Corpus of Electronic Texts Edition
Geschichten von Cano mac Gartnáin (Author: Rudolf Thurneysen)

section 13

Er machte ein Kunstlied für Diarmait, den Sohn von Aed Sláne. ‘Geh, Bursche’, sagte er, ‘mit dem Kunstlied zum König von Irland.’ Dieser ging nach dem Osten. Er sang das Lied. ‘Das Lied ist gut’, sagte Diarmait. Er war eben dabei eine Fußfessel für Grip, sein Pferd, zu winden. ‘Nimm diesen Weidenstrick mit für Senchán.’ Dieser (der Bursche) ging nach dem Westen und war nicht zufrieden. ‘Hier, armer Kerl’, sagte er, ‘hast du den Fesselstrick als Lohn für dein Kunstlied.’ ‘Von Königen ist ein Weidenstrick besser als ein Begehren, Bursche’, sagte er, (Senchán).—‘Geh, Bursche’, sagte er nach einem Jahre, ‘mit einem Kunstlied zum König von Irland.’ Der Bursche sang das Lied. ‘Gut’, sagte Diarmait; ‘nimm diesen Wurfsper mit für Senchán.’


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‘Hier, Unglücklicher’, sagte der Bursche, ‘bekommst du eine Waffe von Diarmait, um dich zu verspotten.’—‘Geh, Bursche, mit einem Kunstlied zu Diarmait. Das Lied ist gut.’ Der Bursche nahm das Lied auf sich.—‘Wo ist Diarmait?’ ‘Er ist in einem Gemach und mißt Gold und Silber ab. Du tätest gut zu ihm zu gehen.’ ‘Mach auf!’ sagte der Bursche. ‘Wer ist da?’ sagte Diarmait. ‘Sencháns Bursche.’ Der Bursche sang das Lied. ‘Es ist gut’, sagte Diarmait. ‘Nimm hundert Unzen Rotgold für Senchán mit und sechzig (Unzen) Silber für dich selber.’ ‘Wohl, Bursche’, sagte Senchán; ‘was macht dich diesmal fröhlich?’ ‘Hier bekommst du etwas Gutes’, sagte der Bursche: ‘hundert Unzen Rotgold.’ ‘Das ist besser, Bursche, als ihn schlecht zu machen (oder: zu verdrießen).’—‘Geh, Bursche, mit einem Kunstlied zu Diarmait.’ ‘Man wird gehn’, sagte er.—‘Wo ist Diarmait?’ ‘Er ist jagen gegangen.’ Er ging ihm nach ins Gebirge. Die Männer folgten einem Hirsch ins Tal; Diarmait blieb unter seinen Pferden zurück. Der Bursche erkannte ihn; er traf ihn zwischen den Pferden. Der Bursche tat ihm das Kunstlied kund. ‘Gut, Bursche’, sagte er. ‘Nimm für Senchán dreißig Pferde nebst ihren Zügeln und Halsgehängen mit.’