Corpus of Electronic Texts Edition
Eine Variante der Brendan-Legende (Author: Rudolf Thurneysen)

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section 1

Die zwölf Apostel lrlands waren in Clonard in der Lehre bei Finden; da bereitete Finden den Aposteln und den übrigen Heiligen lrlands ein Gelage. Wie sie am schönsten beim gemeinsamen Trunke des Gelages waren, sahen sie eine gewaltige Blume ohnegleichen als (Zeichen (?))1 des Landes der Verheißung zu ihnen kommen. Da wuchs nun in ihnen der Drang und der Entschluß zu gehen, das Land der Blume zu suchen. Keiner erlangte es vor dem anderen dahin zu gehen, bis das Los zwischen ihnen geworfen wurde, nämlich zwischen jedem Paar von ihnen, so daß es dann die zwei Brenainn traf, hinzugehen. Nun warfen die zwei Brenainn das Los zwischen sich selbst, welchem von ihnen es zukäme zu gehen, das Land der Verheißung zu suchen. Nun traf es Brenainn von Birr dorthin zu gehen. Da versanken nun alle Heiligen lrlands in Schweigen und Sorge, weil es sie bekümmerte, daß es dem Senior, d. h. dem Ältesten der Heiligen lrlands und dem Weisen der Wahrsagung, zufiel in den Schlund des Meeres und der großen See zu gehen. Da sprach Brenainn, der Sohn Findlugs: ‘lch bin der jüngere, ich werde auf die See gehen.’ Und dazu sang er dieses Lied:

Es waren beim heftigen edlen Lernen die zwölf Apostel Irlands; bei Finden mit zwanzigen von Klöstern sangen sie eifrig ihre Lektion.

Da sahen sie die Blume zu sich kommen, die wackere, wahrhaft gute Versammlung, vom glänzenden Land der Verheißung, vom König der Könige, vom königlichen Herrscher.

Sie sagten alle miteinander — es gehörte zu ihren guten Beschlüssen — , sie wollten bis zum Zusammentreffen mit Gottes Geheimnissen das Land der Blume suchen.


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Gott benahm jedem Paar von ihnen, den alten Heiligen,2 die Vollendung der Mühsal zugunsten eines herrlichen, großen Loswurfs, so daß es den zwei Brenainn zufiel.

Da segnete sie der Gott des Glanzes nebst ihren Gefäßen mit Biermalz, den Brenainn von Birr, die Siegeskraft des Herrschertums, und Brenainn den Sohn Findlugs.

Da warfen sie das liebliche, lautere Los in Gegenwart der Apostel; Brenainn von Birr mit dem Ruhm — ihm fiel die Reise zu.

Schwer war für die Leute der würdigen Versammlung mit den schönen Trinkhörnern des Festtrunks das Zusammentreffen ihres heilen Weisen und ihres Seniors mit dem Tritt3 des großen Meeres.

‘Weil ich hier bis jetzt der jüngste bin’, sagte Brenainn der Junge in Erhabenheit, ‘mag mir auch werden, was daraus werden wird — ich werde auf die See gehen.’

Da wurde durch Brenainn ein treffliches Boot bereitet nach Größe und Bemannung, nämlich 45 und dreimal siebzig, das war die Zahl, die ins Boot stieg.