion sich nicht in ihrer ursprünglichen Reinigkeit erhielt, ist, was man von der menschlichen Natur und aus allgemeiner Erfahrung erwarten muß. Ich habe irgendwo gefunden, daß hundert Jahre nach dem Einfalle der Milesier die Religion verfälscht worden sey, und daß man den Bel, oder Beal, oder Belus (alle diese Worte sind, nebst Baal, die nämlichen) angebetet habe. Allein Vallancey spricht die Iren von allem Götzendienste frey, sagt, daß St. Patrick und die andern Lehrer des Christenthums ihnen dieses nie zur Last gelegt, und daß man nie in den Sümpfen oder sonst wo einen Götzen gefunden, ob man schon unzählige, den Druiden gehörige Dinge ausgegraben hat; daß sie einen einzigen Gott, den sie Toit oder Thoit nannten, unter der Gestalt des Feuers Bel, oder Beal anbeteten, und überdies die Sonne und das himmlische Heer verehrten. Sie unterschieden
Es ist schon oft bedauert worden, daß wir so wenig von den Carthaginensern wissen, welche ohnstreitig eins der wichtigsten und aufgeklärtesten Völker des Alterthums waren. Was die Barbarey der Römer übrig ließ, zerstörten in der Folge die Saracenen. Wir kennen sie also blos durch ihre Feinde, die Römer und Griechen. Bey diesen113 finden wir einige Nachricht von der Religion und den Göttern der Carthaginenser;
Die vornehmste Gottheit der Carthaginenser war Baal, Beal, Bel, die Sonne, und man brachte ihr Menschenopfer. Die Iren verehrten ebenfalls die Sonne, und brachten ihr gleichfalls Menschenopfer. Die Carthaginenser setzten in der Folge Thiere an die Stelle der Menschen, und das thaten die Iren auch. Sie nennen den Monat May noch heutzutage Mi Beal teinne, d. h. der Monat des Feuers des Beal, und den ersten May la Beal teinne, d. h. der Tag von Beals Feuer.114 Man brannte große Feuer auf den Gipfeln der Hügel, und eine Menge Irischer Hügel heißen noch heutzutage cnoc greine, d. h. Hügel der Sonne. Die Carthaginenser hatten kein Bild von Beal; die Iren auch nicht. Ich habe schon erinnert, daß Vallancey die Iren von allem Götzendienste freyspricht, ob mir schon vieles nicht ganz klar ist, wenn ich es gegen verschiedene andre Nachrichten halte, die ich habe. So viel ist gewiß, daß man nie einen Götzen gefunden hat, und daß weder St. Patrick noch seine Nachfolger den Iren Götzendienst vorwerfen. Den ersten May trieben die Druiden alles Vieh durchs Feuer, um es für {vor} Krankheit für ein Jahr lang zu bewahren. In Munster und Connaught
Chronus. Chron ist im Irischen Zeit und Chronog ein Kreis, d. h. der Creis der Sonne. Herkules war der Schutzgott von Tyrus und Carthago; sein Carthaginensischer Name war Archles; aichill bedeutet im Irischen stark. Der nächste dem Herkules war Iol-aus, welcher so genannt wurde, weil er in einem hohen Alter wieder jung ward. Iol im Irischen ist ändern, verwandeln, und aos ist Alter, als Iol-aos.
Aesculapius, oder Aisenlapius hatte seinen Tempel auf einem hohen Felsen, wo er seine Wunderkuren verrichtete, und woher er seinen Namen hatte. Das Irische Wort aisci bedeutet heilen, und scealp ein Felsen. Servius nennt ihn auch Poeni-gena, weil er von einem Carthaginensischem Weibe gebohren war; Poeni-geine ist auf Irisch der Nachkomme einer Carthaginensischen Person.
Tellus war ebenfalls eine Carthaginensische Gottheit, die Irischen Worte für Erde sind tellur, tella, telamh, Scyphus soll der Neptunus der Carthaginenser gewesen seyn. Das Irische Wort nimh bedeutet eine Gottheit, und ton die Seewellen, scif aber oder scib ist ein Schiff.
Die Alten bildeten den Meekur bisweilen mit einem Hundskopf ab. Im Irischen ist mer thätig, cu ein Windhund und ri laufend. Ioh-Pater (Jupiter) wird für den Vater aller Früchte gehalten. Das Irische ioh ist die Frucht eines Thieres, einer Pflanze oder eines Baums, p, athair ist der Hauptvater. Aeolus. Das Irische gaoth bedeutet Wind, und eolus Wissenschaft. Phiditia oder Fidites waren öffentliche Feiertage zu Carthago, an denen die Alten die Jungen unterrichteten. Das Irische fidir, fithir, und feathair bedeutet Lehrer, und fiadhaithe ist sagen, erzählen, lehren. Die höchste Obrigkeit zu Carthago hieß Soffites. Das Irische sofar ist mächtig, gewaltig, der Plural sofaraith. Das Irische so-fithee aber bedeutet höchst fähig zu lehren oder zu leiten.
Vallancey vergleicht auf diese Art noch eine Menge Namen anderer Gottheiten mit dem Irischen, allein diese Probe mag genug seyn.
Auch die Steinhaufen, deren man noch viele auf der Insel sieht, und die nun mehrentheils verwachsen sind, werden als ein Beweis des hohen Alterthums angegeben. Ich mag keine Meinung darüber wagen: da aber viel davon geschrieben und gesprochen worden, so werden Sie vermuthlich etwas darüber erwarten. Einige dieser Steinhaufen sind sehr groß, andere klein, und sie sollen Begräbnisse seyn, einem alten Gebrauche zu Folge, von dem Sie im Buche Josua Nachricht finden. Im Buche der Richter wird gesagt, daß man Achans Körper mit einem großen Steinhaufen bedeckte.115 Absalom wurde in eine Grube gelegt, und mit einem großen Steinhaufen bedeckt. Kurz, es scheint, daß dieses die älteste und einfachste Art war, den Verstorbenen ein Denkmal zu errichten. Andere sagen: die größeren Steinhaufen, welche gewöhnlich einen Pfeiler nicht weit von sich haben, seyen bey gewissen feierlichen Opfern gebraucht worden, z. E. bey Bündnissen, Verträgen etc. etc. dergleichen zwischen Laban und Jakob errichtet wurden. Beide Arten von Steinhaufen müssen, wie die Irischen Antiquarien sagen, von anderen Erhöhungen unterschieden werden, die sie tumuli nennen,
Herodot sagt von den Scythen, daß sie, für die Begräbnisse ihrer Könige, Berge von Erde aufwarfen, so hoch sie nur konnten. Genug hiervon! Machen Sie daraus, was Sie können.
Von dem Irischen Klaggeschrey bey den Begräbnissen, welches gewiß auch ein uralter Gebracuh ist, hab ich Ihnen schon sonst geschrieben.
Ich überlasse es ganz Ihrem Urtheil, lieber Freund, auszumachen, wie weit das, was ich bis hierher gesagt, die Geschichte von Irland bestätige, von der ich Ihnen einen Abriß gegeben habe.
Ehe ich zu einer andern Art von Untersuchung fortgehe, will ich noch etwas hinzusetzen, was einige Beziehung auf das vorhergehende hat.
Vallancey glaubt, Irland sey das alte Thule, weil es die erste der Brittischen Inseln ist, auf die die Carthaginenser stossen mußten, wenn sie vom Cap Finisterre Nordwärts segelten. Er meynt, es sey die Insel, von der Aristoteles sagt: daß die Carthaginenser über den Säulen des Herkules eine gefunden haben, die fruchtbar war, ausserordentlich viel Waldungen und eine Menge schiffbarer Flüsse u.s.w. hatte, einige Tagesreisen vom festen Lande. Der Umstand der vielen Wälder und Flüsse läßt sich
Sir Robert Sibbauld sagt: Obschon Irland das erste Thule ist, das die Carthaginenser entdeckten, so ist es doch nicht das Thule, in dem die Römer waren, denn die Römer sind nie in unser sogenanntes Irland gekommen. Die Horesti, setzt er hinzu, d. i. die Schottischen Hochländer wurden Hiberni genannt, weil sie eine Irische Colonie waren. Allein Strabo sagt, daß die, die das Brittische Ierne gesehen hätten, nichts von Thule sagten. Dieß sucht nun Vallancey so zu vereinigen, daß er annimmt, daß die Phönizier von Cadix aus um ganz Irland und Grosbritannien herum segelten, nachdem sie Irland, welches ihnen das erste und nächste war, hatten kennen lernen. Daß die Phönizier auf der östlichen Küste von England waren, ist so ziemlich aus einem Altare klar, den Dr. Todd vor zwanzig Jahren auf der östlichen Küste von
Ich komme nunmehro auf eine ganz andere Art von Untersuchungen, die sich hauptsächlich auf Etymologie und Sprachkenntniß gründet, und worinnen ich einzig und allein dem Herrn Vallancey folgen werde.
Ich weiß, was man gegen die Etymologie überhaupt, und mit Recht sagt. Sie ist ein litterarischer Auswuchs, führt selbst den Gelehrtesten oft irre, und setzt den Weisesten bisweilen dem Gelächter aus. Und doch ist sie und kann sie in gewissen Dingen die einzige Leiterin seyn. Wenn ich alles zusammen nehme, was ich über eine Menge Irische Worte gelesen und gehört habe, so scheint es, daß in Irland fast jede Stadt, jede Strecke Landes, ja, fast jeder Hügel seine Benennung von irgend einer Begebenheit des Ortes, von irgend einer Geschichte oder Eigenschaft des Bodens hat; von irgend einer besondern Kraft des Wassers, oder Eigenschaft der Luft, von irgend einem Zufalle auf der Oberfläche, oder Minerale im Innern der Erde: kurz, daß jede Benennung eine kurze Geschichte enthält, oder eine Merkwürdigkeit der Natur, der Kunst, oder der Geschichte anzeigt. Vallancey hat hiervon eine Menge Beispiele in seinen Schriften angegeben. Auch ist es eine bekannte Sache, daß die Benennungen, die die ältesten Völker der Erde den Dingen gaben, allemal eine Bedeutung hatten, die sich auf die Sache bezog. Dies war der Fall in Griechenland, und muß der Fall mit jedem Lande seyn, in welchem sich die ursprüngliche Sprache, so wie in Irland, rein erhalten hat. Herr Bryant hat in seinem großen Werke eine Menge Untersuchungen dieser Art angestellt,
Ich muß erinnern, daß wenn ich hier von der Irischen Sprache rede, nicht die verdorbene Sprache gemeint ist, die das gemeine Landvolk gegenwärtig spricht, (eine Sprache, die erst seit 700 Jahren nach und nach entstanden ist) sondern die Alt-Irische, in der man schrieb, und in der alte Manuscripte, die man noch hat, abgefaßt sind.
Diese alte Irische Sprache ist nun keine andere, als die Celtische, die sich auf dieser Insel in ihrer Reinigkeit erhalten hat, weil die alten Iren sich nie mit einem andern Volke vermischten. Je mehr Vallancey diese Sprache studierte, je mehr fand er, daß sie jene alte Celtische sey, die die mehresten Alt-Asiatischen Völker redeten, und von der die Sprache der Phönizier und Carthaginenser ein Zweig, oder fast die nämliche war. Er nahm nunmehr die Punischen Stellen vor, die wir noch im Plautus haben, und fand, daß die Sprache ganz mit der Irischen übereinstimmte.
Die Sache ist zu merkwürdig und die Gleichheit zu auffallend, als daß ich Ihnen nicht die Stelle aus dem Versuch über das Alter der Irischen Sprache119 abschreiben sollte. Vallancey gibt den Text aus sieben verschiedenen Ausgaben bei Plautus, weil hin und wieder die Lesarten sehr verschieden sind. Ich nehme die von Gronov 1665. Sie können sie mit der Ernestinischen vergleichen.120
Act V. Sc. I Hanno loquitur Punice
Y Thalonim, vualonuth si chorathisima comsyth
Chym lachchunyth munys tyalmyctibari imisci
Lipho eanet hyth bymithii ad oedin bynuthic.
Byrnarob Syllo homalonim uby misyrthoho
Bythlym mothym noctothii nelechanti dasmachon
Yssidele brim tyfel yth chylys chon, tem, liphul
Uth bynim ysdibut thinno cuth nu Agorastocles
Y the manet ihy chyrsae lycoch sith naso
Byuni id chyl luhili gubylim lasbit thim
Bodyalit herayn nyn nuys lym moncoth lusim
Exanolim volanus succuratim misti atticum esse
Concubitum a bello cutius beantlalacant chona enus es
Hujec filec panesse athidamascon alem induberte felono buthumne
Celtum comucro lueni, at enim avoso uber bent hyach Aristoclem
Diese Rede übersetzt Vallancey so ins Irische, indem er zugleich das Punische, durch Abtheilung der Worte berichtigt.
Plautus
Yth al o nim ua lonuth sicorathissi me com syth121
Chim lach chunyth mum ys tyal mycthi barii im schi.
Irisch
Iaith all o nimh uath lonnaithe! Socruidhse me com sith
Chimi lach chuinigh! muini is toil, miocht beiridh iar mo Scith.
auf Deutsch122
Allmächtige, sehr gefürchtete Gottheit dieses Landes! besänftige mein unruhiges Gemüth, (O du) Die Stütze schwacher Gefangenen!123
Da ich nun durch Ermüdung erschöpft bin, führe mich nach deinem Willen zu meinen Kindern.
Plautus
Lipho can ethyth by mithii ad aedan binuthii
Byr nar ob Syllo homal o nim! ubymis isyrthoho
Irisch
Liomhtha can ati bi mitethe ad aedan beannaithe,
Bior nar ob Siladh umhal; o nimh! ibhim a srotha!
Deutsch
O laß mein Gebet vollkommen annehmlich seyn vor deinem Angesichte,
Eine unerschöpfliche Quelle für die Demüthigen; O Gottheit! laß mich trinken aus seinen Strömen.
Plautus
Byth lym mo thym noctothii nel ech an ti daisc machon
Ys i de lebrim thyfe lyth chy lys chon templyph ula
Irisch
Beith liom! mo thime noctaithe, niel ach an ti daisic mac coinne
Is i de leabhraim tafach leith, chi lis con teampluibh ulla.
Deutsch
Verlaß mich nicht! mein ernstes Verlangen ist nun bekannt, welches ist, meine Töchter wieder zu bekommen
Dies war meine heisse Bitte, als ich ihr Unglück in deinen heiligen Tempeln beklagte.
Plautus
Uth bynim ys diburt hynn ocuthnu Agorastocles
Y the man eth ihychirsae lycoth sith nasa.
Irisch
Uch bin nim! is de beart inn a ocomnuithe agorastocles
Itche mana ith a chithirsi; leicceath sith nosa.
Deutsch
O gütige Gottheit! man sagt, hier wohne Agorastocles
Sollte mein Ersuchen gerecht scheinen, so laß meine Unruhen hier aufhören.
Plautus
Buini id chillu ili guby lim la si bithim
Bo dyalyther aynnyn nuysli mono chetl us im.
Irisch
Buaine na iad cheile ile: gabh liom an la so bithim'!
Bo dileachtach nionath n'isle, mon cothoil us im.
Deutsch
Laß sie nicht länger verborgen seyn; O daß ich heute meine Töchter finden möchte,
Sie werden Vaterlos seyn, und den ärgsten Männern eine Beute; woferne es nicht dein Wohlgefallen ist, daß ich sie wieder finde.
Plautus
Ec anolim uo lanus succur ratim misti atticum esse
Con cubitu mabel lo cutin bean tla la cant chona enuses.
Irisch
Ece all o nim uath lonnaithe! socair-ratai mitche aiticimse
Con cuibet meabail le cuta bean, tlait le caint con inisis.
Deutsch
Aber schaue herab auf mich, mächtige und fürchterliche Gottheit! Erfülle die Bitte die ich Dir vortrage.
Ohne weibliche Verstellung oder Wuth, mit der äussersten Demuth hab ich meine unglückliche Lage vorgetragen.
Plautus
Huic esi lec pan esse, athi dm as con alem in dubart felo no buth ume
Celt um co mu cro lueni! ateni mauo suber r benthyach Agorastoclem.
Irisch
Huch! caisi leice pian esse athi dam, as con ailim in dubart felo
Celt uaim c'a mocro luani! athini me a subha ar beanuath Agorastocles.
Deutsch
Oh! Die Vernachläßigung dieses Ersuchens wird mir Tod seyn! laß mich kein verborgenes Unheil ausfinden
Verbirg nicht vor mir die Kinder meiner Lenden! Und verleihe mir dein Wohlgefallen, Agorastocles wieder zu finden.
Plautus
Ex te se anechc na soctelia eli cos alem as dubert ar mi comps
Vesptis Aod eanec lie tor bo desiussum lim nim co lus.
Irisch
Ece te so a Neach na soichle uile cos ailim as dubairt; ar me compais
Is bidis Aodh eineac lic Tor, ba desiughim le mo nimh co lus.
Deutsch
Siehe, o Gottheit! dies sind die einzigen Freuden, um die ich bitte. Habe Mitleiden mit mir.
Und ich will dankbare Feuer auf steinernen Thürmen zum Himmel auflodern lassen.
Auf diese Art behandelt Herr Vallancey auch die andere Scene im Plautus, und die Ähnlichkeit der beiden Sprachen ist nicht weniger auffallend. Wenn Sie das Punische, womit Vallancey seine Übersetzung vergleicht, gegen irgend eine Ausgabe des Plautus halten, so werden sie finden, daß es mit seiner ganz übereinstimmt. Er hatte eine Menge Ausgaben vor sich, und wählte die Leseart, die ihm am besten schien. Übrigens hat man sich über die ausserordentliche Verschiedenheit der Lesearten dieser Stelle nicht zu verwundern, da vermuthlich keiner der Abschreiber in den Manuscripten sie verstund. Vallancey vergleicht noch überdies jedes Wort seiner Übersetzung besonders genommen, mit dem Englischen, analysirt und gibt für die Alt-Irischen Worte, deren er sich bedient, eine Autorität an, worinne er sich oft auf O'Brians Wörterbuch beruft.124
In seiner Grammatick redet er oft von der großen Ähnlichkeit die das Alt-Irische mit dem Ebräischen hat. Die nämliche Ähnlichkeit muß
Vallancey sagt, daß er nie unternommen haben würde, die Punische Stelle im Poenulus ins Irische zu übersetzen, wenn es der einzige Rest wäre, den wir von dieser Sprache haben, weil er in diesem Falle die Stelle nicht sowohl als eine Punische, sondern als die Fehler und Irrthümer der Abschreiber der verschiedenen Manuscripte betrachtet haben würde. Allein man hat verschiedene andere Spuren der Punischen Sprache, und sie stimmen alle mit der Irischen ausserordentlich überein. Die Sache ist nicht neu; allein ich glaube, sie ist wenig bekannt.
Ein Professor der Universität Gießen, May, schrieb 1718 eine Abhandlung126, worinnen er zeigt, daß die Sprache der Malteser sehr viel Alt-Punisches hat. Ein Maltesischer Jesuit hatte den Professor darauf geleitet, allein verschiedene andere hatten die Sache schon vorher bemerkt. Andrew Theuet in seiner Cosmographie127 sagt, daß die Malteser zu allen Zeiten die Afrikanische Sprache erhalten hätten, nicht die, welche heutzutage die Mauren reden, sondern den Dialekt, den die Carthaginenser hatten, und ein Beweis hiervon ist, daß die Malteser verschiedene Verse des Plautus in den Punischen Stellen verstehen.
Quintus Hoeduus ist noch bestimmter über die Sache; denn in einem Briefe, der von Malta den 20. Jan. 1533 datiert ist, sagt er, daß diese Insel ihre Sprache von den Carthaginensern bekam, denen sie ehemals gehörte; daß sie sich so wenig geändert hat, daß die Malteser die Punischen Stellen des Plautus und viele andere Worte dieser Art verstehen; daß man auch noch jezt Punische Inscriptionen hat etc. etc. 128 Endlich
Das Celtische, sagt Vallancey, war die Sprache fast aller Alt-Asiatischen Völker! Da nun die Celten, unter mancherley Benennungen
Vallancey hat für die Irische Sprache jene Zuneigung, die uns allen für das eigen ist, worauf wir einen besondern Fleis gewandt haben. Ihm ist die Irische Sprache für den Gelehrten, für den Geschichtschreiber, für den Antiquar von äusserster Wichtigkeit. Er beruft sich auf die Zeugnisse eines Baron von Leibnitz130, Boulets und Lhwyd, die alle das Studium der Irischen Sprache empfehlen, als den reinsten Dialekt der Celtischen, und als den besten Weg, in dieser zu einiger Kenntnis zu kommen.131 Lhwyd (auch Lloyd, Lhuyd, Lhoyd) ein gelehrter Antiquar des sechzehnten Jahrhunderts132, aus Wallis
Vallancey läßt in der Irischen Sprache nicht mehr als zwey Dialekte zu, den bearla Pheni, und den Gnath. Der Phenische (Phönizische) Dialekt war, gleich der Sprache der Mandarinen bey den Chinesern, blos den Gelehrten bekannt, und alle Bücher der Rechtsgelehrsamkeit wurden in diesem Dialekte geschrieben. Der Gnath ist der gemeine Dialekt. Der Phenische Dialekt ist in den Irischen Schriften in seiner ganzen Reinigkeit erhalten; Vallancey nennt ihn die Irisch-Celtische Sprache, und von dieser liefert er eine Grammatick, nicht von der Sprache, die das Landvolk heutzutage redet. Er hält sie für den Schlüssel zur Geschichte aller Europäischen Völker, die man gleich großen Flüssen, nie vollkommen kennen lernt, wenn man ihnen nicht bis an ihre Quelle nachspürt. Sie ist frey von allem, was eine barbarische Sprache ankündigt; sie ist reich, melodisch und bestimmt. Sie hat so viel Ähnlichkeit mit der Punischen, daß man gewissermaßen sagen kann, daß sie
Die Vergleichung, die er zwischen einigen Worten aus den zwölf Tafeln und den Irischen anstellt, ist auffallend. Im Dionyß von Halicarnaß (Sylburgs Ausgabe)133 findet sich folgendes Verzeichnis von Worten aus den zwölf Tafeln, zu denen Vallancey das Irische setzt:
Priscisch der 12 Tafeln | Lateinisch | Irisch |
---|---|---|
ecfert | est efferendum | acbfeart, tragen, bringen |
endeacito | indicito | andachta, ausrufen, im Rath beschließen, proclamiren. |
encommitiato | ito in commitium | an coimhimhthi, versammeln (aktivisch). |
ollus | unerklärt | oll, ein Leichnam, (cadaver). |
Wenn man die Irische Sprache nach der Verwandschaft beurtheilen wollte, die sie mit fast
Es ist schon längst von vielen Reisebeschreibern angemerkt worden, daß es in Nordamerika einen Dialekt gibt, mit dem man sich fast überall verständlich machen kann. Endlich erschien des Baron la Hontan Reise nach Nordamerika (1703),134 worinnen der Verfasser versichert, daß die Algonkin-Sprache die Hauptsprache sey, und daß sie von allen Indischen {indianischen} Völkern, zwey ausgenommen, verstanden werde. Die Algonkins geben sich für den ältesten und edelsten Stamm des festen Landes von Nordamerika aus. Die Irischen Worte algan bedeuten einen edeln Stamm; und die Worte all gain cine bedeuten die berühmte Nation. Diese letzten Worte vergleicht Vallancey mit drey Phönizischen, die das nämliche bedeuten al gand gins.
Algonkin | Deutsch | Irisch |
---|---|---|
kak eli | Alles | cach uile |
na biush malatet | es ist des Handelns nicht werth | na bi fiu se malarta |
ta koucim | komm hierher | tar chuigim |
okima | ein mächtiger Kämpfer | oigh-macht od. oigh-magh |
inis | eine Insel | inis |
bogo | sanft, gelinde | bog |
ga | eine Lüge | gai |
isca | Wasser | uisce, welches iske ausgesprochen wird. |
Nun kann man zwar sagen: es sey nicht schwer, zwischen allen Sprachen der Welt Ähnlichkeit auszufinden, wenn man etliche einzelne Worte mit einander vergleicht! Der Einwurf ist richtig. Wenn man aber von einer Sprache nur wenig Worte kennt und Hontans Wörterbuch ist nicht sehr zahlreich und unter diesen wenig Worten sich nicht nur eine große Ähnlichkeit der Figur findet, sondern auch, daß diese
Vallancey untersucht die Sprache verschiedener Völker in Siberien, und zeigt, durch eine weitläufige Vergleichung mit dem Irischen, nicht nur, daß sie alle Celtischen Ursprungs waren, sondern daß diese Sprache sich auch bis auf unsere Zeiten auf der Nördlichen Küste von Asien erhalten hat, vom Flusse Oby an bis nach Kamtschatka. Hierzu kommt noch die Stelle des Plinius VI, 13,135 welche Vallancey so versteht: daß das Vorgebirge Oby, welches an der Mündung
Aus den auf Befehl der Englischen Admiralität vor kurzem erschienenen Reisen der Hauptleute Cook, Clerke und Gore sieht man, daß es gar nicht schwer ist, selbst in Booten aus Asien nach Amerika überzusetzen. In dem Meere, welches Kamtschatka von Amerika trennt, sahe man an verschiedenen Orten das feste Land der beiden Welttheile. Omiah, der Otaheite {Tahitianer} fand Partheien seiner Landsleute auf Inseln, die viel weiter von Otaheite sind, als die Nord-Östliche Küste Asiens von Amerika.
Auf diese Art nimmt Vallancey verschiedene Reisebeschreibungen vor, deren Verfasser ein kleines Wörterbuch der Landessprache gegeben haben. Aus Dr. Shaw's Reisen durch Afrika136 zieht er eine Menge Showiah Worte aus (so heißt die Sprache der Kabyles) und vergleicht sie mit eben so vielen Irischen. Auch führt er das Zeugnis des Achmet Ben Ali an, eines Gelehrten
Das Vater Unser und den Christlichen Glauben vergleicht er in alten Ersischen, oder Celtischen Dialekten, als alt und neu Wallisisch, Cantabricisch, Cornisch, Armorisch, eigentlich sogenanntem Ersisch (Schottisch), Isländisch, Norwegisch, Mansisch (Insel Man) und Irisch.
Unter allen Sprachen, die mit der Irischen gleichen Ursprungs zu seyn scheinen, hat keine so viel Ähnlichkeit mit ihr, als die Waldensische. Ich meyne hier nicht die Lyoner Waldenser, die von Petrus Waldus ihren Namen haben, sondern die in den Piemontesischen Alpen, die lange vorher, ehe Petrus Waldus existierte, Waldenser hießen. Man hat ganze dicke Bücher über dieses
In einem Werke, worinnen das Vater Unser in mehr als hundert Sprachen steht,138 befindet sich auch das Waldensische; allein es ist dem Irischen so ausserordentlich ähnlich, daß ich fast glaube, es sey ein Irrthum damit vorgegangen,
Waldensisch | Irisch |
---|---|
Our narme ata air neambh | Air narm ata air neamh |
Beanich a tanim, | Beanichear t'anim, |
Gu diga do riogda, | Go Higea do rioghacda, |
Gu denta du hoill, air talmhin | Go deantar do thoil, air talmhan, |
Mar ta ar neambh | Mar ta ar neamh |
Tabhair dhim anmiigh ar nasan limbhail | Tabhair dhùin aniugh ar naran laethhamhail. |
Agus mai dhùine ar fiach amhail mear marmhid ar fiacha. | Agus maith dhùine ar fiach, amhail mar maithmidhne or fiacha. |
Na leig sin ambharibh | Na leig sin ambhuaribh, |
Ach soarfa shin o ole, | Acht soarfa sinn on ole, |
Or sletsa rioghta, comhta, agus, gloir gn sibhiri. | Oir is leatsa rioghacta, cumhacta agus gloir go'n siarraidhe. |
Die ältesten Völker Italiens waren Celtischen Ursprungs, als die Sabiner, Etrurier,
Ich würde viel zu weitläufig werden, wenn ich Ihnen von allen diesen Vergleichungen auch nur einige wenige Beispiele geben wollte. Aber etwas kann ich nicht übergehen, weil die Mittheilung desselben auch Ihnen interessant seyn wird.
Da Vallancey beweißt, oder zu beweisen sucht, daß die Pelasger sowohl als die Italier, Celtischen Ursprungs sind, so müssen natürlich beide Sprachen eine Menge Worte haben, denen man noch jezt den Celtischen Ursprung ansehen kann, und die folglich den gleichbedeutenden Irischen Worten ähnlich seyn müssen. Er stellt diese Vergleichung mit nicht weniger als hundert und funfzig Griechischen und hundert Lateinischen an. Die Ähnlichkeit fiel mir nicht wenig auf; ich kam im Lesen auf den Einfall, die nämlichen Worte auch in andern Sprachen, die mir bekannt sind, zu versuchen, und ich fand, mit Erstaunen, daß viele in sieben Sprachen die nämlichen waren. Ich las' nun die Griechischen Worte noch einmal durch, und zog diejenigen aus, die ich in den mehresten andern Sprachen, die mir bekannt sind, fand. Ich that das nämliche hernach mit einigen Lateinischen Worten, und brachte beide in eine Tafel, die ich Ihnen hier beylege.
Griech. | Irisch | Lat. | Engl. | Deutsch | Franz. | Ital |
---|---|---|---|---|---|---|
(aer) | aer | aer | air | -- | air | aere |
(ankura) | ag-coir | anchora | anchor | anker | ancre | ancora |
(arguros) | airgid | argentum | -- | -- | argent | argento |
(aule) | ala | aula | hall | Halle | Salle | Sala |
(bárbaros) | borb | barbarus | barbarous | barbarisch | barbare | barbaro |
(bakiron?) | bacal | baculus | -- | -- | baton | baculo, bastone |
brachíon | brac | brachium (sic) | -- | -- | bras | braccio |
(bous) | bo | bos | beef (todt) | -- | boeuf | bove |
gála | gal | lac | -- | -- | lait | latte |
glía | gliu | gluten | glu | -- | glu | -- |
(génos) | geine | generatio | generation | -- | generation | generazione |
(édo) | idheadh | edo | eat | essen | -- | -- |
kúon | cu cuan | canis | -- | -- | chien | cane |
(cánnabis) | cnaib | cannabis | -- | -- | chanvre | canapa |
p.372 | ||||||
(keimas) | geim, geimra | hyems | -- | -- | hyver | -- |
(kardia) | croidhe | cor | -- | -- | coeur | cuore |
(gorgura) | carcar | carcar | -- | -- | -- | -- |
(kakodaímon) | cacdemhan | (In | diesen | Sprachen | aufgenommen) | -- |
(kaballos) | caball | caballus | -- | -- | cheval | cavallo |
(koilon) | cel | caelum | -- | -- | Ciel | cielo |
(kámelos) | cam-all | camelus | camel | Kamel | chameau | canmello |
(kókkux) | cuach | cuculus | cuckow | Kuckuck | coucou | cuculo |
(drágon) | drac | draco | dragon | Drache | dragon | dragone |
(hora) | u-air | hora | hour | -- | heure | ora |
-- | caile | calx | chalk | Kalch | chauz | calce, calcina |
-- | canail | canalis | channel, canal | Kanal | canal | canale |
-- | caise | caseus | cheese | Käse | -- | -- |
-- | culiona | culina | kitchen | Küche | cuisine | cucina |
-- | cuinin | caniculus | -- | Kaninchen | -- | coniglio |
-- | die (Licht) | dies | day | Tag | -- | -- |
Wenn Sie diese Tafel untersuchen, so werden Sie bemerken, daß wenn das Englische Wort fehlt, mehrentheils auch das Deutsche fehlt, und daß, in diesem Falle, das Wort in beiden Sprachen das nämliche ist, wie z. E. Winter und Winter, Heart und Herz etc. etc. Ich könnte diese Tafel noch gar sehr vergrößern, allein ich habe mit Fleiß nur diejenigen Worte genommen, deren Ähnlichkeit sogleich in die Augen fällt. Hätte ich Wörterbücher von Sprachen, die ich nicht verstehe, und also nicht vergleichen kann, ich bin gewiß, daß ich die mehresten Worte, die sich in dieser Tafel befinden, auch in einer großen Menge anderer Sprachen finden würde.
So viel ist klar, daß alle mögliche Sprachen von einer einzigen abstammen müssen. Diese einzige Sprache will ich die primitive nennen, d.h. diejenige, welche die ersten Menschen redeten, und mich unbekümmert lassen, ob sie wirklich die primitive war, oder ob sie durch die Zeit ansehnliche Veränderungen erlitten hatte. Von meiner primitiven Sprache also stammen alle andere ab, folglich müssen sie alle der primitiven verwandt seyn, d. h. viele Wurzeln aus derselben haben. Alle Sprachen haben sich durch die Revolutionen der Völker, durch ihre Wanderungen, Verfeinerungen etc. etc. mehr oder weniger
Erlauben Sie mir, daß ich Ihnen von der Bevölkerung durch die Celten einige der auffallendsten Zeugnisse, sowohl älterer als neuerer Schriftsteller vorlege.
Strabo sagt, daß die älteste Eintheilung der Welt aus nicht mehr als drey Theilen bestund. 1) Der mittlere Erdstrich war Griechenland,
Die Griechen, besonders die Attiker, besaßen einen lächerlichen Stolz und wollten lieber aus der Erde gewachsen seyn, oder ihren Ursprung einem Mährchen verdanken, als von Völkern abstammen, die sie Barbaren nannten. Sie waren unwissend über ihre Abstammung oder wollten sie nicht wissen. Allein ihre Götter zeigen ihre Abstammung genug: sie sind Celtisch. Cornutus, der Stoiker, sagt, daß die Griechen nicht nur die Namen, sondern auch die Eigenschaften vieler ihrer Gottheiten von den Celten borgten: Und hierinne liegt die Ursache, warum man die Etymologie aller dieser Namen in Asien suchen muß, wie Bryant gethan hat, da er denn fand, daß sie fast alle nichts als verschiedene Benennungen des
Die Zeugnisse der Neuern können die Stärke der Alten nicht vermehren; aber sie verdienen Aufmerksamkeit, wenn die von Schriftstellern kommen, die sich mit diesem Theile der Alterthümer vorzüglich beschäftigt haben. Der Franzose Pelloutier140 trägt unzählige Stellen zusammen, um zu bewesien, daß alle Europäische Völker Celtischen Ursprungs sind, besonders aber die Portugiesen, Spanier, Franzosen, Deutschen, Scandinavier, Russen, Ungarn, Brittische Inseln etc. Boullet141, der am wärmsten in der Sache ist, giebt sich in der nämlichen Sache sehr viele Mühe, und geht endlich so weit, daß er sagt: Die Celtische Sprache ist vom höchsten Alter, da sie, wie ich bewiesen habe, nichts als ein Dialekt der primitiven ist. Casaubonus142 sagt: die Griechen wohnten zuerst in Asien; daher kommen die Ionier, oder wie Aeschylus sie nach Ebräischer
Strahlenberg,144 der lange in Rußland und in der Tartarey lebte, und nachher eine Reisebeschreibung herausgab, hat über die Celten die nämliche Meynung, und sagt, daß sowohl die, die in Asien blieben, als die, welche nach Europa etc. giengen, verschiedene Namen bekamen, Namen wie sie sich etwan am besten für ihre Umstände schickten. Da er und Bochat145 gar sehr übereinstimmen, so will ich sie beyde zusammennehmen, und Ihnen ihre Meynung geben. Call, kall, chall bedeutet in den morgenländischen
Cäsar und Tacitus sagen, das Wort Celt bedeute einen Mann, der in den Wäldern wohnt: und dies mochten beyde in der That sehr leicht glauben, da die Celten die Wälder besonders liebten, und die Druiden viel in den Wäldern zu thun hatten. Indessen ist es doch sonderbar, daß das Wort ceilt und geilt noch heut zu Tage in der Irischen Sprache wilde Leute bedeutet, die in Wäldern wohnen.147
Bey dieser ganzen Untersuchung über die Celten hab ich keinesweges die Iren aus dem Gesichte verloren! Im Gegentheile, alles hängt sehr wohl mit dem zusammen, was ich über die Irische Geschichte, Sprache, Gewohnheiten und Alterhtümer geschrieben habe, wenn Sie folgende Sätze bedenken.
Unter allen Europäischen Völkern muß wohl dasjenige das älteste seyn, bey dem wir die größte Zahl von den Gewohnheiten, Gebräuchen, Sitten, Denkmälern etc. finden, welche die ältesten Asiatischen Völker hatten und zum Theil noch haben.
Je mehr ein Volk von allen andern abgesondert ist, und je weniger es sich mit andern vermischt, je reiner muß es seine ursprüngliche Sprache, Religion, Sitten, Gebräuche etc. erhalten.
Wenn man in einer Sprache Worte findet, die mit den gleichbedeutenden Worten einer andern Sprache eine große Ähnlichkeit der Figur haben, die beyden Völker aber, die diese Sprachen reden, nie in Verbindung gestanden sind (und dies ist der
Wenn ich in allen Sprachen eine gewisse decidirte Verwandtschaft finde, so müssen sie alle nähere oder entferntere Abkömmlinge der nämlichen Mutter seyn, einige als Kinder, andere als Enkel, Urenkel, etc.
Diejenige Sprache aber, die mit allen andern die größte Verwandniß hat eine größere Verwandniß als irgend eine dieser Sprachen mit allen übrigen diese Sprache muß der Mutter am nächsten, muß eine Tochter, muß eine primitive seyn muß in gerader Linie von der abstammen, die man in Asien redete, ehe die Völker anfiengen, sich zu zerstreuen. Und
Das Volk, bey dem ich diese Sprache finde, muß (nicht nur sie ziemlich rein erhalten haben, indem es sich mit anderen wenig mischte; sondern auch ) in einem frühen Weltalter sich von dem ursprünglichen Stamme getrennt haben, und ausgewandert seyn.
Ich trete hierdurch der so genannten Babylonischen Sprachenverwirrung nicht im geringsten zu nahe! Denn unter den verschiedenen Sprachen, die da entstunden, läßt sich nichts anderes
Wenn Sie nun alles zusammennehmen, was ich über die Celten und über die Irische Sprache gesagt habe, so läßt sich folgendes mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit vermuthen.
Daß Irland in einem sehr frühen Weltalter von einer oder mehreren Colonien der Asiatischen
Sollten Sie nun, lieber Freund, in den Untersuchungen über die Celten etwas Wahres gefunden
Japhet's ältester Sohn war Gomer. Von ihm stammen die Gomerier; von diesen die Sacae, von den Sacae die Titanen, und diese letztern waren kein anderes Volk, als das, welches unter den Namen Kelts, Keltä, Celts, Celtae, Kalatae Galatae, Kalli, Galli, Guithi, Guideli, Gadelians und funfzig andern, die Welt füllte. Unzählige Stellen der heiligen sowohl als Profanschriftsteller zeigen, daß es Japhets Nachkommen waren, die beynahe die ganze Erde bevölkerten. Ich glaube, dieser Satz läßt keinen Zweifel übrig.
In der Mosaischen Geschichte finden wir, daß bis auf die Sprachenverwirrung die damals bewohnte Welt nur eine Sprache hatte. Nunmehro
Die Gomerier bekamen in der Folge den Namen Sacae, und vermehrten sich so sehr in Oberasien, daß verschiedene Colonien ausgeschickt wurden, wovon ein Theil sich in Großarmenien niederließ. Hier entstund Seastena, das heißt, das Land der Sacae. Es kamen aber auch viele Chaldäer in die Armenischen Gebirge. Mit diesen mischten sich die Sacae; und hier war es, daß sie jene Künste lernten, aus denen der Aberglaube von Zauberey, Wahrsagen, Auguration, Beschwören, und kurz, das ganze Heer der schwarzen Künste entstand, für welche die Sacae so berühmt waren.
(Erinnern Sie sich hier, daß ich Ihnen in meinem Abrisse der alten Irischen Geschichte von
Die Perser und Carmanier (oder Germanier) hatten häufige Colonien aus Oberasien von einem Volk erhalten, das man Daes, Daö, Dai hieß. Diese Daes waren selbst Gomerier, und hießen in der Folge, da sie nach Europa gingen, Dacier. Von diesen Daciern und den Phrygiern stammten die Teutones ab.
Diejenigen Sacae, die sich in Armenien niedergelassen hatten, wanderten häufig nach Cappadocien und nicht lange nachher nach Oberphrygien, unter ihrem Anführer Aemon und dessen Bruder Doeas, der vermuthlich sein Augur oder Zauberer war. Alle diese wandernden Colonien aber stammten, sowohl als die Phrygier, von dem nämlichen Gomer ab, von dem die Gomerischen Sacae am schwarzen Meere stammten; denn der Urvater der Phrygier war Ascenas, der in der Schrift als Gomers ältester Sohn genannt ist. Die Gomerischen Sacae waren die Vorältern der
Nachdem die Sacae eine Weile in Phrygien gelebt hatten, änderten sie, unter der Regierung des Uranus, Sohne des Aemon, ihren Namen, und nannten sich Titanen. Titan aber oder Tition ist in der Irischen Sprache eine der Benennungen der Sonne, und Bart-tithion bedeutet geboren, oder abstammend von Titan, oder der Sonne, und ist zugleich die Wurzel für das Wort Parthian. Dieser Umstand stimmt vollkommen mit der Götterlehre der Griechen überein, welche nicht nur ihren Apollo Titan nannten, sondern auch von den Titanen erzählten, daß sie Söhne der Sonne seyen. Der Name der Titanen wurde unter der Regierung der Saturnus und seines Sohnes Jupiter berühmt, unter welchem sie sich bis nach Griechenland, Sicilien, Italien, Gallien und Spanien ausbreiteten. Die Griechen also, das heißt, diejenigen, welche vor Hellenus und Deucalion herüber kamen, waren ursprünglich Titanen. Die ältesten Völker Italiens waren Celtischen Ursprungs, als die Umbrier und Sabiner:
Ich gestehe, lieber Freund, daß in diesen Briefen hin und wieder einiges ist, von dem Sie und ich nähere Beweise fordern würden, um mit gutem Herzen daran zu glauben. Allein Sie bedenken, daß ich hier ein System vortrage, und ein System, das nur einige Seiten einnimmt, während daß wir Systeme über Steine und Erdarten haben, die dicke Quartanten füllen. Und am Ende, dünkt mich, ist es eben so interessant, zu träumen, woher Deutsche, Römer, Griechen und Iren stammen, als woher Berge, Steine und Erdschichten kommen mögen.
In einem Werke, das ein Mitglied der Londoner antiquarischen Gesellschaft, in unsern Zeiten, über die ersten Einwohner von Europa149 geschrieben hat, findet sich, zwar nicht ganz, aber doch ohngefähr die nämliche Meynung. Der Verfasser bevölkert Europa aus dem nördlichen Asien, sonst genannt Scythenland. Aus diesem
Ich habe nun nichts mehr zu thun, als eine Stelle des 1sten Buches Mosis X. 3. 4. 5 mit der Geschichte der Celten zu vergleichen. Nachdem Moses Japhets Kinder und einige ihrer Nachkommen genannt hat, sagt er: Von diesen sind ausgebreitet die Inseln der Heiden in ihren Ländern, jegliche nach ihrer Sprache, Geschlechtern und Leuten. Durch die Inseln der Heiden werden nach der Sprache der Bibel, Seeländer oder Provinzen verstanden, das heißt, alle Länder, in die man zur See gehen muß, als Griechenland, Italien, Gallien, Spanien.
Daß in dieser Stelle durch die Inseln der Heiden nichts anders zu verstehen ist, ist schlechterdings klar. Moses führt bei den andern Nachkommen Noah's keine Inseln an, ob er schon von dem Antheile eines jeden etwas sagt. Und selbst diejenigen, die an Moses nicht glauben, räumen ein, daß die Erde von Asien aus bevölkert worden ist. Mich dünkt, es ist eine ganz besondere Art von Verkehrtheit, die Mosaische Geschichte nicht anzunehmen, da niemand eine bessere geliefert hat. Und überdies hat man immer gefunden, daß unter allen möglichen Systemen keins so sehr mit alter Geschichte, Alterthümern und gesunder Vernunft übereinstimmt, als das Mosaische. Bevölkert sind diese Länder einmal geworden; und ich sehe nicht, warum wir sie nicht lieber durch Japhets Nachkommen wollten bevölkert seyn lassen, als durch andere, da Moses ausdrücklich Inseln nennt. Hierzu kommt nun noch Josephus, welcher sagt, daß die Gomerians diejenigen seyen, welche man nachher die Gallier oder Celten nannte.
Februar.Als einen der Beweise für das Alterthum von Irland giebt man auch endlich folgenden an: Wissenschaften und Gelehrsamkeit blüheten in diesem Lande zu einer Zeit, in der das übrige Europa in
Es war eine Zeit, in der Irland einen größeren Antheil von Gelehrsamkeit besaß, denn irgend ein anderes Land zur nämlichen Zeit. Zeugnisse der Ausländer sind, in diesem Punkte, von größerem Gewichte als Zeugnisse Irischer Schriftsteller.
Beda, ein Engländer, der im achten Jahrhunderte lebte, spricht von Irland, als dem großen litterarischen Marktplatze, den Leute aus allen Theilen von Europa besuchten. Camden, ein Engländer des sechzehnten Jahrhunderts, der durch sein Werk Britannia berühmt ist151, sagt: Irland hatte eine Menge glänzender Genies in
- Nach seiner Väter Beyspiel, von Wißbegierde bewogen,
Gieng er nach Irland, das durch Gelehrsamkeit berühmt war.152
Der jüngere Scaliger sagt, daß zu Carls des Großen Zeiten, und 200 Jahre nachher, fast alle gelehrte Männer153 Iren waren. Camden und anderen zufolge, waren es Irische Mönche, die folgende Abteyen stifteten, Luxieu {Luxeuil} in Hochburgund, Roby in Italien, Würzburg in Franken, St. Gallen in der Schweiz, Malmsbury
Die ersten Professoren auf der Universität von Paris waren Iren: und es ist eine allgemeine Sage, daß der Englische König, Alfred der Große, für sein neugestiftetes Collegium zu Oxford, Professoren aus Irland kommen ließ. Eine Menge Orte auf dem festen Lande erklären, noch heut zu Tage, ihre Schutzheiligen für Iren.
Auf der Universität Armagh in Irland sollen oft etliche tausend Studenten auf einmal gewesen seyn; und es gab noch andere gelehrte Schulen, die nicht weniger berühmt waren.
Um Ihnen ein etwas vollständigeres Verzeichniß von Irischen Gelehrten aus den alten und mittleren Zeiten zu geben, so will ich Ihnen folgende noch namentlich anführen.
Im fünften Jahrhundert lebte Sedulius, der seinen Unterricht in Irland von Hildebert, der selbst ein Gelehrter von Verdienst war, erhielt, und nachher in Frankreich, Italien und Asien reisete. Er schrieb in lateinischer Sprache vierzehn Bücher über die Paulinischen Briefe, einen Ostergesang in Versen, in vier Büchern, einen Hymnus über die Wunder Christi und verschiedenes andere in Prose.
Columb-cill, im sechsten Jahrhunderte, stammte aus königlich-Irischem Blute, und war der Apostel der Picten und Stifter der Abtey Hy. Seine Gedichte schmeckten ein wenig nach dem Mönche, aber sein Prose ist gut Latein und voll von gesunder Urtheilskraft. Bridget (Brigitta) war aus der Grafschaft Louth und lebte in Kildare, wo sie Äbtissinn eines Klosters war, das sie selbst gestiftet hatte. Sie schrieb eine Regel
Columba im siebenten Jahrhunderte war aus Leinster, studirte unter Silenus in Irland, predigte in England das Evangelium, stiftete einige Klöster in Frankreich und zuletzt Bobi bei Neapel.155 Er schrieb Commentarien über die Bibel, Predigten und Homilien. Sein Nachfolger, gleichfalls ein Ire, war Finan; er belehrte den Ostsachsen Sigibert und seinen Hof und schrieb ein Buch über das Passahfest. Furseus lehrte den Ostangeln das Christenthum, stiftete verschiedene Klöster und schrieb über das Klosterleben. Arbogast errichtete ein Kloster zu Hagenau im Elsas und wurde zuletzt Bischoff zu Straßburg. Adamnanus schrieb ein Leben des Columb-cill, ein Leben einer fränkischen Königinn, Gedichte, eine Beschreibung des heiligen Landes und Briefe. Cuthbert, der Sohn
Im achten Jahrhunderte lebte Sedulius der jüngere; er hielt sich unter Gregor dem II zu Rom auf, war hernach Bischoff in Spanien, wo er eine Geschichte der alten Iren schrieb, wovon Sir John Higgins, Leibarzt Philipps V, das Manuscript hatte. Virgilius (Irisch Fergil) mit dem Zunamen Solivagus, war Bischoff zu Salzburg, und für seine Zeit ein Mann von ungewöhnlicher Gelehrsamkeit. Schon er hatte zum Theil das Schicksal, das viele Jahrhunderte nachher den Galileo Galilei traf und für die nämliche Sache. Schon er lehrte, daß wir Gegenfüßler hätten, daß die Erde rund sey, und daß es außer unserer Erde noch andere Planeten gäbe. Der Pabst sprach denn Bannfluch über ihn und sein Buch aus.
John Scot Eriugena im neunten Jahrhundert ist, wie einige behaupten, der erste, der gegen die Transsubstantiation geschrieben hat, er ist auch durch andre Werke bekannt,156 und schrieb
So unbedeutend auch viele der Schriften aller dieser Irischen Gelehrten seyn mögen, so zeigen sie doch eine allgemeine Kenntniß der lateinischen Sprache, das Studium der heiligen Schrift und anderer Dinge, zu einer Zeit, in der das übrige Europa in Unwissenheit lag. Probestücke von Irischer Schreibart in den mittleren Zeiten kann man in Menge in Ushers Sammlung Irischer Briefe finden.157
Wie kommt es denn, fragt Spencer, daß die Wissenschaften jetzt so wenig unter den Iren blühen, da sie so frühzeitig Gelehrte hatten? Auf diese Frage giebt er keine Antwort. Mancher vaterländisch gesinnte Ire möchte uns vielleicht überreden, daß zu allen Zeiten ein eben so hoher Grad von Aufklärung in Irland herrschte, als in irgend einem andern Lande, während daß David Hume sagt: daß die Iren vom Anfange
Das eine ist eine übertriebene Lobrede, das andere eine hämische Carricatur! Beyde Theile müssen also unrecht haben. Gelehrsamkeit und Wissenschaften, die sehr frühe in Osten tagten, haben zeither ihren Weg beständig gegen Westen genommen, und wir können noch immer, ob schon ein Teil von Asien in Barbarey zurückgesunken ist, ihren Weg durch Chaldäa, Ägypten, Phönicien, Griechenland, Sicilien, Italien, Gallien und Britannien bezeichnen. Wir finden in allen diesen Ländern Spuren, daß Aufklärung ehemals auf einen gewissen Grad allgemein war. Da wir nun diese Spuren in Irland nicht finden, so wäre es höchst ungerecht, anzunehmen, daß es über diesen Grad von Aufklärung schon hinaus sey. Wir haben keine Thatsachen, durch die sich beweisen ließe, daß Irland, selbst in der Zeit ihrer blühenden Gelehrsamkeit, jemals eine allgemein ausgebildete und aufgeklärte Nation gewesen sey. Ihre Gelehrten, ferne von der Welt, eingeschlossen in Klöstern und Studierzimmern, waren keine tüchtigen Werkzeuge, die Wildheit der Nation zu mildern, die Sitten auszubilden, die Künste im
Allein der Einfluß, den die politische Verfassung auf den Charakter und die Sitten des Volkes in Irland hatte, war noch schlimmer, als der Einfluß der kirchlichen und klösterlichen Verfassung. Ein leichter Abriß davon wird dies hinlänglich zeigen.
Jede Provinz hatte ihren König, der gewählt wurde. Diese vier Könige hatten eine Menge kleiner Könige unter sich, während daß sie selbst insgesammt unter dem Hauptkönige stunden, der von den vier Provinzialkönigen erwählt wurde. Bey allen Wahlen, man mochte nun einen Haupt-König, oder Provinzialkönig, oder einen Unterkönig machen, war die Gewohnheit, ein Haupt zu wählen, das der nächste in der Würde war und zugleich als Nachfolger betrachtet wurde; und bey der Wahl dieses letztern sahe man wenig auf Erstgeburt. Man nannte ihn Thanist, und die Gewohnheit Thanistry. Man zog den Bruder des verstorbenen dem Sohne vor, und selbst der
Die Regierung von Schottland war anfangs nach dem Muster der Irischen eingerichtet; und ob sie schon dadurch, daß die Könige zum Erbrecht kamen, verbessert wurde, so finden wir
Unter einer so stürmischen Regierung ist es natürlich, daß die Künste des Friedens nur einen langsamen Fortgang hatten. Indessen hatten sie doch einigen, ehe die Dänen das Land verwüsteten und die Engländer es anfielen; allein in Schottland weiß man, in der nämlichen Zeit, von gar keinem. Ja die Iren könnten Hume herausfordern, einen Schottischen Schriftsteller vor dem fünfzehnten Jahrhunderte aufzubringen, der den Irischen Schriftstellern des sechsten und siebenten Jahrhunderte an die Seite gestellt werden könnte.
So viel für Spencers Frage! Eine andere ist: würde Spencer noch die nämliche Frage aufwerfen, wenn er jetzt lebte? Zuverlässig hat sich Irland, seit seiner Zeit, sehr geändert. Ordnung und regelmäßige Regierungsform sind auf Anarchie und Verwirrung gefolgt; und selbst die gegenwärtigen Unruhen, die sich überdies vielleicht bald enden werden, sind mehr die Unruhen eines
Es hat sich also seit Spencers Zeiten vieles geändert; die Vornehmen und Reichen haben Geschmack und ausländische Eleganz ins Land gebracht; Lektüre ist allgemeiner; Schulen sind geöffnet und verbessert; eine Universität gestiftet worden, und eine Menge Iren waren und sind eine Zierde der litterarischen Welt. Auf der andern Seite muß man nun aber wieder bedenken, daß Irland, seit Spencers Zeiten, zwey bürgerliche Kriege hatte, daß, wenn man Schulen errichtet hat, diese noch immer nur in kleiner Anzahl sind, und die Erziehung darinne so hoch zu stehen kommt, daß sie mehr für die Vornehmern und Reichen, als für das Land im Ganzen sind; daß zwar eine Universität gestiftet worden ist, aber daß sie, im Verhältnisse gegen das ganze Reich, nur eine kleine Anzahl Studirender zuläßt. (Sie erinnern sich hier, lieber Freund, der Verfassung einer Englischen Universität, wo, so wie auf der
Ich glaube, ich habe Ihnen schon vergangenes Jahr geschrieben, daß die mehresten Katholiken in Irland über alle Begriffe von Armuth arm sind; daß es wenig Mittelstände unter ihnen giebt, und daß diese Mittelstände im Ganzen so wenig Vermögen haben, daß die katholische Geistlichkeit hier so unwissend, und die Vorurtheile gegen eine protestantische Schule so groß sind, daß an keine regelmäßige Erziehung der Jugend zu denken ist. Die reichern Katholiken schicken ihre Kinder nach Frankreich, wo sie, in einer Klostererziehung, selten ihre Vorurtheile ablegen, ihren Ideenkreis wenig erweitern, und von wo sie ohne viel Geschmack für die Wissenschaften wieder zurückkommen.
Freilich hatte das Irische Parlement, in Rücksicht auf die Katholiken, seit drey und vier Jahren Grundsätze angenommen, die sehr von denen verschieden sind, die man seit hundert Jahren befolgt hat. Man widerrief einige harte Gesetze, unter denen seit Wilhelm III die Katholiken geseufzet hatten; man gab ihnen einen größern Antheil an den allgemeinen Rechten eines Bürgers, und sie würden ohne Zweifel wichtige Vorrechte erhalten haben, wären die letzten Unruhen nicht darzwischen gekommen. Männer, die genau den Geist der gegenwärtigen Zeit kennen, Parlementsglieder und andere haben mich versichert, daß die Katholiken nie vorher so schöne Aussichten hatten, und daß das, was sie vielleicht zunächst würden erhalten haben, Antheil am Kriegsdienste sey, da jezt ein Irischer Katholik nicht eine Officiersstelle bekleiden kann. Die gegenwärtigen Unruhen haben alles wieder zurück gesetzt. Die Presbyterianer und die Schaar der Unzufriedenen überhaupt möchten, um die Katholiken in ihre Parthey zu bringen, alles für sie erhalten, während daß die entgegengesetzte Parthey, unter denen Viele sonst sehr gut gegen die Katholiken gesinnt waren, aufmerksam wird, und einen völligen Umsturz der alten Verfassung des Landes befürchtet. Jeder sieht die Sache nach seinen eigenen Begriffen an. Der Mächtige fürchtet eine völlige Veränderung des Parlementarischen
Vergeben Sie mir, lieber Freund, diese Ausschweifung, die vielleicht hier nicht am unrechten Orte steht, und lassen Sie mich in dem folgenden Briefe wieder zur Litterarischen Lage von Irland zurückkehren.
Februar.Jemehr in einem Lande Geistliche und Rechtsgelehrte sind, desto mehr müssen in diesem Lande Litteratoren {Literaten} seyn; nicht nur, weil viele dieser Geistlichen und Rechtsgelehrten zu gleicher Zeit Litteratoren sind, sondern auch, weil viele, die einem dieser Stände gewidmet waren, ihn aufgaben, das Feld der Wissenschaften überhaupt bearbeiteten, oder sich irgend einige besondere Zweige wählten. Der Einfluß aller dieser Männer
Von der ganzen Irischen Nation bleibt uns also nur noch ein Drittheil übrig, bey der wir Wissenschaft und Gelehrsamkeit suchen müssen. Und auch hier finde ich wieder die Einrichtung des Landes so, daß man weniger erwarten sollte, als in andern. Es gibt im ganzen Reiche nicht mehr als 2293 Pfarrgemeinden. Der einzige Englische Kirchsprengel Lincoln hat an 1400
Auf den Universitäten Oxford und Cambridge sind, ausser den Hallen, vierzig Collegien, deren einige eben so viel Studierende haben, als die Universität zu Dublin. Auf den Englischen Universitäten beläuft sich die Zahl der Professoren und Collegiaten (Fellows) auf ein tausend, während daß das Trinitäts-Collegium, d. h. die Dubliner Universität, ihrer nicht mehr als zwey und zwanzig hat. Ich schrieb Ihnen zu einer andern Zeit, daß man diese zwey und zwanzig in Ältere und Jüngere159 eintheilt. Die vierzehn Jüngern haben wenig Zeit, für sich selbst zu studieren; sie müssen alle diejenigen unterrichten, die noch nicht graduirt sind, und damit haben sie vollauf zu
In Schottland gibt es vier Universitäten, deren jede so viel Professoren hat, als die Dubliner. Allein es ist hauptsächlich die verschiedene Verfassung der Schottischen Universitäten und nicht die größere Anzahl ihrer Lehrer, die so verschiedene Wirkungen hervorgebracht hat. Die Stiftungen in Schottland waren Anfangs gering;
Man kann freilich sagen, daß die neuere Schottische Gelehrsamkeit nicht nur der Verfassung ihrer Universitäten zuzuschreiben sey, sondern eine Menge anderer Umstände zum Grunde habe. Man könnte auch sagen: daß Bücherschreiberey jezt ein Handlungszweig geworden ist, und daß eine arme Nation alle ihre Kräfte anstrengt,
Allein ließe sich nicht das nämliche auf Irland anwenden? Die Lehrer der Dubliner Universität haben freilich wenig Zeit, Beweise ihres Genies, oder ihrer Gelehrsamkeit und Arbeitsamkeit zu geben; und sobald sie, als ältere Mitglider, in eine Lage von Unabhängigkeit kommen, haben sie ein ansehnliches Einkommen; und es ist dem Menschen natürlich, daß er in einer geselligen und volkreichen Stadt, sobald er von der Seite der Glücksumstände unabhängig ist, lieber die Süssigkeiten des Umgangs und der Vergnügungen genießt, als für die ungewiße Aussicht eines künftigen Ruhms und eines unsterblichen Namens arbeitet. Allein der Zweck der Universitäten ist nicht sowohl, daß ihre Mitglieder Schriftsteller seyn, sondern daß sie Schriftsteller bilden sollen. Und diesen Zweck zu erreichen, ist der Plan der ersten Erziehung zu Dublin vortreflich. Die Untergraduirten, d. h. der jüngere Theil der Studierenden werden gut unterrichtet, und ohne Unterlaß examiniert. Aber der beßte Unterricht hört mit den Anfangsgründen auf, und das darauf zu bauende Gebäude wird, durch die Verfassung der Schule, unvollkommen.
Einer lehrt dies Jahr Philosophie, Griechisch im folgenden, und Astronomie im dritten. Es ist natürlich, daß der nämliche Lehrer, besonders ein junger, so verschiedene Zweige nicht von Grunde aus versteht, und also nur unvollkommen lehrt. Vortreflichkeit in irgend einem Zweige läßt sich bey einer solchen Einrichtung schwerlich erwarten, und es ist zu vermuthen, daß, wenn die Schottischen Universitäten auf den nämlichen Fuß wären, ihre Lehrer den reichlicher bezahlten Engländern schwerlich den Vorzug streitig machen würden.
Und nun habe ich einen Hauptumstand noch nicht angeführt, der den Künsten und Wissenschaften nachtheiliger seyn muß, als alles Vorhergehende: und diese ist die politische Lage dieses Landes. England betrachtet es als eine Provinz, und hat sich sonst dies kann schlechterdings nicht geläugnet werden in jeder Rücksicht, als eine harte Stiefmutter betragen. Hätte Irland unter einer unumschränkten Monarchie gestanden, es hatte sich vielleicht besser befunden. Aber die Englische Regierung ist gewissermassen republikanisch, und ich bin durch eine Menge Erfahrungen schon längst überzeugt worden, daß unter allen Völkern, welche Unterthanen sind, die Unterthanen einer Republick die elendesten sind, und das desto mehr, je mehr sich
Aber Irland ist England nicht unterthan! Es ist ein eigenes Land; es ist frey; hat sein eigenes Parlement und eigene Gesetze! Freilich wahr, sehr wahr; aber nur wahr für den, der den Einfluß nicht weiß, den die Englische Oberregierung hatte, und den politischen Gang, den England mit Irland nahm. Ich berufe mich hier auf diejenigen Statuten, unter denen Irland so lange seufzte, auf das Joch, das es vor drey und vier Jahren abgeworfen hat, und auf manches andere, das noch jezt bleibt, und über das man sich in den zeitherigen Unruhen zum Theil mit Recht beschwert hat.
Was konnte wohl sonst das Genie des Iren spornen, wenn es nicht Ruhm und Verlangen nach Unsterblichkeit war! Der ganze Geistliche Stand sagte: Was wir auch immer thun mögen, so kann es uns doch nie zu etwas Wesentlichem führen. Was auch unser Verdienst seyn mag, so können doch nur einige sehr wenige von uns zu ansehnlichen Stellen in der Kirche kommen. Unsere mehresten Bischöfe und Erzbischöfe sind Engländer; eine Menge unserer Dekanschaften gehören Engländern, ob wir sie schon nie zu sehen bekommen; ja sogar unsere besten Pfarreien werden zum Theil an diese vergeben. Jeder Vicekönig bringt einen Kaplan mit sich herüber, den er reichlich versorgen will, und empfiehlt noch überdies andere, die er in Irland leichter unterbringen kann, als in England. Seine Adjutanten erwarten Beförderung in der Armee, ja seine Bedienten erwarten oft Civil-Ämter.
Mit den Rechtsgelehrten ist es nicht ganz das nämliche; doch werden auch hier eine Menge Stellen einzig und allein durch Englisches Interesse vergeben. Swift drückt sich an vielen Orten mit Bitterkeit über die Härte aus, mit der die Iren sonst vernachlässigt wurden, und behandelt ihre Anhänglichkeit an England als eine Schwachheit. Was ist der Antheil eines Iren? sagt er. Die Besorgung eines Filials,
Alles dies hat sich seit ein Paar Jahren sehr geändert; allein die Wirkungen davon und den Einfluß aufs Ganze kann man natürlich noch nicht sehen. So viel ist gewiß, daß die wichtigern Stellen in Irland jezt weit weniger mit Engländern besetzt werden, als sonst, und daß die Bischöfe, welche Engländer sind, es sich nicht mehr zur Regel machen, die Pfarreyen ihres Sprengels mit ihren Verwandten und Landsleuten zu besetzen. Die Bischöfe von Waterford und Londonderry sind hiervon zwey rühmliche Beispiele. Ich führe nur diese beiden an, weil ich es von diesen weiß.
Februar.Wer alles, was im Vorhergehenden gesagt worden ist, zusammen nimmt, und es unpartheyisch überlegt, der wird, weit entfernt, Spencer's Frage zu wiederholen, eine andere, weit
Nach dem Erzbischof Usher ist wohl Boyle einer der größten Männer dieses Landes. Er war der siebente Sohn eines Grafen von Cork, und wurde zu Lismore 1626 geboren.161 Er war nicht nur ein großer Philosoph, sondern besaß auch eine Allgemeinheit von Kenntnissen, die ihn zum nützlichen und angenehmen Manne machten. Er hatte lange Reisen auf dem festen Lande gemacht, lange an den Höfen Karls II., Jakobs II. und Wilhelms III. gelebt, und besaß doch eine tiefe, gründliche Gelehrsamkeit, und die Arbeitsamkeit eines Schulmanns. Die Naturlehre hat ihm am meisten zu danken. Die beste Ausgabe seiner Werke ist in fünf Folianten zu London gedruckt worden.
Berkeley wird häufig der Irische Plato genannt, gemeiniglich ist er unter dem Namen des Bischofs von Cloyne bekannt. Er ward 1684, zu Kilerin, einer kleinen Stadt in Irland geboren.162
Schon 1707 erschien sein Werk über die Arithmetick.163 1710 seine Prinzipien menschlicher Wissenschaft.164 Er schickte von diesem Werke Exemplare an Dr. Clarke und Whiston. Letzterer tadelte ihn, getraute sich aber nicht, seine Subtilität zu widerlegen, und Clarke weigerte sich, es zu thun. Die Meinungen, die er in diesem Werke vorträgt, stossen die Grundpfeiler der Religion über den Haufen, und gleichwohl bekannte er sich Zeitlebens für einen festen Anhänger der christlichen Religion. 1712 erschien sein bestes Werk über die Lehre vom passiven Gehorsam,165 und bald darauf seine drey Dialogen.166 Als er in Italien war, schrieb er verschiedene interessante Briefe an Pope, die Sie in der Sammlung der Briefe dieses letztern finden. Auch trug er verschiedenes zu den periodischen Werken seiner Zeit bey.167 1734 wurde er Bischof von Cloyne. 1752 ging er mit seinem
King, Erzbischof von Dublin wird von vielen für den gründlichern stätigern Philosophen erklärt, als Berkeley. Sein Werk vom Ursprunge des Übels gilt für ein Meisterstück.170 Von seinem Werke über den Zustand der Irischen Protestanten unter Jakob II. sagt Burnet, daß diese Geschichte eben so wahr, als wohl geschrieben sey.171 Um die Presbyterianer, deren es so viel um Londonderry herum gibt, zur Anglikanischen Kirche zu bekehren, schrieb er eine Abhandlung über Menschenerfindung in der Verehrung Gottes.172 Er und Swift unterhielten eine ununterbrochene Freundschaft, und in ihren Briefen findet man oft, daß King Swift vermahnt, seine Zeit und sein Genie auf ernsthaftere Gegenstände zu verwenden, als diejenigen waren, die er gewöhnlich behandelte. Er war der Sohn eines armen Müllers in der Grafschaft Tyrone, oder vielleicht Antrim.
Dr. Dodwell, ein bekannter Professor der Geschichte zu Oxford, war ein geborner Ire,
Leslie von Glaslough war ein Mann von großer Belesenheit und ausserordentlichem Gedächtnisse. Sein Werk gegen die Deisten174 wird für eins der besten, die über diesen Gegenstand geschrieben worden sind, gehalten. Man erzählt von ihm eine sonderbare Geschichte, die ihm unter Jakob II. begegnete. Ein Titular-Bischof von Clogher hatte der ganzen Protestantischen Geistlichkeit eine Herausforderung gegeben. Leslie bestund den Kampf, und beide Theile schrieben sich den Sieg zu, denn von denen, die den Streit mit angehört hatten, wurde ein Katholik protestantisch und ein Protestant katholisch.
Toland war aus Nord-Irland gebürtig, und wurde in der katholischen Religion erzogen; allein schon im sechszehnten Jahre erklärte er sich gegen diese Religion mit einem Eifer, den er nie in der Folge abgelegt hat. Wodurch er sich am meisten bekannt machte, war sein Werk gegen die Geheimniße der christlichen Religion175 Früher schrieb er eine Abhandlung, in der er die Geschichte des Römischen Attilius Regulus für ein Mährgen erklärt. Man erklärt ihn für den gelehrtesten unter den Schriftstellern des Unglaubens.
Clayton, Bischof von Clogher, ist durch verschiedene philosophische Werke bekannt.176 Gegen ihn schrieb
Dr. Mc Donnel, der Lehrer am Trinitäts-Collegium zu Dublin war, und als ein berühmter Prediger bekannt ist.
Für theologische Streitigkeiten sind die Iren sehr bekannt; allein sie waren mehrentheils Katholiken, und lebten in katholischen Ländern außerhalb
In der Geschichte glänzen die Irischen Schriftsteller am wenigsten. Man hat eine große Menge Geschichten von diesem Lande, aber die mehresten sind durch Fabeln entstellt, oder durch den Enthusiasmus lächerlich, mit dem sie die älteste Geschichte dieses Landes weitläufig und zuversichtlich vortragen. Hierher gehört z. E. O'Halloran, ein Wundarzt zu Limerik, Keating und andere. Der Abt Geoghegan hat eine Geschichte von Irland in Französischer Sprache geliefert.177 Sir James Ware wird vorzüglich geschätzt, und Manche setzen ihn dem Engländer Camden an die Seite. Indessen ist er doch mehr ein guter Materialiensammler, als ein wirklicher Geschichtschreiber. Der erste, der von Irland eine Geschichte geschrieben hat, die wirklich diesen Namen verdient, war Dr. Leland, Lehrer an der Dubliner Universität. Allein sein Werk ist lang und zum Theil langweilig, und enthält hauptsächlich nur die Geschichte von Irland, seit es an England gekommen ist. Vallancey wirft ihm
Lynch,178, M'Mahon179 Molyneux ist insgemein bekannter,
Dr. Helsham schrieb ein Handbuch über verschiedene Zweige der Naturlehre180
Dr. Brian Robinson schrieb ebenfalls über die Naturlehre.181
Sir Hans Sloane, ein Arzt, legte den ersten Grund zu der Sammlung von Merkwürdigkeiten, die man jezt das Brittische Museum zu London nennt.
Ronayne hat über die Algebra geschrieben.182
Dr. Sullivan hat ein Werk über das Lehnrecht und die Verfassung von England183 geschrieben, das seinen Weg in die Welt gemacht hat, obschon Blackstones berühmte Commentarien über die Englischen Gesetze früher erschienen waren, und den Weg zu allem Ruhm, der von dieser Seite zu erlangen war, verschlossen zu haben schienen.184
Francis Hutcheson ist der beste ethische Schriftsteller, den Irland erzeugt hat. Er war in Nord Irland geboren, trat in den Geistlichen Stand, und wurde, bald nach seiner Ankunft zu Dublin allgemein bekannt. Sein bestes Werk ist seine Untersuchung über die Begriffe von Schönheit und Tugend.185 Seine Abhandlung über die Leidenschaften186 wird wegen der
Abernethy war ein presbyterianischer Geistlicher. Er war in Irland 1680 geboren, und war eine Zeitlang Prediger zu Antrim; da er aber da in allerhand Streitigkeiten gerieth, ging er nach Dublin, wohin man ihn schon vorher eingeladen hatte. Man hält seine Predigten für eins der besten Systeme der natürlichen Theologie. Sie sind, wenigstens zum Theil, ins Französische übersetzt, und es wird auf verschiedenen Universitäten darnach gelehrt. Abernethy ist der Stifter einer neuen Sekte, die im Grunde unter die allgemeine Presbyterianische gerechnet werden kann; man nennt sie das Neue Licht,
Dr. Duchal191 schrieb ein Werk über die Religion192 und verschiedene Bände Predigten, die wohl aufgenommen worden sind.
Boyce gab Predigten über die vier letzten Dinge heraus, und war Vater des Dichters Samuel Boyse, der ein Pantheon und andere Werke geschrieben hat.
Synge, Erzbischof von Tuam, soll ein Mann von vieler Gelehrsamkeit gewesen seyn. Er ist der Verfasser der Religion eines Mannes vom Stande.193
Story, Bischof zu Kilmore, schrieb Predigten und eine Abhandlung über den Priesterstand194, die sich eben so sehr durch Gelehrsamkeit als christliche Mäßigung auszeichnet.195
Brown, Bischof von Cork, hat verschiedene Bände Predigten geschrieben, doch war er berühmter durch Vortrag, als durch Ausarbeitung. Von ihm erzählt man, daß, als er vor der Königin Anna über die Worte nie redete ein Mann so wie dieser Mann predigte, die Königin diese Worte auf ihn anwendete.
Delany's Predigten über die gesellschaftlichen Pflichten196 sind vortreflich; und man bewundert sie um so mehr, da der Mann, der sie schrieb, in gewissen Punkten ein Schwärmer war. Er schrieb z. E. ein Buch, daß das Blutessen eben so sündlich sey, als irgend eine andere Übertretung der zehn Gebote. Allein seine Einleitung in die geoffenbarte Religion197 wird geschätzt und von vielen für eins der besten deklamatorischen Werke in der Englischen Sprache gehalten.
Dr. Lawson war ein berühmter Canzelredner zu Dublin. Seine Predigten erschienen nach seinem Tode; allein seine Vorlesungen über die Redekunst, die er im Trinitäts-Collegium hielt, gab er selbst heraus; sie verrathen seinen klassischen
Orr hat einen Band Predigten heraus gegeben, die voll von originalen Gedanken, mit einem Geist und männlichem Stile geschrieben sind.
Februar.Ich komme nun auf diejenigen Iren, deren Werke in vermischten Schriften, Gedichten, Romanen etc. etc. bestehen.
Parnell, dessen Gedichte in der Sammlung der Englischen Dichter von Bell und Johnson aufgenommen worden sind.198 Er war 1679 geboren, und wurde 1705 Erzdekan von Clogher. Er predigte hernach einige Zeit zu London, um sich empor zu schwingen; allein der Tod der Königin Anna zerstörte alle seine Hofnungen. Swift empfahl ihn dem Erzbischof King, der ihm eine reiche Pfarre bey Dublin gab; allein er starb auf dem Wege dahin. Er lieferte Vieles in die Blätter der damaligen Zeit, und hinterließ eine Menge Papiere, aus denen Pope das Beste heraus gegeben hat. Sein Gedichte auf den Tod199 zieht Goldsmith, Gray's Kirchhofe vor.
Dr. Arbuckle ist Verfasser von Hibernikus Briefen.200
Molloy Verfasser eines periodischen Werkes.201
Ogle hat Chaucer's Erzählungen modernisirt: wodurch er diesen Dichter, den wenige verstehen, wieder in die Hand gemeiner Leser gebracht hat.
Dr. Dunkin. Man hat von ihm einen Quart-Band Gedichte, deren einige in Lateinischer, Griechischer und Englischer Sprache sind.
Wood. Die Ruinen von Palmyra und Balbeck202 und ein Versuch über Homers Genie und Schriften.
Robertson Verfasser eines philosophischen Versuches.203
Sterne, Bischof von Clogher über die Besuchung der Kranken.204
Sterne Tristram Shandy, Empfindsame Reisen etc. etc.205
Wibb [Webb] über die Schönheiten der Malerey.206
Pilkington Alphabetische Lebensbeschreibungen von Malern.207
Cunningham Verfasser von Gedichten, die etwas sehr Angenehmes haben, und deren einige der beßten Zeit der Dichtkunst werth sind.
Starrat208 Verschiedene Gedichte in Allan Ramsay's209 Sammlung.210
Derrick Briefe und Gedichte.
Dr. Clancy Tempel der Venus211
Bush schrieb einen Sokrates.212
Johnston den in Deutschland wohl bekannten Roman Chrysal.213
Brooke Verfasser von Romanen und andern Sachen. Man hat von ihm im Deutschen den vornehmen Thoren.214
Die Sheridans, die im Englischen Parlemente eben so bekannt sind, als sie es als witzige Köpfe und Schriftsteller sind. Thomas Sheridan gab vergangenes Jahr ein Wörterbuch der
Setzen Sie noch zu diesen den Lord Molesworth Lord Orrery Lord Clare Burke Millar Canning, Maclaine, der nunmehro im Hang lebt,217 und die ungenannten Verfasser des ausgebildeten Philosophen218
Auch unter dem schönen Geschlechte hat Irland seine Schriftsteller. Ich nenne Mrs. Barber Mrs. Davies Mrs. Griffith Mrs. Millar Mrs. Grierson Mrs. Pilkington Mrs. Sheridan.219
Die Iren zeigen immer große Anlage zu dramatischen Werken. Schon unter Jakob I. findet man Irische Schauspiel-Dichter. Ein großer Theil der Verfasser der beßten dramatischen Werke, die seit hundert Jahren auf der Englischen Bühne sind, waren Iren. Als:
Southerne, dem einige seine Stelle nach Shakespear und Otway anweisen. Er war 1660 zu Dublin geboren, und empfing auf der dortigen Universität seine Erziehung. Er starb 1746. Schon 1682 kam sein Persischer Prinz auf die Englische Bühne. Sein bestes Stück ist das Trauerspiel Oroonoko, oder der königliche Sklave.220 Es wurde lange mit großem Beifalle gespielt, aber hernach vergessen, bis ich es, vergangenen Monat, in den Theaterzetteln von Coventgarden fand. Es war etwas ganz Neues, fand ausserordentlichen Beifall, und ist bis jezt
Sir John Denham wurde durch sein Trauerspiel, die Sophy, zwey Jahre früher berühmt, ehe er sich durch seinen Cooper's Hügel eine Stelle unter den Classischen Englischen Dichtern erwarb.
Farquar war der Sohn eines Geistlichen zu Londonderry, wo er 1678 geboren ward. Nachdem er einige Zeit studirt hatte, ward er Schauspieler auf der Dubliner Bühne. Als er hier einst seinen Degen gegen ein Rappier zu verwechseln vergaß, verwundete er einen Schauspieler. Dieser wurde zwar geheilt, allein Farquar faßte den festen Entschluß, die Bühne nie wieder zu betreten. Er kam 1696 nach London, wo ihm Lord Orrery eine Lieutenants Stelle in seinem Regimente gab. Er starb 1707 in seinem dreyßigsten Jahre. Seine Spiele, wovon ein Theil noch jezt öfters gespielt wird, sind 1) Die Landkutsche. 2) Liebe und die Flasche. 3) Das zufriedene Paar. 4) Sir Harry Wildair. 5) Der Unbeständige, oder der Weg ihn zu gewinnen. 6) Die Zwillinge Nebenbuhler. 7) Der Rekrutier-Officier. 8) Die feine List.221
Sir Richard Steele ist zu bekannt, als daß ich etwas mehr thun sollte, als ihn unter den Iren zu nennen.222
Jones ist der Verfasser des Grafen von Essex.
Morgan, Verfasser von Philoclea.
Dr. Madden von Themistocles.
John Kelly, Verfasser des verheuratheten Philosophen.
Hartson, Verfasser der Grafen von Salisbury.
Goldsmith schrieb freilich auch für's Theater; aber es wäre Ungerechtigkeit ihn unter diesem Titel zu nennen. Sein Landpriester von Wakefield, sein Reisender, sein verlassenes Dorf, etc. etc. gründeten seinen Ruf. Es ist sonderbar, daß man nie hat ausfinden können, in welchem
Ferner gehören hierher: Der Graf von Orrery N. Tale-Concannen Mrs. Centlivre und Ambrose Philips. Der Geburts-Ort des letztern ist nicht bekannt, aber sein Vaterland soll Irland seyn. Seine Schäfergedichte sind früher als Pope's, mit dem seine Geschichte
Über den Werth der neuern dramatischen Schriftsteller, die Iren sind, wird die Nachwelt erst entscheiden. Hier sind, in alphabetischer Ordnung, die die ich weiß. Brooke Bickerstaff Dobbs, Griffith Howard Jephson Kelly Murphy O'Hara O'Keffe224 die Sheridans West.
Auch an Schauspielern ist Irland fruchtbar gewesen. Ich will hier die nennen, deren Namen am meisten bekannt sind, als Wilks, Quin, Sheridan, Barry, Mossop, Macklin, Havard, O'Brien, Brown, Mossington, Clive, Fitzhenry
Und so hätten Sie denn einen freylich unvollständigen Abriß von der Irischen Litteratur älterer sowohl als neuerer Zeiten. Lassen Sie mich nun noch Etwas über ihre originale Dichtkunst, das heißt, in Irischer Sprache, oder mit andern Worten, über Irische Barden sagen. Freylich läßt sich darüber nicht viel zusammenbringen, weil wenige dieser Gedichte übrig sind, und die wenigen größtentheils noch unübersetzt sind. Wenn das, was ich über Ossian im Vorhergehenden zusammengetragen habe, ein zureichender Beweis wäre, daß Ossian wirklich nicht ein Schottischer, sondern ein Irischer Barde war, so gäbe uns dieses allerdings einen hohen Begriff von der alten Dichtkunst dieses Landes. Herr M'Pherson hatte ohnstreitig Bruchstücke von Originalen vor sich, die durch Tradition fortgepflanzt worden waren, und auf die er baute. Und Ossian, so wie wir ihn durch Mac Pherson haben, ist und bleibt immer, was auch Johnson dagegen sagen mag, ein vorzügliches Werk der Dichtkunst. Johnson hatte ohnstreitig Vorurtheile dagegen; er meynte: von einem Schotten könne nichts Gutes kommen. Unter den vielen Anekdoten, die kurz nach Johnsons Tode erschienen, las ich auch diese; daß, wenn er gefragt wurde: ob er jemand kenne, der so zu schreiben fähig sey wie Ossian?
Herr M'Pherson spricht in einem hohen Tone von den Irischen Barden. Er rühmt die Einfalt, die edlen Gedanken, die Harmonie ihrer Liebessonnette, und hauptsächlich ihre Elegien auf den Tod würdiger und berühmter Männer. Es war unter den alten Iren eine Nationalsache! Man kam nach dem Tode ihrer großen Männer zusammen, untersuchte und überlegte, was von ihnen zu sagen wäre. Überbleibsel dieser Art finden sich noch hin und wieder; aber sie sind zerstreut, und viele derselben vielleicht gar nicht niedergeschrieben. Es wäre zu wünschen, daß sie, sowohl als die Irischen Manuscripte, die sich in der Dubliner Bibliothek und in Privatsammlungen befinden, gesammelt, herausgegeben und übersetzt werden möchten, jezt, da noch ein Irischer Sprachkenner existirt. In funfzig Jahren ist die Irische Sprache, so wie die der Provinz Cornwall, vielleicht gänzlich verloren. Herr Vallancey sagte mir vergangenen Sommer,
Im Spencer findet sich eine merkwürdige Stelle über die Irische Dichtkunst.225 Nachdem er eine Beschreibung von den Mißbräuchen gegeben hat, die die Barden in spätern Zeiten von der Dichtkunst machten, indem sie sie mehr auf lasterhafte, als auf tugendhafte Zwecke anwandten, wirft er folgende Fragen auf: Aber findet sich in der Composition dieser Lieder einige Kunst? Haben sie Witz oder wahre Dichterzüge, wie Gedichte haben sollten? Er antwortet Ja. Ich habe mir, sagt er, verschiedene übersetzen lassen, und sie hatten in der That Witz und gute Erfindung. Feine dichterische Zierrathen hatten sie nicht; doch fand ich gute Blumen, die auf ihrem eigenen Boden gewachsen waren, und die ihnen Annehmlichkeit und Lieblichkeit gaben. Aus dieser Stelle läßt sich nicht mit Gewißheit sagen, ob Spencer hier die ältern oder neuern Barden meynte. Aus dem, was er vorher von den Irischen Barden sagt, läßt sich so ziemlich vermuthen, daß die Gedichte, die er sahe, aus der neuern Zeit waren, dergleichen ich Ihnen hier eins aus der Englischen Übersetzung geben will. Es ist von O'Gnive, dem Dichter des O'Nial, eines Irischen Großen, der unter Jacob I. seine Güter verwirkte. 226
O trauriger Zustand unserer theuern Landsleute! Schmaler Überrest eines einst glücklichen Volks, jezt sich wälzend in Mord und watend in Blute! Vergebens euer Streben nach Freyheit! Ihr seyd die hülflose Mannschaft eines Schiffes, lange vom Sturme umhergestoßen und zuletzt an der Klippe scheiternd. Wie! Scheitert unser Schiff nicht an unserm eigenen Ufer? Sind wir nicht die Gefangenen des Sächsischen Stammes?227 Ist unser Urtheil nicht schon gesprochen? Ist nicht selbst unser Untergang schon vorher beschlossen? Wir sind wie gefallen vom alten Ruhme unseres ursprünglichen Landes. Unsere Macht ist in Schwäche entehrt, unsere Schönheit in Häßlichkeit, unsere Freyheit in Sclaverey, unsere Siegslieder in wehklagende Trauergesänge. Unsere Vorväter würden ihre Söhne nicht kennen, und, wenn sie sie kennten, für die ihrigen verläugnen. Kehre nicht dein Auge, unsterblicher Gallum, auf deine abtrünnigen Söhne!
Nial der neun Geißeln {Geiseln}, schaue nicht auf uns, damit du nicht errötest über deine gefangene Gadhelians!228 Conn der hundert
Woher diese unglückliche Umbildung? Zahm unterwarft ihr Euch Fremdlingen, niedrig schmiegtet Ihr Euch unter Sächsische Gesetze. Seit ihr von der Billigkeit des Brehons wichet, sind Unglückswolken über Euch geborsten Ströme von Elend haben Euch überschwemmt. Des Himmels Zwecke sind geändert Eure freudenreiche Gefilde sind mit Pfählen umzäunt Eure sonnevergoldeten Hügel sind mit Wällen entstellt und ihr Anblick ist scheußlich ob der Thürme. Die Gesetze der Natur sind verletzt Dies Land, einst der Tugend und Ehre Schauplatz, ist in ein anderes Sachsenland entstellt. Sclaven! Wir kennen unser eigen Land nicht mehr, und unser Land verläugnet uns; wir haben beyde unsere Natur verdreht wir sehen nichts als zwey Ungeheuer einen Sächsischen Bürger und einen Irischen Fremdling.
Unglückliches Land! O! Ihr, Trojanische Belagerte, ohne einen Hektor, der Euch vertheidige! O ihr, Kinder Israels aus Ägypten, ohne einen Moses, der Euch leite! Aber deine Rathschlüsse, o Herr, sind gerecht! Wo nicht die Kinder von Eber-Scot, dem Scythen, all ihr Vertrauen in dich setzen, muß Sachsen, gleich dem Phönix, aus der Asche von Alt-Irland emporsteigen.
Dieses Gedicht muß zu Ende des funfzehnten, wenn Essex den Grafen von Tyrone, der ein O'Nial {O'Neill} war, bekriegte, oder zu Anfange des sechzehnten Jahrhunderts gemacht seyn.229 Der männliche auftretende Geist, der darinne herrscht, zeigt, daß alle Gesetze, die man zur Unterdrückung der Barden machte, doch diesen Geist nicht dämpften, so sehr auch ihr Einfluß dadurch geschwächt worden seyn mag.
Lassen Sie mich das Ganze mit zwey Anekdoten schließen, welche zeigen, daß die Barden ihre Lieder auf Geschichte und Thatsachen gründeten, so sehr sie sie auch bisweilen durch die Dichtkunst entstellt haben mögen.
Heinrich II, König von England, war in den letzten Jahren seiner Regierung zu Pembroke in Südwallis, wo er einen Wallisischen Barden
Der Bischof von London, Gibson, der Camdens Brittannien übersetzt hat, erzählt folgende Geschichte. Ein blinder Harfenspieler sang ein Irisches Lied, welches der Bischof von Derry hörte und ins Englische übersetzen ließ. Es enthielt die Geschichte eines ungeheuren Riesen, der an einem gewissen Orte, der beschrieben wurde, begraben läge, mit einer breiten Platte von purem Golde auf seiner Brust, und goldene Ringe an jedem Finger. Der Bischof, der vermuthlich an Giraldus Geschichte dachte, suchte den Ort, nach der Beschreibung, auf, ließ nachgraben und fand einen Mann von gewöhnlicher Länge, der beynahe in Asche verwandelt war, mit einer kleinen Goldplatte, die auf seiner Brust gewesen war. Von den Ringen aber fand er keine.232.