Corpus of Electronic Texts Edition
Geschichten von Cano mac Gartnáin (Author: Rudolf Thurneysen)

section 11

Darauf gingen sie über den Shannon nach Connaught, um Guaire aufzusuchen, und kamen zum Hause Marcáns, bei dem Cred, die Tochter Guaires, (als Frau) war. Diese hatte sich in ihn (Cano) verliebt, schon bevor er aus dem Osten herüberkam. Damals (als sie sich verliebte) sagte sie: ‘Cano Gartnáns Sohn von Scí, Cred vom glänzenden Maenmag—wehe, daß viel Raum und viel Meer zwischen ihnen liegt! Wenn Cred, Guaires Tochter, jemand wäre (etwas gälte), so wäre die See, die sie trennt, schmal, und Gartnáns Sohn, der junge, .. käme um sie werben.’—


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Er hatte dann ihren Wohnsitz geschont zu der Zeit, da er mit Diarmait kam, als Diarmait dem Guaire die Schlacht lieferte; damals hatte er ihren Wohnsitz geschont.—‘Geh, Bursche’, sagte er (Cano, zu seinem Diener), ‘in das Gehöfte. Bitte Cred um Schutz für uns, bis wir zu Guaire kommen.’ Da sprach Cano: ‘Bring ihr einen Gruß von mir, Cred, der Tochter Guaires, und sing ihr diese Verse; ich werde dasselbe von ihr erhalten.’ ‘Dir werden diese Verse gebracht, Cred!’ sagte Colcu Marcáns Sohn. Da sprach sie: ‘O Colcu, wenig weißt du davon, obschon (vielleicht: was, oder: wem) ich summe; meine Liebe hab ich einem Manne geschenkt, der mir nach seinem Erbland nicht nahe ist.’ ‘Das ist richtig, was du singst’, sagte Marcán; ‘er (Colcu) ist nicht (dein) Freund (darf dein Geliebter nicht sein), gehört er doch zu diesem Hauswesen.’ [Sie sagte:]‘O Marcán, ich war nicht hinter deinem Söhnchen her; dein Söhnchen soll mich nicht erlangen, bis du stirbst.’ ‘Ich summe nicht, um meine Liebe einem in Irland mehr zu schenken als dem andern. Wehe der, der Cano fern ist, und deren Freund (Geliebter) Colcu ist!’ Sie wurde dann (späterhin) des Umgangs mit Colcu bezichtigt, als Guaire selber sagte, um sie aufzustiften: ‘Cred bei Marcán—der war kein Knabe (mehr)—nahm Colcus Werbung nicht an; Cred verletzte ihre Züchtigkeit nicht außer bei einem Genossen.’


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