Corpus of Electronic Texts Edition
Warum Usnechs Söhne das Land verließen (Author: Rudolf Thurneysen)

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Einst zechten die Ulter im Hause Fedlimids, des Sohnes Dalls, der Geschichtenerzähler König Conchobars war. Fedlimids schwangere Frau bewirtete stehend die Männer. Trinkhorn und Fleischportion gingen von Mann zu Mann und bald schon erhob sich trunkenes Geschrei. Als man sich schlafen legen wollte, ging auch die Frau zu ihrem Bett. Wie sie mitten durchs Haus lief, schrie das Kind in ihrem Leib auf, so daß man es im ganzen Gehöft hörte. Da sprangen alle Männer auf und drängten sich Kopf an Kopf im Hause zusammen. Sencha Alills Sohn beruhigte sie aber:

‘Bleibt ruhig’, sagte er. ‘Man soll die Frau zu uns führen, damit wir erfahren, was dieser Lärm bedeutet.’

Und man holte die Frau, und ihr Mann Fedlimid fragte:

    1. Welch rasender Schrei
      tobt dir, o Frau, im schwangeren Leib?
      Dessen Ohren ihn hören, den zerschmettert der Schrei
      aus deinen starkschwellenden Seiten.
      Großes Leid befürchtet mein Herz,
      derart verwundet.

Die Frau ging zu Cathbad, denn der war ein Weiser, und sprach:

    1. Hört Cathbad, Schöner mit lieblichem Antliz,
      der Fürsten edles Diadem und mächtig,
      den der Druiden Zauberkunst erhebt!

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      Denn selbst ich weiß nicht weise Worte,
      kundzutun,
      was in meines Leibes Höhle so aufschrie.
      Weiß doch eine Frau nicht,
      was sie im Leibe trägt.

Da sprach Cathbad:

    1. In deines Leibes Höhle schrie auf
      eine Frau, mit blondgelocktem Haar,
      mit blaün sternengleichen Augen.
      Die Wangen wie Fingerhut, bläulich-purpurn,
      schneeweiß der tadellosen Zähne Pracht.
      Rot wie Saffian leuchten die Lippen.
      Eine Frau, die Streit und Mord erregt,
      unter Ulsters Wagenkämpfen.
    2. Laut schrie in deinem schwangeren Leib
      eine Frau, weiß, schlank, mit langem Haar.
      Um sie werden Helden streiten,
      um sie werden Hochkönige werben.
      Mit schwerem Gefolge wird sie westwärts ziehen
      heimlich aus Conchobars Land.
      Saffianrote Lippen umschließen
      wie Perlen glänzende Zähne.
    3. Königinnen werden ihr neiden,
      ihre Gestalt ohne Makel und Fehl.

Dann legte Cathbad seine Hand auf den Leib der Frau, und das Kind tobte unter der Hand. ‘Richtig’, sagte er, ‘hier ist ein Mädchen. Derdriu, Toberin, wird ihr Name sein. Schlimmes wird sie bringen!’

Später, als das Mädchen zur Welt kam, da sang Cathbad:


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    1. Derdriu, du wirst schön und prächtig,
      welchen Mann wirst du verschmähn!
      Ulster bringst du vieles Leid
      züchtig Mädchen Fedlimids
    2. Lang noch wirkt das Unheil fort,
      Herrlich Weib, das du verschuldest.
      Hör's! Zu deiner Zeit ziehen aus
      die drei hohen Söhne Usnechs.
    3. In Emin, zu deiner Zeit
      wird die böse Tat geschehen.
      Lang wird ihr Verlust noch schmerzen,
      Königssöhne werden fallen.
    4. Du verschuldest, herrlich Weib,
      daß aus Ulster Fergus weicht.
      Vielbeweint sinkt in den Staub
      Fiachna, Enkel Conchobars.
    5. Schlimme Tat vollbringst du selbst,
      zürnend Ulsters hohem König.
      Wo dein enges Grab du findest,
      Derdriu, weit spricht man davon.

‘Man soll das Mädchen töten’, sagten die Ulter.

‘Nein!’ entgegnete Conchobar. ‘Bringt das Mädchen morgen zu mir, es soll nach meinem Willen erzogen und meine Frau werden.’

Die Ulter wagten nicht, ihm sein Vorhaben auszureden. Und so geschah es denn. Derdriu wuchs bei Conchobar auf und wurde das allerschönste Mädchen in Irland. Man erzog sie aber in einem abseits gelegenen Gehöft, damit kein Ulter sie vor jenem Zeitpunkt sehen könne, da sie mit Conchobar das Lager teilen würde. Nur ihr Pflegevater und ihre Pflegemutter und Leborcham


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wurden ins Haus gelassen. Leborcham konnte man den Eintritt nicht verweigern, denn sie war eine Frau, der man keine Bitte abschlägt, da sie sich durch Rügelieder und kräftige Sprüche zu rächen wußte.

In einem Winter nun häutete Derdrius Pflegevater im Schnee ein Kalb, um es für das Mädchen zu braten. Da sah sie einen Raben von dem Blut auf dem Schnee trinken, und sie sprach zu Leborcham:

‘Ich möchte den Mann lieben, der diese drei Farben an sich hat: das Haar wie der Rabe, die Wange wie das Blut und den Leib wie der Schnee.’

‘Heil und Glück dir!’ rief Leborcham. ‘Dieser Mann ist nicht weit. Er ist in der Burg ganz in deiner Nähe. Es ist Noisi, Usnechs Sohn.’

‘So werd ich erst gesund, wenn ich ihn sehe.’

Einst befand sich Noisi allein auf dem Wall der Burg Emin und ließ seine Stimme erschallen, die wohlklingend war wie die Stimme aller Söhne Usnechs. Jede Kuh, die sie hörte, gab beim Melken zwei Drittel mehr Milch als sonst; jedem, der sie vernahm, erklang sie wie die schönste Melodie. Vortrefflich konnten die Söhne Usnechs mit ihren Waffen umgehen. Versammelte sich auch das ganze Fünftel Ulter um sie, die drei Brüder blieben unbesiegt, wenn sie nur ihre Rücken gegeneinander wenden konnten, so gut wußten sie zu fechten und zu parieren. Auch waren sie schnell wie Hunde beim jagen. Sie pflegten das Wild zu Tode zu hetzen.

Als Noisi also allein auf dem Wall stand, lief Derdriu hinaus und tat so, als wolle sie an ihm vorbei. Noisi erkannte sie nicht gleich. ‘Schön ist die Kalbin, die an mir vorbeispringt’, rief er ihr zu. ‘Wohl müssen’, erwiderte sie, ‘ wo Stiere fehlen, die Kalbinnen groß sein.’

‘Du hast ja König Conchobar, den Stier des ganzen Fünftels, für dich allein.’

‘Ich möchte aber zwischen euch beiden wählen können,


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dann nähm ich mir so einen jungen Stier wie dich.’

‘O nein!’ rief Noisi, ‘ schon wegen der Prophezeiung nicht!’

‘Sagst du das, um mich abzuweisen?’ fragte Derdriu. ‘Allerdings!’

Da sprang sie auf ihn zu und ergriff seine beiden Ohren.

‘Zwei Ohren der Schande und des Spottes werden das sein, wenn du mich nicht haben willst!’ rief sie.

‘Laß mich los, Weib!’

‘Das will ich.’

Da stieß er seinen Kriegsruf aus, und als den die Ulter hörten, sprangen sie alle auf. Die Söhne Usnechs aber liefen hinaus, ihren Bruder aufzuhalten.

‘Was hast du?’ fragten sie ihn. ‘Laß deinetwegen keinen Streit unter den Ultern entstehen.’

Nun erzählte er ihnen, was ihm passiert war.

‘Das wird böse Folgen haben’, sagten sie. ‘Was aber auch werden mag, du sollst, so lange wir am Leben sind, nicht in Schande leben. Wir wollen mit dem Mädchen in ein anderes Land ziehen. Es gibt in Irland keinen Fürsten, bei dem wir nicht willkommen wären.’

Da hielten sie Rat. Und in derselben Nacht noch rückten sie aus: drei mal fünfzig Krieger und drei mal fünfzig Frauen und drei mal fünfzig Hunde und drei mal fünfzig Diener – auch Derdriu war dabei. Lange Zeit zogen sie unter Fürstenschutz in Irland umher. Doch Conchobar versuchte immer wieder, durch Hinterhalt und List sie zu verderben. Und sie kamen nach und nach von Esruaid an der Grenze von Ulster und Connaught südwestwärts bis zum Etar-Horn im Nordosten. Doch die Ulter vertrieben sie schließlich hinüber nach Schottland, und dort ließen sie sich in der Einöde nieder. Als ihnen aber das Wild des Gebirges auszugehen begann, unternahmen sie Raubzüge nach dem Vieh der Schotten


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und trieben es weg. Da versammelten sich eines Tages die Schotten, um die Eindringlinge auszurotten. Nun zogen die Ulter zum König von Schottland, der nahm sie in sein Gefolge auf, und sie leisteten ihm Kriegsdienste. Und sie errichteten sich auf der Burgwiese eigene Häuser. Das alles geschah wegen des Mädchens, damit sie nicht ihretwegen umgebracht würden.

Einst ging der Oberverwalter des Königs frühmorgens um Noisis Haus herum und sah das Paar darin schlafend. Sofort eilte er zum König und weckte ihn.

‘Wir haben’, so sprach er, ‘bis heute keine dir ebenbürtige Frau gefunden. Noisi Usnechs Sohn hat eine Frau, die des Königs des Westens von Irland würdig ist. Laß Noisi töten und diese Frau dein Lager teilen.’

‘Nein’, erwiderte der König, ‘geh lieber jeden Tag zu ihr und wirb bei ihr für mich.’

Und so geschah es auch. Aber alles, was der Oberverwalter am Tage zu ihr sagte, berichtete sie in der Nacht ihrem Mann. Und da sie sich nicht überreden ließ, schickte man die Söhne Usnechs in gefahrvolle Kämpfe, damit sie umkämen. Sie zeigten sich jedoch in jedem Streite stark, und man kam bei ihnen durch diese Kriegszüge nicht zum Ziel.

Nun rief man die Schotten zusammen, um die Söhne Usnechs umzubringen, nachdem man auch dieses Vorhaben mit Derdriu besprochen hatte. Sie aber erzählte es Noisi und sagte: ‘Zieht aus! Denn wenn ihr nicht diese Nacht entkommt, werdet ihr morgen erschlagen.’ – So zogen sie in der Nacht davon und ließen sich auf einer Insel des Meeres nieder.

Von diesem Geschehen erfuhr man in Ulster. ‘Es ist ein Jammer, Conchobar’, sagten die Ulter, ‘daß die Söhne Usnechs wegen dieser Frau im Feindesland umkommen sollen. Besser wär's wohl, Nachsicht zu üben, damit sie in ihr Land zurückkehren, als daß sie unter den Feinden fallen.’


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‘So mögen sie kommen’, sagte Conchobar. ‘Ich will ihnen Bürgen senden.’ Dies wurde den Söhnen Usnechs überbracht.

‘Uns ist es recht’, war die Antwort, ‘wir werden kommen. Als Bürgen wählen wir Fergus und Dubthach und Conchobars Sohn Cormac.’

Diese gingen zu Usnechs Söhnen und bewogen sie, die Insel zu verlassen und mit ihnen zurückzukehren. Unterwegs indes wurde Fergus auf Conchobars Veranlassung hin von anderen umdrängt und zu Biergelagen eingeladen. So verweilte er mit Dubthach und Cormac. Die Söhne Usnechs aber hatten gesagt, sie würden keine Speise in Irland anrühren, bevor sie von Conchobars Speise gegessen hätten, und zogen nun, von Fergus' Sohn Fiachu begleitet, auf die Burgwiese von Emin.

Zu dieser Zeit war auch der Fürst von Fernmag, Eogan Durthachts Sohn, gekommen, um mit Conchobar Frieden zu schließen, denn sie hatten sich lange schon befehdet. Dieser erhielt nun den Auftrag, unterstützt von Conchobars Kriegsvolk, die Söhne Usnechs umzubringen, so daß sie nicht bis zum König vordringen könnten. Die Söhne Usnechs standen auf der Wiese, und die Frauen saßen auf dem Wall von Emin. Eogan kam nun mit seinen Leuten über die Wiese, da stellte sich Fergus' Sohn dem Noisi zur Seite. Eogan begrüßte sie mit einem Stoß seines gewaltigen Speeres, der Noisis Rücken zerschmetterte. Fergus' Sohn sprang zu Noisi, legte beide Arme über ihn, so daß er ihn, derart beschützend, unter sich brachte. Noisi wurde nun von Eogan durch den Körper von Fergus' Sohn hindurch erstochen. Dann begann auf der Wiese ein Morden, daß keiner der Spitze des Speeres oder der Schneide des Schwertes entrann. Derdriu brachte man mit auf den Rücken gebundenen Händen zu Conchobar.

Das erfuhren die zurückgebliebenen Bürgen, Fergus, Dubthach und Cormac. Sofort eilten sie rächend herbei.


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Dubtach tötete mit einem Speerstoß Mane, einen Sohn Conchobars, und Fiachna, Sohn von Fedelm, der Tochter Conchobars. Und Fergus erschlug Traigthren Traiglethans Sohn und dessen Bruder. Diese Taten brachten Conchobar derart gegen die Bürgen auf, daß es noch am gleichen Tage zur Schlacht zwischen ihnen kam, in der dreihundert Ulter fielen. Und Dubthach ermorderte die Mädchen von Ulster, und noch vor Tagesanbruch steckte Fergus Emin in Brand. Dann wanderten sie aus nach Connaught zu Alill und Medb, denn sie wußten, daß dieses Herrscherpaar sie gut aufnehmen würde. Mit dreitausend Mann zogen sie aus. Und sechzehn Jahre lang ließen sie das Klagegeschrei und Zittern in Ulster nicht aufhören, jede Nacht brachten ihre Raubzüge neuen Jammer über die Ulter.

Derdriu lebte ein Jahr lang bei Conchobar, und während dieser Zeit lachte sie nicht ein einziges Mal, aß nicht und schlief nicht und hob ihren Kopf nicht von ihrem Knie. FüHrte man Spielleute zu ihr, so pflegte sie zu sagen:

    1. Dünkt die Kriegerschar euch schön
      die im Schritt nach Emin kommt?
      Stolzer schritten einst nach Hause
      Usnechs heldenhafte Söhne.
    2. Noisi kam mit Hasel-Met,
      und ich badete ihn beim Feuer.
      Ardan brachte Hirsch und Eber,
      Andle Holz auf seinem Rücken.
    3. Schmeckt euch süß der edle Met,
      den der Ness streitbarer Sohn trinkt?
      Wahrlich, häufig hatt' ich einst
      Speise, die mir süßer schmeckte

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    5. Hatte Noisi erst den Herd
      auf des Waldes Flur gebreitet,
      schmeckte süßer noch als Honigspeise,
      was erbeutet Usnechs Sohn.
    6. Hell klingt eurem Ohr die Weise
      eurer Pfeifer und Hornisten.
      Heut bekenn ich's frei heraus:
      Schönre Weise hört' ich einst.
    7. Wohl liebt Conchobar, der König,
      seine Pfeifer und Hornisten:
      Froher klangen mir die Weisen,
      die mir Usnechs Söhne sangen.
    8. Kraftvoll war nur Noisis Lied –
      ewig konnte man ihm lauschen! –.
      Herrlich Ardans Mittelstimme;
      Andle sang den Baß dazu
    9. Noisi ward das Grab gegraben.
      Elend hat man ihn beschützt!
      Weh mir! Ich bin's, die den Gifttrank
      eingeschenkt, an dem er starb.
    10. Lieb war mir das schöne Berthan,
      prächtige Menschen, bergiges Land.
      Ich Verlass'ne! Nie mehr werd ich
      warten auf des Usnechs Sohn.
    11. Lieb war mir sein fester Sinn,
      lieb der edle, zücht'ge Mann
      Nach dem Marsch durch Waldes Wall,
      lieb das Kosen in der Dämm'rung.

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    13. Allen Fraun entflammte sein Auge;
      blau war's, blitzend gegen Feinde.
      Kam vom wald er heim, so klang
      froh durchs Dickicht seine Stimme.
    14. Drum schlaf ich nicht,
      färbe die Nägel nicht mehr purpurn.
      Freude naht nicht meinem Wachen,
      sind doch Usnechs Söhne fern!
    15. Ich schlafe nicht
      die halbe Nacht auf meinem Lager.
      Heftig stürmen die Gedanken.
      Essen, lachen kann ich nicht.
    16. Keinen Sinn hab ich für Freude,
      füll'n gleich Edle Emins Halle,
      noch für Friede, Lust und Ruhe,
      für Palast und schönen Schmuck.

Wenn aber Conchobar sie zu besänftigen versuchte, dann sagte sie:

    1. O Conchobar, was willst du nur?
      Du schufst mir Kummer und Klage.
      Drum wird, so lang mein Leben währt,
      zu dir meine Liebe nicht groß sein.
    2. Was unterm Himmel das Schönste mir war,
      was ich am heißesten liebte,
      das raubtest du mir durch schändliche Tat.
      Nie seh ich es mehr, bis ich sterbe.
    3. O Jammer, daß die Schönheit verschwand,
      die Usnechs Sohn mir enthüllte!
      Schwarz häuft sich Gestein über weißem Leib,
      der alle dereinst überstrahlte.

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    5. Purpurn seine Wangen, die Lippen rot
      und schwarz wie Pech seine Wimpern.,
      Die Perlenzähne erglänzten hell
      wie die leuchtende Farbe des Schnees.
    6. So wohlbekannt war sein herrlich Gewand
      in der Schar der schottischen Krieger!
      Der Leibrock schön, in Purpur gefärbt;
      die Borte aus rotem Golde.
    7. Das Kleid von Seide, ein kostbarer Schatz,
      mit hunderten Gemmen besetzt;
      und fünfzig Unzen Silber wohl
      zu seinem Schmucke verwandt.
    8. Das Schwert mit Goldknauf in der Hand,
      zwei Speere, grün und spitz;
      der Schild umrandet mit gelbem Gold,
      ein silberner Buckel darauf.
    9. Der schöne Fergus beredete uns
      zu fahren über die Flut.
      Um Bier hat er seine Ehre verkauft!
      Seine Taten sind alle dahin!
    10. Wären alle Ulter versammelt im Feld
      und Conchobar in der Mitte,
      ich gäbe sie alle willig hin,
      könnt' Noisi ich dafür ertauschen.
    11. Brich heut mir, Conchobar, nicht das Herz!
      Man rühmt dich weise und klug.
      Mein Schmerz wogt heftiger als die See.
      Bald sink ich ins frühe Grab.


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‘Was haßt du am meisten von dem, was dich umgibt?’ fragte Conchobar.

‘Dich’, erwiderte sie, ‘und Eogan Durthachts Sohn.’

‘So sollst du ein Jahr bei Eogan leben!’ erwiderte er. Und Conchobar gab Derdriu Eogan.

Am Tag darauf fuhren sie nach dem Festplatz von Macha. Derdriu saß hinter Eogan im Wagen. Sie hatte aber gelobt, nie ihre zwei Männer zur gleichen Zeit zu sehen.

‘He, Derdriu’, rief Conchobar, ‘so zwischen mir und Eogan machst du die Augen wie ein Schaf zwischen zwei Widdern!’

Und als sie an einem großen Felsblock vorbeifuhren, da schlug sie ihren Kopf gegen den Stein, so daß er zerschmetterte. So starb sie.